Selbstoptimierung und Enhancement

Selbstoptimierung und Enhancement
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Описание книги

Selbstoptimierung ist der in der Gegenwart derzeit am meisten diskutierte gesellschaftliche Trend. Diese ethische Einführung konzentriert sich auf die Selbstoptimierung im engen Sinn oder das «Enhancement», d.h. auf technikbasierte, vorwiegend biomedizinische Methoden zur menschlichen Selbstverbesserung im Unterschied zu traditionellen Methoden. Sie erläutert zunächst die grundlegenden, aber in der Debatte meist nicht genauer beachteten Konzepte «Glück», «Gerechtigkeit», «Freiheit» und «Natur». Im Anschluss gibt sie einen Überblick über die unterschiedlichen Formen des Enhancements, arbeitet in einer klaren Sprache die verschiedenen Problemebenen heraus und systematisiert und prüft die wichtigsten Positionen und Argumente zur Selbstoptimierung. Ziel ist es, durch eine kritische Prüfung der Argumente für und gegen einzelne Optimierungsmaßnahmen zur Versachlichung und Rationalisierung der öffentlichen Diskussion beizutragen.

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Dagmar Fenner. Selbstoptimierung und Enhancement

Inhalt

1 Einleitung: Begriffsklärungen, Positionen und kultureller Kontext

1.1 Analyse der Begriffe „Selbstoptimierung“, „Selbst“ und „Enhancement“ 1.1.1 Selbstoptimierung

1.1.2 Das „Selbst“

1.1.3 Enhancement

1.2 Kulturelle Voraussetzungen und Ambivalenz des Selbstoptimierungstrends. 1.2.1 Kulturelle Voraussetzungen

1.2.2 Ambivalenz des Selbstoptimierungstrends

1.3 Wunscherfüllende Medizin und die Abgrenzung von Therapie und Enhancement

1.3.1 Deskriptive Analyse verschiedener Krankheits- und Gesundheitsmodelle

1.3.2 Notwendigkeit einer normativen Rechtfertigung von Therapie und Enhancement

1.4 Wichtige Unterscheidungen und Positionen von Biokonservativen bis Transhumanisten. 1.4.1 Elementare Differenzierungen von Verbesserungs-Handlungen

1.4.2 Opposition zwischen Biokonservativen und Bioliberalen

2 Normative Bezugsgrößen

2.1 Glück oder gutes Leben als individualethischer Maßstab

2.1.1 Definitionen vom „Glück“ oder „guten Leben“

2.1.2 Philosophische Theorien des Glücks oder guten Lebens

2.1.3 Empirische Untersuchungen zum Glück

2.2 Gerechtigkeit als sozialethischer Maßstab

2.2.1 Egalitarismus: komparative, egalitäre Gerechtigkeit

2.2.2 Nonegalitarismus: adressatenbezogene inegalitäre Gerechtigkeit

2.3 Freiheit und Würde

2.3.1 Philosophische Konzepte von „Freiheit“

2) Willensfreiheit

2.3.2 Würde

2.4 Normalität und Natur

2.4.1 Mehrdeutigkeit von „NormalitätNormalität“

2.4.2 Mehrdeutigkeit von „Natur“

2.4.3 Die „menschliche NaturNaturmenschliche“

2.4.4 Menschenbilder

3 Körperliches Enhancement

3.1 SchönheitsoperationenSchönheitsoperationen

3.2 Unsterblichkeit und LebensverlängerungLebensverlängerung

3.2.1 Individualethische Argumente

3.2.2 Sozialethische Argumente

3.3 Digitale Selbstvermessung und Quantified Self

3.3.1 Pro-Argumente

3.2.2 Kontra-Argumente

3.4 DopingDoping im Sport

4 Neuro-Enhancement

4.1 Emotionales Enhancement

4.1.1 Zur chemischen Induzierbarkeit von „Glück“ oder „Stimmung“

4.1.2 Gefährdung der „emotionalen Authentizität“

4.1.3 Gefährdung der „Authentizität der Persönlichkeit“

4.2 Kognitives Enhancement

4.2.1 Analyse der Begriffe „Kognition“ und Intelligenz“

4.2.2 Zum Wert von Intelligenz und ihrem Beitrag zum Glück

4.2.3 Wirkungen und Nebenwirkungen der wichtigsten kognitiven Neuroenhancer

4.3 Moralisches Neuroenhancement

4.3.1 Emotionales moralisches Enhancement

4.3.2 Kognitives moralisches Enhancement

Fazit: indirektes kompensatorisches moralisches Enhancement

4.4 Kritik am Neuroenhancement insgesamt

5 Genetisches Enhancement

6 Schluss

Bibliographie

Personenregister

Sachregister

Ach, Johann

Agar, Nicolas

Annas, George

Aristoteles

Arneson, Richard

Baier, Horst

Bayertz, Kurt

Beck, Ulrich

Bentham, Jeremy

Bieri, Peter

Birnbacher, Dieter

Boorse, Christopher

Borkenhagen, Ada

Bostrom, Nick

Brock, Dan

Bröckling, Ulrich

Buchanan, Alan

Caplan, Arthur

Csikszentmihalyi, Mihaly

Daniels, Norman

Davis, Kathy

Degele, Nina

DeGrazia, David

Douglas, Thomas

Duttweiler, Stefanie

Earp, Brian

Ehrenberg, Alain

Eissa, Tina-Louise

Elliott, Carl

Engels, Eve-Marie

Farah, Martha

Feinberg, Joel

Fink, Helmut

Foot, Philippa

Foucault, Michel

Frankfurt, Harry

Freedman, Carol

Freud, Sigmund

Fukuyama, Francis

Galert, Thorsten

Gamm, Gerhard

Gesang, Bernward

Glover, Jonathan

Griffin, James

Gugutzer, Robert

Habermas, Jürgen

Han, Byung-Chul

Harris, John

Heilinger, Jan-Christoph

Hermann, Beate

Hildt, Elisabeth

Horkheimer, Max

Huxley, Aldous

Juengst, Eric

Kahane, Guy

Kant, Immanuel

Kass, Leon

Kettner, Matthias

King, Vera

Kipke, Roland

Knoepffler, Nokolaus

Kramer, Peter

Kraut, Richard

Krebs, Angelika

Kurzweil, Ray

Leefmann, Jon

Lenk, Christian

Lieb, Klaus

Liessmann, Konrad

Little, Margaret

Lüttenberg, Beate

Maasen, Sabine

Maio, Giovanni

Margalit, Avishai

Meili, Barbara

Meißner, Stefan

Metzinger, Thomas

Mill, John Stuart

Mühlhausen, Corinna

Müller, Oliver

Murray, Thomas

Nagel, Saskia

Nietzsche, Friedrich

Nozick, Robert

Nussbaum, Martha

Parens, Erik

Pawlenka, Claudia

Persson, Ingmar

Quante, Michael

Ranisch, Robert

Rawls, John

Rosa, Hartmut

Ruck, Nora

Runkel, Thomas

Sandel, Michael

Sartre, Jean-Paul

Savulescu, Julian

Schleim, Stefan

Schmid, Wilhelm

Schöne-Seifert, Bettina

Schopenhauer, Arthur

Schramme, Thomas

Seel, Martin

Selke, Stefan

Sen, Amartya

Siegetsleitner, Anne

Slote, Michael

Sloterdijk, Peter

Sorgner, Stefan

Steinfath, Holmer

Straub, Jürgen

Synofzik, Matthias

Talbot, Davinia

Uhlendorf, Niels

Vaas, Rüdiger

Villa, Paula-Irene

Wagner, Greta

Walzer, Michael

Welling, Lioba

Werner, Micha

Whitehouse, Peter

Wiesing, Urban

Abhängigkeitsgefahr

Allzweckmittel/-güter

Amphetamine, s. auch Stimulanzien

Anthropologie

negative

und Ethik

Antidementiva

Arbeitsverdichtung

Argumente

ad hominem

Analogie-

anthropologische

Bewährungs-

christliche/religiöse

Dammbruch-

Einbettungs-/Ausdehnungs-

Fremdbetrugs-

Gattaca-

Kontingenz-

Kontinuitäts-

Plausibilitäts

Selbstbetrugs-

Traditions-

Trickle-down-

Verdrängungs-

Aristotelischer Grundsatz

Ästhetik der Existenz

Aufmerksamkeit, positive/negative

Aufmerksamkeitssteigerung

Authentizität

als Autonomie

als Übereinstimmung

als zeitliche Kohärenz

emotionale

präreflexive

Authentizitäts-Modelle

identifikatorisch-reflexives

konservativ-essentialistisches

kriteriologisches

Autonomie, s. Freiheit, Willens-

Biokonservatismus

absoluter, radikaler/diskursiver, kriteriologischer

Bioliberalismus

radikaler, einfacher/reflektierter, aufgeklärter

Biopolitik

Burnout

Calvinismus, pharmakologischer

Chancengerechtigkeit, s. Chancengleichheit

Chancengleichheit

formale

materielle

schwächeres Konzept („social structure view“)

stärkeres Konzept („brute luck view“)

Chimären

Chirurgie, plastische/rekonstruktive

Cyborg

Dankbarkeits-/Kreativitätsrahmen

Datenschutz

Determinismus

Diskriminierung

Dopamin

Doping

Druck, sozialer

Effizienz-/ Leistungssteigerung

Egalitarismus

Chancen-auf-Wohlergehens-

Schicksals- („luck“-)

Verfahrens-

wirtschaftsliberaler

Wohlergehens- („welfare“-

Enhancement

absolutes, nichtkompetitives

autonomes, freiwilliges

biomedizinisches

direktes/indirektes

emotionales

extrinsisches

genetisches

heteronomes, staatliches

intrinsisches

kognitives

kompensatorisches

körperliches

moderates

moralisches

Motivations-

Neuro-

neurophysiologisches, neurobionisches

Persönlichkeits-

pharmakologisches

radikales

relatives, kompetitives

sozialdemokratisches

verdecktes/implizites

Entfremdung

Ethik

Allgemeine

Angewandte

Bio-

Diskurs-

Gattungs-

Gefühls-/Gerechtigkeits-

Individual-, Strebens-

konsequentialistische

Medizin-

Neuro-

Sozial-, Sollens-

utilitaristische

Eugenik

alte/neue

negative/positive

Fairness

Fehlschlüsse

genetische

Sein-Sollen-

Zirkelschluss

Freiheit

Fortpflanzungs-, reproduktionelle

Handlungs- (negative)

Willens-, Autonomie (positive)

Willkür-

Funktionalismus, Informationismus

Gedächtnis-Chip

Gefühle

moralische

reflexive (Gefühle zweiter Ordnung)

-regungen/Stimmungen

vernünftige/unvernünftige

Gefühlstheorien

intentionales Modell

kognitive

physiologische

Ursache-Wirkungs-Modell

Gehirn-Computer-Schnittstellen

Gentechnik

Gerechtigkeit, s. auch „Egalitarismus“/„Nonegalitarismus“

Chancen-, s. „Chancengleichheit“

soziale

Verfahrens-

Verteilungs-, distributive

Wettbewerbs-

Zugangs-

Gesundheit

Minimal-/Maximalbegriff

naturalistisches Konzept

normativistisches Konzept

wissenschaftlicher/lebensweltlicher Begriff

Gesundheits-/Krankheits-Modelle

biostatisches

integratives

relationales

subjektivistisches, lebensweltliches

Gesundheitssystem, marktliberales (Präferenz-Effizienz-Modell)

Glück

Empfindungs-/Erfüllungs-

episodisches

Flow-

Glücks-„set point“

Glückshormone

Glücks-Paradox

illusionäres

Lebensdauer-, übergreifendes

positives/negatives

Subjektivierung/Psychologisierung des

Welt-Selbst-Verhältnis

Wohlbefinden/Wohlergehen

Glückstheorien

Gütertheorie/Objektive-Liste-Theorie

gutes Leben

Hybridtheorie

subjektivistische/objektivistische

Wunsch-/Ziel-Theorie

Güter

Grund-, elementare

gutes Leben

positionale/absolute

Halo-Effekt

Hedonismus

attitudinaler

naiver/reflektierter

qualitativer/quantitativer

Hirn-Doping

homo

aestheticus

modificans

oeconomicus

psychologicus

Humanismus

Identität

Identitätsstörung/-krise

Identitätsverlust/-wechsel

numerische/personale

Individualisierungsprozesse

Intelligenz

biologische/kulturbedingte

emotionale

kognitive

künstliche

und Glück

Kognition

Kohärenz, diachrone/synchrone

Kryptonormativität

Lebensverlängerung

Leistungsdruck

Liberalismus

Libertarismus

Lifelogging

LOHAS

Lookism

Manipulation

Medikalisierung

Medizin

Anti-Aging-

Enhancement-

wunscherfüllende/kurative

Mensch, s. auch „Anthropologie“ „homo“

genealogisches Kriterium

genomisches Kriterium

Kulturwesen (normative Bestimmung)

Naturwesen (deskriptive Bestimmung)

phänotypisches Kriterium

Menschenbilder

deskriptive/normative

technizistische

Methylphenidat

mind uploading

Modafinil

Motivation, extrinsische/intrinsische

Narzissmus

Natur

außermenschliche/menschliche (klassifikatorische Unterscheidung)

deskriptiver/normativer Begriff

menschliche

Natürlichkeit

genetische

Natürlichkeit/Künstlichkeit (komparative Unterscheidung)

qualitative

Neoliberalismuskritik

Neurodeterminismus

Neuroprothesen

Neurotranszender

Neurowissenschaften

Nonegalitarismus (Inegalitarismus)

Noradrenalin

Normalität

biostatische

deskriptiver/normativer Begriff

statistische

Ökonomisierung der Lebenswelt

Optimierung, Optimum

Optimismus, naiver/funktionaler

Oxytocin

Perfektionismus/perfektionistisch

Persönlichkeit

Pharmakologie, kosmetische

Posthumanismus

Propanolol

Prozac

Psychiatrie, biologische

Psychologie

humanistische

positive

Quantified-Self

Rechte (auf)

Menschen-

Privatsphäre

Ritalin

Roboterethik

Schönheit

Schönheitsideale

Schönheitsoperationen

Selbst

erschöpftes

unternehmerisches

Selbstausbeutung

Selbstkonzept/ -bild

Selbstmanagement

Selbstoptimierung

enger/weiter Begriff

negative Aspekte

positive Aspekte

Selbststeuerungsfähigkeit/Selbstkontrolle

Selbstverwirklichung

aspiration-fulfillment-Modell

capacity-fulfillment-Modell

Serotonin

Solidaritätsverlust

Stimmung

Stimmungsaufheller

Stimulanzien

Tätigkeiten

extrinsische/ergebnisorientierte

intrinsische/praxisorientierte

Technikkritik

Therapie-Enhancement-Unterscheidung

Transhumanismus

kohlenstoffbasierter/siliziumbasierter

Unsterblichkeit

biologische

körperliche

kybernetische

Verdinglichung

Wettbewerb

Wünsche

aufgeklärte/unaufgeklärte

erster/zweiter Ordnung

informierte/uninformierte

neurotische

Würde

äußere Würde-Darstellung

individualisierende/Gattungsbetrachtung

innere, s. auch „Willensfreiheit“

Ziele

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Prof. Christoph Horn gewidmet für all die vielen intensiven philosophischen Diskussionen

Wie bei vielen anderen „Trends“ ist allerdings nicht leicht auseinanderzuhalten, wie weit die Medienberichterstattung und philosophisch-literarische Zeitdiagnostik die Entwicklungsrichtung nur passiv widerspiegeln und beschreiben oder aktiv beeinflussen und verstärken (vgl. dazu WagnerWagner, Greta, 54). Nach einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung kannten 2014 nicht einmal 40 % der befragten Deutschen den Begriff „SelbstoptimierungSelbstoptimierung“, sodass es sich noch nicht um einen „Volkssport“ handeln könne (vgl. GfK). Wenn sich nach einer Befragung des TNS Infratest 2016 bereits 59 % aller Deutschen „mehr oder weniger“ zur Selbstoptimierung „bekennen“, dürfte „Selbstoptimierung“ dabei sehr weit gefasstSelbstoptimierungenger/weiter Begriff worden sein (vgl. MühlhausenMühlhausen, Corinna u.a. 2016, 5). In Einzelfällen mögen die Kritiker den Kommentatoren mit gewissem Recht vorwerfen, der behauptete Trend sei ein bloßer „Medienhype“ (vgl. WagnerWagner, Greta, 27f./Schoilew, 29): Mit plakativen Titeln wie „Die Hoffnung auf schnelleres Denken verführt Akademiker zu GehirndopingHirn-Doping“ oder „Immer mehr Menschen greifen zu Glückspillen oder legen sich um der Schönheit willen unters Messer“ wird eine exponentiell zunehmende Verbreitung suggeriert. Eine direkte empirische Überprüfung ist aber insbesondere bei den z.B. für die Leistungssteigerung verwendeten Psychopharmaka schwierig, weil die meisten davon in Deutschland offiziell nur beim Vorliegen bestimmter Krankheiten verordnet werden dürfen. Zwar könnte die mediale Botschaft von einem dramatischen Anstieg des Konsums im Sinne einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“ dazu führen, dass tatsächlich mehr Menschen sich für einen nichtmedizinischen Gebrauch von angeblich optimierenden Substanzen entschließen. Mutmaßlich geht aber die Entwicklung des neuen Trends und die Verbreitung biotechnologischer Hilfsmittel tatsächlich langsamer vonstatten als von den Medien dargestellt, zumal viele Optimierungstechniken noch Utopien oder Science Fiction sind. Nichtsdestotrotz braucht es schon jetzt dringend eine öffentliche gesellschaftliche Debatte, um Indizien drohender negativer kultureller Entwicklungen möglichst frühzeitig erkennen und mittels geeigneter Forschungsstrategien oder politischer Regulierungsmaßnahmen korrigieren zu können. Für eine ethische Beurteilung ist es daher zweitrangig, wie weit bestimmte technologische Optimierungsmaßnahmen überhaupt schon realisierbar oder bereits verbreitet sind. Es reicht die Tatsache aus, dass unter den sich selbst optimierenden Personen, in Forschung oder Industrie bestimmte Veränderungen menschlicher Fähigkeiten oder Eigenschaften als erstrebenswert angesehen werden.

.....

Klare Einordnungen der Selbstoptimierung in oppositionelle Kategorien wie „positiver Ansporn“ oder „Selbstausbeutung“, „Freiheitszuwachs“ oder „sozialer Druck“, „Weg zum Glück“ oder „Wahn“ werden der Komplexität der Thematik nicht gerecht und behindern die gesellschaftliche Debatte. Bei multifaktoriellen und vielschichtigen kulturellen Entwicklungsprozessen ist es nicht leicht auseinanderzuhalten, was „von innen“ von den Menschen selbst oder „von außen“ von der Gesellschaft kommt, deren Teil die Menschen sind. Individuelle Autonomie und gesellschaftliche Orientierungsmuster und Wertstandards schließen einander in demokratischen Gesellschaften keineswegs kategorisch aus. Optimierungsbemühungen führen nicht zwingend zu Selbstausbeutung und Erschöpfung, sondern viele Menschen haben Spaß an den neuen Möglichkeiten der Weiterentwicklung, der erhöhten Selbstkontrolle und Selbstverantwortung und dem besseren Erreichen ihrer Ziele (vgl. Balandis u.a., 134; 148/KingKing, Vera u.a., 292). Selbstoptimierungnegative AspekteSchwerlich ist schon das typisch menschliche Bestreben problematisch, sich selbst zu verändern und das Beste aus sich und seinem Leben zu machen. Nur unangemessene, unerreichbare Perfektionsideale und ein übersteigerter PerfektionismusPerfektionismus/perfektionistisch und Kontrollzwang führen zu Selbstüberforderung und Minderwertigkeitsgefühlen. Weder ein erfolgszuversichtliches, strukturiertes und effektives Handeln und lebenslanges Lernen zum ständigen Effizienz-/ LeistungssteigerungErwerb neuer Kompetenzen noch auch erhöhte Selbstverantwortung, Eigeninitiative und Selbstorganisation sind einem guten Leben abträglich, sondern begünstigen es im Gegenteil. Verwerflich sind nur die sich darauf abstützenden, maßlos gesteigerten und unerfüllbaren beruflichen oder gesellschaftlichen Anforderungen an die Einzelnen. Werden auch unverantwortete, sozial oder natürlich bedingte Kosten und Risiken dem Einzelnen angelastet, so werden die Ansprüche an die individuelle Selbstverantwortung deutlich überzogen und die „Pflicht zum Glück“ wird „asozial“ (vgl. SchmidSchmid, Wilhelm 2012, 7ff./GugutzerGugutzer, Robert, 2). Es braucht eine gelassene und sachlich-nüchterne Einstellung, um diese grundlegende und hochgradige Ambivalenz der Selbstoptimierung erst einmal wahrnehmen zu können (vgl. Balandis u.a., 148). Ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatten sollten dann jedoch die zukunftsgerichteten Fragen rücken, welche Aspekte des Selbstoptimierungstrends sich positiv oder negativ auf das individuelle oder gesellschaftliche Leben auswirken und mit welchen Regulierungsmaßnahmen sich seine Weiterentwicklung gezielt beeinflussen lässt. Die Anwendungskontexte und verschiedenen Formen von Selbstoptimierung sind allerdings so vielfältig, dass pauschale Urteile wenig sinnvoll sind und sorgfältige Einzelfallanalysen durchgeführt werden müssen (vgl. AchAch, Johann 2016, 141).

Innerhalb des „Mainstream“ des BioliberalismusBioliberalismus findet sich eine große Bandbreite von gemäßigten bioliberalen Positionen bis hin zu radikalen Trans- oder Posthumanisten, die allesamt das ethische Prinzip der FreiheitLiberalismus als das höchste betrachten. In der akademischen Enhancement-Debatte dominieren gemäßigte bioliberale Publikationen mit teilweise programmatischen gemeinsamen Manifesten etwa der Gruppe um Martha FarahFarah, Martha oder Thorsten GalertGalert, Thorsten und Bettina Schöne-SeifertSchöne-Seifert, Bettina. Sofern das höchste individualethische Prinzip der Freiheit oder Autonomie überhaupt näher erläutert oder definiert wird, beschränken sich Bioliberale meist auf einen Minimalbegriff (vgl. dazu RanischRanisch, Robert, 208): Freiheit meint dann die in liberalen Gesellschaften garantierte Fähigkeit einer Person, ihr Leben ohne äußeren Zwang seitens von Staat oder Gesellschaft nach eigenen Wertvorstellungen und Zielen leben zu können und über ihren Körper und ihr Wohlergehen selbst bestimmen zu dürfen (vgl. GalertGalert, Thorsten, 41/GesangGesang, Bernward, 82). Was ein gutes Leben sei, welche technologischen Neuerungen für jemanden eine Verbesserung darstellen und welche Risiken er dafür in Kauf nehmen will, soll ganz dem Einzelnen überlassen bleiben und dürfe nicht allgemein geregelt werden. Bioliberale bewerten Enhancement-Methoden grundsätzlich positiv und plädieren für ihre moralische Erlaubnis, weil dank immer neuer Verbesserungsmöglichkeiten unliebsamer Eigenschaften oder Dispositionen die individuellen Wahlmöglichkeiten und die Chancen auf ein besseres Leben mit mehr Lebensqualität stetig ansteigen. Viele lehnen Unterscheidungen zwischen „natürlichen“ und „künstlichen“, „normalen“ oder „anormalen“ oder „gesundheitsbezogen“ und „nicht gesundheitsbezogen“ Maßnahmen ab, sodass es für persönliche Ziele wie etwa die Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit oder Verbesserung des seelischen Wohlbefindens keine verbindlichen moralischen Obergrenzen gebe (vgl. GalertGalert, Thorsten, 40f.). Wichtig sei lediglich die öffentliche und ärztliche Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen einzelner Selbstoptimierungsmaßnahmen, damit die Einzelnen eine rationale Kosten-Nutzen-Abwägung vornehmen und eine informierte Einwilligung in allfällige medizinische Eingriffe geben können. Gerechtfertigt werden muss daher aus bioliberaler Sicht nicht das individuelle Streben nach Selbstoptimierung mit welchen Mitteln auch immer, sondern vielmehr das Einschränken der individuellen Wahlfreiheit (vgl. ebd., 41f.). Im Hintergrund des bioliberalen Paradigmas des Optimierens steht eine Art „negative AnthropologieAnthropologienegative“ mit der Vorstellung des Menschen als noch nicht genau bestimmtem Mängelwesen, das seine zahlreichen Schwächen seit jeher durch Überformung seiner selbst oder seiner Umwelt zu kompensieren versuchte (vgl. dazu Schoilew, 5; 23).Biokonservatismus

.....

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