Richtig gewaltig und gewaltig falsch

Richtig gewaltig und gewaltig falsch
Автор книги: id книги: 2344041     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 377,52 руб.     (4,12$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Языкознание Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783745068818 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.

Описание книги

Zeitgenössische Kurzgeschichten, resultierend aus dem gesellschaftlichen Werdegang der vergangenen sieben Jahrzehnte, inspiriert durch «die Unsichtbarkeit, die der Wahnsinn aufgrund genügend großer Ausmaßen angenommen hat» ( Berthold Brecht ).
Lösungen können nicht konkretisiert werden. Vielmehr dient der Inhalt als kleiner Beitrag zur Ideensammlung und der sich daraus ergebenden Fazite. Die «moderne» Gesellschaft und deren von oben herab diktierte «Entwicklung» ihrer Werte bietet Myriaden an Beispielen, wie es eben NICHT sein sollte. Das Bittere an einer Welt, die ihren Menschen globale Kommunikation ermöglicht hat ist, dass niemand mehr sagen kann, von all dem nichts gewusst zu haben.
Gestern Abend in den 20 Uhr-Nachrichten wurde zu Spenden für den Jemen aufgerufen. Den Notleidenden dort könne mit nur ein paar Euro geholfen werden. Zuvor wurde darüber berichtet, dass Waffenlieferungen in Milliardenhöhe an die dafür verantwortliche Regierung von oberster Stelle abgesegnet worden waren.
Immer wenn man glaubt, es geht nicht mehr, wird man eines Besseren belehrt… Ist das schon Populismus, oder soll das weg?
Immer noch besteht die irrige Idee einer Exklusivität des Leidens und immer mehr verliert der Wert des Lebens gegenüber dem Wert des Geldes. Wie lange gedenkt man noch diese Art von «Zivilisation» voranzutreiben? Seit ich auf der Welt bin, hagelt es Bettelbriefe, in denen der kleine Bürger damit konfrontiert wird in der Lage zu sein, mit nur ein paar Münzen Leben retten zu können. Hält man einen gewissen Teil der Erde absichtlich in Armut, damit daraus extremer Reichtum resultieren kann? Abermals die Frage mit dem ihr entsprechenden Modalverb: Ist das schon Populismus oder MUSS das weg?

Оглавление

Daniel Karl Göhler. Richtig gewaltig und gewaltig falsch

Vorwort

Von der Freiheit der Großstadt..

Einer der ersten Maie

Umstandskleidung für Soldatinnen

Mrof und Tlahni

Von der einen, richtigen, einzigen..

Kopfgeldjägerlein

Das komplette Bild können wir nicht sehen

Vermächtnis

Zugehörigkeit

Ein des Lebens müdes Gesicht

Im Auge des Sturms

Mutter werden ist nicht schwer, Mutter sein dagegen sehr

Pilgern heilt

Der (un)gerechte Preis vs. Der (un)gerechte Preuss

Unterwegs triffst du immer dieselben Leute

Nachwort

Отрывок из книги

Große Augen machte ich, als ich die Breite der Straßen beim Überqueren anhand des Schreitens des Sekundenzeigers meiner Uhr messen konnte. Große Augen machte ich vor dem größten Restaurant, das ich jemals betreten hatte und mich plötzlich in Kambodscha zu befinden. Unauffällig bediente ich meine kleine Stabkamera um das festzuhalten, das manchmal an der Inakkuranz der Wörter scheitert. An einen der längsten Tische, die ich mir nie im Leben hatte vorstellen wollen, setzte ich mich. Meine Augen suchten aus Neugier den letzten Gast am Ende dieses Tausendbeinigen und nahmen eine kleine Figur wahr, die man wie die große Sonne am Himmel mit nur einem Finger abdecken konnte. Die Höhe der Decke sprach Bände über die ehemalige Verwendung dieser Gewölbe, in denen man einst Zeppeline zusammen montierte. Bis die große Pleite dieser Branche den Gar ausmachte. Sie stand nicht lange leer und wurde zu einem Spottpreis verkauft. Herr Chey und seine große Familie legten zusammen und machten daraus die weltgrößte Khmer-Kitchen der nördlichen Hemisphäre. Nachtisch?

Wieso einen Nachtisch? Warum ich keinen Hauptgang wolle. Wieso ich von so weit käme und dann mit dem Letzteren begänne? Es passte nicht in das Weltbild des Kellners, der meine Bestellung aufnahm, dass ein Gast einfach nur „phaem“ möchte. Die grenzwertige Nötigung, etwas „troemotrauv“ (etwas „Richtiges“) zu bestellen, war lieb gemeint, denn eigentlich hätte ich mich an all diesen Hauptgerichten laben sollen, doch mein Auftrag war ein anderer. Das Dessert, das man mir auftischte, war lächerlich groß und überhaupt verstand ich nicht, wie die herum wuselnden Kellner so viele dieser riesigen Teller zuerst zum Bersten voll und schließlich leer übereinander gestapelt zum Abwasch balancieren konnten. Am Tisch herrschte striktes Rauchgebot. Hausrecht; „Schließlich befinden wir uns Land der Freien!“, blies ein werter Herr Ringe aus Rauch gen die Deckenventilatoren, die sie niemals erreichen sollten. Zwischen den untiefigen Suppentellern – abgeleitet von „Untiefe“, was laut Duden ein anderes Wort für „große Tiefe“ ist – hatte man auf dem Tisch muldige Vorrichtungen eingearbeitet, in welchen alle zwei Meter Aschenbecher auf ihren Lohn warteten. Sie füllten sich nie, da eifrige Helfer dafür sorgten, dass sie alle zwei Minuten entlohnt wurden. Entleert. Ich erinnere mich daran, wie dieser Helfer immer wieder etwas sagte, das sich in meinen Ohren wie „Lohn“ und „Entlohnt“ anhörte, aber sicherlich etwas völlig anderes bedeutete. Die Rechnung war lächerlich klein gehalten und wirkte nahezu winzig im Vergleich zu diesem riesigen Gaumen- und Augenschmaus. Solch eine Nachspeise in all ihrer phantastischen Dekoration, befand sich in der Liga des Weltkulturerbes. „Das Auge isst man bekanntlich hier mit!“, lachte ein anderer Mann gegenüber von mir, darauf anspielend, dass ich als nüchtern wirkender Schreiberling doch bestimmt auf eben diesen exotischen Details scharf wäre. Nein, bin ich nicht. Seriöse Fressen-Presse. Böse Zungen mögen behaupten, dass die Verköstigung von Getieren aller Art auf den Hungersnöten basiert, die von der damaligen Kulturrevolution verursacht wurden. Alle und alles gleich – wortwörtlich. Alle 1,70m, alle 65 kg, alle denselben Haarschnitt und dieselbe Kleidung, alle das gleiche Essen und Trinken. Der Wahnsinn, dem nicht nur Millionen Menschenleben zum Opfer gefallen waren, hatte logischerweise kein Mitgefühl für die so mannigfaltige Küche des Landes, dass nach den Jahren der Unterdrückung aus Ruinen wieder entstanden war. „In der Stunde Null sollte die Erinnerung an die Vergangenheit für immer gelöscht werden, doch die Köstlichkeiten dieses Restaurants beweisen das Versagen dieses Planes.“ Diese Worte sollten nicht in meinem Artikel fehlen, doch wurden sie von oberster Stelle gestrichen. Aha. Geschichtliches passe nicht in das Konzept, hieß es. Aha. Informiert sei ich gut, meinte mein Gegenüber trocken und bot mir einen Schluck Wein aus einer wunderschönen Karaffe an. Kambodschanischer Rotwein? Ja, so ähnlich. Schmecke so ähnlich. Was es denn sei? Tukatonle. Tukantonle? Bis heute habe ich nicht herausfinden können, was in aller Welt das war, aber obendrauf ist es egal, denn ich bin mir sicher, dass die Gaumen unserer Leserschaft daran keine Freude haben werden und unser Kodex verbietet es uns, Lebensmittelkreationen durch den Dreck zu ziehen. Mein Dessert war unbeschreiblich köstlich. Ein Kunstwerk weit unter Wert verkauft – so hätte es auf Kambodschanisch heißen sollen, doch man hielt sich übertrieben bescheiden: ផ្អែម( süß ). Durch die große Eingangstür verließ ich das Restaurant und bemerkte, dass dieser Begriff solch einen Essenstempel nicht gerecht wurde. Essenstempel klingt zu clichéhaft, passt aber ebenso wenig wie „Restaurant“. Ich wollte ein Foto von dem noch namenlosen machen und überquerte dazu die breite Straße, dabei die zuvor berechneten Sekunden zählend. Die Distanz war nicht genug. Weitere Zentimeter musste der Sekundenzeiger wandern um das Foto zu schießen, das den gesamten Bildschirm meiner Kamera ausfüllte. Klick. Ein kleiner Klick für mich, ein großer für die Menschheit, denn es sollte später hoch geladen und prämiert werden und dem Laden zu internationaler Berühmtheit verschaffen.

.....

Ein großes schwarzes viktorianisches Eisentor hieß die Menschen willkommen, die der Stadt entfliehen wollten und denen es nach Natur lechzte. Und mit einem Schritt war dies möglich. Das einzige, das an die allgegenwärtige Präsenz der modernen Großstadt erinnerte, waren die versteckten Überwachungskameras in den Wipfeln der Bäume und in den dichten Gebüschen am Rande des steinigen Weges, der hin zu einem See führte. Wie wäre es wohl in der Welt, wenn die Idee eines All-sehenden von den Menschen verinnerlicht wäre und sich nicht auf bedeutungslose Lippenbekenntnisse stützte? Bräuchte man dann all diese Augen, die einen ständig beobachten? Oder ist die größere Idee dahinter, dass der Mensch das Konzept einer all-sehenden und allwissenden Entität, die eines Tages jede einzelne Seele zu Antwort und Rede stellt, endgültig aus dem Geiste verdrängen will? Diese Agenda der ewigen Rebellion gegen das fundamentale Konzept, die stets zum Scheitern verurteilt ist, beschrieb James Weldon Johnson 1927 sehr treffend: „Your arms are too short to box with God.“ Kann der Mensch nicht anders, seitdem er die Freiheit erlangt hat? Muss er den Konflikt suchen, um sich seiner Freiheit immer wieder bewusst zu werden? Fragen wie diese kommen einem nur, wenn man seiner Zeit freien Lauf lässt. Die Gedanken wandelnd lassen, erblickte ich einen großen Apfelbaum inmitten einer von Menschenhand angelegten Aue und davor ein Schild, das einem den Zutritt verwehrte. Eine kleine Eisenschnur umrahmte weiträumig dieses Gebiet und meine Kamera hielt die vielen Menschen entlang dieser Grenze fest. Ich erwischte mich dabei, wie auch ich ein Auge für dieses Hindernis bekam und mit dem Gedanken spielte, vom Baum her wohl einen besseren Ausblick zu haben. Weitere Vorwände fielen mir ein, um das eine klitzekleine Verbot zu umgehen, bzw. zu brechen.

Die Geschichte von Adam und Eva erinnert uns daran, dass wir ein nahezu hoffnungsloser Fall sind. Beide hatten im Paradies alles, was sie zum Leben brauchten und sie hatten nur eine einzige Regel zu beachten, doch diese einzige Regel war doch eine Regel zu viel. Ich erinnere mich, das Summen des Zooms einer der Überwachungskameras zu hören. Der Ort wurde streng überwacht und jeder Verstoß gegen das Verbot wäre innert weniger Minuten geahndet worden. Sind wir nur dann „gut“, wenn es zu fürchtende Konsequenzen gibt? Und wie ist es mit der Auslegung von „gut“ und „schlecht“? Ist ein Duriam-Eintopf nun definitiv lecker oder nur etwas für harte Mägen? Ist es der Gaumen Wert, sein Leben für gedünsteten Kugelfisch aufs Spiel zu setzen? Ist es gerechtfertigt einem Galaessen im Rahmen einer Veranstaltung gegen den Hunger in der Welt beizuwohnen? All diese Gedanken machten es ebenfalls nicht in den Artikel über die kambodschanische Küche. Zurecht. Oder zu unrecht? Müssen wir immer nur das schreiben, was die Leserschaft verlangt oder sollten wir sie herausfordern zu etwas Anspruchsvollerem, das über die eigentliche Thematik hinaus geht? Denk an die politische Korrektheit! - Ach ja, der Ansatz muss stimmen. Problemlos können wir in unser Magazin eine blasphemische Karikatur einfügen, Werbung machen für die „Karriere“ im Militär oder auch mal eine Werbe schalten für ein besonders günstiges Leihmutterschaftsinstitut, doch das wir uns auf intellektuell-kritischer Basis mit dem Themen auseinandersetzen, das können wir nicht machen. - Ich habe das Geschäft nicht erfunden. Hate the game, not the player. - Friss, oder stirb? - Wenn du den Job nicht mehr willst, gibt es da draußen eine jede Menge Anwärter. - Dann fresse ich, auch wenn's fürchterlich schmeckt. - Das nenne ich Sportsgeist. Aha. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man unmöglich so viel essen kann, wie man manchmal kotzen möchte.

.....

Добавление нового отзыва

Комментарий Поле, отмеченное звёздочкой  — обязательно к заполнению

Отзывы и комментарии читателей

Нет рецензий. Будьте первым, кто напишет рецензию на книгу Richtig gewaltig und gewaltig falsch
Подняться наверх