Ein tödliches Spinnennetz

Ein tödliches Spinnennetz
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Описание книги

Anders als seine Frau Vivien es sich erhofft, setzt der beharrliche Revisor Joseph Vincente nach einem quasi Rausschmiss seine Ermittlungen bald im Auftrag einer Böblinger Detektei fort. Als Undercoveragent wagt er sich immer tiefer in die schillernde Szene von Industriebossen, die hinter den gediegenen Fassaden ihrer Mienen und Gebäuden undurchsichtige Betrügereien mit Steuermitteln und Transaktionen in Millionenhöhe abwickeln. Als Vincente endlich die zusammenhängenden Fäden der in der Schweiz, Österreich und Deutschland operierenden Connection durchschaut, muss er feststellen, dass er in ein tödliches Spinnennetz geraten ist. Ein packender Wirtschaftsthriller, der an Realismus kaum zu überbieten ist.

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George B. Wenzel. Ein tödliches Spinnennetz

Wer sich hier dennoch in einer der beschriebenen Personen, auf eigene Verantwortung versteht sich, wiedererkennt, dem empfehle ich im Zweifelsfall einen Termin bei seinem Beichtvater. Obwohl fiktiv, die beschriebenen Vorgänge hätten sich durchaus so oder so ähnlich ereignen können. Im September 2020

Mein Bericht lag dem Management vor. Darin konnte ich nachweisen, dass und wie ein Mitarbeiter die internen Vorschriften des Unternehmens und die Gesetze unseres Staates missachtet hatte. Seine Führungskraft hatte geflissentlich darüber hinweggesehen. Nur der Erfolg für die Abteilung war wichtig. Moral und Ethik spielten für Leute wie diese ohnehin keine Rolle. Sie rechtfertigten dies mit der Erhaltung von Arbeitsplätzen. Gern hätten sie verschwiegen, dass auch ihre eigenen finanziellen Erfolge damit sichergestellt wurden. Auch deshalb versuchten sie mit allen Mitteln, Disziplinarmaßnahmen zu vermeiden, um auch ihre eigene Beteiligung damit unter den Teppich zu kehren. Stattdessen wollten sie eine Beförderung des Mannes durchsetzen!

Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur wie am Vortag. Vivien freute sich, dass wir nun endlich morgens gemeinsam frühstückten und sie hoffte, dass das auch bei einer neuen Arbeitsstelle so bleiben würde. Unser Verhältnis, das durch die Vorgänge der letzten Zeit sehr belastet war, entspannte sich zusehends. Diesmal fand ich in der Tageszeitung nichts, was des Nörgelns wert gewesen wäre oder ich hatte heute einfach keine Lust dazu. Das ging nun ein paar Tage so, und ich genoss die freie Zeit im Garten. Ich war schon froh, dass Vivien nicht »Mon Dieu!« ausrief, wenn sie sah, was ich tagsüber im Garten angerichtet hatte, schließlich war ich nicht gerade der geborene Gärtner

In der Nacht hatte ich mir weitere Informationen zusammengesucht und in die begonnene Darstellung integriert. Lohr war ein Mittelständler, der mit anderen Firmen Projekte im Bereich IT durchführte. Dabei koordinierten sie die Zusammenarbeit, suchten Fachfirmen oder Fachleute, um Projekte umzusetzen, und agierten dabei wie Makler oder sie verkauften EDV-Maschinen, die speziell für sie gebaut wurden und die sie unter ihrem eigenen Label vertrieben. In wenigen Fällen verkauften sie an Wiederverkäufer, die weiteren Service erbrachten, die Maschinen mit eigenen beziehungsweise Fremdteilen ergänzten oder zusätzliche Software installierten. Auffällig war, dass sie sehr oft mit zwei Firmen in Österreich und der Schweiz zusammenarbeiteten. Offensichtlich waren die Geschäftsführer von Lohr auch Gesellschafter dieser Firmen. Zufall war es nicht, dass ich das herausfand, obwohl die Gesellschafterinformationen keine Namen beinhalteten, sondern diese nur als GmbHs genannt wurden. Die Gesellschafter selbst waren offensichtlich Schweizer Nationalität. Diese Verbindung herzustellen, gelang mir durch eine Suche in sozialen Netzwerken. Charles Fourner und René Bergler, Geschäftsführer der »ConFi-IT Services«, einer IT-Finanzierungsgesellschaft mit Sitz in Zürich, führten auch die Geschäfte bei Lohr in Berlin

Als ich Vivien meine Entscheidung mitteilte, schüttelte sie den Kopf. Sie war sich sicher gewesen, dass ich genau das tun würde. Ich sah sie erstaunt an, denn eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie mich für völlig verrückt erklärte

Meine Gesprächspartner waren ein Vertreter der Personalabteilung und eine Anwältin der Kanzlei, die Lohr betreute. Das Gespräch verlief sachlich und freundlich. Wirkliches Interesse an meiner Person erkannte ich aus dem Gespräch nicht, während ich meines über Lohr natürlich deutlich unterstrich. Zu meinem eigentlichen Auftrag schwieg ich ebenso wie über mein Privatleben. Als ich Lohr verließ, ging ich nicht davon aus, dass ich die Anstellung erhalten würde. Gegen 14 Uhr saß ich wieder im Café Einstein und wartete auf Frau Schuster. Es wurde 15 Uhr und 16 Uhr. Allmählich wurde ich nervös. Doch dann kam sie. Sie sah müde aus

Nebeneinander im Flugzeug sitzend, erklärte sie leise, wie ihr Bewerbungsgespräch abgelaufen war. Zu Beginn war es ein freundliches Vorstellungsgespräch gewesen. Doch dann wurde sie in die Abteilung geführt, in der sie zukünftig arbeiten sollte, eine Finanzabteilung, die auch für die Systemadministration zuständig war. Dort hatte man nicht nur detailliert ihr Wissen abgefragt, nein, sie wurde förmlich getestet und nebenbei auch über ihr Leben ausgefragt. Offenbar wollte man feststellen, ob sie war, was sie zu sein vorgab. Am Ende entschuldigte man sich für die Überziehung des Termins und offerierte ihr, dass sie bereits am nächsten Montag beginnen könne. Die angebotene Bezahlung bewegte sich im Rahmen dieser Art von Tätigkeit. Sie sollte bereits am nächsten Tag Bescheid geben, damit anderen Bewerbern abgesagt werden könnte

Vivien war ganz und gar nicht erfreut, als ich ihr alles erzählte. Es sollte doch ruhiger werden und wir wollten mehr Zeit miteinander verbringen, auch wenn sie selbst ja noch arbeitete. Mit sarkastischem Ton nannte sie mich wieder »Monsieur Auditor«, was sie immer tat, wenn sie sich über mich ärgerte. Nach einem längeren Gespräch meinte sie, dass sie mich dann aber ab und zu in Berlin besuchen würde. Das half, den aufkommenden Konflikt zwischen uns zu entschärfen. Fürs Erste

»Mamma Mia! Per l’amor del cielo! Um des Himmels willen!« In Gedanken schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen. »Das also ist mein großartiges Büro!« Ich sah mich in einen miesen Film oder in ein Büro einer ehemaligen DDR-Verwaltung der 1950er-Jahre zurückversetzt. Der Raum hatte die Größe einer besseren Besenkammer und es roch auch so danach. Staubig, abgestanden, muffig. Es standen darin ein metallener, grau lackierter Aktenschrank, ein Schreibtisch mit nicht mehr so ganz grauer Kunststoffplatte und eine Tischleuchte. Außerdem ein Drehstuhl mit abgewetzter Sitzfläche und eine Grünpflanze, die neben dem Schreibtisch stand und eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hatte. An der Wand hing ein Bild, das die Gedächtniskirche bei Nacht zeigen sollte, jedoch so sehr verblasst war, dass man kaum noch etwas erkannte. Der Rahmen war inzwischen gelb wie Saharasand, die ursprüngliche Farbe ließ sich nur mehr erraten. Ohnehin passte das Bild nicht so recht zur Nüchternheit des Raumes. Neben dem Schreibtisch stand ein Papierkorb, der, wie auch der Aschenbecher auf dem Schreibtisch, schon seit Längerem nicht mehr geleert worden war. Der Ausblick aus dem Fenster zeigte die graue Rückwand eines anderen Bürokomplexes, an dessen Außenfassade der Putz in weiten Teilen abbröckelte. Die Tür und der Rahmen zu dem großen Büro meiner Mitarbeiter waren vermutlich irgendwann einmal weiß gewesen und rund um den Türgriff fehlte die Farbe komplett

Einige Tage darauf fand die angekündigte Firmenveranstaltung statt. Sie begann am späten Nachmittag mit einem Gartenfest auf der Dachterrasse des Bürogebäudes. Es waren ein großer Pavillon, Beleuchtung und sogar Grünpflanzen aufgestellt worden. Es sah tatsächlich ein wenig nach Garten aus, wenn nur die bröckelnde Fassade des Nachbargebäudes nicht so dicht vor uns sichtbar gewesen wäre. Es gab, wie konnte es anders sein, Currywurst mit Fritten, Erbseneintopf, Limonade und Kaffee, ja selbst Bier war zu haben. Säuselnde Musik aus der Stereoanlage erklang

»Kommen Sie herein!«, rief Frau Mohr. »Nehmen Sie Platz. Was Sie mir gestern erzählten, hat mich ein wenig irritiert, aber dann auch neugierig gemacht. Sie beschrieben, dass man kein Vertrauen in Ihre Mitarbeiter hat. Erklären Sie mir, warum das nicht so sein sollte. Nach dem, was man mir bisher erzählte, tut man dort doch nichts, was nutzbringend ist, und ich habe streng genommen nicht verstanden, warum die Abteilung nicht aufgelöst werden sollte.«

In meinem Berliner Heim, in dem immer noch mein Koffer mitten im Wohnzimmer stand und auch sonst noch kein gemütliches Zuhause ersichtlich war, bereitete ich mich vor. Meine Mitarbeiter mussten in die Lage versetzt werden, eine solche Untersuchung, wie ich sie mir vorstellte, durchführen zu können. Grundlagen, wie sie ein Revisor kennen sollte, wie man Unterlagen aus einer Gesamtheit auswählt, wie man sie analysiert, welche Fragen dabei beachtet werden müssen, und, und, und. Die Durchführung von Interviews stellte ich erst mal zurück. Dafür war noch Zeit genug. Nun ging es erst mal darum, eine saubere Ursachenanalyse umsetzen zu können. Dass es für diese Art der Analyse wissenschaftliche Arbeiten und Tools gab, war für den Anfang erst mal nicht so wichtig. Ebenso wollte ich meine Mitarbeiter nicht mit komplexen und komplizierten Methoden verunsichern. Sie sollten so schnell wie möglich an die Arbeit gehen können, alles andere würde sich ergeben. Am nächsten Morgen informierte ich mein Team

Bereits am gleichen Tag kündigte ich drei verschiedene Prüfungen in unterschiedlichen Abteilungen an. Die Erste war für den Zahlungs- und Bankenverkehr, da dieser von uns als der kritischste Bereich im Unternehmen eingestuft werden musste, denn dort ging es um Geld, viel Geld. Kurz darauf kündigte ich die Prüfung für die Rechnungsschreibung und für den Einkauf an, da auch hier erhebliche Risiken bestanden. Ich teilte meine Leute in kleine Teams mit klar definierten Aufgabenstellungen. Innerhalb einer Woche sollten sie jeweils die in den Revisionsberichten dargestellten, und von uns als Problem identifizierten Bereiche, verifizieren. So sollte der Umfang potenzieller oder eingetretener Risiken beziehungsweise Verluste erfasst werden, soweit dies in der Kürze der Zeit möglich war. Dazu wählten wir einzelne, im Voraus definierte Geschäftsvorfälle, die in allen drei Abteilungen überprüft werden konnten. Ich wollte so schnell wie möglich einen Überblick der aktuellen Situation erhalten

Nachdem ich Lisa Schuster wegen der vielen Arbeit und Besprechungen seit Tagen nicht gesehen hatte, verabredeten wir uns für den Abend im Café Einstein. Ich musste zugeben, dass sie mir fehlte, da ich doch sonst mit niemandem wirklich offen reden konnte. Als sie im Café eintraf und wir uns mit einer kurzen Umarmung begrüßten, bekam ich wieder eine Portion ihres Parfüms in die Nase. Fast hätte ich sie nicht losgelassen, so angenehm empfand ich in diesem Moment den Hauch ihres Duftes

Am nächsten Morgen erschien Müller in meinem Büro

Am Wochenende kam Vivien. Ich holte sie mit einem schönen Blumenstrauß vom Flughafen ab, was sie mit einem Lächeln quittierte. Wir frühstückten ausgiebig im Einstein. Danach nutzten wir das gute Wetter für eine lange Bootsfahrt durch Berlin, vorbei an den Regierungsgebäuden und dem Dom fuhren wir durch Kanäle und Schleusen. Es war wärmer geworden, und so gingen wir nach einem schönen Abendessen mit einem guten französischen Rotwein noch eine Weile bummeln. Wir genossen es, mal wieder von Angesicht zu Angesicht reden zu können. Der Konflikt, dass ich entgegen meiner Absicht nun doch wieder sehr viel mehr eingespannt und länger von zu Hause weg war, schwelte trotzdem weiter zwischen uns. Kleine Bemerkungen machten mir deutlich, dass sie meine Entscheidung nur duldete, aber nicht akzeptiert hatte. Immer wieder fragte sie danach, wie lange das hier noch dauern würde, wann ich nach Hause käme. Ich hatte darauf keine zufriedenstellende Antwort. Leider stellten wir dann auch noch fest, dass das Bett in meiner Wohnung nicht für zwei gedacht war, zumindest was die Größe der Matratze betraf. Das war nicht das Einzige, was Vivien in der Wohnung kritisch zur Kenntnis nahm, da ich meine Sachen seit meinem Einzug immer noch nicht aufgeräumt hatte. Sie fand das überhaupt nicht gut, dass ich nicht für ihren Besuch vorgesorgt, ja noch nicht mal aufgeräumt hatte. Ich nahm mir vor, bei nächster Gelegenheit mit dem Vermieter wegen des Bettes zu sprechen, da die Wohnung möbliert vermietet worden war. Um das aber nicht weiter eskalieren zu lassen, schlug ich kurzerhand vor, in ein Hotel zu gehen. Gesagt, getan. Ich hatte im Park Inn am Alexanderplatz ein Zimmer in einem der oberen Stockwerke für zwei Nächte bekommen. Wir hatten einen grandiosen Ausblick auf den Fernsehturm und die Stadt. Vivien war zufrieden und der Frieden zwischen uns schien wiederhergestellt. Leider war das Wochenende viel zu kurz und am Montagmorgen flog sie wieder nach Hause. Ich stellte unseren ersten Bericht bei Frau Mohr vor. Ich beobachtete die ganze Zeit sehr genau jede ihrer Reaktionen. Beherrscht wie meist, entschied sie, dass sie Offermann eine andere Aufgabe anbieten würde, die er nicht ablehnen könnte. Damit wäre er aus dem bisherigen Umfeld entfernt und das, ohne sein Gesicht zu verlieren. Es schien, als würde sie einen Konflikt mit ihm gerne vermeiden wollen

Nach Feierabend traf ich dann Lisa vor dem Gebäude. Ich hatte sie über ihr privates Telefon um ein Treffen gebeten. Wir besprachen die durchgeführten Systemabfragen, während wir nebeneinander hergingen. Dann unterhielten wir uns darüber, ob wir in einer Kneipe noch was trinken sollten, obwohl wir beide doch eigentlich ziemlich geschafft waren. Der Weg führte ohnehin an meiner Wohnung vorbei und lag nur wenige Gehminuten bis zu Lisas Wohnung entfernt

Ich machte kein Licht an und stieg leise die Stufen hoch. Vor meiner Wohnungstür angelangt, drückte ich vorsichtig gegen die Tür. Sie war geschlossen. Obwohl ich nun sicher war, dass niemand in die Wohnung eingebrochen sein konnte, drehte ich leise und langsam den Schlüssel um und öffnete fast geräuschfrei die Tür. Vorsichtig betrat ich meine Wohnung und schlich durch den Flur. Im Wohnzimmer betätigte ich den Lichtschalter – und erschrak. Direkt vor mir saß eine Frau in dunkler Kleidung und einer getönten Brille

Am nächsten Tag verließ ich zur Mittagszeit das Büro. Mit der U-Bahn fuhr ich zum Kaufhaus am Kurfürstendamm und ging in die Nahrungsmittelabteilung. Dort setzte ich mich an einen Tisch und bestellte ein Fischfilet mit Kartoffelsalat. Die ewigen Eintöpfe und Currywürste aus der Kantine hatte ich nun hinreichend genossen. Ich fühlte mich selbst schon wie eine Erbswurst. Nach einiger Zeit, ich war noch nicht fertig mit Essen, wurde ich von einem Mann angestoßen, der sich neben mich setzte

»Maledetto!«, schimpfte ich und meine Leute sahen erstaunt zu mir herüber. Ohne etwas zu erklären, beschäftigte ich mich mit den Analysen von Müller. Ich war den ganzen Nachmittag mehr oder weniger unkonzentriert, schlecht gelaunt und brachte kaum etwas Richtiges zustande. Andauernd musste ich an die vergangenen Zwischenfälle denken. Am Abend verließ ich unzufrieden und immer noch schlecht gelaunt das Büro und ging nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn zu Fuß nach Hause. Dabei kam ich wieder an der Kneipe Alt-Berlin vorbei, in der ich mit Lisa gewesen war. Ich ging hinein

Der nächste Tag war ein Samstag. Vivien konnte leider nicht nach Berlin kommen. Sie hätte zu Hause einiges zu tun, sagte sie und wollte endlich mal wieder ihre Eltern im Elsass besuchen. In ihrer Erklärung schwang allerdings eine gewisse Frustration mit und ihre unausgesprochene Frage »Wann kommst du nach Hause?«, konnte ich immer noch nicht beantworten. So stand ein Wochenende allein für mich vor der Tür. Die räumliche Distanz fing an, sich spürbar negativ auf unser Privatleben niederzuschlagen. Das gefiel mir gar nicht. Einen Moment lang dachte ich daran, Lisa Schuster anzurufen, doch ich ließ es. Ich würde auch allein zurechtkommen. Mein Auto ließ ich in der Tiefgarage und ging zu Fuß in die Stadt. Bücher, ein paar Musik-CDs, etwas zu essen und eine Zeitung, das war die Ausbeute, als ich mich auf den Heimweg machte. Obwohl die Kneipe an der Ecke noch geschlossen war, stand ein Mann vor dem Eingang. Der Leibwächter, der Personenschützer. Er wartete allem Anschein nach auf mich

Ich sah aus dem Fenster und dachte nach. Wo war die Finanzchefin Mohr in diesen Dingen involviert gewesen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das alles unbemerkt an ihr vorbei gelaufen war

Auf dem Weg nach Hause, ich musste eine Straße überqueren, knallte es plötzlich. Ein Schuss? Ich erschrak und duckte mich, da schoss ein Wagen auf mich zu. Ohne dass der Fahrer auch nur ein Quäntchen vom Gas runtergegangen wäre, schoss er knapp an mir vorbei. Ich hatte mich gerade noch durch einen gewagten Sprung auf den Gehweg retten können und wäre fast der Länge nach gestürzt. Hätte der Wagen nicht kurz zuvor diese Fehlzündung gehabt, ich wäre wohl an- oder überfahren worden. Ich sah dem Wagen nach, drohte mit der geballten Faust und schimpfte ihm laut hinterher

Unausgeschlafen und wirklich müde erschien ich im Büro. Meine Leute standen mit betrübten Mienen vor meinem Schreibtisch. Ich fragte mürrisch, was los sei. Müller sprach leise

Am nächsten Morgen, ich kam zum Erstaunen meiner Mitarbeiter sehr gut gelaunt ins Büro, explodierte die Bombe. Zwei verschiedene Blätter hatten einen Artikel auf der ersten Seite gebracht. Ich nahm die Zeitungen und rief die beiden Müllers

Das Meeting der Abteilungs- und Bereichsleiter war für den Nachmittag einberufen worden. Müller und ich blieben bei Frau Mohr im Büro. Nach dem Treffen kam sie zurück und lief unruhig hin und her. Ich fragte mich noch immer, was für eine Rolle diese Frau bei Lohr wirklich spielte. Sie berichtete uns von der Sitzung

»Die Entscheidung ist gefallen. Timberleins ehemalige Abteilung wird bis auf Weiteres von einer anderen Führungskraft geleitet, die auch das System von illegalen Zugriffen bereinigen wird. Der Mann war nicht in diese Vorgänge involviert und hat auch keine Verbindungen zu Offermann, Übel, Timberlein und Co. So können wir sicherstellen, dass die von mir veranlassten Änderungen in diesem Bereich auch wirklich eingehalten werden«, erklärte die Finanzchefin Mohr am nächsten Tag

Zwei Tage später hatten wir in einer Präsentation die Ergebnisse aufbereitet und die Verbindungen und Geschäftsabläufe von Lohr in Diagrammen aufgezeigt. Im Prinzip hatten wir dreierlei Geschäftsformen identifiziert

Während der Bahnfahrt stellte ich die Frage, die mich in den letzten Tagen am meisten interessiert hatte. Warum hatte sie die negativen Geschäfte des Vertriebs nicht gestoppt? Sie beantwortete meine Frage, indem sie mir ein Schreiben von Fourner auf ihrem Notebook zeigte. Darin wurde sie aufgefordert, bei Rückkäufen grundsätzlich keine Boni des Vertriebs zurückzufordern. Ihr Einwand, dass dies Ungerechtigkeiten im Vertriebsteam generieren und nur finanzielle Nachteile für Lohr verursachen würde, hatte der Züricher Charles Fourner, Geschäftsführer der ConFi-IT Services, der bekanntlich auch in der Geschäftsführung von Lohr in Berlin hockte, höchstpersönlich, fast befehlsartig, vom Tisch gefegt

Wir wurden bei Dr. Markus Sachs, Geschäftsführer der ComMedi AG, vorgelassen. Ein großer kräftiger Mann. Ich schätzte ihn auf knapp sechzig Jahre. Sein Auftreten zeigte, dass er sich seiner Position bewusst war. Er begrüßte uns sehr freundlich und führte uns in ein modern ausgestattetes Besprechungszimmer. Nach ein paar netten Begrüßungsworten von Mohr und ihm erkundigte er sich nach unserem Ansinnen und was er für uns tun könne. Frau Mohr hatte mich zwar namentlich vorgestellt, aber nicht meine Aufgabenstellung erwähnt. So blieb ich im Hintergrund und hörte nur zu. Sie erklärte, dass sie in ihrer Rolle als Finanzchefin mehr und mehr auch in vertriebsnahe Bereiche komme. Sie habe deshalb ein starkes Interesse daran zu wissen, mit wem Lohr zusammenarbeite und welchen Beitrag sie zu diesen Geschäftsbeziehungen leisten könne

Am Abend hatte ich ein längeres Telefonat mit Vivien. Auch wenn ich ihr nicht allzu viel berichtete, so war sie beunruhigt über die Dinge, die da in Berlin passierten. Sie wusste, dass ich ihr nicht alles erzählen konnte oder durfte. Ihre Fragen zeigten vermutlich auch deshalb, dass sie sich Sorgen machte. Auch wenn sie es nicht so deutlich sagte, sie wünschte sich meine baldige Rückkehr. Natürlich spürte ich das. Doch ich fühlte mich zwischen zwei Stühlen. Was also sollte ich tun? Jetzt alles hinwerfen? Das war keine Option für mich. So versuchte ich, sie zu beruhigen, soweit das eben möglich war. Sehr erfolgreich war ich nicht damit und es lag eine Spannung zwischen uns, die ich bisher nicht kannte. Ich hatte das Gefühl, dass mir etwas aus den Händen glitt, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Müller informierte mich am nächsten Morgen darüber, dass er am Tag unseres Besuchs bei ComMedi am Spätnachmittag an dem Büro von Anne Sachs vorbeigekommen war. Er hörte sie aufgeregt telefonieren und wie sie erwähnte, dass sie sofort aus dem Haus müsse. Müller ging, nachdem sie ihr Büro verlassen hatte, ohne selbst gesehen zu werden, an Anne Sachs’ Telefon und las die Nummern der Eingangstelefonate ab. Die letzte Anwahl war die der ComMedi AG

Obwohl hier in Berlin viel Arbeit vor mir lag, hatte ich nach den wenig erfreulichen Gesprächen mit Vivien entschieden, das Wochenende mit ihr zu Hause zu verbringen. So flog ich am Freitag mit der Abendmaschine nach Stuttgart. Zwei Tage keine Lohr, keine ComMedi AG, keinen Ärger. Ich genoss die Zeit und Vivien auch. Es gab lange Gespräche, doch ihre eigentliche Frage, wie lange ich diesen Job noch zu machen gedenke, konnte ich nicht zu ihrer Zufriedenheit beantworten. Meine Erklärungen ließ sie nicht gelten, noch weniger meine Verantwortung, die ich aufzeigte. Stattdessen wies sie mich auf meine Verantwortung für unsere Ehe hin. Am Montagmorgen flog ich, seit Langem mal wieder mit Magenschmerzen, nach Berlin. Ein paar Stunden später war ich im Büro

Zwei Tage später in meiner Wohnung. Lisa und ich hatten uns mit Kaffee eingedeckt, als das Telefon und die Türklingel fast gleichzeitig schrillten. In Erwartung, Frau Dr. Keller an der Tür zu sehen, öffnete ich die Tür und Lisa nahm das Telefon ab. Doch es war nicht Dr. Keller, sondern Höfer, der da vor der Tür stand. Erstaunt sah ich ihn an, doch bevor ich meine Frage stellen konnte, erklärte er mir, dass ich mal nebenbei erwähnt habe, dass ich gleich um die Ecke wohne. So hätte er einfach die paar Eingänge nach dem Namen am Briefkasten abgesucht. Leicht verärgert über meine eigene Gedankenlosigkeit ließ ich ihn in die Wohnung

Dann rief ich endlich einmal wieder Vivien an. Nach längerer und auch durchaus emotionaler Diskussion versprach ich am Ende hoch und heilig, dass ich nach meiner Rückkehr aus Zürich mehr Zeit für sie haben würde. Sie fing an, mich unter Druck zu setzen. So kannte ich sie bisher nicht

Vornehm sieht es hier aus, da kann man nicht klagen, dachte ich, als ich mich in der Eingangshalle umsah. Doch darauf kam es ja auch an. Ich sollte und wollte genau diesen vornehmen und gediegenen Eindruck erwecken. Also Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein. Bei dem Gedanken musste ich fast lachen, und die Empfangsdame schaute mich etwas verwundert an

Am nächsten Morgen war Heinz Schnürli wie erwartet pünktlich. Er schlug vor, dass wir einige maßgebliche Personen treffen sollten. Er hatte da einiges vorbereitet und wollte mich auf diese Treffen während der Fahrt vorbereiten. Allmählich hatte ich den Eindruck, dass Schnürli wie eine Schweizer Uhr funktionierte. Pünktlich, zuverlässig, wie am Schnürli eben. Bei diesem Gedanken musste ich unwillkürlich in mich hineinlachen

Das Gespräch mit Ketterli am nächsten Tag war kurz. Er schlug für den Nachmittag ein Treffen mit ein paar Personen vor, die für mich die Ansprechpartner Nummer eins hier in Zürich wären. Er zählte die wichtigsten Personen auf

Es war 13 Uhr und wir trafen den bereits wartenden Dr. Ketterli, diesmal im Empfangsbereich im Haus der Wirtschaft, in einer Unterhaltung mit einer attraktiven Dame an. Sie wurde uns als Lilian Lasser vorgestellt. Sie hatte einen dunklen Hosenanzug an, trug eine moderne Brille und eine goldene Kette um den Hals. Die Schuhe waren, bei dieser Absatzhöhe, sicher unter die High Heels einzuordnen. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Man sah ihr an, dass sie sich ihrer Wirkung durchaus bewusst war und ihr etwas abschätzender Blick auf meine Person unterstrich diesen Eindruck

Auf dem Rückweg sprachen Schnürli und ich ausschließlich über diese Vereinbarung. Hatten Poller und Fourner nicht nur vorausgesehen, dass ihre IT-Lösung für Fürlemann viel zu mächtig war, sondern den Kunden ganz bewusst so beraten, sodass das Equipment zurückgenommen werden musste? Hatte man mit dieser Verkaufsmethode die eigentliche Grundlage für illegale Vorgehensweisen geschaffen?

Als ich Vivien sagte, dass ich nach Wien müsse und wir uns am Wochenende doch nicht sehen würden, war sie stinksauer. Sie warf mir an den Kopf, dass ich wie früher meinen Job über alles andere setzen würde. Ich solle mir überlegen, ob das die richtigen Prioritäten seien. Wieder einmal würde ich meine Versprechen nicht einhalten

Am Wiener Flughafen Schwechat trauten wir unseren Augen nicht. Catlin und Fourner vor dem Flughafeneingang. Nachdem unser Flug nicht so früh ging, wir hatten kurzfristig umgebucht, folgten wir den beiden. Fourner flog ebenfalls nach Berlin, aber bereits in wenigen Minuten. Catlin flog auch, aber nicht nach Berlin, sondern nach England

Frau Mohr saß wie versteinert an ihrem Schreibtisch, als die beiden Müllers und ich ihr erklärten, was wir herausgefunden hatten, ohne dass ich dazu meinen Besuch bei Catlin hätte offenlegen müssen. Sie selbst war darin verwickelt, ohne es bemerkt zu haben. Sie hatte Freigaben erteilt, die sie so hätte nie erteilen dürfen. Sie hatte sich auf die Erklärungen verlassen, die man ihr gegeben hatte

Von Schlafen war keine Rede mehr. Wie ein Tiger im Käfig ging ich ständig in meiner Wohnung auf und ab. Ich überlegte, weshalb man mir den Toten in den Wagen gelegt hatte. Wollte man mir den Mord in die Schuhe schieben? Wenn das der Fall war, dann war das nicht sehr professionell durchgeführt worden

Frau Mohr war tief schockiert über das, was ich ihr erzählte. René Bergler hatte ich bis dahin nie gesehen und hatte auch keinerlei Punkte festgestellt, die bei unseren Prüfungen und Analysen aufgetaucht waren, die in seine Richtung zeigten. Er war sozusagen ein unbeschriebenes Blatt für uns. Frau Mohr erklärte mir, dass auch sie Bergler nur wenige Male gesehen habe und nur einmal vor etwa einem Jahr mit Fourner und Bergler in einem Meeting saß. Es ging damals um die Aufgabenverteilung der beiden, bezogen auf Lohr in Berlin und die Firma in Zürich. Nach Meinung von Frau Mohr war Bergler nicht wirklich präsent und schien auch wenig oder gar nicht in die laufenden Geschäfte involviert gewesen zu sein. Er war aus ihrer Sicht nur Geldgeber, Anteilseigner gewesen, obwohl er den Titel Geschäftsführer trug. Bergler stammte ursprünglich aus Potsdam und hatte mit Spekulationen an der Börse ein kleines Vermögen gemacht. Da lernte er angeblich auch Fourner kennen. Vor einigen Jahren war er dann in die Schweiz gezogen, sein Haus in Potsdam behielt er aber

Zu Hause angekommen sah ich zwei Männer in einem Auto vor dem Haus stehen. Sie nickten mir zu und ich ging hinein. Kollegen von Dr. Keller, hoffentlich. Oben in meiner Wohnung saßen schon wieder Maier und Dr. Keller im Wohnzimmer, und sie hatten sich auch schon an meinen Getränken bedient. Ich ging kopfschüttelnd hinein

In einem kleinen Bürogebäude neben der Lagerhalle der MasCat saßen die beiden Kommissare und der Staatsanwalt sowie Dr. Keller, Maier und ich. Man hatte tatsächlich einen Lieferwagen mit Spuren von einem Unfall gefunden. Die KTU war eben dabei, den Wagen zu untersuchen. Etwa eine Stunde später kam der zuständige Mitarbeiter und erklärte, das Lenkrad sei so blank wie ein neues Teil und man könne keinerlei Fingerabdrücke feststellen. Dafür habe man an der vorderen Stoßstange und unter dem Wagen Blutspuren und einige Fasern gefunden, die möglicherweise zum Toten passten. Doch das müsse noch geprüft werden. Wer den Wagen gefahren hatte, war also noch unklar

Inzwischen hatte ich Vivien sehr vorsichtig über die Vorkommnisse der letzten Tage im Groben aufgeklärt. Ich fürchtete, dass sie es sonst durch Zufall aus den Nachrichten oder aus der Zeitung erfahren könnte. Sie geriet fast in Panik, doch nach einer Weile beruhigte sie sich wieder. Es wird allerhöchste Zeit, dass ich nach Hause komme, dachte ich mir. Am nächsten Vormittag in meinem Büro bei Lohr klingelte das Telefon, ich hatte eben einen Bissen Apfel im Mund

Lisa und ich trafen uns am Abend in der Kneipe an der Ecke zu meiner Straße. Dr. Keller und Maier warteten bereits auf uns, ebenso Höfer

Über Fritz Maier erfuhr ich, dass die Untersuchungen im Berliner MasCat-Gelände keine weiteren Ergebnisse erbracht hatten. Auch die Vernehmungen der Arbeiter führte keinen Schritt weiter. Wieso Bergler noch um die Uhrzeit dort war, konnte bisher auch nicht eindeutig geklärt werden. Offensichtlich wollte sich von den möglichen Zeugen aber auch niemand erinnern. Dr. Keller meinte, dass die Leute vor etwas oder jemandem Angst hätten. Ich dachte da sofort an Catlin. Mit einem Mal überstürzten sich die Ereignisse. Nachdem Dr. Keller und Fritz Maier von mir über den alten Fall meines Ex-Arbeitgebers informiert worden waren und Dr. Keller den Berliner Staatsanwalt sowie die Wiener und Zürcher Polizei informiert hatte, wurden bereits am nächsten Tag in Wien die MasCat durchsucht und Elizabeth Catlin und zwei weitere Mitarbeiter verhaftet. Ihr Sohn blieb vorläufig auf freiem Fuß. Offensichtlich war er nicht in die Geschäfte seiner Mutter eingeweiht

Charles Fourner hatte sich abgesetzt. Der Flughafen und die Grenzübergänge wurden überwacht. Er hatte nach Aussage von Dr. Keller kaum eine Chance zu entkommen. Als ich an diesem Abend mein Büro verlassen wollte, stand Fourner mir plötzlich gegenüber! Er trug eine dicke Aktentasche unter dem Arm und wollte eben Richtung Hinterausgang gehen. Erstaunt sah er mich an

Wer die beiden Typen waren, die sich bei mir im Haus und in der Garage herumgetrieben hatten, die an meiner Tür versuchten einzubrechen, konnte nie geklärt werden. Vielleicht hatten sie mit diesem Konstrukt von Fourner, wegen der beteiligten Firmen in der Schweiz (S), Austria (A) und Deutschland (D), von uns SAD genannt, nichts zu tun. Vermutlich waren es nur ganz gewöhnliche Kriminelle, die herausbekommen hatten, dass ich öfter nicht zu Hause war. Wer den anonymen Brief an Mohr geschickt hatte, konnte nicht aufgeklärt werden. Man vermutete, dass es vielleicht Offermann war, um den Untersuchungen eine andere Richtung zu geben. Berglers Tod war, wie so oft, über den Polizeifunk abgehört worden. Die Schlagzeile aber war wohl das Werk eines Journalisten, der »von einem Insider« gefüttert worden war. Wer das war, darüber konnten wir nur spekulieren. Müllers Sorge über unser aller Entlassung hatte sich erübrigt, als Bergler ermordet aufgefunden wurde. Catlin und Sachs fürchteten danach, bei weiteren Aktionen aufzufliegen. Ach ja, das Kennzeichen, dass sich Lisa vor der MasCat in Wien notiert hatte, gehörte tatsächlich zu Fourners Wagen aus Zürich

Schnürli besuchte mich zusammen mit seiner Frau Elisabeth einige Zeit später in Stuttgart. Er lud mich und Vivien zum Essen ein, da der Franken gegenüber dem Euro so stark sei, wie er lächelnd als Begründung angab. Außerdem freue er sich, mal wieder mit mir zusammenzuarbeiten. Mir war noch nicht klar, dass dies schneller passieren würde, als wir dachten. Lisa plante Urlaub und ich rechnete endlich meine Spesen ab und wollte dafür die Freigabe von Maier einholen. Nachdem er meine Reisekostenabrechnung unterschrieben hatte, legte er mir noch ein Papier dazu. »Unbefristeter Arbeitsvertrag« und darunter »Herrn Joseph Vincente, Investigative Manager«. Ich war sprachlos. Maier grinste nur

Nach so viel Reisen, Aufregung und Stress wollte ich nur noch ein wenig Ruhe. Vivien nahm sich für einige Monate unbezahlten Urlaub. Wir genossen die entspannten Wochen unserer Urlaubsreise

Wieder zu Hause zurück, um meine Sachen zu packen, hatte sich Vivien wieder beruhigt, machte mir aber die heftigsten Vorwürfe und wollte, dass ich die Verbindung mit Maier umgehend beende. Alles, was mit Catlin und Lohr in Zusammenhang gebracht werden konnte, war inzwischen ein absolut rotes Tuch für sie. Darüber hinaus sah sie keinen Sinn in der Reise nach Wien, nur ein hohes persönliches Risiko für mich. Es gelang mir deshalb nur sehr mühsam, sie zu beruhigen. Indirekt hatte sie mir sogar gedroht, mich zu verlassen. Zwischen zwei Stühlen zu sitzen, erschien mir in diesem Moment vergleichsweise noch eine komfortable Situation zu sein

Mein Wecker klingelte um sieben, ich stand auf und sah aus dem Fenster. Gegenüber der Straße befand sich ein Bürohaus und unten sah man die Straßenbahn fahren. Es waren schon jede Menge Leute unterwegs und auf der Straße herrschte ein Verkehrschaos wegen der morgendlichen Rushhour

Am Abend bei meinem regelmäßigen Telefonat mit Vivien erwähnte ich nichts von alledem. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie sie reagiert hätte und was ich mir alles hätte anhören müssen. Schon wieder fühlte ich mich wie in einer Schraubzwinge

Nach etwa einer Stunde hielten wir vor einer großen Werkshalle in einem Industriegebiet. Am Tor standen zwei stämmige Kerle, die uns aufmerksam musterten, aber ins Grundstück einfahren ließen. Als wir ausstiegen, wurden wir von weiteren schwarz gekleideten Männern umringt und in die Halle begleitet. In der Halle parkten mehrere Autos und Transporter. Zwischen den Fahrzeugen unterhielten sich aufgeregt einige Männer. Swoboda sprach einen von ihnen an

Am nächsten Morgen standen wir auf dem Flur des Amtsgerichtes Wien. Die Verhandlung war auf neun Uhr angesetzt und es war ziemlich viel Polizei anwesend. Unterbrochen wurde die Sitzung nur für ein Mittagessen. Gegen 16 Uhr wurde die Tagessitzung beendet. Das Verfahren wurde vertagt

Noch am gleichen Abend verließ ich Wien mit dem Flugzeug und war etwa vier Stunden später zu Hause in meiner Wohnung

Am nächsten Tag erschien ich früh und gut gelaunt im Büro. Außer der Empfangsdame war noch niemand da

Als ich das Haus gegen Mittag verließ – ich hatte Lisa Bescheid gesagt, dass es später werden würde –, ging ich einen kleinen Umweg und beobachtete alle Personen oder Autos, die ich auf meinem Weg traf oder die, wie ich, die gleiche Richtung eingeschlagen hatten. Niemand folgte mir. So bewegte ich mich in Richtung Bahnhof und stieg in die nächste S-Bahn

Nach zwei Tagen rief uns Fritz und wir trafen in seinem Büro eine gute Handvoll Leute. Schnürli war da, Dr. Keller, zu meinem Erstaunen auch ein Mann von Kosz aus Wien und Willi Pichler, Kriminalbeamter der Wiener Polizei. Dann gab es da noch Mary Cooper von einer Detektei aus London und Peter Doggerty von Scotland Yard. Als Letzter stellte sich mir Dr. Thomas Richter, Staatsanwalt für Wirtschaftsdelikte aus Frankfurt vor

Zu Hause angekommen stieg meine Begleitung in ein Auto, das vor meiner Haustür parkte. Er hatte noch erwähnt, dass sie in unregelmäßigen Abständen Kontrollgänge um mein Haus machen würden. Dabei würde sie Carlo begleiten. Carlo war ein Schäferhund, der hinten in ihrem Auto lag. Ich bedankte mich und ging ins Haus. Sollte ich nun die Rollläden oben lassen, damit man ins Haus sehen konnte, oder wäre es besser, die Rollläden zu schließen, damit es wie immer wäre? Ich ließ sie herunter. Mein Abendessen fiel aus, ich hatte mir nur ein Bier genommen und saß vor dem Fernseher

In meinem Büro bei der EA angekommen, wartete schon Lisa auf mich

Am nächsten Morgen saß ich im Flieger nach Wien, Vivien fuhr ins Elsass zu ihren Eltern. Sie hatte auf meine Ankündigung nichts gesagt, sondern ihren Koffer gepackt. Auch diesmal war die Flugstrecke nach Wien nicht gut geteert und der Pilot nahm jedes Schlagloch mit, aber wir kamen wenigstens pünktlich an. Fiala stand vor dem Flughafen und hielt mir die Autotür auf

»Ich dachte, der Fall ist endlich abgeschlossen?«, empfing mich Vivien fragend

Lisa und ich hatten alle Unterlagen, die wir von Kosz über Masch erhalten hatten, neu sortiert

Lisa und ich trafen Schnürli wie üblich vor dem Flughafenausgang neben seinem Fahrzeug

Dr. Carlo Ketterli saß im Haus der Zürcher Handelskammer am Fenster und rauchte eine Zigarre. Wie üblich blies er den Rauch genüsslich gegen die Raumdecke. Er stand auf, um Lisa zu begrüßen, gab mir mit äußerst frostigem Gesicht die Hand und bot uns an, uns zu setzen. Ich wollte mich eben dafür bedanken, dass er sich die Zeit für uns genommen hatte, doch er winkte heftig ab. Ich sah Schnürli an, doch der verzog keine Miene

Fritz Maier, Dr. Keller, Staatsanwalt Dr. Richter, Rechtsanwalt Karasek aus Wien, Lisa und ich saßen beisammen, um die Unterlagen noch einmal zu sichten. Wir hatten von Dr. Ketterli Dokumente erhalten, die die Auftraggeber von Banktransaktionen auswiesen. Wie er darangekommen ist, hatte er uns nicht offengelegt. Dass er damit sich selbst und seine Familie in Gefahr brachte, konnten wir nun gut nachvollziehen. Damit konnten wir nun zusammen mit den Unterlagen aus Wien und Berlin ein nahezu komplettes Bild der letzten Jahre aufzeigen

Einige Tage später führten die Behörden aufeinander abgestimmt in Berlin, Wien und Zürich Razzien in verschiedenen Lokationen durch. Es wurden Unterlagen und Computer beschlagnahmt und Personen verhaftet. Darunter war auch Dr. Thomas Huber. Zeitgleich wurde auch Charles Fourner wieder dem Richter vorgeführt. Die Wiener Polizei verhaftete Masch und einige andere aus dem sogenannten Maschbund. Einige wenige Personen konnten sich jedoch rechtzeitig absetzen

Während wir feierten, kam von Dr. Keller die Nachricht, dass im Dreiländereck Deutschland, Österreich und der Schweiz vor zwei Tagen eine stark verweste Leiche gefunden worden war. Es spräche alles dafür, dass der Mann der ehemalige Mitarbeiter meines Ex-Arbeitgebers Dr. Wilfried Mattern war. Die Kleidung und ein Ring würden das nahelegen. Er wurde offensichtlich erschlagen. Über die Hintergründe der Tat und mögliche Täter wusste man noch nichts Weiteres. Die Ermittlungen wären noch ganz am Anfang. Wenn das stimmte, dann war es jener Mitarbeiter, bei dem man mich damals massiv daran gehindert hatte, ihn während einer Prüfung zu befragen. Kurz darauf war der Mann spurlos verschwunden

Rose Bienia, Tübingen

Отрывок из книги

George B. Wenzel

EIN TÖDLICHES SPINNENNETZ

.....

»Diavolo!«, entfuhr es mir. Ich hatte mal wieder die Zeit vergessen. Weit nach Mitternacht sank ich endlich zu Bett. Vivien schlief seit ein paar Stunden, nachdem sie zweimal vergeblich versucht hatte, mich ins Bett zu holen.

An der Angel

.....

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