Die Farbe der guten Geister
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
A. A. Kilgon. Die Farbe der guten Geister
Impressum
Отрывок из книги
KAPITEL 1
Es war ein schöner, sonniger Morgen Mitte Mai, als das aufdringliche, schrille Piepen des Weckers Tilda unsanft aus ihren Träumen riss. Sie drehte sich noch einmal um, fühlte sich wie erschlagen. Einen Moment lang lag sie noch so da, unfähig sich zu bewegen. Ihr Mund war trocken. Ein dumpfer Druck lastete auf ihrem Bauch. Ihre Beine schienen wie gelähmt zu sein. Sie hatte ganz fest geschlafen und war noch immer wie benommen.
.....
Noch einen Moment lang standen Tilda und Conny sich schweigend gegenüber. Ratlos suchte Conny nach Worten, um etwas zu sagen, vielleicht auch um ihre Freundin etwas zu beruhigen. Im selben Moment ertönte der durchdringende Gong der Schulglocke. Die verstreut stehenden Schüler in den Gängen verschwanden schwatzend, lärmend und schubsend in ihre Klassenräume. Die Flure leerten sich eilig. Ein paar Nachzügler rannten wie aufgescheuchte Hühner an ihnen vorbei. Nur einige ältere Schüler standen noch wie angewurzelt da und starrten demonstrativ auf die Displays ihrer Smartphones, wohl um damit kund zu tun, wie wenig sie der Unterricht interessierte.
Ein wenig hilflos berührte Conny Tildas Schulter mit der Hand. Sie lächelte aufmunternd. Tilda´ s Blick glitt ratlos über das Gesicht der Freundin. Sie brachte es nicht fertig, auch nur eine Miene zu verziehen. Sie war noch eine Spur blasser geworden, als vordem. Nach einer schnellen Verabschiedung eilten die beiden Frauen in entgegengesetzte Richtungen davon. Tilda war bedrückt. Kurz bevor sie um die Ecke bog, sah sie noch einmal zurück, den langen, leeren Flur entlang. Conny war nicht mehr zu sehen. Ein lähmendes Gefühl von Hilflosigkeit überkam sie. Während alle um sie herum weiter ihr ganz normales Leben lebten, war bei ihr plötzlich nichts mehr, wie vorher. Tilda fühlte sich wie in einer Parallelwelt. Sie spürte, dass irgendetwas Schreckliches auf sie zukam. Sie konnte es förmlich mit Händen greifen. Es fühlte sich so an, als stünde sie mutterseelenallein in einem Tal und hörte von Ferne das Grollen einer Lawine immer näher auf sich zukommen, ohne zu wissen, aus welcher Richtung das Unheil sich näherte, geschweige denn, wohin sie fliehen konnte. Sie war überwältigt von diesem Gefühl innerer Hilflosigkeit und Leere. Es fiel ihr ungeheuer schwer, die Gedanken daran abzuschütteln, während sie langsam auf das Klassenzimmer am Ende des Flures zuging.
.....