Die Epistemisierung des Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet
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Alexander Bogner. Die Epistemisierung des Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet
Die Epistemisierung des Politischen
Inhalt
1. Einleitung: Triumph des Wissens
Die Feier der epistemischen Tugenden
Revolten gegen die Macht des Wissens
Das Problem
2. Corona, Klima & Co: Streit ums bessere Wissen
Die Coronakrise
Der Klimastreit
Die Impfkontroverse
Die Kriminalitätsdebatte
3. Liberale Demokratie: die Diktatur der Dummen?
Post- und Pseudodemokratie
Wie viel Ignoranz verträgt die Demokratie?
Die Rettung der Politik vor ihrer eigenen Inkompetenz
Wahrheit als notwendige Fiktion
4. Noch mehr Demokratie wagen?
Epistemischer Populismus
Den Dingen eine Stimme geben
Die Grenzen epistemischer Demokratie
5. Das Elend der Kritik: Experten und Intellektuelle
Feindbild Experte
Post-Wahrheit: ein Triumph der Demokratie?
Die Geburt des Intellektuellen aus der Krise der Experten
Intellektuelle, die Opfer der Wissensgesellschaft
6. Der Aufstand der Ignoranten
Die unheilige Allianz der Konsensleugner
Die Wiederverrätselung der Welt durch die Wissenschaft
Die große Enträtselungsoffensive
Die Politik vor der Wissenschaft retten
7. Eine abschließende Kritik der Epistemokratie
Anmerkung
Zum Autor
Endnoten
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Alexander Bogner
Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet
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In vielen gesellschaftlichen Bereichen jedoch stehen rationales Kalkül, Wissen und Expertise im Vordergrund. In der Politik wird wissenschaftliche Expertise als zentrale Legitimationsressource geschätzt, in der Wirtschaft gilt das Wissen (auch jenes der Konsumenten) als wichtigster Innovationsfaktor; in der Wissenschaft dreht sich sowieso alles um das Wissen, genauer gesagt: um die Produktion neuen Wissens, und im Bildungsbereich geht es nur am Rande um Persönlichkeitsentwicklung und soziales Lernen. Im Vordergrund steht die Vermittlung von (Lehrbuch-)Wissen. Entsprechend bildet (Experten-)Wissen die höchste Entscheidungsinstanz in vielen politischen Kontroversen. So stellt Wissen den wichtigsten Rohstoff gesellschaftlicher Reproduktion und sozialen Wandels in spätmodernen Gesellschaften dar.
Im Kampf gegen eine aktive Klima-, Impf- oder Aids-Politik hat sich ein unverwüstlicher Dissens etabliert, der politischen Widerstand in Form (pseudo-)wissenschaftlicher Gegenexpertise praktiziert (auf den Bestsellern von Coronazweiflern muss unbedingt mindestens ein Doktortitel vor dem Verfassernamen stehen). Nicht selten konsolidiert sich dieser Dissens mittels hartnäckiger Tatsachen- bzw. Wahrheitsverleugnung. Mit Bestürzung berichten akademische Beobachter, dass der Amoklauf gegen Rationalismus und Expertentum mittlerweile zum Massensport geworden ist.8 Verschwörungstheorien und sogenannte alternative Fakten werden gerade dort virulent, wo Daten, Zahlen und wissenschaftliche Expertise im Streit über die richtige Politik eine besondere Rolle spielen. Dies war zuletzt in den breiten Protesten gegen die politischen Maßnahmen im Zuge der Coronakrise zu spüren. Microsoft-Gründer Bill Gates, so war unter anderem zu hören, steuere mittels seiner Stiftung die Pandemie, um an den Impfungen zu verdienen. Oder: Corona sei ein trojanisches Pferd, um den repressiven Überwachungsstaat salonfähig zu machen.
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