Erwin Kostedde

Erwin Kostedde
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Rassismuserfahrungen, sportliche Erfolge, die vergebliche Suche nach dem eigenen Vater, ein Gefängnisaufenthalt für eine Straftat, die er nicht begangen hat, ein Suizidversuch, Alkoholprobleme, finanzielle Pleiten – Erwin Kostedde, der erste schwarze deutsche Nationalspieler, blickt auf ein aufregendes und sehr tragisches Leben zurück. Richtig glücklich fühlte er sich nur auf dem Platz, beim Fußball. Da konnte er alles vergessen, er selbst sein. Alexander Heflik hat ihn über viele Jahre begleitet und legt nun ein sensibles Porträt vor.

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Alexander Heflik. Erwin Kostedde

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Zum Autor

Alexander Heflik, Jahrgang 1964, geboren und gezogen in Münster, Redakteur beim Sport-Informationsdienst, Sportchef der „Westfälischen Nachrichten“ / „Münstersche Zeitung“. Dritter Platz beim „Fair-Play-Preis für Sportjournalisten“ (1997). Autor der Bücher „Jan Ullrich & Lance Armstrong. Das Duell“ (2004) sowie „Das Meisterjahr. Preußen Münsters Weg in die 3. Liga“ (2011).

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„Bei der Aufstiegsfeier nahm mich der Trainer zur Seite und sagte, dass wir noch einen zusammen trinken sollten, ein letztes Mal.“ Klötzer wird entlassen, als sich die Kickers in den Armen liegen. Jubel und Trauer liegen auch bei Kostedde oft eng beieinander, nicht selten liegen nur ein paar Tage zwischen einem sportlichen Hochgefühl und dem aufkommenden persönlichen Frust. Aber diese Trainerbeurlaubung ist selbst für den emotionalen Grenzgänger Kostedde Neuland, er ist fassungslos. Auch als der Präsident Hans-Leo Böhm ihm am gleichen Abend sagt, jetzt in der Bundesliga, da müsse er abspecken. Aufstieg und Abschied und Anmache. Ausgerechnet Gyula Lóránt wird Klötzers Nachfolger. Lóránt, den Kostedde in seiner ersten Bundesliga-Saison beim MSV Duisburg mit seinen Eskapaden ab und an zur Weißglut getrieben hatte. Nach dem Kuschelkurs Klötzers folgt der Leutnant Lóránt, die Stimmung fällt rasant. Offenbach als Klub sei vogelwild gewesen, Offenbach als Stadt bieder und ohne Flair, blickt Kostedde zurück – das ist irgendwie der Sound seines Lebens.

Wieder einmal bieten die Hausherren ein Spektakel, Führung, Rückstand, Schlussspurt. Ein lupenreiner Hattrick von Kostedde wird beim 3:2-Erfolg nur durch den Doppelpack von Jürgen Grabowski verhindert. Aber in den Schlussminuten zaubert Kostedde mit zwei Treffern den Sieg herbei. Offenbach feiert den Derby-Erfolg wie den Gewinn der deutschen Meisterschaft, der Eintracht-Anhang trägt Trauer nach der Pleite gegen den Eindringling. „Wenige Tage nach dem Sieg wollte ich mein Auto in einer Frankfurter Werkstatt reparieren lassen, sie haben mich beschimpft und weggeschickt“, lacht Kostedde später über die tiefsitzende Rivalität. Spätestens nach dem 3:0 in Frankfurt in der Rückrunde wird der Torjäger zum Albtraum für die Eintracht. Dieses Mal trifft Kostedde „nur“ doppelt, vielleicht hätte Manfred Ritschel ihm den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:0 überlassen können, so oder so fühlt sich der Sieg im Waldstadion wie der Gewinn einer nationalen Meisterschaft an. Die Eintracht versucht wenig später einen Abwerbeversuch, im Übrigen ist während der ganzen Offenbacher Ära nur noch der VfB Stuttgart an ihm interessiert. Kostedde hat aber den großen Rivalen erlegt, Offenbach steht am Saisonende als Siebter genau einen Punkt vor den Frankfurtern – also, warum nicht die Konkurrenz richtig schwächen? Die Kickers sind so etwas wie ein hessischer Meister, der Klub von der anderen Main-Seite, das ist natürlich die gute Seite. Frankfurt umgarnt den Angreifer, und einmal spielt Kostedde auch mit den Eintracht-Granden zusammen. Bei einem Freundschaftsspiel der Henninger Brauerei treten die Frankfurter Topspieler mit denen aus Offenbach gemeinsam gegen den AC Mailand an. Die Offensivreihe heißt Grabowski, Hölzenbein und Kostedde, der Offenbacher erzielt die Führung, am Ende heißt es 2:2. Doch der Torjäger bleibt in Offenbach, denn: „Das wäre Verrat gewesen, das wäre mir nie verziehen worden. Die hätten mich umgebracht.“ Eine Frage der Ehre, oder hat er einfach nur etwas gelernt aus dem Wechsel-Theater zwischen Standard Lüttich und Alemannia Aachen im Sommer 1968?

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