Interkulturelle Kompetenz bei der Feuerwehr

Interkulturelle Kompetenz bei der Feuerwehr
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In einer kulturell immer vielfältigeren Gesellschaft ist Interkulturelle Kompetenz auch für die Feuerwehr eine Schlüsselqualifikation. Sie ist Voraussetzung für erfolgreiches Handeln in vielen Einsatzsituationen und hilft, Mitglieder aus anderen Bevölkerungsgruppen zu gewinnen und zu integrieren. Das Buch untersucht die interkulturellen Herausforderungen der Feuerwehr. Es zeigt auf, wie sich die Feuerwehr interkulturell weiter öffnen kann und wie die interkulturellen Kompetenzen von Angehörigen der Feuerwehr weiter entwickelt werden können.

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Alexander Scheitza. Interkulturelle Kompetenz bei der Feuerwehr

[5]Inhaltsverzeichnis

[9]Einleitung

[14]1 Eine kurze Kulturgeschichte der deutschen Feuerwehr

1.1 Interkulturelle Wurzeln

1.2 Revolutionärer Geist

1.3 Ausbreitung und Vielfalt

1.4 Die Kaiserzeit: Militarisierung und Corpsgeist

1.5 In der Weimarer Republik: Auf der Suche nach einer Rolle im neuen System

1.6 Im Nationalsozialismus: Vom bürgerschaftlichen Selbsthilfeverein zur gleichgeschalteten technischen Hilfstruppe der Ordnungspolizei

[25]1.7 Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg: Zwischen Kontinuität und Verdrängung

[27]1.8 Modernisierung: Wiederaufleben internationaler Kontakte und erste Frauen bei der Feuerwehr

[30]2 Das Ehrenamt in Deutschland: Geschichte und Trends vor dem Hintergrund einer kulturell vielfältigen Gesellschaft

2.1 Entstehung von Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement

[33]2.2 Begriffsverwendungen für den Bereich Ehrenamt und Engagement

2.3 Aktuelle Trends in Deutschland

2.4 Ehrenamtliches Engagement unter den Herausforderungen des demografischen Wandels

2.5 Freiwilliges Engagement im internationalen Vergleich

[40]2.6 Engagement von Migrant*innen in Deutschland

[43]2.7 Integration durch bürgerschaftliches Engagement

2.8 Fazit: Doppelter Mehrwert durch Öffnung und Information

[45]3 Feuerwehr heute

3.1 Funktionen der Feuerwehr

3.2 Mitgliederentwicklung

3.3 Kultur der Feuerwehr

[54]4 Interkulturelle Herausforderungen der Feuerwehr

4.1 Warum Kultur zu einer Herausforderung werden kann

[57]4.2 Kulturelle Faktoren im Einsatzgeschehen

4.3 Kulturelle Faktoren bei Mitgliedergewinnung und Mitgliederhaltung

[77]5 Interkulturelle Öffnung

5.1 Begriffsklärung

5.2 Chancen und Risiken kultureller Vielfalt

5.3 Interkulturelle Öffnung als Prozess

[81]5.4 Wie interkulturell offen ist die Feuerwehr?

5.5 Bereiche interkultureller Öffnung und Ansatzpunkte für die Feuerwehr

5.6 Chancen und Herausforderungen interkultureller Öffnung der Feuerwehr: Ein Resümee

[91]6 Interkulturelle Kompetenz

6.1 Stand der Forschung

6.2 Fünf Bereiche Interkultureller Kompetenz

6.3 Feuerwehrspezifische interkulturelle Kompetenzen

[103]7 Vermittlung interkultureller Kompetenz bei der Feuerwehr

7.1 Ziele interkultureller Trainings

[105]7.2 Baustein »Bedeutung des Faktors Kultur«

7.3 Baustein »Kulturelle Unterschiede«

7.4 Baustein »Verhaltensanalyse mit dem KPS-Modell«

7.5 Baustein »Unconscious Bias, Stereotype und Diskriminierung«

7.6 Baustein »Dynamik interkultureller Kontaktsituationen«

7.7 Baustein »Bewusstmachung von Standards und Orientierungen der Feuerwehr«

[117]7.8 Baustein »Einfache Sprache«

7.9 Baustein »Kommunikation mit Personen mit anderen Kommunikationsgewohnheiten«

7.10 Baustein »Von Unterschieden zum gemeinsamen Handeln«

[120]8 Tipps für die Vermittlung interkultureller Kompetenz

8.1 Strukturelle Hindernisse interkultureller Weiterbildungen bei der Feuerwehr

8.2 Persönliche Widerstände gegen interkulturelle Weiterbildungen

8.3 Rahmenbedingungen für erfolgreiche interkulturelle Weiterbildungen

8.4 Kontextbewusste Weiterbildungskonzeption

[129]8.5 Die Akzeptanz des/der Seminar- bzw. Lehrgangsleiter*in

[131]8.6 Umgang mit Widerständen im Seminarraum

[133]9 Resümee

[137]Literaturverzeichnis

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Am 3. Februar 2008 kam es in Ludwigshafen zu einem verheerenden Brand in einem von türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten bewohnten Haus. Neun Personen kamen dabei ums Leben, 60 wurden verletzt. Tragödien in dieser Größenordnung sind in Deutschland zum Glück sehr selten. Zu einem besonderen Ereignis wurde dieser Hausbrand nicht nur wegen der Anzahl der Opfer, sondern noch aus einem anderen Grund: Türkischsprachige Medien berichteten in den Tagen danach, dass Feuerwehr und Polizei nicht schnell genug gehandelt hätten. In den Wochen nach dem Einsatz wurde ein Feuerwehrmann tätlich angegriffen, andere erhielten Morddrohungen, viele Feuerwehrangehörige wurden beschimpft. Erst als der Verdacht einer Ungleichbehandlung widerlegt werden konnte und nach aktiver Aufklärungsarbeit in der türkischen Community Ludwigshafens glätteten sich langsam die Wogen.

Laut den regelmäßig durchgeführten Umfragen des Forsa-Instituts genießt der Beruf des Feuerwehrmanns bzw. der Feuerwehrfrau mit das höchste Ansehen aller Berufe in Deutschland. Entsprechend groß war bei der Feuerwehr das Erstaunen über die Vorwürfe und das Entsetzen über die Übergriffe in den Wochen nach der Brandkatastrophe in Ludwigshafen. Ganz offensichtlich gab es eine Bevölkerungsgruppe, die nicht ganz so positiv über die deutsche Feuerwehr dachte oder bei der zumindest diese positive Sicht auf sehr wackeligen Beinen stand. Der Hausbrand von Ludwigshafen rückte schlagartig die kulturelle Vielfalt in Deutschland in die Aufmerksamkeit der Feuerwehr: Wie werden wir bei nicht deutschstämmigen Mitbürger*innen wahrgenommen? Was wissen Menschen mit Migrationshintergrund über uns und unsere Arbeit? Und schließlich: Was müssen wir tun, um bei den sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen auch in Zukunft erfolgreich unsere Aufgaben zu erfüllen?

.....

Der wilhelminische Militarismus führt letztendlich zu einem traurigen Tiefpunkt in der Entwicklung der Feuerwehren, nämlich dem begeisterten Engagement unzähliger Feuerwehrangehöriger beim Flammenwerfer-Regiment unter Führung des Leipziger Branddirektors Dr. Bernhard Reddemann. Reddemann hat als Co-Erfinder dieser schrecklichen Nahkampfwaffe, bei der er, verkürzt dargestellt, bei Gasdruckspritzen das Löschmittel »Wasser« schlichtweg gegen »Flammenöl«, d. h. ein auf der Feuerwache in Posen eigens entwickeltes Benzin-Öl-Gemisch ausgetauscht hat, auf die Technik von Löschgeräten zurückgegriffen (vgl. Schamberger & Schrammen, 2010). Nach den ersten Erfahrungen mit dieser schrecklichen Waffe beauftragen auch andere europäische Kriegsteilnehmer in erster Linie ihre Brandbekämpfer mit der Entwicklung einer solchen Waffe, so z. B. die französische Armeeführung die Pariser Berufsfeuerwehr (vgl. Wictor, 2010).

So manche Freiwillige Feuerwehr steht mit dem Ende des 1. Weltkriegs vor existenziellen Problemen. Viele Kameraden sind gefallen, andere verstümmelt und traumatisiert zurückgekehrt, ganze Jahrgänge junger Männer sind ausgedünnt. Viele Arbeiter, Handwerker oder der kaufmännische Mittelstand haben unter der wirtschaftlichen Not in einem Umfang zu leiden, der neben dem alltäglichen Überlebenskampf ein ehrenamtliches Engagement häufig ausschließt.

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