Hören wir das Wort Propaganda, denken wir an die Gleichschaltung der Medien in der NS-Zeit und vielleicht auch an fake news oder Verschwörungstheorien im Internet. Doch das ist nur ein Aspekt dieses vielschichtigen Themas. Schließlich ist Propaganda auch Teil politischer Kommunikation in Demokratien – man denke nur an Fotos von Ministerpräsidenten und Bundesministerinnen vor gut gefüllten Klopapier-Paletten. Alexandra Bleyer sensibilisiert dafür, woran man Propaganda erkennt und wie man sich vor ihren Verführungen schützen kann. Denn Propaganda entfaltet nur ihre Wirkung, wenn man es zulässt.
Оглавление
Alexandra Bleyer. Propaganda. 100 Seiten
Inhalt
Ein Werkzeug des Bösen?
Von der Propaganda zur PR- und Öffentlichkeitsarbeit
Information und Desinformation
Medien zwischen »Lügenpresse« und »vierter Gewalt«
Auch Martin Luther King versuchte, »durch Kommunikation die Meinung, Attitüden, Verhaltensweisen von Zielgruppen unter politischer Zielsetzung zu beeinflussen«. Das ist der Definition nach Propaganda. War der Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger folglich ein Propagandist? Darf man das sagen? Zum Glück bezog er selbst dazu Stellung und forderte zur Differenzierung auf: »Für den Normalbürger hat das Wort ›Propaganda‹ einen bösen und hinterhältigen Unterton«, erklärte er 1954 in seiner Predigt Propagandizing Christianity (›Das Christentum verbreiten‹). Jenen, die furchtbare Erfahrungen mit Propaganda in totalitären Staaten gemacht hätten, erscheine sie als etwas notwendigerweise Böses, das verdammt und vermieden werden müsse. »Aber Propaganda muss nicht böse sein. Es gibt edle Zwecke, denen die Propaganda dienen kann.«
Ob sie gut oder böse ist, ergibt sich aus der Zielsetzung: Mit Propaganda kann man Menschen zu Gewalt und Krieg aufrufen oder vom Wert des Friedens überzeugen. Letzteres strebte die österreichische Pazifistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner (1843–1914) an. Einer politischen Partei beizutreten, lehnte sie ab: