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Dore Brandt

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Der Zug eilte auf geradem Wege seinem Ziele entgegen. Rücksichtslos durchschnitt er in tiefer Furche die zarten Gewebe der Dämmerung, die geheimnisvoll über das flache Land glitten, Nahes wie Fernes verhüllend.

Dore stand an dem geöffneten Fenster und blickte in die Abendschatten, hinter denen immer häufiger verschwommene, gelbe Lichtflecken die Nähe von menschlichen Wohnstätten verrieten.

Die stille, schwere Luft verkündete die nahende Großstadt. Wie beklemmend sie wirkte, wenn man eine Zeitlang am Meere geatmet hatte. Hier brachte auch der Abend nicht den kühlenden Frieden. Schon fühlte man wieder das Zerren der Nerven, die sich spannten und dehnten, um im engen Kampfgewühl nach Lebensfreude und Erfolg zu greifen.

Welch ein großes Stück Zeit schien zwischen dem Morgen von Heute und dem Jetzt zu liegen. In dem frischen, wilden Wind, der pfeifend das schäumende Meer gegen die Küste peitschte, hatte sich Dore jauchzend als freier Mensch gefühlt. Groß, stark, unbesiegbar von Leid. Hier vor der regungslosen, stauberfüllten Luftwand hatte sie die Empfindung, sich als überflüssiges Etwas in einen überfüllten Riesenkasten zu drängen, wo niemand sie wünschte, keiner ihrer achtete noch bedurfte und eigentlich gar kein Platz für sie vorhanden war.

Sie erbebte, als der Zug die Geschwindigkeit verringerte und langsam in die hellerleuchtete Halle einfuhr.

Aber in dem blinden Lärm der schreienden, rufenden, drängenden Menge, der von dem stoßweisen Pusten der atemlosen Lokomotive überfaucht wurde, fand Dore sich wieder.

Und als sie in dem raschen Wagen neben den klingelnden elektrischen Bahnen durch die schmale, lärmende, stimmenerfüllte Friedrichstraße fuhr, erfaßte sie ein starkes Gefühl der Freude. Sie. spürte in dem tosenden Leben berauschend die eigene Jugend und Kraft.

Der Wagen ließ Lärm und Helle hinter sich und fuhr unter dem spätsommerlichen Laubdach des Tiergartens dahin: Gemächlich, gleichmäßig klappten die Hufe des Pferdes auf dem Asphalt.

Dores Gedanken glitten nach dem Elternhause, das auch ein Punkt dieser weiten Stadt war und doch für Dore in brückenloser Ferne lag. Drei Jahre waren es nun her, daß sie die Tür des Vaterhauses hinter sich geschlossen hatte. Drei Jahre der Arbeit und des Alleinseins.

»Wählet Die Schaubude oder das Vaterhaus,« hatte der Vater ohne Bedenken, ohne Eingehen auf Dores ernste Worte blindlings geschrien. »Die Tochter eines Offiziers als Gauklerin ist noch nicht Sitte.«

»O, hätte ich dich nie geboren«, hatte die sinnlos verängstigte Mutter geschluchzt.

Diese geliebte, kleine Mutter, die zitternd und sparend neben dem heftigen Satten immer und immer selbstvergessen »repräsentieren« mußte.

Niemand ahnte, wieviel Herzblut Dore dieser Abschied vom Elternhause gekostet hatte. Wie sie in den ersten Tagen immer wieder zur Tür zurückgeschlichen war. Aber weil sie Stand gehalten hatte, glaubte sie an sich und ihre Kunst. Obgleich sie lernen mußte, wie steil der Weg zum Erfolge war.

Der Wagen hielt mit gelindem Ruck, er war am Ziel der Fahrt.

Da flammten wieder die runden Bogenlampen des Bellevue-Bahnhofes, dort ging die neue, breite Brücke über die Spree. Alles war noch am Platze.

Dore sah an dem hohen, grauen Hause hinauf. Eines der vielen Fensteraugen dort oben war der Ausguck des kleinen Zimmers, wo über ihrem Bett die liebe Holbeinsche Madonna hing.

Sie stieg frisch die Treppen empor, gefolgt von dem Droschkenkutscher, der, ihr Reisegut auf den Rücken geladen, die Höhe erklomm. Nun stand sie vor der Tür, an der neben dem weißen Porzellanschild: »Amalie Klinkert« die schmale Visitenkarte: »Dore Brandt« befestigt war.

Frau Klinkert öffnete. Hochrot im Gesicht, die Ärmel ihrer roten Bluse bis über die Ellenbogen ihrer fleischigen Arme zurückgestreift. Von dampfendem Seifengeruch umhüllt.

»N' Tach, Freileinchen. Jlicklich anjelangt? Jehn'n Se bitte rein und zinden Se sich de Lampe an, ick hab' nasse Pfoten, große Wäsche. Unsereins muß ja bis in de Nacht schuften.

N' Brief liegt uff'n Tisch un noch een blaues Heft, wat der Theaterdiener jebracht hat«, schrie sie dann noch aus der Küche heraus. –

Eine Weile darauf saß Dore allein vor der brennenden Lampe, die so gerückt war, daß ihr Licht hell auf den Holbein fiel.

Noch in Hut und Mantel hatte Dore die Rolle aufgerissen, die der Theaterdiener gebracht hatte. Ein dünnes Heft nur, aber Dore war doch froh. Nun konnte sie also schon morgen früh zur Probe gehen und brauchte nicht sehnsüchtig, um das Theater zu streichen.

Nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatte, las sie den Brief von Hans Jäger. Natürlich wieder viel Seiten voll Liebeserklärungen in schwülstigen Wendungen und blumigen Wortspielen. Das war sie gewohnt. Einmal nannte er sie Judith und sich Holofernes, ein andermal wieder verglich er Dore mit einer Rose und sich mit einem Mistkäfer.

Sie entbehrten niemals der Komik, diese Briefe des guten Hans Jäger.

Sie las bedächtig die engbeschriebenen Seiten, während sie von Zeit zu Zeit kräftig in die dicke Landbrotschnitte biß, die von Bornholm mit gereist war und nun ihr Abendbrot bildete.

Am Schluß des Briefes stand in großen Buchstaben, dick unterstrichen: »Meine Seele blüht, lassen Sie sie nicht verdorren.« Dore lachte aus vollem Halse, denn diese ungeschickte Redewendung erinnerte sie an den Reklamezettel, der heute in das Abteil geworfen wurde: »Sie Heide blüht, das sollte jeder sehen.«

Mit dem Briefe war auch das Butterbrot zu Ende. Dore ging zum Fenster und blickte hinaus. Von der nahen Kaiser-Friedrich-Kirche schlug es zehnmal. Es war still auf der Straße, und wenn einmal kein Stadtbahnzug zum Bahnhof hinein oder herausrasselte, konnte sie die Bäume des nahen Tiergartens rauschen und raunen hören.

Dore beugte sich weit zum Fenster hinaus.

Da unten floß die Spree. Ein großer Apfelkahn lag an der Brücke, das rötliche Licht seiner Laterne spiegelte sich im glitzernden Wasser.

Gestern flutete das Meer vor ihren Fenstern, und an der fernen Küste Schwedens blinkte der Leuchtturm von Cimrishamn.

Dore hatte am Hafen gesessen. Das Meer bewegte sich nur wenig unter den funkelnden Sternen. Auf einem schwedischen Schiffe wurde auf der Harmonika ein weiches, heimatliches Lied gespielt.

»Wer seine Heimat so lieben könnte wie diese Schweden«, sagte eine Männerstimme neben ihr. Sie sah auf. Sie hatte den Sprecher täglich gesehen. Er wanderte viel allein für sich umher, und Dore war ihm oft begegnet.

Aber sie hatten niemals miteinander gesprochen, und Dore kannte nicht seinen Namen.

»Hat Ihr Herz eine Heimat?« fragte der Fremde nach einer Weile, in der beide schweigend dem Liede gelauscht hatten.

»Nein und ja«, erwiderte Dore langsam. »Meine Heimat ist eine nüchterne, unpersönliche Stadt, und doch – es gibt dort vor dem Tore einen Kiefernwald, kahl – sandig – aber mit schilfumwachsenen stillen Seen – ich glaube, ich liebe meine Heimat.«

Nach einigen Minuten zog der Fremde seinen Hut und ging seines Weges.

Ob er wohl heute wieder am Hafen steht?

Schade, so gar nichts von ihm zu wissen.

Dore schloß die Fenster und zog die Gardinen davor.

Bald erlöschte die Lampe.

Draußen brausten noch lange die Stadtbahnzüge, und die Fensterscheiben klirrten leise. –

»Nu haben wir se wieder uff'n Halse, nu läßte scheen det Fluchen, wenn de Abend nach Hause kommst, vastehste. Sonst kindigt se, un ick kann warten, bis ich wieder fufzig Märker für det Loch ohne Klavier krieje«, sagte draußen in der Küche Frau Klinkert zu ihrem Sohn, während sie einen Bückling mit Haut und Gräten verspeiste.

»Ach wat«, antwortete der Sohn mit vollem Munde, »ach wat, denn krichste vielleicht eene mit 'n Verhältnis, und det is denn ville eindringlicher.«

* * *

Vergeblich bemühte sich die Sonne Dore zu wecken. Sie sandte durch den Spalt der Gardine einen breiten Lichtstrahl schräg über das Bett des jungen Mädchens. Sie spielte mit den rotbraunen Locken, die sich um die Stirn der Schlafenden und über das weiße Kissen ringelten, sie streichelte die schmale Hand, welche die Decke bis an das rundliche Kinn emporzog, sie küßte dreist den kleinen, roten, ein wenig geöffneten Mund, ohne daß Dores Schlummer im geringsten gestört wurde.

Das gelang Frau Klinkert besser.

»Wach'n Se uff, Freileinchen, Se sind nich mehr ans Meer«, schrie sie mit ihrer fetten Stimme, während sie mit den Fingerknöcheln gegen die verriegelte Tür trommelte. »Wenn Se valleicht Probe haben, denn man hurtig, is neine durch. Kaffe is fertig.«

Damit trottete sie unbekümmert um die Wirkung ihrer Worte in die Küche zurück. Sie war ihrer Sache sicher.

»Neun vorüber.« Dore war mit einem Schlage ermuntert.

Um zehn Uhr mußte sie im Theater sein.

»Als wenn 'nen Seehund in't Wasser panscht«, brummte Frau Klinkert, als sie beim Kartoffelschälen nach Dores Zimmer lauschte.

Dore trank rasch den hellbraunen, lauen Kaffee, den Frau Klinkert auf mehrfaches Klingeln endlich durch den Türspalt hereingereicht hatte, setzte den Hut auf, steckte eilig die silbernen Hutnadeln mit den drolligen Pudelköpfen, die sie einem ihrer unbezwingbaren Kaufgelüste zu verdanken hatte, durch das Stroh, schlüpfte in das Jacket, packte mit einem Griff Rolle und Geldtäschchen, eilte zur Tür hinaus und die Treppe hinunter.

Die Straße war voll Sonne, und die frische, vorherbstliche Luft stimmte froh.

Als Dore den Bahnsteig des Bellevue-Bahnhofes betrat, rief es hinter ihr: »Hollah, Brandtchen, warten.«

Es war Grete Hollwitz, die Naive des Theaters, eine Bezeichnung, die außerhalb der Bühne eine starke Ironie barg.

Die kleine, rundliche Grete Hollwitz kam atemlos die Steintreppe zum Bahnhof herauf gerannt. »Sehen Sie nur, Brandtchen«, rief sie pustend, auf die große Normaluhr inmitten des Bahnsteiges zeigend.

Der große Zeiger sprang gerade eine Minute vorwärts, es fehlten nur noch elf Minuten an der zehnten Stunde.

Ein Zug fuhr schnaubend in die Halle und die Mädchen stiegen eiligst ein.

In dem Wagenabteil saß nur ein wohlbeleibter Herr, der einen wohlgefälligen Blick über die freundlichen Mädchenerscheinungen gleiten ließ und sich wieder in seine Zeitung vertiefte.

»Na, wo waren Sie, Brandtchen«, fragte Grete Hollwitz und sah Dore mit dem Naivenlächeln Nummer eins an, das zwei Reihen weißer Zähne und ein Grübchen geschickt zeigte.

»Auf Bornholm«, erwiderte Dore. »Es war herrlich.« Ihr Blick glitt weit über die Gipfel des Tiergartens, aus dessen Mitte die Siegessäule goldprunkend die klare Luft durchschnitt.

»Mit wem denn? – Allein? – Herrgott, Sie Tugendspecht, sind Sie etwa mit den paar Kröten aus dem Ferienfonds ausgekommen?«

»Ja, das bin ich«, lachte Dore.

»Ach, du lieber Gott,« rief Grete mitleidig. »Nee, dazu ist man doch nicht am Theater, um wie alte Lehrerinnen mit a Spirituskocher zu hausen. Ich war mit meinem Fritz in Binz. Im Kurhaus gewohnt. Ich sage Ihnen tip top. Ich hatte ein paar famose Kostüme von der Hartmann, natürlich auf Pump.« Grete lachte verschmitzt. »Ich sage Ihnen, Brandtchen, jeder hat gefragt, wer wir sind. So macht man sich populär, mein Kindchen«, fügte sie ernsthaft hinzu.

Dore lachte hell auf. »Ach Grete, Sie sind gottvoll. Populär bei den Spießern von Binz. Da geht mein Ehrgeiz doch weiter trotz des Spirituskochers.«

Dores Lachen hemmte Gretes Redefluß, und sie schwieg. Dafür führte sie eine beredte Augensprache mit dem wohlbeleibten Herrn, der zu lesen aufgehört hatte. Mit seiner behaarten Hand, an der ein großer Brillant blitzte, spielte er an seiner dicken, goldenen Uhrkette, während er Grete freundlich mit seinen schmalgeschnitzten Äugelchen zuzwinkerte. . . .

Im Theater herrschte eine frohe Stimmung. Der schweigsame, zurückhaltende Direktor, der sonst vor Beginn der Probe mit einer undurchdringlichen, hochmütigen Miene schweigend auf und ab schritt, lächelte heute aus einem sonnenverbrannten, runden Gesicht und hatte für jeden ein scherzendes Wort. Der kleine, dürre Regisseur Werkenthin, der für gewöhnlich, das Bühnenbuch unter dem Arm, den offenen Paletot hinter sich herfliegend, im Lauftempo angeschossen kam, um sofort ein paar hämische Worte auszustoßen, denn er sah mit einem Blick, daß dieser oder jener fehlte, äußerte heute seine Heftigkeit auf angenehme, freundliche Weise. Er war erst gestern abend aus dem Harz zurückgekommen und erzählte dem Direktor begeistert und heftig gestikulierend von einer Leuchtkäferschar zwischen dunklen Baumstämmen – ein Effekt – ein Effekt, den man unbedingt im Sommernachtstraum verwenden sollte.

Die Mitglieder standen lachend und plaudernd zusammen. Alle sie, die im Juni hocherfreut waren, daß die Bude endlich schloß, waren von Herzen froh, wieder die entbehrte Theaterluft einzuatmen. Jene tagfremde, sonnenlose Luft, die ein geheimnisvolles Gemisch von Staub und Moder ist und unbezwinglich in ihren Bann zieht, was zu ihr gehört.

Die Probe verlief auf die heiterste Weise.

Nach ihrer Beendigung eilte Dore froh die Treppe zum Bureau hinauf, um sich die Gage zu holen. Sie war eine der Wenigen, die sie ohne Abzug eines Vorschusses einfordern konnte.

»Ihr Weibsbilder versteht's«, knurrte der sektliebende Ingler, der den Zettel im Sommernachtstraum spielen sollte, und der von seiner nicht unerheblichen Gage gerade noch – fünfzehn Mark zu verzehren hatte.

Arm in Arm mit Mara Scholler wanderte Dore zum Mittagsessen. Wenn sie froher Laune war, und eigentlich suchte sie nur dann Gesellschaft, war ihr Mara mit ihrer tapferen Leichtlebigkeit die liebste Gefährtin.

»Heut spendier' ich etwas. Heute gehen wir in den ›Luitpold‹«, sagte Dore, als sie in den Sonnenschein hinaustraten. Lebhaft über die verflossene Probe sprechend, näherten sie sich dem einfachen Speisehaus, das ihnen, alle Straßendüfte besiegend, schon auf der Weidendammer Brücke einen bedenklichen Hauch von Braten und Sauerkraut entgegensandte.

Als sie sich an einen der Tische neben der großen Fensterscheibe zur Friedrichstraße niederließen, rief Dore: »Es ist doch schön, wieder in Berlin zu sein.« Sie sah angeregt auf die vielen, vielen Menschen, die, gleichgültig geradeaus schauend, aneinander vorübereilten. Jeder die eigenen Gedanken, Hoffnungen und Sorgen hinter der Stirn. Jeder eine eigene Welt unter dem Hute tragend.

Dore fühlte sich am Puls des Lebens, und das paßte zu ihrer Stimmung. Zum Schluß der Probe hatte Werkenthin, in einem Notizbuch blätternd, ihr mit seiner scharfen Stimme zugerufen: »Na Brandt, wie wäre es, wenn Sie in der ›Hedda Gabler‹ die ›Elvstedt‹ versuchten?« Und Dore hatte überglücklich die dürren Hände des Regisseurs gedrückt. Vielleicht begann es zu tagen. Vielleicht durfte sie endlich aus der grauen Masse der Unbekannten in die Helle treten. –

An allen Tischen ringsumher saßen Leute vom Theater.

»Hast du nicht Ernst Bergmann auf Bornholm gesehen? Er ist jeden Sommer dort«, fragte Mara, als sie die Suppe löffelten.

»Ich kenne ihn gar nicht im Privatleben«, sagte Dore. »Ich habe ihn auch auf der Bühne nur einmal als ›Kollege Crampton‹ gesehen. Er hatte damals stark Maske gemacht. Ich würde ihn kaum auf der Straße erkennen. Übrigens war er ein großartiger ›Crampton‹.«

»Ja, er ist ein prachtvoller Schauspieler.«

»Du warst mit deiner Mutter in Buckow? War es nett?« fragte Dore.

»Oft war es schon ein wenig eintönig, das kannst du mir glauben, Dore. Aber ich bin doch froh, daß ich Mutter habe.«

Dore war still geworden.

»Du sprichst niemals von deiner Familie«, fuhr Mara in gutmütiger Neugier fort. »Nur, daß dein Vater Offizier ist, weiß man. Das sieht man dir übrigens an«, sprach sie in ihrer lebhaften Art weiter, ohne die Mißstimmung auf Dores Gesicht zu lesen. »Du hast eine geradezu aristokratische Figur. Schlank und vornehm. Keine zu langen Beine wie ich. Allerdings danke ich wohl gerade oder nur ihnen die heutige Rolle der Hermia, die der ahnungsvolle Herr Shakespeare ausdrücklich ›langbeinig‹ verlangt.«

»Siehst du, wie alles sein Gutes hat«, lachte Dore. Ein Sonnenstrahl stahl sich über den Tisch. Dores Verstimmung verflog.

»Komm, Mara«, sagte sie fröhlich. »Wir bummeln ein wenig durch die Straßen, ehe es dunkel wird. Ich muß mich meiner teuren Vaterstadt zeigen.«

Sie wanderten die Friedrichstraße bis zu den »Linden« herunter und gingen dann dem »Brandenburger Tor« entgegen, das sich dunkel gegen den rotgelben Abendhimmel abhob.

»Sieh nur diese herrliche Wäsche«, rief Mara und blieb vor einer Fensterauslage stehen. »Es ist wirklich Zeit, daß die Riesengagen kommen.«

»Ach ja.« Dore lachte.

»Aber weißt du, Mara, ich habe ja meine ganze Riesengage in der Tasche, und ich bin so kreuzvergnügt. Ich kauf' irgend etwas.«

»Einen seidenen Unterrock«, schlug Mara rasch vor.

»Nein. Lieber ein Buch oder so etwas Ähnliches.«

Sie studierten das Schaufenster einer Buchhandlung.

»Da, schau mal, die Salome von Wilde. Originalausgabe von Beardsley, illustriert.« Mara tippte an die Scheibe. »Ich frage einmal, was es kostet. Warte.« Und schon schnappte die Ladentür klingelnd hinter Dores großer, schlanker Gestalt ins Schloß.

Einen Augenblick später stand Dore wieder draußen.

»Hundert Mark«, sagte sie nur, jede Silbe betonend.

»Suchen wir etwas anderes.« Mara hängte sich in Dores Arm.

Es begann schon zu dunkeln. Am Eingang des Hotels Bristol flammten die großen Bogenlampen auf.

»Ich weiß etwas«, rief Dore und ließ Maras Arm los.

Nach wenigen Minuten kam sie mit zwei dicken Büscheln herrlicher Chrysanthemen aus dem Schmidtschen Blumenladen heraus.

»Hier«, sagte sie und preßte einen von ihnen in Maras Arm.

Die farbenprächtigen Blumen an sich gedrückt, gingen sie nun rasch dem Brandenburger Tor zu. Dort trennten sie sich.

»Mutter wird warten«, sagte Mara und suchte eiligst in einen Straßenbahnwagen zu kommen. Dore ging langsam die Charlottenburger Chaussee herunter.

Bald war sie zu Haus. Die Blumen wurden in eine Vase gestellt und nahe an die Lampe gerückt, damit ihre Farben leuchteten. Dann wurden die Gardinen zugezogen, und mit Behagen holte sich Dore Ibsens ›Hedda Gabler‹.

Frau Klinkert schmatzte bei ihrer Schwägerin im Nebenhause Geburtstagskaffee und Dore fühlte sich allein und heimisch.

* * *

Ein kalter Wind heulte über die märkische Ebene. Pfeifend zog er in die Straßen von Berlin, das als steinerne Masse aus Tausenden von Schornsteinen in die regendurchsiebte Luft rauchte und dampfte. Boshaft jagte der Wind über die wohlgepflegten Plätze der Stadt, fegte um die Ecken, riß die Plakate der Anschlagsäulen herunter. Er spielte weiter den Kunstkritiker und bewarf die weiße Markgrafengarde der Siegesallee mit Schmutz und Kot, er holte die letzten bunten Blätter der Bäume und legte sie als dichten, hohen, glitschigen Teppich über die Wege des Tiergartens. Er sprühte den Regen tückisch unter die klitschnassen Schirme, er jagte Wolken auf Wolken über die Sonne.

Die wenigen Menschen, denen man auf der Straße begegnete, hatten verdrießliche Gesichter. Es war November.

Der Regen prasselte gleichmäßig wie ein Springbrunnen an das Fenster von Dores Zimmer, in dem es heute gar nicht hell geworden war und jetzt um die vierte Stunde schon wieder volle Dämmerung herrschte.

Dore war den ganzen Tag daheim gewesen. Sie hatte die Rolle studiert, sich selbst ihr Mittag bereitet und saß nun mit einer Näherei am Fenster. Das grämliche Wetter drang nicht in sie herein. Vor einer Woche hatte ihr die Darstellung der Frau Elvstedt einen großen Erfolg gebracht. Man war aufmerksam geworden. Direktor Gollberg hatte sie in sein Privatzimmer gerufen und ihr mitgeteilt, daß er selber erstaunt über ihre Leistung sei, die weit über das Mittelmäßige hinausginge und entschieden noch manches von ihr erwarten ließe. Er sprach stets ruhig, jedes Wort abwägend, und so bedeuteten diese Worte aus seinem Munde sehr viel. Und dann hatte er eine tragische Rolle in Ausficht gestellt, »damit sie zeigen könne, was in ihr stecke«. Freude und Zuversicht erfüllten Dore. Sie fühlte, ihr Leben war im Aufsteigen begriffen. Sie war eine Stufe weiter gekommen.

Der Regen platschte und platschte.

Mutter saß gewiß am Fenster des großen, immer dunklen Berliner Zimmers und stopfte Strümpfe. Um diese Stunde kam wohl der Vater vom Dienst zurück. Sicherlich plagte ihn bei diesem kalten Wetter wieder die Gicht, und er fluchte und schimpfte hinter seiner Zeitung. Ob er über Dores Namen hinweglas? Anna war nun verheiratet. Da klimperte Maria also allein auf dem Klavier. Sonst hatten die Schwestern an solchen Tagen viele Stunden vierhändig auf die Tasten gehämmert, beide halblaut den Takt dabei zählend. War es nicht Dienstag? Wenn Mutter nur nicht bei diesem Wetter auf dem Markt gewesen ist. Dore stand hastig auf und legte die Näharbeit, die ihr aus den Händen gesunken war, fort.

Eine Sehnsucht, nach Licht und Wärme, nach fröhlichen Menschen überfiel sie. Sie erinnerte sich, daß Hans Jäger und andere sie oft gebeten hatten, am Nachmittag in das Café Metropol zu kommen, wo sich alltäglich ein Kreis von Künstlern zusammenfand.

Rasch zog sie den langen, blauen Regenmantel an, brückte die kleine, blaue Tuchmütze auf das rotbraune Kraushaar, schlug den Kragen hoch und ging, die Hände in den Taschen, frank und schlank in den Regen hinaus.

In dem Stadtbahnabteil herrschte der unangenehme Geruch feuchter Kleider, die Regenschirme betropften Nachbar und Boden und die Leute sahen verdrossen vor sich hin.

Dore blickte zum Fenster hinaus und spähte in die erleuchteten Wohnungen, an deren Fenstern sich Stadtbahnzug nach Stadtbahnzug gleichmäßig vorüberschlängelte.

Der Zug fuhr in die weite Halle des Friedrichstraßen-Bahnhofes ein. Neben Dore kletterte gemächlich der wohlbeleibte Ingler die triefenden Stufen des Wagens herunter und gesellte sich mit einem »Servus, Frau Elvstedt« an ihre Seite.

»Pilgern Sie auch gen Mokka, kleine Brandt? Sie haben seit Ihrem Erfolg natürlich Ihren festen Stammplatz am ›Tisch der Berühmtheiten‹, wie?«

»O, nein«, lachte Dore. »Aber bei diesem Wetter.«

Der nasse Asphalt der engen Friedrichstraße erschien wie ein schmaler, venetianischer Kanal.

»Gondola, Gondola«, schnarrte Ingler, als er sich mit Dore durch die Wagen und Automobile auf die andere Seite der Straße schlängelte.

Das Caféhaus war dicht gefüllt. Blaue Spinngewebe aus Tabakrauch tanzten durch den hellen, heißen Raum. Der »Tisch der Berühmtheiten« war dicht besetzt. Da saß weit in den Stuhl zurückgelehnt die Ollendorf, einen großen, schwarzen Flauschhut auf dem rechten Ohr, eine Zigarette zwischen den schmalen Lippen, mit dem festen, brennenden Blick der dunklen Augen auf den ihr gegenübersitzenden Kinkel starrend, den sie »anbetete.«

Übel wird mir, wenn ich das Weib sehe«, sagte Kinkel in langgezogenen Tönen, die deutlich verrieten, daß er ein guter Shylock war.

Aber wenn er den Rauch seiner Virginia von sich blies, warf er doch einen heimlichen Blick aus halbgeschlossenen Augen hinüber.

Neben der Ollendorf saß Erich Liebrecht, der mit seinem dichten Haarbusch und seinem struppigen, das Gesicht überwuchernden Bart unangenehm an die Abstammung des Menschen vom Ahn in den Bäumen erinnerte. Liebrecht war stets fanatisch von irgendeiner Idee beherrscht, die er wütend verteidigte, um sie am andern Tage ebenso wütend zu bekämpfen, wenn ein anderer sie aussprach. Sein neuester Plan war, in Berlin eine Zeitung im Stil des Simplizissimus zu gründen.

»Nicht das Witzblatt muß Humor haben, sondern das Publikum, das Pu–bli–kum!« rief er, als Dore und Ingler sich näherten und schlug auf die Marmorplatte des Tisches, daß Tassen und Gläser klirrten.

»Sein's gestad, Liebrecht, regen's sich nit auf, dös is ungesund«, sagte Grete Hollwitz, die in ihrer weißseidenen Bluse neben ihm saß und durch einen Strohhalm Limonade sog. Im Café sprach sie stets wienerisch, obgleich jeder wußte, daß ihre Wiege in Berlin gestanden hatte.

An Grete Hollwitz' Seite saß zusammengesunken Hans Jäger, der wie ein Pfeil vom Bogen aufflog, als er Dores ansichtig wurde.

»Die Sonne kommt«, rief er und drückte Dores Hände. Mit polternder Diensteifrigkeit rückte er Stühle und Tische und bald saß Dore umgaukelt von Tabakswolken zwischen ihm und der Hollwitz am Tisch.

»Haben's gehört, was die Larsen in der Garderobe erzählt hat?« fing Grete Hollwitz an. »Sie sagt, Direktor Gollberg hätt' ihr eine erste Rolle versprochen, wenn sie heut zum Nachtmahl zu ihm käme!« »Ach, Unsinn«, rief Kinkel. »Gollberg ist zu viel berechnend, um sich von irgendeiner Leidenschaft beeinflussen zu lassen.«

»Eine Frechheit, eine Unverschämtheit ist diese Kritik von dem kleinen Judenbengel«, stieß der semmelblonde Werner, der neben Kinkel saß, hinter seiner Zeitung hervor. »Wasserblonde Auffassung«, schreibt er. »Solch' Stumpfsinn, Jud' muß man sein, wenn man heut beim Theater Glück haben soll. Alles Cliquenwirtschaft«, und er warf die Zeitung weit von sich. »Ist Gollberg eigentlich Jude«, fragte jemand am Tische.

»Na ob.«

»Dafür schaut er blond aus und is a sakrisch tüchtiger Kerl, daß muß man ihm lassen«, sagte Grete Hollwitz wichtig.

»Der Löwe ist gelb und großmütig. Sie haben eine wunderbare Art, sich auszudrücken, teure Hollwitz«, rief Ingler, während er behäbig fünf Stück Zucker nacheinander in eine kleine Tasse Mokka plumpsen ließ.

»Pfui Teufel«, rief Werner, der ihm verärgert zusah. »So viel Zucker.«

»Tät Ihnen heute gut, Sie Gallapfel«, sagte Ingler gemütlich und rührte mit dem Löffel den Zucker um.

»Werner, ärgern Sie sich noch immer, daß Sie kein Jude sind?« rief Dore lachend. »Trösten Sie sich mit mir.«

»Lassen Sie sich taufen«, sagte Ingler zwischen den kleinen Schlucken, in denen er mit Behagen seinen Mokka trank. »Is mal was anders. Das Umgekehrte kommt häufiger vor, was, Kinkel?« Ingler grinste boshaft.

Kinkel, aus Galizien stammend, war vor Jahren zum Katholizismus übergetreten und liebte es nicht, an seine Herkunft erinnert zu werden. Im Gegenteil machte er gern kleine maliziös-antisemitische Bemerkungen.

Mit langen Schritten nahte sich jetzt der skelettartig magere Lyriker Haller, den großen »Bismarckhut« schief auf das wirre, strähnige Haar gedrückt, dem Tische.

»Mit Schrecken seh' ich den von weitem«, zitierte Liebrecht und erhob sich eilig. »Hollah, Franzel, meine Zeche zahlt der Herr Kinkel«, rief er dem herbeistürzenden Zahlkellner zu, stülpte den schmutzig grauen Filz auf den schwarzen Haarbusch und verschwand.

»Dös nenn ich gescheidt«, wienerte die Hollwitz. »So muß man's machen.«

»Ach,« sagte Kinkel, »wenn er mich nur im Wachen anpumpt, bin ich schon zufrieden. Aber denken Sie, meine Herrschaften, was mir passiert ist. Als ich gestern früh erwache und die Augen aufschlage, denke ich, ein Wahnbild narrt mich. Liebrecht sitzt auf meines Bettes Rand, natürlich schließe ich sie sofort wieder. Nach einer Weile blinzle ich mutig: Liebrecht sitzt auf meines Bettes Rand und nun höre ich, ist es kein Traum, denn jetzt sagt er: ›Pumpen Sie mir fix zehn Mark, Kinkel, ich habe eine reizende Kleine zu einem Ausflug nach dem Treptower Park eingeladen. Aber rasch, Mensch, denn um 8 Uhr muß ich schon auf der Jannowitzbrücke sein.‹«

»Sehen Sie, so etwas passiert nur einem, der eine Ministergage hat«, rief, nachdem sich das Lachen gelegt hatte, Haller herüber, der mit seinen mageren Händen hastig einen Stoß Wochenschriften durchblätterte, um zu erfahren, ob etwas von seinen Produktionen erschienen sei. Er hatte stets vierzig Briefe unterwegs, die, Manuskripte im Bauch, den Weg zu Redaktionen und Druckerpressen suchten.

»Sie fliegen aus, sie fliegen ein«, pflegte Ingler von ihnen zu sagen.

Hans Jäger sprach unaufhörlich zu Dore, die mehr den Scherzen am Tische zuhörte als ihm.

Kinkel, die Hollwitz, Werner waren gegangen, andere gekommen. Franz'l flog mit Tabletts und Zeitungen her und hin. Er wußte von jedem, welche geistige und leibliche Nahrung er einzunehmen wünschte.

»Sagen Sie mal, Aristokratin, Sie sprechen wohl nur noch gegen Entree seit Ihrem Elvstedt-Erfolg«, rief Ingler zu Dore herüber.

»Der Jäger läßt mich ja nicht los«, rief Dore zurück, drehte sich von Hans Jäger fort und blickte mit munterem Blick über die Tische hinweg. Da erstarrte ihr Lachen. Sie spürte einen feinen Schmerz am Herzen. Dort drüben am Tische saß er, mit dem sie am Hafen von Allinge die wenigen Worte über Heimat gewechselt hatte. Er sah sie mit langen Blicken an und verneigte sich ein wenig.

»Wissen Sie nicht, in welchem Alter Lenau wahnsinnig geworden ist?« fragte Haller, eifrig in seinem Notizbuch schreibend.

»Haben Sie vielleicht ähnliche Gefühle?« rief Ingler herüber.

Hans Jäger aber begann ausführlich über Lenau zu dozieren.

Dore griff nach einem Journal und blickte hinein. Ihr Blick flog über die Zeilen, aber sie las nicht. Durch das Geschwirr der Stimmen glaubte sie das Meer rauschen zu hören. »Kennen Sie den großen, blonden Seemann da drüben am Tisch?« fragte sie nach einer Weile Jäger, während sie eifrig ein Bild in der Zeitschrift betrachtete.

»Den da drüben? Das ist ja Bergmann«, rief Jäger erfreut aus. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, und er lief mit freudigen Schritten an den Tisch dort hinüber.

Einige Minuten später kam er mit Bergmann zurück, der sich vor Dore verbeugte und seinen Namen nannte.

»Ich habe einige Meeresgrüße zu bestellen, gnädiges Fräulein«, sagte er in einer sicheren, gleichmäßigen Weise sprechend, die ganz mit seiner großen, vornehm wirkenden Gestalt zusammenpaßte. Tadellos gekleidet, niemals den saloppen Schauspielerjargon gebrauchend, wirkte er mit seinem dünnen blonden Haar, dem glattrasierten Gesicht und den schlanken wohlgepflegten Händen eher wie ein Amerikaner, als wie ein Berliner Schauspieler.

»Daß Sie der Bergmann sind,« lachte Dore, »das hätte ich auch nie erraten. Eher witterte ich einen Vanderbilt in Ihnen.«

»O je! Ein Vanderbilt in Schulden vielleicht, meine Gnädigste. Also Berlin war die Stadt, von der Sie sprachen, dort unten am Hafen von Allinge?«

Dore schwieg.

»Dort auf den Steinen am Hafen machten Sie sich entschieden besser, als hier in Tabaksqualm und Kaffeeduft«, sagte Bergmann nach einiger Zeit, während er langsam eine Zigarette in Brand setzte.

»Ja, Verehrtester, da ich aber in einer Stunde zehn Schritte von hier Komödie spielen soll, kann ich unmöglich jetzt auf einer Bornholmer Hafenmauer sitzen«, scherzte Dore.

»Nein, da müssen Sie natürlich und unbedingt im Café sitzen und sich von jedem Flaps den Rauch ins Gesicht blasen lassen. Besonders seit Sie so eine halbe Berühmtheit geworden.«

»Möchten Sie bei solchem Wetter hoch oben in einem kleinen möblierten Zimmer sitzen?«

»Warum nicht?« Er blickte Dore ins Gesicht.

»Finden Sie es so schlimm, hier mit klugen, heiteren Menschen zu plaudern?«

»Klugen, heiteren Menschen? Egoistische Neidhammel würde ich sagen. Schlimm find' ich es nicht, aber unschön. Die Frau, die ich liebte, dürfte nicht hier sitzen.« Bergmann suchte bei diesen Worten gleichmütig in den Zeitungen, welche auf dem Tisch lagen.

»Übrigens las ich zufällig die Kritik von Fritz Schmidt über Sie. Schmidts Kritiken sind die einzigen, die ich lese. Ich hatte beinahe Lust, mir diese Elvstedt anzusehen. Ohne daß ich ahnte, daß jene Dore Brandt meine Hafendame ist.«

»Dann kommen Sie doch einmal hinein, wenn ich spiele.« Dores Stimme klang hell und froh. Ihre Augen strahlten, die zarten Wangen waren leicht gerötet, und eine kleine, krause Strähne ihres schönen Haares hing in die Stirn hinein.

Bergmann sah sie lächelnd an. Dore schlug die Augen nieder und wiederholte unsicher, was sie eben gesagt hatte.

»Ja, vielleicht«, sagte Bergmann, indem er sich lässig erhob. »Wenn man so ziemlich jeden Abend selber den Harlequin macht, meidet man an den wenigen freien Abenden gern jede Art von Kunststätte. Aber möglich ist alles.«

Er verbeugte sich formell vor Dore, drückte einen leichten Kuß auf ihre Hand, rief den Kellner, zahlte, ließ sich in den Überzieher helfen und ging langsam durch den großen, stimmenerfüllten Raum zur Türe. Die eben geführte Unterhaltung schien lange vergessen zu sein.

»Aber ich muß nun auch fort«, sagte Dore und verließ ihren Platz. Sie wehrte Hans Jägers Begleitung heftig ab, verabschiedete sich flüchtig von den wenigen, die noch am Tische saßen und eilte hinaus.

Die kühle Luft tat ihr gut nach dem Dunst dort drinnen. Langsamen Schrittes ging sie in dem feinen Sprühregen dem Theater zu.

* * *

Tag für Tag rieselte der feine Regen in kalten, peinigenden Tropfen hernieder. Wie eine große Wolke Mißmut lag der Himmel über der brausenden Stadt. Man sah aus dem rastlos brodelnden Dampfkessel der Arbeit finster nach oben. Wenn das so weiter geht, ist das Weihnachtsgeschäft verdorben, dachten die Leute.

Den Theaterdirektoren war dieses Wetter willkommen. Wie nasse Pudel, die einen Unterschlupf suchten, kamen die Menschen in Scharen herbeigeströmt, sobald die elektrischen Lampen über den Eingängen aufflammten.

Das glattrasierte Patergesicht Gollbergs glänzte, als habe er eben ein Fläschchen köstlich süffigen Weines geleert. Er hatte den Kassenrapport erstattet bekommen und mit dem raschen Schritt der Freude eilte er über die dicken Teppiche des Foyerganges seinem Privatbureau zu. Von der Bühne drangen gedämpfte Worte heraus, der erste Akt mußte bald zu Ende sein.

Er sah nach der Uhr, um neun Uhr wollte er bei Borchardt sein, um Käte Anker zu treffen. Er wußte selbst nicht, wie es gekommen war, daß sich dieses Verhältnis so fest geschmiedet hatte. Die Zeit, daß er bei Käte Ankers Anblick erbebte, war lange vorüber. Aber er liebte keine großen einschneidenden Veränderungen im Leben, ihm gab gerade die Gewohnheit Kraft zur Arbeit.

Wenige Schritte vor der Tür seines Privatzimmers bemerkte er Dore Brandt, die im zweiten Akt aufzutreten hatte und darum jetzt erst kam. Im dunkelblauen Jacketkleid, schlank und leicht kam sie die Treppe empor, ernst vor sich hinblickend.

»Sie ist doch ganz entzückend«, dachte Direktor Gollberg in seiner frohen Laune und blieb stehen.

»Nun, kleine Brandt, so ernsthaft?«

Dore fuhr zusammen.

»Guten Abend, Herr Direktor«, sagte sie dann, den feinen Kopf ein wenig verlegen neigend.

»Ich erwarte jetzt Werkenthin, um Hebbels Maria Magdalene zu besprechen. Wie wär's, wenn wir Sie die Klara versuchen ließen?« Er faßte Dore leicht unters Kinn und sah ihr lächelnd in die Augen, die ihm in unfaßbarem Glück entgegenleuchteten.

»Na wollen sehen«, fügte Gollberg hinzu, indem er in der Tür seines Zimmers verschwand.

Daß der Direktor seinen plötzlichen Einfall nicht geändert hatte, erfuhr Dore schon am nächsten Tage, als man ihr die Rolle der Klara ins Haus brachte. Gerade, als sie sich anschickte, in das Café Metropol zu fahren, das sie jetzt jeden Nachmittag aufsuchte.

Sie legte voll stiller Freude das umfangreiche Rollenheft auf den Tisch, und gefeit gegen Wind und Regen wanderte sie unter den entlaubten Bäumen des Tiergartens den langen Weg zur Stadt hinein. Sie ging als Klara. Dreimal hatte sie seit gestern Abend dieses Werk Friedrich Hebbels gelesen. Eigentlich nichts anderes seitdem getan und gedacht. Ein starkes Glücksgefühl durchschwellte sie.

Als sie vor der Tür des Cafés stand, hatte sie eigentlich gar nicht mehr den Wunsch, hineinzugehen. Aber nach einigem Zögern schritt sie doch durch die Tür und auf den ersten Blick sah sie, daß Bergmann heute da war. Das erste Mal wieder, nachdem sie vor bald einer Woche miteinander gesprochen hatten.

»Da kommt ja Käte Anker Nachfolger«, sagte die Hollwitz, die heute hellblau erschienen war, mit spitzer Stimme. Trotzdem die Rolle, die Dore zuerteilt war, gar nicht ihr Fach betraf, beneidete sie Dore brennend.

»Gratuliere,« rief Bergmann, als Dore an den Tisch trat, »man hat eine große Rolle bekommen, nicht wahr?«

»Ja, aber woher wissen Sie?« . . .

»Ach, Fräulein Hollwitz deutete es eben an«, sagte Bergmann ruhig, worauf ein allgemeines Gelächter ausbrach.

Dore war verwirrt. Es rauschte in ihren Ohren, sie hatte Bergmanns Stimme gehört, ohne die Worte zu erfassen.

Man lachte noch immer und sprach durcheinander.

»Bin ich das Karnickel, das herhalten muß«, sagte sie lächelnd, als sie auf ihrem gewohnten Platz saß und die Befangenheit sich verlor.

»Wo haben Sie denn gestern Abendbrot gespeist, Brandt?« rief die Larsen, die ihre überschlanke Burne-Jones-Gestalt mit einem glatten Stück schwarzen Taffet umhüllt hatte, das nicht einmal mit dem reformiertesten Reformkleid mehr etwas gemeinsam hatte und höchstens mit einem Schirmbezug vergleichbar war. Dazu trug sie auf dem blondgescheitelten Haar einen großen roten Hut mit grünen Weintrauben.

»Ich will Sie nur zu der neuen Rolle beglückwünschen«, fügte sie den Lärm durchkreischend hinzu, denn sie glaubte, nicht deutlich gewesen zu sein.

Die Hollwitz quiekte vor Vergnügen.

»Sie wissen ja, daß ich Gollbergs Schülerin war, ehe er Direktor wurde. Vielleicht hat er daher Interesse für mich«, sagte Dore ruhig zu der neben ihr sitzenden Hollwitz.

»Schülerin is jut«, rief die Larsen, die mit der Hand am Ohr Dores Worten gelauscht hatte.

»Zankt Euch in Eurer Garderobe, Weibsvolk«, brummte Ingler, der ganz in eine Kritik über seinen Falstaff vertieft war.

»Sehen Sie,« sagte Bergmann leise, »das kommt davon. In dem kleinen möblierten Zimmer, hoch oben, würden Sie so etwas nicht zu hören bekommen.« Er sah Dore herzlich in die Augen.

Dore schwieg. Sie fühlte sich erniedrigt und kämpfte stark mit Tränen. Am Tisch drehte sich das Gespräch schon längst um anderes. Nur die Larsen sah noch giftig zu Dore herüber.

»Da werden Weiber zu Hyänen«, zitierte etwas verspätet Haller, der mit weit über die mageren, gelblichen Hände gerutschten Manschetten weiße Papierstreifen mit Versen füllte.

»Mensch, dichten Sie doch nicht in einem fort. Es kann einem ja übel werden«, warf Köhler, der Dramaturg, hinter einem großen Zeitungsblatt dazwischen. Er war, wie Ingler feststellte, jetzt bei der siebzehnten Zeitung angelangt. Boshafte Leute sagten von ihm, daß seine Haupttätigkeit darin bestand, Zeitungen aus aller Welt nach Berichten über das Theater, dem er angehörte, zu durchsuchen.

»Na, Köhler, wie wär's mit einem Tarok? Gerad' ein Stündchen hätt' ich noch Zeit«, rief Ingler herüber. »Oder müssen Sie sehen, ob in Hongkong einer über unseren Direktor schimpft, Sie Papierratte?«

»Haben wir denn einen Dritten?« Köhler fuhr aus seiner Zeitung hervor.

»Ja, ja, nur los.« Und beide begaben sich in das Spielzimmer.

Dore und Bergmann blieben allein am Ende des Tisches.

»Spielen Sie heute Abend?« fragte Bergmann.

»Nein, heute nicht.«

»Würde es Ihnen Spaß machen, in das Theater zu kommen und mich als Hjalmar Ekdal zu sehen?« Bergmann sprach ruhig und gleichgültig. Dore aber war dunkel errötet.

»Sehr gern«, sagte sie hastig und bereute im selben Augenblick ihre ungeschickte Schnelligkeit. »Ich wollte heute allerdings mit dem Studium der Klara beginnen«, fügte sie hinzu.

»Ganz wie Sie wollen«, sagte Bergmann liebenswürdig und erhob sich. »Ich muß jetzt gehen. Wenn Sie kommen wollen, lasse ich ein Billet für Sie an der Kasse zurücklegen?«

»Ja, dann bitte ich darum«, sagte Dore leise.

»Das ist nett. Sie können noch gut eine halbe Stunde hier sitzen.« Bergmann drückte ihr herzlich die Hand, warf bei dem Mantelüberziehen noch ein Scherzwort zu Grete Hollwitz herüber und ging.

Auch die Larsen und Grete Hollwitz erhoben sich bald darauf. Die Larsen spielte heute und Grete Hollwitz wollte mit ihrem Fritz in das ›Trianon‹ gehen.

Dore saß still versonnen da und wartete, daß die Zeiger der gegenüberliegenden Uhr vorrückten.

Als Dore aus dem Café trat, war der Regen versiegt, ein kühler Wind versuchte, die Straßen zu trocknen, und die Leute gingen, die Köpfe endlich wieder unbeschirmt in die frische Luft erhoben, mit raschen Schritten.

»Wie ist man vom Wetter abhängig«, dachte Dore und schob auch ihre frohe Stimmung dem frischen Winde zu, der droben an dem abendlichen Himmel die Wolken zerteilen half. –

Und dann saß Dore im Theater, sie hatte einen Logenplatz dicht an der Bühne und keine Einzelheit von Bergmanns feinem, geistvollem Spiel entging ihr. Die ganze Aufführung der ›Wildente‹ war auf das künstlerischste abgetönt, und Dore durchlebte einen vollen Kunstgenuß. Erst nachdem der eiserne Vorhang sich rasselnd gesenkt hatte, ging sie still zum Theater hinaus.

Durch die großen, zwischen den Hinauseilenden schwerfällig sich auf und zu bewegenden Glastüren drang frische Winterluft herein, und als Dore in das Freie gelangte, sah sie über dem hellen trockenen Pflaster der Straße die Sterne blinken und sich im kalten Wasser der Spree spiegeln. Der frische Wind war eisig geworden, der erste Frost war da.

»Hab' ich Sie also doch erwischt?« Hinter einer der Säulen, welche den Eingang des Theaters umfaßten, trat Bergmann mit schnellen Schritten hervor. Seine Stimme hatte im Unterschiede zu sonst einen lebhaften Klang. Gang und Sprache waren hastig. Sein ganzes Wesen glühte und zitterte noch von dem eben beendeten Spiel.

»Nun, was sagen Sie zu dem Weihnachtswetter«, sagte er froh und zog seinen Arm durch Dores Arm, als wäre dies ganz etwas Selbstverständliches.

»Ich bin froh, wieder die Sterne zu sehen«, antwortete Dore und versuchte, ihrer Stimme einen muntern Klang zu geben. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse.

Arm in Arm gingen sie schweigend weiter den dunklen Weg am Spreeufer entlang. Vor ihnen, immer näher rückend, lag wie eine große erleuchtete Butterglocke der Friedrichstraßen-Bahnhof, und Gebrause und Getöse drang dumpf von dort herüber. Um sie herum war es still. Nur das dunkle Wasser der Spree gluckste und platschte.

»Sie überlegen doch nicht etwa, wie Sie mir auf geschickte Weise ein Kompliment beibringen können«, unterbrach Bergmann das Schweigen.

Dore lachte. »Ich glaube, ich dachte an gar nichts« sagte sie. »Aber es scheint mir, daß Sie darauf warten?« Sie sah lächelnd zu ihm auf.

Sie reichte Bergmann gerade bis zu den Schultern und nahm sich neben seiner breiten Gestalt doppelt schlank und zierlich aus.

»O, nein, nein«, rief Bergmann sich zu ihr niederbeugend. »Aber ich werde Ihnen jetzt ein solches machen. Ich habe Sie neulich als Elvstedt gesehen. Alle Hochachtung. Ich erwarte viel von ihrer Klara.«

»Wirklich?« Dora sah glücklich zu ihm auf.

»Allerdings haben Sie auch ganz das irritierende Haar, das diese kleine Elvstedt braucht.« Bergmann versuchte eine der Locken zu haschen, die der Wind hervorgezaust hatte und an seine Schulter wehte.

Sie kamen langsam dem Bahnhof näher.

»Sehen Sie«, sagte Bergmann, »jetzt hören die Sterne auf, und die Bogenlampen beginnen.« Er deutete auf den hellen Lichtschein, der über der Friedrichstadt lagerte und die Sterne unsichtbar machte. »Ganz als wüßte der Himmel, daß alles, was da unten nach Nachtvergnügen giert, doch nicht hinaufschaut, ob seine Kerzen brennen.«

Jetzt standen sie an der Treppe zum Bahnhof, die Züge brausten über ihren Köpfen.

»Ich habe noch eine Verabredung in der Stadt«, sagte Bergmann hastig nach kurzem Zögern. »Entschuldigen Sie daher, wenn ich Sie nicht weiter begleite, gnädiges Fräulein.«

»Ich danke Ihnen für den Abend«, erwiderte Dore leise und legte ihre Hand in seine.

Er hielt sie fest. »Ich hätte gern gehört, was sie über meinen Hjalmar denken, darf ich Sie einmal zu einem Spaziergang abholen?«

»Gewiß. Aber wann? Ich habe an allen Vormittagen Probe.«

»Wie wär's, wenn wir gleich den morgigen Sonntag benutzten, um irgendwo draußen den jungen Winter zu begrüßen?«

Dore nickte stumm. Von seiner Hand, die noch immer die ihre umschlossen hielt, ging eine Wärme aus, die ihren ganzen Körper zu überfluten schien.

Ganz verwirrt eilte sie einige Minuten später die Stufen zum Bahnhof hinauf. Sie wußte von dem, was nun gesprochen worden war, nur, daß Bergmann sie morgen treffen wollte. –

Noch lange stand Dore diesen Abend an dem Fenster ihres Zimmers, ließ sich den kalten Wind um die Stirne streichen, sah die Sterne und weiter dort über der Spree den hellen Lichtschein der Stadt.

Als sie schlafen gegangen war, flatterte die Wildente, die nicht mehr das Meer finden konnte, durch ihre wirren Träume.

In einem dunstigen Caféhaus saß Bergmann an einem klebrigen Tisch, der von vergossenen Spirituosen tropfte, Schulter an Schulter mit Leuten, die er am Tage kaum grüßte. Die Karten flogen und klappten, nur heisere, unartikulierte Ausrufe unterbrachen hier und da die gespannte Stille. Bergmanns Gesicht war rot und aufgedunsen, sein Atem keuchte, sein Rock war über und über mit Zigarrenasche bestaubt, und seine Hände, die zitternd die beschmutzten Karten hielten, sahen breit und gewöhnlich aus, man konnte zweifeln, ob dies wirklich Ernst Bergmann war.

Erst als der klare, frostige Wintermorgen über den Dächern zu fahlen begann, schwankte Bergmann nach Hause, um sofort in schweren, traumlosen Schlaf zu sinken.

* * *

Als Bergmann am anderen Tage in der klaren Wintersonne, Dore erwartend, auf und ab schritt, schämte er sich wie immer der durchwüsteten Nacht. Es schien ihm unbegreiflich, warum er nicht, wie er beabsichtigt hatte, das liebe Mädchen bis zur Haustür begleitet hatte, statt die Nacht mit den Schmutzgesellen zu verbringen und neue Schulden auf die alten zu häufen. Diese wilde Spielwut war stärker als alles. Sie trieb ihn, Vergessenheit suchend, von einem Weibe zum andern, und doch vermochte auch die Liebe ihn niemals länger als einige Tage vom Spieltisch fernzuhalten. Sobald der erste Rausch vorbei war, siegte die Leidenschaft zu den Karten und trieb ihn fort. Immer wiederholte sich das Gleiche. Jeden Morgen war er sich selbst zum Ekel, schwor keine Karte mehr zu berühren, und jeden Abend fand er sich wieder in einem Wirtshauszimmer, die schmutzigen Karten in den gierigen Händen. Wenige kannte ihn von dieser Seite, die meisten konnten sich ihn wohl nicht anders denken, als wie er hier daherschritt, ruhig, gemessen, kein Stäubchen auf Hut und Rock. –

Inzwischen bemühte sich Dore ein wenig, wenigstens ein ganz klein wenig, zu spät zu kommen. So schwer es war. Denn eigentlich war Dore schon seit dem frühen Morgen fertig und zum Ausgehen gerüstet. Seit sie sich gleich nach dem Erwachen überzeugt hatte, daß die Sonne da war, hatte sie nichts anderes tun können, als sich auf den Spaziergang zu freuen. Zu arbeiten war ihr ganz unmöglich, und in süßer Ruhelosigkeit ging sie in dem kleinen Zimmer umher. Sie holte ein Buch hervor, blätterte gedankenlos darin und steckte es fort. Sie fädelte eine Nadel ein, nähte summend ein paar Stiche und ließ die Nadel sinken, sie ging an das Fenster, öffnete es, sog mit Behagen ein paar Züge der frischen Luft ein, fing ein paar Glockentöne auf und schloß es wieder, um wieder weiter ruhelos zwischen den engen vier Wänden umherzuwandern. Endlich schlug es elf. Wenn sie nun ging, kam sie gerade recht, das heißt, fünf bis zehn Minuten nach der verabredeten Zeit. Jetzt befiel sie eine fieberhafte Eile. Wenn sie den Zug versäumte und viel zu spät kam? Würde Bergmann warten?

Dore Brandt

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