Nie wieder Opfer

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Aline Bachmann. Nie wieder Opfer
IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
INTERVIEW MIT DER PSYCHOLOGIN RAJANA BILDHAUER ÜBER MOBBING UND ESSSTÖRUNGEN
INTERVIEW MIT DR. SINIS VON DER SINIS AESTHETICS PRIVATKLINIK BERLIN
Отрывок из книги
Wonneproppen im Anmarsch – mein holpriger Start ins Leben
Ungeliebt und anders – die fette Grundlage
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Was ich hingegen noch ganz genau weiß, ist, dass mein Bedürfnis, anderen was wegzuessen, sich schon in jener Zeit entwickelte. Dadurch, dass ich zu Hause kaum Süßigkeiten bekam, wurde mein Verlangen nach Zucker nur größer und größer. Da gab es beispielsweise diesen übergewichtigen Jungen, Hannes hieß der, und er war tatsächlich deutlich beleibter als ich, aber hatte trotzdem jeden Tag ein kinder Pinguí in seiner Brotbox. Das beobachtete ich einige Tage lang neugierig. Dazu muss man wissen: In meiner orangefarbenen Brotbox lagen Tag für Tag so langweilige Dinge wie Vollkornbrot und Apfelschnitze – und zwar wirklich immer. SodaStream-Wasser war meine Capri-Sonne. Wie furchtbar unfair! Deshalb habe ich eines Tages, als Hannes gerade mit den anderen Jungs draußen Ball gespielt hat, einfach meine Chance ergriffen. Ich schaute, ob mich auch bloß keiner beobachtete, und ging dann flugs an sein Fach, wo ich mir die Brotbox schnappte und mir den cremigen Schokoriegel ratzfatz in den Mund schob. Wenn er jeden Tag ein kinder Pinguí hat, kann er ja wohl mal einen Tag drauf verzichten, dachte ich mir. Schließlich durfte ich so was nie essen! Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, während ich mich an die Brotbox heranschlich, weil ich wahnsinnige Angst hatte, dass mich jemand erwischen würde. Aber dieser wunderbare Augenblick, in dem die milchig-süße Creme auf meiner Zunge zerging, ließ mich alles um mich herum vergessen. Sodass ich im ersten Moment gar nicht bemerkte, dass die Kindergärtnerin schon direkt neben mir stand. Schuldbewusst und mit schokoladenverschmiertem Mund schaute ich sie an, während sie mir eine saftige Standpauke hielt. »Das kannst du nicht machen, Aline! Das ist doch die Brotbox von Hannes! Überleg dir mal, wie traurig der Hannes gleich sein wird, wenn er sieht, dass sein Schokoriegel weg ist.« Ich ließ ihre Worte zerknirscht über mich ergehen, aber im Grunde war es mir egal. Mir hat es nicht leidgetan. Ich war glücklich in diesem Moment. Weil mir das kinder Pinguí einfach zu gut geschmeckt hat.
Genauso wie ich als Kindergartenkind Spaghetti Bolognese mit ganz viel Soße mehr als alles andere geliebt habe. Da kam auch nach zwei Portionen kein Sättigungsgefühl bei mir auf. Mit den Worten »Mehr, Mama, mehr!« streckte ich meiner Mutter meinen Teller entgegen, obwohl ich den Mund noch voll hatte.
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