Obiad - Mehr als nur Mittagessen. Mein Jahr in Polen mit Überlebenden des Holocaust

Obiad - Mehr als nur Mittagessen. Mein Jahr in Polen mit Überlebenden des Holocaust
Автор книги: id книги: 2305318     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 394,76 руб.     (4,05$) Читать книгу Купить и скачать книгу Электронная книга Жанр: Языкознание Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783862822003 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Der Reisebus hielt und ich war da. Lodz meine Heimat auf Zeit. Mitten in Polen. Ein Jahr als Freiwilliger lag vor mir. Und dann war da diese polnische Sprache. Zungenbrecher. Ein ewiges Nachschlagen im Wörterbuch. Doch ein Wort begleitete mich täglich – Obiad. Ohne anfänglich zu wissen, was dieses Wort bedeutet, wurde es zur Überschrift für mein Jahr. Öffnete mir Türen und ließ mich durch meine tägliche Arbeit mit Überlebenden unterschiedlicher Ghettos und Konzentrationslager hinter die Kulisse deutsch-polnischer Geschichte blicken. Fakten – anonyme Jahreszahlen – die ich bisher nur aus Büchern kannte, bekamen auf einmal Gesichter und wurden bei meinen Besuchsdiensten konkret, stellten mir unausweichliche Fragen. Welche historische Hypothek trage ich als junger Mensch? Wie entschuldigt man sich für etwas, für das es in seiner Abscheulichkeit keine Worte gibt und für das man selbst nichts kann? Warum ist Schweigen die Sprache des Schmerzes? Weshalb klagte mich keiner der Überlebenden an? Polen auf seine Geschichte – den Holocaust – zu reduzieren, wird diesem wunderschönen Nachbarn nicht gerecht. Ich packte meinen Rucksack, reiste in meinem Jahr als Freiwilliger und lernte dabei dieses Land lieben. In monatlichen Briefen zu den verschiedensten Themen schrieb ich an Freunde und Bekannte über meine Eindrücke und tiefen Begegnungen. Heute weiß ich, Obiad bedeutet mehr als nur Mittagessen!

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André Biakowski. Obiad - Mehr als nur Mittagessen. Mein Jahr in Polen mit Überlebenden des Holocaust

Vorwort

Einleitung

Wstęp

Nachwort

Fußnote

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André Biakowski wurde am 20. Juni 1980 in Halberstadt geboren und wuchs in Wernigerode auf. Nach seiner anfänglich sozialistisch geprägten Schulzeit, studierte er ab 1999 an der Freien Kunstakademie Nürtingen acht Semester Malerei. Nach dem Studienabschluss 2003 folgten eine dreijährige Ausbildung zum Werbekaufmann und der Einstieg ins Berufsleben als Abteilungsleiter für Marketing. Parallel engagierte sich A. Biakowski immer wieder in verschiedenen Institutionen im In- und Ausland und leitete ehrenamtlich umfangreiche Kommunikationsprojekte. 2009 erfolgte eine einjährige berufliche Auszeit in Łódź/Polen. In diesem Jahr betreute er Überlebende unterschiedlicher Ghettos sowie Konzentrationslager und schaute hinter die Kulisse deutsch-polnischer Geschichte. In seinem Erstlingswerk „Obiad – Mehr als nur Mittagessen“ zeichnet A. Biakowski in zehn Briefen nicht nur ein subjektives Portrait des Landes Polen, sondern stellt die Menschen in den Vordergrund seiner eindrücklichen Beschreibungen, die ihm ohne Vorbehalte in unterschiedlichen Lebenslagen begegneten. A. Biakowski lebt heute in Reutlingen.

Franciszek Ozurkiewicz

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Mit einer impulsartigen Bewegung dreht die Frau mit den roten Lippen den Deckel des Thermobehälters gegen den Uhrzeigersinn, öffnet ihn und schaut hinein. Ich versuche schwitzend den Inhalt meiner heutigen Karteikarten wie bei einer Prüfung aufzusagen. „To Ziemniaki, to Mięso, to jest Sos!“ Sie richtet ihre Augen vom Thermos erstaunt zu mir auf und strahlt mich an. Ich lächle herzlich zurück! Stolz, polnisch gesprochen zu haben und verstanden worden zu sein, gehe ich zurück zu Jurek. Verschanzt hinter einer Lodzer Tageszeitung öffnet er mir die Beifahrertür und startet den Motor. Weiter geht’s zur nächsten Adresse. Noch 23 Mittagessen. 23 kleine Vokabeltests. Dann sollten die Wörter von heute sitzen.

Essen und Sprache scheinen mir der Schlüssel zu den Menschen zu sein. Nahrung die Lebensgrundlage und Worte, um allem einen definierten Namen zu geben – Nahrung für den Geist. Doch Sprache hat Grenzen. Kann nicht alles benennen. Es gibt Bereiche, da zwingt eine Ungeheuerlichkeit Worte zum Schweigen. Entmachtet diese. Eisige Kälte macht sich dann breit. Diese Kälte der Stille spürte ich immer dann, wenn mir Menschen von ihrer Kindheit sowie den Morden an ihrer Familie unter den Deutschen in den Jahren zwischen ’39 und ’45 erzählten. Nie als Vorwurf. Berichtend, um nie zu vergessen.

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