Die Abschaffung der Zeit
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Andreas Dörpinghaus. Die Abschaffung der Zeit
Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
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Anmerkungen
Sach- und Personenregister
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Informationen zu den Autoren
Отрывок из книги
Andreas Dörpinghaus; Ina Katharina Uphoff
Die Abschaffung der Zeit
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Die distentio ist eine menschenmögliche Dauer als angestrengte Tätigkeit der Seele. Mehr ist – allzu menschlich – nicht zu haben. Zugleich bleiben Weltzeit und endliche Lebenszeit unversöhnlich. Gott ist der Eine in Ewigkeit; der Mensch hingegen ist in die Zeit verwirbelt, und es bedarf der Anstrengung der Geist-Seele, eine Dauer im Wandel zu denken. Als gehorsame (und schuldbewusste) Selbstvergewisserung führt die distentio animi zum bloßen Rückzug ins Innere. Gott steht für die Dauerhaftigkeit, dem Menschen wird in seiner leiblichen Endlichkeit die Zeit zum Makel. Zeit gehört abgeschafft. Doch ist sie gerade kein Makel des Menschlichen, sondern seine Bedingung schlechthin.
Machen wir damit einen Sprung hin zu modernen Denkfiguren von Zeit. Die Moderne radikalisiert die Lebenszeit und marginalisiert die Weltzeit, die menschliche Zeit wird nicht länger von der Ewigkeit aus gedacht. Stattdessen ist der Mensch mehr und mehr auf sich allein zurückgeworfen, losgelöst von Kosmos und Schöpfung. War ihm seine endliche Lebenszeit, wie auch immer betrachtet, zuvor noch ein schicksalhaftes Wagnis und erinnerten gerade die vormodernen Autoren daran, wie vermessen es ist, wenn sich der Mensch als Herr der Zeiten aufspielt, wird der Moderne diese Art von Demut fremd. Sie kritisiert zwar die Denkfigur eines unbewegten Bewegers als absoluten Anfang in ihrer metaphysischen und theologisch-ontologischen Ausdeutung als Weltursache, hält jedoch zugleich an ihr fest. Denn sie unterstellt, dass jetzt der Mensch – scheinbar allmächtig – über die Zeit verfügt. Der zugrunde liegende Gedanke: Vormals auf Gott bezogen kann der Mensch jetzt bei sich selbst anfangen. Dadurch erhöht sich der Mensch zum Zeitbeherrscher – zum unbewegten Beweger.
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