Reiseliteratur
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Andreas Keller. Reiseliteratur
Einführung in die Reiseliteratur
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Inhaltsverzeichnis
I. Dimensionen der Reiseliteratur
Markante Ereignisse der Reise-, Verkehrs- und Tourismusgeschichte
1. Geschichte des Reisens
Die Perspektive der Tourismusgeschichte
Die Perspektive der historischen Reisekulturforschung
Soziale Reiseformen in der Antike und im Mittelalter
Professionsgebundene Reisen in der Frühen Neuzeit
Reisepraxis der gesellschaftlichen Elite
Bildungsreise im 18. Jahrhundert
Weltreisen
Expandierende Reiseformen im 19. Jahrhundert
Massentourismus im 20. und 21. Jahrhundert
2. Schreibsituationen
Information, Instruktion und Legitimation im Vorfeld der Reise
Spezifische Reisevorbereitung
Reisetexte zum Aufbruch und zur Wiederkehr
Das Schreiben während der Reise
Rückkehr und Redaktionsprozesse
Die Aufbereitung der Notizen nach der Reise
Literaturhinweise
II. Forschungsperspektiven
1. Forschungsgeschichte bis zum Ende der 1990er Jahre. Anfänge der literaturgeschichtlichen Betrachtung
Frühformen der Forschung in der Geografie
Neuansatz in der literaturwissenschaftlichen Forschung
Die Reiseforschung im Zeichen eines erweiterten Literaturbegriffs
Etablierung der Reiseliteraturforschung seit den 1990er Jahren
2. Aspekte der neueren Reise- und Reiseliteraturforschung
Sozial- und kommunikationsgeschichtliche Aspekte
Geschlechter- und konfessionsgeschichtliche Aspekte
Mentalitätsgeschichtliche, imagologische und kolonialkritische Aspekte
Defizite und Aufgaben der Reiseliteraturforschung
3. Informationsmittel der Reiseliteraturforschung. Forschungsinstitutionen
Quellenbibliografien, Darstellungen und Enzyklopädien
Literaturhinweise und Web-Adressen
III. Grundbegriffe – Methoden – Theorien
1. Gattungsspektrum und Produktionsweisen
Ratgeber zur Reisevorbereitung
Wissensaufbereitung im Vorfeld
Lyrische Formen der Reiseliteratur
Die Chronik
Das Tagebuch
Der Brief
Die Postkarte
Semantische Titelanalyse von Reiseberichten 1770 bis 1870
Redaktions- und Publikationsprozesse nach der Reise
Redaktionsverfahren am Beispiel Reisebrief
Der mediengeschichtliche Funktionswandel der Reiseliteratur
Die Reportage
Funktionswandel des wissenschaftlichen Reiseberichts
Ausblick auf die fiktionale Reiseliteratur
2. Intermediale Präsentationsformen
Bild-Text-Kombinatorik vor 1830
Neue technische Bildverfahren
Bewegte Visualisierung und Digitalisierung
Reisefilm
Reiseblog
3. Methodische Zugänge zur Reiseliteratur
Textgenese
Reise, Schrift und Geist
Darstellungsmodi
Klassifikation nach Gattungsaspekten
Erzählelemente und ihre Anordnung
Beglaubigungsstrategien und Autorisierung
Wahl der sprachlichen Mittel
Stil- und Vermittlungsebenen
4. Theoretische Ansätze zur Erforschung der Reiseliteratur
Reiseforschung als Kulturwissenschaft
Endogene Erfahrungsmodi: Subjekttheorie und Psychologie
Motivation und Erlebnismodi
Aspekte der Perzeption
Raum als Erfahrung und Konstrukt
Statik der Kulturen und Kulturdynamik
Überwindung von arretierten Dualismen
Aktuelle Theorie und aktuelle Reiseliteratur
Literaturhinweise
IV. Historischer Überblick
1. Mittelalter: Pilger, Studenten und Adel unterwegs
Mobilität und Reiseliteratur
Reiseziele der Pilgerfahrten
Innereuropäische Reisen
Literaturgeschichtliche Aspekte
2. Frühe Neuzeit: Humanismus und gelehrte Netzwerke
Reiseliteratur der Frühen Neuzeit als offene Schreibkonzeption
Religiöse und ethnografische Reiseberichte im 15. Jahrhundert
Amerika-Berichte
Innereuropäische Gesandtschaftsreisen
Berufsspezifische Reisen
Das 17. Jahrhundert
Formen der Adelsreise
Neulateinische Reiseberichte
Reiseziele im Osten
Reiseziele im Norden
Reiseziele im Süden
3. 18. Jahrhundert: Aufklärung und Welterforschung. Dimensionen der Reiseliteratur im 18. Jahrhundert
Titelzahlen und neue Publikationsformen
Polyhistorische Bestandsaufnahmen in der Frühaufklärung
Zentrale Formen des Reisens in der Aufklärung
Spätaufklärung
Fürsten- und Fürstinnenreisen
Wissenschaftliche Reisen
Expeditionen und Weltreisen
Reiseziel Revolution: Reportage und politische Meinungsbildung
4. 19. Jahrhundert: Kulturnation und Nationalkultur
Klassische Bildung
Romantisches Erleben der Vergangenheit
Nation und vaterländische Wanderungen
Raum, Technik und Gesellschaft
Soziale Fragen und politisches Reisen
Die Mobilität der neuen gesellschaftlichen Schichten
Naturwissenschaftliche Forschungsreisen
Individualreisen und Selbstfindung
Neue Publikationsformen
Neue und bevorzugte Ziele
5. 1900 bis 1950: Zwischen Monarchie, Republik und Diktatur
Neue Bewahrungs- und Bewegungsmittel
Weltkrieg und Revolution
Weimarer Republik und politische Selbstfindung
Neue Schwerpunkte in der Wahrnehmung
Reisen unter der nationalsozialistischen Diktatur (1933–1945)
Deutschlandbilder
Zweiter Weltkrieg
Nachkriegszeit bis 1949
6. 1950 bis 1990: Reisen in der Zweistaatlichkeit
Neue Reisen nach innen: Deutsche Teilung bedingt mutierte Ziele
Heimwehtourismus
Extremtourismus
Mensch und Natur
Nachkriegsreisen als Kulturtransfer
Gesellschaftliche Spannungen und diskursive Medien
Reise als radikale Ich-Suche
Protest gegen Massentourismus: neue Italientopik
Person, Nation und Vergangenheit im sozialistischen Raum
Neue Verantwortung: Ökologie und Reisen in den 1980ern
Verlagerter Raumfokus und Ethik
Verantwortung vor Fernsehbildschirmen
Zunehmend gefragt: Europa
7. Aktuelle Tendenzen ab 1990
Neue Fußreisen
Versuche zur Semantisierung des Raumes
Zugriffsmöglichkeiten im realen und virtuellen Raum
Zusammenprall der Kulturen und resultierende Mobilitäten
Ungekannte Transformationen des Reisens
Literaturhinweise
V. Exemplarische Einzelanalysen
1. Adam Olearius: Beschreibung der newen orientalischen Reise (1647) mit Paul Fleming: Reiselyrik
Erzählerische Darstellungsprinzipien
2. Georg Forster: Ansichten vom Niederrhein (1791–1794)
3. Heinrich Heine: Reisebilder (1826–1831)
Reisebilder
4. Lou Andreas-Salomé: Russland mit Rainer. Tagebuch im Jahre 1900 (1999)
Russland mit Rainer
Merkmale und Topoi
5. Annemarie Schwarzenbach: Die Reise nach Afghanistan (1939/40)
Reisen als Frau zu den Frauen
Versuche der Selbstfindung
Freiheit und Verantwortung
6. Navid Kermani: Ausnahmezustand und Einbruch der Wirklichkeit (2013/2016)
Neue Dimension des Reiseberichts im 21. Jahrhundert
Ausnahmezustand. Reisen in eine beunruhigte Welt
Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa
Literaturhinweise
Bibliografie
Personenregister
Sachregister
Ortsregister
Abbildungsnachweis
Informationen zum Buch
Informationen zu den Autoren
Отрывок из книги
Germanistik KOMPAKT
Herausgegeben von Gunter E. Grimm und Klaus-Michael Bogdal
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Frühe Reisen konnten sich zunächst nur auf bereits vorliegende Reisebeschreibungen oder undeutliche Karten als Vorbild(ung) des eigenen Unternehmens stützen. Mit den Wanderungen zu den heiligen Stätten entstanden dann jedoch bald auch konkretere Instrumente, die etwa dem Prinzip der Auflistung folgten. Schon im 9. Jahrhundert bot das handschriftliche Itinerarium Einsidlense eine Orientierung in Rom in Form verschiedener Routenbeschreibungen mit christlichen, aber auch heidnischen Baudenkmälern. Die mit diversen Vorläufern aus dem 8. dann aber auf das 12. Jahrhundert zurückgehenden Mirabilia Urbis Romae können schon als der erste Reiseführer gelten, der nun Sehenswürdigkeiten verzeichnet, die ein Pilger in Rom aufzusuchen hätte. Teilweise bot man dazu sogar die jeweils zugehörigen Legenden (Paratexte). Genau besehen handelt es sich um die (zu Hause zu studierende) Beschreibung eines idealtypischen Roms, die fiktive und faktische Topoi mischt. Eine praktische Verwendung der großformatigen Handschrift war dagegen eher sekundär. Das Vademecum wiederum (wörtl. „geh mit mir“) war ein Handbuch für unterwegs mit den unterschiedlichsten Ratschlägen, Lehrsätzen und Lebensweisheiten, nicht nur pragmatischer, sondern vor allem auch seelsorgerischer Natur: das Missale Itinerantium (1510) etwa bot eine Zusammenstellung liturgischer Texte für die Erbauung unterwegs.
Abb. 1 Britische Touristen im Kölner Dom, mit Reiseführern in der Hand. Satirische Zeichnung.
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