Im Sommer, wenn niemand bleibt

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Andreas Nolte. Im Sommer, wenn niemand bleibt
I. Dienstag, 19. Juli
Mittwoch, 20. Juli
Donnerstag, 21. Juli
Freitag, 22. Juli
Samstag, 23. Juli
Sonntag, 24. Juli
Montag, 25. Juli
Dienstag, 26. Juli
Mittwoch, 27. Juli
II. Donnerstag ,28. Juli
Freitag, 29. Juli
Samstag, 30. Juli
Sonntag, 31. Juli
Montag, 1. August
Dienstag, 2. August
Mittwoch, 3. August
Donnerstag, 4. August
Freitag, 5. August
Отрывок из книги
Der Sommer begann schon im April. Im Juli lag die Stadt unter einer feinen Staubschicht, dass alle Blumen im Park ihre Farben verloren. Selbst die Juwelen in der Auslage des Schmuckgeschäfts funkelten nicht mehr, weil das Schaufenster nach dem Putzen gleich wieder blind wurde. Der Fluss trocknete aus und legte alles frei, was die Menschen nicht mehr nötig hatten: Fahrräder, Schuhe, alte Fernseher.
Der Garten von Familie Armbruster grenzte ans Ufer, früher hätte Felix im Flussbett nach Schätzen gesucht– dafür ist er jetzt schon zu alt. „Felix, wo bleibst du denn?“ rief seine Mutter vom Haus herüber. Seine Eltern waren aufgeregt, weil sie das erste Mal alleine verreisten. Sie hatten einen ihrer üblichen Urlaube geplant, bei denen man Berge hochgeht, um sie danach wieder hinunterzugehen. Dieses Jahr würden sie niemanden auffordern müssen, die schöne Aussicht zu genießen; Felix durfte zusammen mit seiner großen Schwester zu Hause bleiben.
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Am Nachmittag wurde es immer heißer, selbst ein sporadischer Windstoß brachte keine Abkühlung. Im Fernsehen sprachen sie mittlerweile von einem Jahrtausendsommer– ein Vorgeschmack auf das Ende der Welt, wenn die Sonne sich aufbläht zu einem Roten Riesen, dessen Umfang bis zur Erdbahn reicht und sie verbrennt. Es soll zwar noch ein paar Milliarden Jahre dauern, doch vielleicht fängt es in diesem Jahr schon an. Das Flussbett hatte sich so mit Hitze aufgeladen, dass das andere Ufer in der Luft schwamm.
Mit einem Mal plagte Felix das schlechte Gewissen, dass er so gemein zu Patrizia gewesen war. Er wollte es wieder gut machen– nicht für seine Schwester, sondern damit seine Eltern nicht abstürzen– jetzt sind sie wahrscheinlich über Spanien. Manchmal hat er das dringende Bedürfnis, jemandem etwas Gutes zu tun, weil sonst etwas Schreckliches passiert. Ihm fiel ein, wie sehr seine Schwester Eis liebt, und dass sie wahrscheinlich schon länger keins gegessen hatte. In der Tiefkühltruhe fand er nichts, also musste er welches besorgen. Vor der Haustür packte ihn die Hitze– wenn man sich nur langsam genug bewegt, wie es das Faultier macht, kann einem nichts passieren. Felix stieg also ganz langsam aufs Rad, trat nur langsam in die Pedale und wechselte häufig die Straßenseite, um möglichst im Schatten zu fahren.
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