Der Psychocoach 5: Der Geist aus der Flasche
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Andreas Winter. Der Psychocoach 5: Der Geist aus der Flasche
Vorbemerkung. Wozu und für wen ist dieses Buch?
I. Einführung. Ein Wort vorab
Viele Fragen – eine Antwort
Zur wissenschaftlichen Vorgehensweise in diesem Buch
II. Sucht. Was ist Sucht und wo beginnt sie? – Ein Definitionsversuch
Der Unterschied zwischen Sucht und Zwang
III. Der Alkoholkonsum. Trinken ist nicht gleich betrinken
Saufen, bis der Arzt kommt – die Kids nehmen es wörtlich
Trotz – der verlorene Kampf um Freiheit
Der Psycho-Tipp: Trotz dem Trotz
Alkoholiker-Selbsthilfegruppen: Warum eigentlich „anonym“ bleiben?
Die „Funktion“ des Betrinkens
Die verschiedenen Trinkertypen
Sag mir, was du trinkst, und ich sag dir, wie du tickst
IV. Live aus der Praxis
Fall 1: Ein Gläschen in Ehren
Fall 2: Im Suff Krimiautorin, nüchtern Hilfsarbeiterin – oder: Ein Leben voller Lügen
Fall 3: Dabei sein ist alles
Fall 4: Als Sohn hart und erfolglos, als Erwachsener sensibel und frei
Fall 5: Die lustige Anita trank, um Sex zu ertragen
V. Wie Sie endlich den Alkohol besiegen! Erst therapieren – dann entziehen!
Genusstrinken vs. Abstinenz und kontrolliertes Trinken
Der Mythos von der Weinbrandbohne
Der Psychotipp: Sag statt „Nein, danke“ lieber „Ja, aber ...“
Immer schön locker bleiben ..
Nachwort: Eine neue Suchttherapie ist fällig – und zwar schnell!
Danksagung
Ausbildung zum Gesundheitsberater
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Отрывок из книги
Alkoholiker und deren Therapeuten haben es schwer. Psychologisch gesehen ist der Mensch, der mit astronomischem Promillegehalt auf die Intensivstation eingeliefert wird, nämlich nicht nur Opfer, sondern zugleich auch Täter. Da wir in unserer Gesellschaft Täter aber unterbewusst in der Regel verachten, verachten wir in diesem Fall das hilfsbedürftige Opfer gleich mit – und so wird dieses zumeist voller Abscheu und recht unbefriedigend therapiert. An Alkoholikern macht sich selten jemand gern die Finger schmutzig, sie werden oft mit Medikamenten abgefertigt und anschließend in Selbsthilfegruppen abgeschoben, wo sie dann verzweifelt darum kämpfen, die nächsten 24 Stunden lang „trocken“ zu bleiben.
In Deutschland trinkt – rein statistisch gesehen – jeder Einwohner pro Jahr gut zehn Liter reinen Alkohol – vom Neugeborenen bis zum Greis. Dies entspricht etwa 200 Liter Bier oder 90 Liter Wein oder 25 Liter Whisky pro Kopf und Jahr. Weit über zehn Millionen Menschen in Deutschland haben nach offiziellen Schätzungen ernsthafte Alkoholprobleme, darunter rund drei Millionen Alkoholkranke, sieben Millionen beratungs- oder behandlungsbedürftige Trinker und jedes Jahr etwa 40.000 Alkohol-Tote. Das Einstiegsalter für Hochprozentiges liegt mittlerweile bei zwölf Jahren, Tendenz fallend. Eine Alkoholiker-Therapie dauert etwa sechs bis zwölf Monate und endete bislang fast immer in verordneter Alkoholabstinenz. Meist werden die tatsächlichen psychosozialen Ursachen des Alkoholmissbrauchs weder erkannt noch gebannt. Familiendramen mit verängstigten Kindern, hilflosen Partnern und Versagensängsten der überforderten „trockenen“ Alkoholiker werden durch bloßes „Trockenlegen“ nicht beseitigt. Meist wird hierbei sogar noch ein weiteres Problem erzeugt: Angst vor dem Alkohol und dem damit verbundenen Rückfall – ein hohes Frustrationspotenzial für den Betroffenen und seinen Arzt.
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Beispielsweise hat die Berliner Tierärztin Dr. G. K. Pirk zu beweisen versucht, dass Alkohol unabhängig von Sozialfaktoren zur Sucht verleite, und dabei allen Ernstes behauptet, man könne auch bei Ratten feststellen, dass sie so lange freiwillig Alkohol konsumieren, bis sie davon abhängig werden. Frau Dr. Pirk hat dabei den Tieren Alkohol in einer Flüssigkeit mit süßem Geschmack vorgesetzt. Die Ratten konsumierten also die Testflüssigkeit vermutlich nicht wegen des Alkohols, sondern wegen des hohen Zuckergehaltes. Hierzu sollte man wissen, dass jedes Säugetiergehirn derart positiv auf Glukose reagiert, dass es durchaus Toxine in Kauf nehmen kann, nur um an den begehrten „Süßstoff“ heranzukommen. Ob eine Ratte tatsächlich ohne menschliches Eingreifen puren, hochprozentigen Schnaps bis zur Abhängigkeit schlabbern würde, wage ich stark anzuzweifeln, sonst wären die Tiere mit Sicherheit zuhauf in den Tanks der großen Brennereien zu finden, so wie man in der Vergangenheit immer wieder Ratten fand, die sich Zugang zu unseren Silos und Kornkammern verschafften.
Meiner Forschung liegen jedenfalls keine Experimente mit Laborratten und Reagenzgläsern zugrunde, sondern die komplexe Realität des Alltags. Ein jeder Mensch kann die von mir aufgestellten Hypothesen an sich selbst überprüfen. Um hier streng naturwissenschaftlich zu bleiben, muss man allerdings einen wichtigen Schritt machen: Man muss die zugrunde liegenden Faktoren so lange auf Kausalitätsbeziehungen untersuchen, bis sich eine Gesetzmäßigkeit ableiten lässt – und die muss für alle Probanden gelten!
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