Отрывок из книги
„Kannst du den Menschen berichten, wovon du hier gehört hast?“, fragte mich einer der drei vor mir sitzenden Ältesten des Pferdevolkes. Sie hatten mir gerade eben von der Geschichte der Freundschaft zwischen unseren Völkern erzählt. „Um eure Worte weiterzugeben, muss ich erst erklären, dass ich in eurer Welt sein, dies hier alles wahrnehmen kann“, warf ich skeptisch ein. „Erzähle ihnen deine Geschichte der Kraft“, sprach der mittlere Älteste, der bis zu diesem Punkt sehr wortkarg gewesen war, „dann können deine Mitmenschen selbst entscheiden, ob sie dir Glauben schenken wollen oder nicht.“
Aus unserem Gespräch im Sommer 2015
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Ich lag still und schaute auf die Welt der Ameisen unter mir. Auf diese kurze Entfernung wirkten sie größer als sonst. In Erinnerung an die Geschichte von Gulliver in Lilliput lächelte ich. „Die sind ganz schön fleißig“, dachte ich bei mir, als ich die Tierchen auf ihren Wegen beobachtete. Sie trugen schwere Lasten auf ihren Rücken, deutlich größere als sie selbst. Die Ordnung, die auf ihren Pfaden herrschte, beeindruckte mich. Für sie gab es keine unüberwindbaren Hindernisse. Nicht alles fiel ihnen leicht. Man sah ihnen an, dass sie sich anstrengen mussten. Aber ihr Wille war stärker. „Nicht die Umstände, der Wille ist entscheidend“, schoss es mir durch den Kopf. Dann betrachte ich wieder den Himmel. Viel bewegen konnte ich mich nicht, also schaute ich in den Himmel. Blau und weit, wie er war. Sehr weit. Er war einfach da, und ich hatte Zeit, ihn anzusehen. Das gab mir innere Ruhe. Meine Gedanken ordneten sich, und die Frage, wie lange mein Körper wohl ohne Wasser und Essen durchhalten würde, ängstigte mich nicht mehr so sehr. Es war vielmehr die Feststellung, dass wir alle sterblich sind, und auch mein letzter Tag, der gestern noch so unendlich weit entfernt schien, unerwartet schnell anbrechen könnte. Schreien war sinnlos, Gehen konnte ich nicht. Also betrachte ich den Himmel. In mir öffneten sich die Tore in die Vergangenheit.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sie sich um und ging ins Nebenzimmer, um erneut zu telefonieren. Als sie wiederkam, beantwortete sie mit ernster Stimme meinen fragenden Blick: „Keiner kann uns verbieten, mit dem Pferd zu reiten, wohin wir wollen. Somit brauchen wir auch keine tierärztliche Bescheinigung.“ Sie sah mich einen Moment an, danach kam sie zu mir und schmiegte sich an mich, legte ihren Kopf an meine linke Schulter, sodass ich ihren warmen Atem im Ohr fühlen konnte, umarmte mich und flüsterte innig: „Ich liebe dich, Tiger.“ Zärtlich küsste ich ihren Hals und drückte sie noch fester an mich. So standen wir beide lange da, aufgewühlt von den Ereignissen. Die Entscheidung war gefallen.
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