Stollentod
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Anett Steiner. Stollentod
Отрывок из книги
Balthasar Hauwalds eiskalte Hand zitterte. Der junge Bergmann mit den blonden Haaren und den blauen Augen hatte Mühe, Ruhe zu bewahren, es gelang ihm nicht, sein Grubenlicht anzuzünden, obwohl dies doch eine alltägliche und vertraute, tausendfach geübte Routine hätte sein müssen. Nicht nur die letzten Stunden, auch die vergangenen Tage, die zurückliegenden Wochen und sogar Monate waren zu nervenaufreibend gewesen. Seit langem strapazierten die blinde Euphorie wie auch die steife Geheimnistuerei sein schlichtes, argloses und gottesfürchtig erzogenes Gemüt über die Maßen. Außerdem fehlte es dem jungen Mann an Schlaf, seine Augen lagen tief und nun fiebrig glänzend in den Höhlen, die veilchenfarbenen Ringe darunter dominierten sein schönes, beinahe knabenhaftes Antlitz, das ihn zu besseren Zeiten bei den Mädchen beliebt gemacht hatte. Mit seiner sonst robusten Gesundheit stand es seit einigen Tagen schon nicht zum Besten. Er fühlte, dass ein Fieber in seinem Blut nur auf den rechten Moment lauerte, hochzukochen und ihn wehrlos ans Bett zu fesseln, doch davon konnte er sich jetzt nicht aufhalten lassen. Schließlich hatte es ihn seine letzten hart verdienten und schmerzhaft vermissten Groschen gekostet, Wilhelm am Vorabend so betrunken zu machen, dass der Freund ihm heute nicht in die Quere kommen würde. Das zu Alkohol vergärende Gebräu, das absolut scheußlich schmeckte, zu diesem Zwecke aber nötig war, hatte er in einem kräftezehrenden Zweitagesmarsch aus dem Kloster in Grünhain geholt, und die Insassen hatten es sich gut bezahlen lassen, fand er. Die Blasen an seinen Füßen, mit denen der Gewaltmarsch seinen Tribut gefordert hatte, würden eine Weile schmerzen, bis sie heilten. Aber die Strapazen waren es Balthasar wert gewesen, unter keinen Umständen wollte er seinen Kameraden mit in die unselige Sache hineinziehen. Wilhelm war nämlich rechtschaffen und sollte schließlich bald Helene heiraten, Balthasars jüngere Schwester. Dieses Glück und viele gesunde Kinder seien ihm gegönnt, wünschte Balthasar, der noch immer zitternd versuchte, das Grubenlicht zu entzünden, während ein kalter, in geraden Fäden fallender Regen ihn mehr und mehr durchnässte.
Alles in ihm bebte beim Gedanken an Reitzner, seinen Obersteiger, der reglos und mit blutiger Schläfe vor ihm auf der feuchten Erde lag. Den wenig gelittenen Mann hatte er soeben niederschlagen müssen, Balthasar war nicht sicher, ob der andere den kräftigen Hieb, der ihm im Affekt überaus heftig geraten war, überlebt hatte, denn Haare und Blut klebten nun an Balthasars Grubenbeil, das wieder in seinem Gürtel steckte. Aber sei es drum, beruhigte er sich, um den brutalen Obersteiger war es wirklich nicht schade. Allerhand Gerüchte um dessen Boshaftigkeiten machten die Runde, Frauen, Kinder und Tiere würde er zu seinem Spaße quälen, so hieß es, auch wenn Balthasar keinen Beweis dafür hatte. Doch in der Tat, dem Mann mit den schattigen Augen und den verkniffenen Lippen würde er Derartiges durchaus zutrauen, überhaupt beherrschte seit längerem der Argwohn Balthasars Inneres.
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»Sicher fragen Sie sich längst, was das alles soll und was ich von Ihnen will?«
Richard griff achselzuckend nach seinem Glas. In erster Linie genoss er es, sich aufzuwärmen und in immer kürzer werdenden Abständen an seinem Bier zu nippen. Dabei nuschelte er:
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