Arche Noah
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Anna Croissant-Rust. Arche Noah
Anna Croissant-Rust. Arche Noah
Die Brodm’ri
Tirili-Tirili
Das Nönnlein vom Kloster Ladins
Vom Pinkepeter und vom Hasepeter
Der Ammenikel
K. u. k. Infanterie-Re—gi—ment
Der Kakadu
Stationschef Stackebein
Prinzessin auf der Erbse
Die junge Bäuerin
Die alte Wirtin
Anmerkungen
Über Arche Noah
Biografische Anmerkung
Ebook-Kolophon
Отрывок из книги
Täglich zieht die Alte ihren Karren von der Scharnitz nach Mittenwald und wieder zurück. Ob es krachend kalter Winter ist und der Weg so voller Eisplatten, dass sie alle Augenblick nach rückwärts rutscht, und wie ein braves Ross die Eisen einhauen muss, um nur weiter zu kommen, ob es schneit, dass sie kaum die Landstrasse zu erkennen vermag, oder die Sonne herunterbrennt, dass ihr der Kopf zerspringen möchte, ob das Schneewasser im Frühjahr, wenn es „aper“ wird, auf der Landstrasse dahinschiesst, wie wenn diese ein Bachbett und der in seinem vollen Rechte wäre, oder im Herbst der wüste Wind durchs Tal pfeift und sie fast umwirft: das alte Weiblein zieht gleichmütig seinen Karren hin und her, über eine Stunde hin, weit über eine Stunde zurück. Es fällt ihr nimmer ein, etwa hinauf nach dem jähen Absturz der Karwendelwand zu schauen und drüben nach dem kühnen Aufbau des Wettersteins, sie trabt wie ein alter Gaul ihre Strasse in Staub und Schnee, in Regen und Wind. Ihr gilt’s gleich, ob sie allein unterwegs ist, oder ob sich ein Jäger oder Grenzer ihr zugesellt, oder gar Touristen, die nach Seefeld wandern, nach dem Hinterautal vielleicht, wo die junge grüne Isar schäumend aus der Einsamkeit stürmt; ob geputzte Städter „in Toilette“ sie überholen (o idyllisches nachbarliches Paradies von Partenkirchen!) zur Zeit der „Saison“, wo das biedere Volk der Mittenwalder seinen echten und innigen Nationalgesang mit der echten und innigen Melodie anzustimmen pflegt: „Kennst du das Tal am Fusse des Karwendelbergs?“ Der M’ri gilt das alles gleich, wenn sie auch gern ein paar Worte im Vorbeigehen redet; sie hat nur den einen Gedanken: ihre Wecken und Semmeln, von denen sie für jeden Haushalt in der Scharnitz eine bestimmte Anzahl ohne Zoll über die Grenze bringen darf. Tapfer aufgeladen hat sie jeden Tag, die Scharnitzer lieben das Brot, das die Mittenwalder Bäcker „bachen“, voraus das des Fasel, des Zunterer, in dem alten Fuggerhaus an der Hauptstrasse. Dort hält immer der Karren der Alten, während sie ihre anderen kleinen Besorgungen im Markte macht. Da buckelt sie frisch und geschäftig in den Läden herum, immer murmelnd, immer ihre Aufträge wiederholend. Nie schreibt sie sich etwas auf, es ist aber doch noch nie vorgekommen, dass sie etwas vergessen hat. Ihr Amt nimmt sie deshalb auch so in Anspruch, dass sie während des Einkaufens auf keinen Gruss hört und niemanden sieht. Erst, wenn sie beschaulich ruhend auf ihrem Bänklein sitzt im Laden der klugen und hübschen „Faselin“, die so viel von der alten Mittenwalder Chronik zu erzählen weiss, ist sie zugänglich, und die M’ri und ich halten stets einen kleinen Schwatz, während die „Bäckin“ die Semmeln und Wecken abzählt. Manchmal treffen wir uns auch auf der Landstrasse, wo sie immer gern eine Stehpause macht und plaudert.
Gewöhnlich gehen unsere Gespräche so an: „Grüss Gott, M’ri, wie geht’s?“
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Eine derartige Nachfeier lag heute, für Nasen mit feiner Witterung unschwer erkenntlich, in der Luft; und als der Adjunkt mit seinem prachtvollen altmodischen Musikerkopf, mit seinem mächtigen dunklen Haupte, in dem ein Paar feurige und doch stille Augen in tiefen Höhlen sassen, von seinem Abendmahl aufsah, begegnete er einigen mürrischen und einigen fast unverhohlen hämischen Gesichtern.
„Was gibt es Neues beim k. k. Gericht?“ frug der Doktor, dem nicht ganz klare Situationen unbehaglich waren.
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