Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung

Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung
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Описание книги

Eine Pädagogik, welche sich über den Personenkreis von Menschen mit zugeschriebener geistiger Behinderung definiert und diesen adressiert, ist in der Verantwortung, sich selbstkritisch mit ihrer Entwicklungsgeschichte, ihrem gegenwärtigen Selbstverständnis sowie ihrer Legitimations- und Standortfrage für die Zukunft auseinanderzusetzen. Vor dem Hintergrund einer zunehmend wahrnehmbaren Erschütterung humanistischer und demokratischer Grundwerte erfolgt in diesem Buch die Reflexion der positiven Wegmarken, aber auch der Exklusionsmacht einer «Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung». Das Buch widmet sich der Bedeutung menschenrechtsbasierten Handelns in ausgewählten pädagogischen Wirkungsfeldern und differenten Lebensbereichen. Es wirft einen diskriminierungssensiblen, gesellschaftskritischen Blick auf normative Setzungen innerhalb der Profession und der Disziplin einer Pädagogik, die nach wie vor Menschen auf Diagnosen festschreibt und Ausschlüsse produziert. Die Relevanzsetzungen einer daraus resultierenden «Pädagogik der Verbesonderung» sollen in Theorie, Forschung und Praxis beleuchtet werden.

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Anne Goldbach. Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung

Vorwort des Herausgebers

Inhalt

Vorbemerkung der Autorinnen

Standortbestimmung der Autorinnen

Bedeutung von Sprache und besondere Zeichensetzungen

Eine Einführung

Zum Grundverständnis des Etiketts »Geistige Behinderung« – eine Annäherung von außen … Begrifflichkeitsdiskurse

Kategorisierung

Rekategorisierung

Dekategorisierung

Definitorische Annäherungen

Teil I Disziplinäre Grundlagen

1 Historische Entwicklungen

1.1 (Soziale) Exklusion

1.2 Frühe heilpädagogische Bemühungen

Gründung von ersten medizinisch und heilpädagogisch orientierten Institutionen

Gründung von Hilfsschulen

Entwicklung der Psychiatrie

1.3 Die Zeit des Nationalsozialismus

1.4 Entwicklung einer sogenannten Geistigbehindertenpädagogik. Entwicklung in der BRD

Entwicklungen in der DDR

1.5 Blickrichtung Inklusion – Aktuelle politische und rechtliche Entwicklungen

1.6 Exkurs: Rolle der Selbstvertreterinnen*

2 Ethische und philosophische Grundlagen

2.1 Ethisch-normative Reflexionsnotwendigkeit

2.2 Anthropologische Positionen und Menschenbilder

Menschenbildvorstellungen im Grundgesetz

Menschenbildvorstellungen in der Medizin

Menschenbildvorstellungen in der Wirtschaft

Menschenbildvorstellungen im Kontext inklusiver Pädagogik

2.3 Bioethische Entwicklungen und Einflüsse

Weiterentwicklungen im Bereich der Reproduktionsmedizin

Weiterentwicklungen im Bereich der Gentherapie

Bioethische Auseinandersetzungen im Kontext einer Pädagogik für Menschen mit zugeschriebener geistiger Behinderung

Bewusstsein als personales Kriterium und der Zuspruch von Menschenrechten und Menschenwürde

2.4 Ausgewählte ethische Aspekte

Menschenwürde und Gerechtigkeit

Fürsorge und Achtsamkeit

Anerkennung

Fremdheit

Abhängigkeit

Macht

Autonomie und Selbstbestimmung

3 Fachwissenschaftliche Zugänge

3.1 Medizinisch-psychologische Sichtweisen

3.2 Soziologische Annäherungen

3.3 Ableismus und Disableismus

3.4 Materialistisch-konstruktivistische Perspektiven

3.5 Bedeutung subjektiver Perspektiven

4 Forschung im Kontext zugeschriebener geistiger Behinderung

4.1 Geschichtliche Entwicklung der Forschung im Kontext zugeschriebener geistiger Behinderung

4.2 Disability Studies

Historische Wurzeln und Kernfragen der Disability Studies

Disability Studies im Kontext zugeschriebener geistiger Behinderung

4.3 Ansätze gemeinsamen Forschens

Einfluss qualitativer Sozialforschung

Einfluss gesellschaftspolitischer Entwicklungen

Partizipative Forschungsansätze – eine Auswahl

4.4 Inklusionssensible Hochschule – Menschen mit zugeschriebener geistiger Behinderung als Akteurinnen* im tertiären Bildungsbereich

Best-Practice-Beispiele

5 Fazit und Perspektiven: Disziplinäre Kernfragen einer Pädagogik der Verbesonderung

5.1 Dekonstruktion, Rekategorisierung und die disziplinäre Verortung einer verbesondernden Pädagogik

5.2 Zur Rolle der Subjekte: die Disziplin als »Interessensvertretung« und »Wissenslieferantin* für Inklusion«?

Teil II Professionsentwicklung und Konzepte

1 Pädagogische Leitkonzepte

1.1 Normalisierung. Historische Entwicklung

Normalität, Normativität und Normalismus

Kritische Reflexion des Normalisierungsanspruchs vor dem Hintergrund inklusiver Wertvorstellungen

1.2 Selbstbestimmung und Empowerment

1.3 Exkurs: Assistenz(verhältnisse)

1.4 Partizipation und Teilhabe

1.5 Exkurs: Leichte Sprache im Kontext von Partizipation und Barrierefreiheit

1.6 Integration und Inklusion

2 Diagnostik

2.1 Ethische Fragen im Bereich der Diagnostik

Anerkennung

Umgang mit Kategorien

Konsequenzen von Etikettierungsprozessen

(Selbst)Reflexion /Verantwortung

2.2 Diagnostik des ›Förderschwerpunktes geistige Entwicklung‹

2.3 Zum Dilemma der Intelligenzdiagnostik

2.4 Ansätze einer prozessorientierten dialogischen Diagnostik

Partizipatorische pädagogische Diagnostik

Dialogisch-systemische Diagnostik

Verstehende rehistorisierende Diagnostik

Individualpädagogische Diagnostik

2.5 Bedeutung einer Diagnostik im Kontext von Inklusion

3 Bildung

3.1 Grundverständnis von Bildung

3.2 Zum Risiko des Bildungsreduktionismus

3.3 Zur transitiven Dimension von Bildung

3.4 Zur reflexiven Dimension von Bildung

3.5 Zusammenfassende Gedanken zu Bildungsfragen und -perspektiven

4 Förderung, Therapie und Pflege

4.1 Förderung und Förderkonzepte

4.2 Die Bezugsprofessionen Medizin, Therapie und Pflege

Medizin

Therapie

Pflege

4.3 Professionelle Kooperation

Interprofessionalität und Kooperation

Kokonstruktion

Transdisziplinäre Zusammenarbeit

4.4 Exkurs: Schmerzen als interprofessionelle Herausforderung für Medizin, Pflege, Therapie und Pädagogik

4.5 Exkurs: Herausforderndes Verhalten im Kontext interprofessioneller Vernetzung und Kooperation von Pädagogik, Psychiatrie und Therapie

5 Fazit und Perspektiven: Spannungsfelder und Reflexionsanforderungen an die Profession einer verbesondernden Pädagogik

5.1 Flexinormalistische Reflexionsnotwendigkeit – zum Spannungsfeld der (De)Kategorisierung und Dekonstruktion in der pädagogischen Praxis

5.2 Subjektorientiertung als Kernaspekt im Kontext von Interprofessionalität

Teil III Lebensbereiche und institutionelle Strukturen

1 Vorschulischer Bereich. 1.1 Eltern und Familie

1.2 Frühförderung. Allgemeines

Prinzipien der Frühförderung

Arbeitsweisen in der Frühförderung

Förderung und Therapie in der Frühförderung

Elternarbeit in der Frühförderung

1.3 Kindertagesstätten

Förderung und Therapie in der inklusiven/integrativen Kindertagesstätte

Übergang in die Schule

2 Schule

2.1 Zur Entwicklung verbesondernder Schulstrukturen

2.2 Differente Schulsettings - von der Segregation zur inklusiven Beschulung?

2.3 Zur Rolle von Schulbegleitung

2.4 Ziele des (Fach)Unterrichts

2.5 (Fach)didaktische Ansätze und Unterrichtsprinzipien

3 Beruf

3.1 Berufliche Bildung

3.2 Angebote beruflicher Teilhabe. Werkstatt für behinderte Menschen und die Möglichkeit eines Außenarbeitsplatzes

Andere Leistungsanbieter nach Bundesteilhabegesetz

Allgemeiner Arbeitsmarkt und Inklusionsbetriebe

3.3 Akteurinnen* der beruflichen Integration

Integrationsfachdienst (IFD)

Integrationsamt

Bundesagentur für Arbeit

Einzelne Maßnahmen der beruflichen Integration. Arbeitsassistenz

Unterstützte Beschäftigung

Budget für Arbeit

3.4 Reflexion der beruflichen Teilhabesituation

4 Wohnen

4.1 Strukturelle Dilemmata zur Wohnsituation

4.2 Differente Wohnangebote

Leben in (Herkunfts)Familien

Leben in stationären Wohneinrichtungen

Ambulant unterstütztes Wohnen

Inklusives und sozialraumorientiertes Wohnen

4.3 Unterstützungsleistungen für selbstbestimmtes inklusionsorientiertes Wohnen

5 Freizeit

5.1 Teilhabesituation von Menschen mit zugeschriebener geistiger Behinderung

5.2 Selbstbestimmte Freizeit und persönliche Assistenz

6 Alter

6.1 Älterwerden und alt sein

6.2 Alter und Krankheit

6.3 Übergang in den Ruhestand – Bildung im Alter

6.4 Wohnen im Alter

6.5 Sterben, Tod und Trauer

7 Fazit und Perspektiven: Reflexionen von Verbesonderung im Kontext von Institutionsentwicklung und differenten Lebensbereichen

7.1 Zur Relevanz der Frage nach ReInstitutionalisierung oder DeInstitutionalisierung

7.2 Subjekt-Perspektiven auf (De)Kategorisierungsrisiken im Bereich der Institutionalisierung

Literaturverzeichnis

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Die Autorinnen

Dr.in Anne Goldbach, Dr.in Mandy Hauser, Dr.in Helga Schlichtung und Prof.in Dr.in Saskia Schuppener sind Wissenschaftlerinnen im Bereich der Pädagogik im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im Institut für Förderpädagogik der Universität Leipzig.

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»Subjektivität kann als Synthese von Individualität und Identität aufgefasst werden« und »entsteht immer im Kommunikationszusammenhang, in dem das Subjekt anderen Subjekten begegnet« (ebd., 47). Im mitmenschlichen Aufeinanderangewiesensein (vgl. Adorno 1956) verkörpert Subjektivität als Selbstgefühl und Selbstwahrnehmung eine Grundannahme menschlicher Entwicklung: Alle »Individuen erleben sich selbst als mit bestimmten Bedürfnissen und Empfindungen ausgestattete Wesen« (Scherr 2013, 32).

Sowohl aus philosophischer als auch aus entwicklungspsychologischer Perspektive geht es in diesem Zusammenhang auch immer um eine Anerkennung von Unvollkommenheit und Imperfektion als Kennzeichen von Subjektivität, die wir als zentral erachten im Kontext konstituierender Faktoren der Zuschreibungsdiagnose Geistige Behinderung o. a.

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