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Annemarie Singer. Kopfstand
Kopfstand wenn du keinen Boden mehr unter den Füßen spürst
Titel
Impressum
Über dieses Buch
Vorwort
Mutter - tot
Johanna - Neuer Job
Johanna und Luca - bereit für die große Katastrophe
Mutter - weise
Johanna - egoistisch?
Johanna - Aus-Zeit!
Mutter - Erkenntnis
Johanna - Rückschau
Johanna - unbeschwerte Reise
Mutter - nachdenklich
Johanna - Bestandsaufnahme
Mutter - machtlos
Johanna - peinlich
Mutter - Schuld
Johanna - Suche nach neuen Erfahrungen
Johanna - traurig
Johanna - Hilfe oder Wahnsinn
Johanna - Erinnerungen
Johanna - Erklärung?
Mutter - Bekenntnis
Johanna - der neue Alltag
Johanna - crazy life
Johanna - on fire
Johanna - wieder einmal stumm
Johanna - Status Quo
Johanna - WG gesucht?
Mutter - Verlust
Johanna - vom Schicksal betrogen
Johanna - zieht in die Schlacht
Johanna - wieder einmal ohne Worte
Johanna - mutig genug?
Mutter - das gute Leben
Johanna - ist am Drücker
Johanna - auf dem Weg in eine andere Dimension?
Mutter - und die Reiselust
Johanna - Jetzt wird’s ernst
Johanna - zu Besuch bei Maria
Mutter - nichts als Fragezeichen
Johanna - und die Wiedergeburt
Mutter - beschämt
Johanna - wird beschenkt
Johanna - wieder nicht gewollt
Mutter - Übergang
Johanna - vom Fliegen und Fallen
Mutter - neidisch
Johanna - immer weiter, nur nicht stehen bleiben
Johanna - Abschiede
Johanna - Outing
Mutter - erfreut
Johanna - Entscheidung
Mutter - Erlaubnis
Johanna - Veränderung braucht Zeit
Johanna - Alles Humbug?
Johanna - Sie fehlt mir
Mutter - Liebesgeständnis
Johanna - ungebunden
Johanna - Alles läuft nach Plan
Johanna - im Taumel der Gefühle
Mutter - und die Fähigkeit der universellen Sprache
Johanna - und die geistige Welt
Johanna - konkrete Pläne
Johanna - die Absolution
Mutter - Abschied
Johanna - Finale grande
Johanna - so fühlt sich Freiheit an
Johanna - Goodbye Deutschland
Indien - Rundreise
Indien - Ayurveda „Wissen vom Leben“
Indien - Sivananda Ashram
Indien - zurück in Delhi
Indien - Zehn Erkenntnisse einer Reisenden
Neuseeland - Auckland
Neuseeland - Nordinsel
Neuseeland - Südinsel
Neuseeland - Neun bleibende Erinnerungen
Hawaii - Waikiki
Hawaii - Kaua’i
Hawaii - Oahu/North Shore
Hawaii - Was man im Paradies lernen kann
Vancouver
Vancouver - Danksagung einer Reisenden
Peru
Peru - Die kleinen Freuden einer Reisenden
Spanien Jakobsweg
Spanien - Johannas Weg
Jersey
Danke
Отрывок из книги
Annemarie Singer
Wenn du keinen Boden mehr unter den Füßen spürst
.....
Ich saß an ihrem Sterbebett und verrichtete immer wieder die kleinen Dinge, die mir die Krankenschwester gezeigt hatte. Die Lippen mit einem Wattestäbchen befeuchten und etwas Creme auftragen, damit die Schleimhäute nicht austrockneten. Ganz sanft und voller Liebe streichelte ich ihr die Wange. Mit dem Alter war alles an meiner Mutter weich und rund geworden. Nicht nur ihre Haut und ihr Äußeres, auch ihr ganzes Wesen. Doch ich erinnere mich noch sehr gut an eine andere Seite. Als ich ihr vor vielen Jahren beichtete, dass ich mich von meinem ersten Ehemann trennen wollte, hat sie den Kontakt zu mir abgebrochen. Es passte nicht in ihr Bild und ihre Antwort darauf war erst unmissverständliche Ablehnung und dann Schweigen. Sie gewöhnte sich irgendwann daran, aber wie so oft musste der Lauf der Zeit das Problem lösen. Wir waren beide nicht fähig auszusprechen, was uns bewegte und enttäuschte. Und so fügten wir durch unser Schweigen unserer Enttäuschung noch eine weitere Wunde hinzu: Ich wurde wieder Kind, ich wollte geliebt werden und sie kehrte mir den Rücken zu, weil ich nicht war, wie ich sein sollte. Heute ist mir klar, dass ich ihre Liebe und Anerkennung wollte. Damals wusste ich weder von meiner Sehnsucht, noch wie ich sie hätte stillen können. Für eine wirkliche Selbsterkenntnis war die Zeit noch nicht gekommen. Und so landete ich bald wieder in einer festen Beziehung, die mein Leben bestimmte. Ich hatte einen Mann mit dem anderen ausgetauscht und war in Sicherheit. Alles verlief wieder in geregelten Bahnen und ich konnte in den Schoß eines geordneten Familienlebens zurückkehren. Im Nachhinein könnte man meinen ersten Versuch auszubrechen als gescheitert ansehen. Aber letztendlich war es ein Schritt meiner Entwicklung.
Und wieder frage ich mich, welchen Einfluss die Geschichte meiner Mutter auf mein Leben hatte. Sie sagte mir in ihren letzten Lebensjahren oft, wie unglücklich sie war, als sie erfahren hatte, dass sie mit mir schwanger war, dass sie jetzt aber so froh sei, mich zu haben. Ein ungewolltes Kind, das war exakt die Beschreibung, die auf mein Lebensgefühl zutraf. Ob dieses späte Bekenntnis ihre Art war, mir zu sagen, dass sie mich liebte, oder ob es noch eine tiefere Geschichte hinter der unglücklichen Empfängnis gab, weiß ich nicht. Ich habe nicht danach gefragt, und sie hat es mir nicht von sich aus erzählt. Doch ich habe sehr wohl die Überschrift ihrer Aussage gehört und die hieß ganz klar „nicht gewollt“. Vernommen, abgespeichert und ausgeblendet. Und damit ging sie los, die Geschichte des Erwachens. Die Reise, die ich nichts ahnend antrat und mit der ich mich zwang, mich endlich selbst zu sehen, zu hören und zu erkennen.
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