Читать книгу K.L.A.R.-Taschenbuch: Die Neuen passen hier nicht rein! - Armin Kaster - Страница 5
Оглавление„Wir müssen da lang“, sagte Rebecca.
Es war halb acht und der Schulhof noch fast leer. Nur ein paar Jungs sprangen um die Tischtennisplatten. Sie spielten Rundlauf. Rebecca sah sie aus den Augenwinkeln.
Sie wäre gerne mit den Jungs um die Platte gelaufen. Aber Rebecca saß im Rollstuhl. „Der Eingang ist aber rechts“, entgegnete Sarah, ihre Betreuerin.
„Und wie soll ich da rauf?“ fragte Rebecca. Vor dem Haupteingang ihrer neuen Schule befanden sich einige Stufen. Da käme sie nie hoch. Auch nicht mit Sarahs Hilfe.
„Also, dann links zum Seiteneingang?“, fragte Sarah.
„Ja, klar“, sagte Rebecca.
„Jetzt sei doch nicht gleich sauer …“, entgegnete Sarah.
„Ich bin nicht sauer.“ Rebecca verdrehte die Augen. „Ich bin Rollstuhlfahrerin.“
Sarah musste lachen.
„Und ich bin neu in meinem Job!“, sagte sie und schob Rebecca nach links. „Und wo ist jetzt deine Klasse?“
Rebecca zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung …“
Sie war etwas aufgeregt. Denn schließlich war heute ihr erster Tag an der neuen Schule. „Warum sind deine Eltern nicht mitgekommen?“, fragte Sarah.
„Weil ich es nicht will!“, sagte Rebecca.
Sarah zuckte mit den Schultern.
„War ja nur ’ne Frage.“
Eigentlich konnte Rebecca ihre Betreuerin gut leiden. Sarah sprach ganz locker über Rebeccas Behinderung, während viele Leute einfach so taten, als gäbe es sie nicht. Am meisten nervten Rebecca die mitleidigen Blicke. Sie wollte einfach nur normal behandelt werden. „Wart mal eben …“ Sarah ging an Rebecca vorbei. „Die Tür geht nach außen auf.“
Sarah hielt die Tür auf und Rebecca fuhr hinein. Die neue Schule war für Rollstuhlfahrer noch nicht ausgebaut. Es fehlte ein Aufzug für die oberen Etagen. Deshalb brauchte Rebecca eine Betreuerin.
„Warum willst du deine Eltern eigentlich nicht dabeihaben?“, fragte Sarah.
„Weil ich das hier alleine schaffen muss“, sagte Rebecca.
Sarah zuckte mit den Schultern. Es war ihr anzusehen, dass sie nicht verstand, was Rebecca meinte.
„Ich hab mich entschieden, die Schule zu wechseln, weil ich ein normales Leben führen will“, erklärte Rebecca. „Dann muss ich das hier auch alleine schaffen.“
Sarah stand wieder hinter Rebecca und schob den Rollstuhl ins Foyer der Schule. „Und wo müssen wir jetzt hin?“, fragte sie. „Keine Ahnung“, sagte Rebecca. „Aber vermutlich ist meine Klasse im Erdgeschoss.“
Rebecca sollte Recht behalten.
Bereits im Flur kam ihnen ein Lehrer entgegen. Es war ein großer Mann mit einem freundlichen Grinsen. Rebecca konnte ihn sofort gut leiden, obwohl er noch kein einziges Wort gesprochen hatte.
„Du bist Rebecca“, rief er durch den Flur. „Stimmt’s oder habe ich recht?“
Rebecca lächelte.
„Stimmt, Sie haben recht!“, sagte sie.
„Ich bin Herr Martin. “ Der Mann hielt ihr seine Hand entgegen und Rebecca schlug ein.
„Und du bist Rebeccas Betreuerin?“
Sarah nickte kurz und sagte: „Guten Tag, Herr Martin. Ich heiße Sarah. Ich mache gerade mein freiwilliges Soziales Jahr.“
„Alles Gute dafür“, sagte Herr Martin.
„Mal sehen …“, sagte Sarah.
Es war ihr anzusehen, dass sie noch nicht so genau wusste, ob ihr die neue Tätigkeit gefiel. Die Klasse lag am Ende vom Gang.
Herr Martin drehte sich zu Rebecca.
„Sag mal …“ Er zögerte kurz. „Um das gleich zu klären: Hilft dir Sarah bei der Toilette?
Oder kommst du allein klar?“
Rebecca war erleichtert. Sie merkte, dass Herr Martin sicher im Umgang mit behinderten Menschen war. Es tat Rebecca gut, dass er so offen mit ihr sprach.
„Kein Problem“, antwortete Rebecca. „Ich brauche nur Hilfe bei den Türen.“
„Demnächst werden hier automatische Türöffner eingebaut“, sagte Herr Martin.
„Und bis dahin hast du ja mich“ ergänzte Sarah. In dem Moment hörten sie schnelle Schritte im Flur. Wenig später stand Frau Schneider vor ihnen, die sie freundlich ansah.
„Da bist du ja!“, rief sie und gab Rebecca die Hand. „Hast du alles gut geschafft?“
Rebecca kannte Frau Schneider bereits. Als sie vor den Ferien mit ihren Eltern in der Schule war, hatten sie die Klassenlehrerin der 7a kennengelernt. Nach dem Gespräch war Rebecca sicher gewesen, dass die Schule richtig für sie war. Die Klasse 7a war eine Inklusionsklasse. Das bedeutete, dass Rebecca auch mit ihrem Rollstuhl willkommen war.
„Alles in Ordnung“, sagte Rebecca, obwohl sie mittlerweile ziemlich aufgeregt war.
„Die anderen sind auch gleich da“, sagte Frau Schneider. „Die freuen sich schon auf dich!“ „Sag mal, Ulrike“, brachte sich Herr Martin ins Gespräch. „Wann kommt denn Leander?“
Frau Schneider zuckte mit den Schultern. „Heute, soweit ich weiß.“
Und an Rebecca gewandt sagte sie: „Leander ist der zweite neue Schüler.“
Das beruhigte Rebecca. Dann war sie nicht allein.
In dem Moment ging der Schulgong. Jetzt wurde es ernst. Denn gleich würde Rebecca ihre neue Klasse kennenlernen.