Seekrank auf bewegten Meeren – Schiffsjunge 1948-50
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Arne Gustavs. Seekrank auf bewegten Meeren – Schiffsjunge 1948-50
Vorwort des Herausgebers
Von Hiddensee nach Hamburg
Motorschiff „HANS GEORG“
Dampfschiff „ESCHENBURG“
Hebeschiff „GRIEP“
Bericht über den Danziger Spritschmuggel
UBoot-Bergung durch GRIEP und HIEV
Hermanns Bericht über die Heimkehr der „BREMEN“
Aufgaben des Schiffsjungen auf der GRIEP
Hermann Lützow: Die Seeoffizier-Laufbahn
Aktion "Regenbogen" über der Geltinger Bucht im Mai 1945
Schrott vom Meeresgrund – Hebeschiff GRIEP weiter in Aktion
Besuch bei Onkel Fritz – Friedrich Lützow (Korvettenkapitän a. D)
Bericht von Friedrich Lützow
Zurück an Bord
Strandung der SOPHIE
Arbeitspause der Hebeschiffe wegen Sturms
Motorschiff „KLAUS LEONHARDT“
Intermezzo auf Hiddensee
Bericht über die Versenkung der THIELBEK mit KZ-Häftlingen
Über die Zonengrenze zurück nach Hiddensee
Von Hiddensee zurück nach Lübeck
Motorschiff „BUNGSBERG“
Endgültig an Land
Weitere Informatonen
Die maritime gelbe Buchreihe
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Vorwort des Herausgebers
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Während wir nun mit gesetztem Mast bei strahlendem Sonnenschein und ruhigem Wetter der Nordsee entgegen fuhren, machte ich wie allmorgendlich das Mannschaftslogis sauber. Als ich wieder in die Kombüse zurückkam, war der Kapitän gerade dabei, Milchsuppe zu kochen. Eigentlich stand gar keine Suppe auf dem Programm, schon gar nicht, dass der Kapitän sie kochte. Er muss wohl plötzlich großen Appetit darauf bekommen haben. Zu meinem Schrecken sah ich, dass er den Topf mit dem Seewasser genommen hatte, in dem gerade das Wasser kochte. Sprachlos sah ich zu, wie er Zucker, Rosinen und auch etwas Salz in den Topf tat. Dann nahm er einen Löffel voll zum Abschmecken und verzog das Gesicht. Ich befürchtete ein Donnerwetter. Aber nein, er brummte nur: „Nun hab ich die Suppe versalzen!“ vor sich hin, verschwand nach achtern in seinen Salon und kam mit allerlei Sachen wieder. Einige Büchsen Milch, viel Zucker, Vanille und anderes tat er nun in die Suppe, in der Hoffnung, den Schaden beheben zu können, aber es half nichts, die Suppe blieb versalzen.
Ärgerlich wandte er sich an mich und fragte: „Moses, weißt du, was mit der Suppe ist?“ Ich leugnete tapfer: „Nein, was soll mit der Suppe sein?“ – „Hier, Moses, iss du mal.“ Ich aß und hätte es am liebsten gleich wieder ausgespuckt, so salzig, nein, so bitter schmeckte die Suppe. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mein Versäumnis nachholen und sagen: „Sie haben den Topf mit dem Seewasser genommen. Das Frischwasser steht im anderen Topf.“ – „Mengarres, Moses, konntest du mir das nicht vorher sagen?“ Er sah mich wütend an. Das Wort „Mengarres“ schien er übrigens sehr zu lieben und brachte es immer bei solchen Gelegenheiten an. Es sollte wohl soviel heißen wie „Mann Gottes“. – „Ihr esst das aber alles auf! Da sind so viele schöne Sachen drin, deine Mutter würde sich freuen, wenn sie das alles hätte, was da in der Suppe ist.“ Ich servierte der Mannschaft schweigend diese Suppe. Nach dem ersten Löffel sprang Eugen auf und verlangte eine Erklärung wegen dieser Suppe. „Die hat der Alte für uns gekocht“, gab ich ruhig zur Antwort, „und er hat angeordnet, alles aufzuessen.“ Doch in dem Augenblick, als Eugen mich wegen dieser Frechheit maßregeln wollte, eine solche Suppe auf den Tisch zu stellen, kam der Alte in die Kombüse und sagte noch einmal ausdrücklich, dass diese Suppe aufzuessen sei und wiederholte: „Da sind so viele schöne Sachen drin, eure Mutter würde sich freuen, wenn sie das alles hätte!“ Dann verschwand er und ließ uns mit diesem Fraß allein. Ich sage „Fraß“, denn ich hätte nie geglaubt, dass Nordseewasser so scheußlich schmecken würde. Das Ostseewasser ist ja dagegen ein köstliches Getränk. Wir saßen schweigend an der Back, das salzige und bittere Zeug runterzuwürgen. Der Alte kam von Zeit zu Zeit, um nachzusehen, ob wir auch alle seine guten Sachen aufessen würden. Er stellte noch eine Flasche Fruchtsirup auf die Back, um uns die Mahlzeit ein wenig zu versüßen. Mit Sirup umhüllt, glitten die in zwischen zu Pudding erstarrten Happen über die Zunge. Biss man auf eine Rosine, so war das ein Genuss, denn die war innen nicht salzig. Wir saßen lange über unseren Tellern, aber es war unmöglich, alles aufzuessen. Ich bekam die Anweisung, in kleinen Portionen den Pudding verschwinden zu lassen, und am Abend ging noch eine ganze Schüssel voll über Bord.
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