Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens

Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens
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Kennen Sie das? Schon wieder Streiterei mit dem gleichen Kollegen? Der beste Freund hat wieder eine nervige Freundin, und er merkt es nicht? Der Chef beweihräuchert sich selbst, obwohl es alle besser wissen als er? Die Mutter mischt sich wieder ein? Wir sind ständig umgeben von verschiedenen Menschen, die uns im Alltag beeinflussen. Manche geben einem ein gutes Gefühl, manche ein schlechtes. Lernen Sie die Charaktere des Alltags besser kennen und Ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Tauchen Sie ein in die Suppe des Lebens und schwimmen Sie mit dem Schwätzer, dem Narzissten, der dominanten Mutter und dem ignoranten Chef!

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B. Meier-Arian. Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens

Impressum

Kapitel 1. Struktur und Persönlichkeit. Das limbische System. Um Emotionen besser zu verstehen, wenden wir uns dem Gehirn zu, insbesondere dem limbischen System. Der Begriff „limbus“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Saum“. Der Franzose Paul Broca entdeckte es im späten 19. Jahrhundert und setzte den Grundstein für emotionale Forschung. Der Begriff „limbisches System“ wurde 1949 vom Physiologen MacLean definiert. In den 50er-Jahren wurde der Begriff in den USA aufgenommen und weiterentwickelt. Mittlerweile kennt man verschiedene Anteile, die zusammengenommen den Apparat bilden, der emotionale Entwicklung und Abwicklung hauptsächlich verarbeitet: Hypothalamus, Hippocampus, Fornix, Amygdala und der limbische Cortex. Von diesen Arealen gehen Nervenstränge in verschiedene Hirngebiete und kommunizieren mit ihnen, unter anderem mit dem Frontallappen, dem Ort der höheren komplexen kognitiven und emotionalen Funktionen. Das unterstreicht, welche Wichtigkeit emotionale Erlebnisse auf die Entwicklung der Persönlichkeit und Entscheidungsfindung im Leben haben. Des Weiteren gibt es eine direkte Verbindung mit dem Hypothalamus, der Stoffwechselregulation betreibt. Das limbische System ist ein sehr alter Teil des Gehirns und lässt sich in allen Säugetieren nachweisen. Besonders ausgeprägt ist es bei Jagdhunden, da es eng mit dem Riechhirn verbunden ist

Das limbische System. Hypothalamus: eine Art Steuerzentrale für Stoffwechselvorgänge wie Schlaf­-Wach-Rhythmus, Hunger-/Durst-Gefühl, Sexualtrieb, Schmerz und Körpertemperatur. Von ihm aus werden Hormone produziert, die sowohl direkte Wirkung auf Organe (Brust, Niere, Wehentätigkeit) als auch Signalwirkung für die Hypophyse haben, eine kleine Drüse, die weitere Hormone zur Steuerung von Schilddrüse, Wachstum, Steroidsynthese, Fettstoffwechsel und Weiteres ausschüttet. Hippocampus: ist bekannt für den Sitz des Gedächtnisses und seine Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoffmangel. Bei einem Herzstillstand sind die Hippocampuszellen mit die ersten, die ihre Funktion verlieren und sterben. Deswegen ist nach einer Reanimation häufig das Gedächtnis gestört. Der Hippocampus spielt auch bei der Entstehung von Alzheimer-Demenz eine Rolle. Fornix: Lateinisch, bedeutet Wölbung, Kuppel oder Bogen. Im Englischen bedeutet das Wort „fornication“ Unzucht. Die Geschichte dazu stammt aus der Zeit der Römer, als Aquädukte gebaut wurden, um eine kontinuierliche Wasserversorgung der Stadt zu gewährleisten. Bevor die Aquädukte die Stadt erreichten, wurde ein kleiner Bogen eingebaut. Unter diesen Bögen fanden sich die Prostituierten, die, man kann es nur annehmen, Unzucht betrieben. Aber zurück zum Gehirn: Der Bogen (Fornix) verbindet den Hippocampus mit dem Zwischenhirn und dem Vorderhirn. Dementsprechend ist es die Verbindung der Gefühlswelt mit der bewussten Wahrnehmung und verschiedenen Kontrollzentren. Amygdala: auch Mandelkern genannt, gilt als eine wichtige Struktur im Rahmen von Angstentstehung. Sie bewertet Erinnerungen und belegt sie mit emotionalen Inhalten. Bei als bedrohlich wahrgenommenen Situationen werden die weitergeleiteten Signale zu der vermehrten Produktion von Hormonen wie Dopamin, Serotonin, Acetylcholin, Adrenalin und Cortisol führen. Diese Erfahrungen werden wieder mit Erinnerungen abgeglichen und für zukünftige Situationen gespeichert. Das nennt man lernen. Limbischer Cortex: Wichtig für die Weiterleitung von Informationen an weitere Hirnstrukturen, Konsolidierung und Wiederherstellung von Erinnerungen mit Herstellung persönlicher Bedeutung. Ohne das limbische System wären wir wohl gefühllose Zombies, die ihren Erinnerungen keine Bedeutung zuordnen können, die Lernfähigkeit wäre drastisch eingeschränkt, zudem wären viele Stoffwechselfunktionen und das Einordnen von Erlebnissen nicht möglich. Die enorme Entwicklung der Gehirnstruktur der Menschen in den letzten Jahrmillionen ermöglichte es den Emotionen, eine zentrale Rolle in unserem Erleben einzunehmen. Die Beteiligung des Gehirns mit Neocortex und seine Verbindung zum limbischen System haben beispielsweise die Mutter-Kind-Bindung entstehen lassen, die die Grundlage für den familiären Zusammenhalt und das langfristige Engagement für die Kindererziehung bildet, um die menschliche Entwicklung zu fördern. Der Schalter des Gehirns, der das Temperament der Amygdala beruhigt, befindet sich am anderen Ende des Neokortex (Hirnrinde), im präfrontalen Gyrus hinter der Stirn. Wenn eine Emotion wahrgenommen wird, führen die präfrontalen Gyri sofort eine Kosten-Nutzen-Analyse aller vorstellbaren Reaktionen durch und vermitteln dann die geeignetste. Bei Tieren geht es um die Abwägung, wann sie angreifen und wann sie fliehen sollen. Für uns Menschen geht es ebenfalls um existentielle Absicherung, aber auch darum, wann wir beschwichtigen, überzeugen, mitfühlend sind, behindern, Schuld provozieren, Tapferkeit vortäuschen oder Verachtung zeigen. Wenn wir nach einem Misserfolg traurig oder nach einem Sieg glücklich sind, wenn wir nachdenklich und wütend darüber sind, was jemand gesagt oder getan hat, dann ist das das Resultat einer funktionierenden Hirnrinde. Emotionen sind uns daher sehr wichtig. In der Wechselwirkung zwischen Emotion und Vernunft leitet sich die emotionale Fähigkeit ab, mit der rationalen Seele zu kommunizieren und aktuelle Entscheidungen zu treffen. Diese komplementäre Beziehung zwischen dem limbischen System und Neocortex, Amygdala und präfrontalen Lappen bedeutet, dass alle Instanzen vollständig am emotionalen Leben teilnehmen. Die Funktion dieser Gehirnregionen ist entscheidend für die Kontrolle unseres emotionalen Lebens und spiegelt sich in der Entwicklung unserer emotionalen Intelligenz wieder. Der Intelligenzquotient, der seit langem als Indikator für die intellektuellen oder kognitiven Fähigkeiten einer Person gilt, wird auch als IQ abgekürzt. Es gibt jedoch verschiedene Arten von Intelligenz, und logisches Denken ist nicht immer der Schlüssel zum Erfolg beziehungsweise zu einem erfüllten Leben. Dies führte zu Untersuchungen, die klären sollten, ob es eine Art allgemeine Intelligenz gibt oder ob sie aus verschiedenen Attributen besteht, die eine unabhängige individuelle Fähigkeit ausmachen. Es wurde ein umfassendes Konzept entwickelt, das insbesondere emotionale Intelligenz umfasst. Aus dieser Arbeit ist das Wort „emotionale Intelligenz“ hervorgegangen, welches immer noch ein wesentlicher Bestandteil der psychologischen Untersuchung und Forschung ist. Die IQ-Punktzahl oder ein schulischer Leistungstest geben uns eine objektive Rückmeldung über unsere logische Denkfähigkeit, sind jedoch für den beruflichen Erfolg im späteren Leben häufig nicht der entscheidende Faktor. Auch wenn Menschen mit hohem IQ häufiger höhere Berufseinkünfte erzielen als Menschen mit niedrigem IQ, gibt es viele Ausnahmen, da der IQ nur circa 20 % zum Erfolg im Leben beiträgt, 80 % werden aus anderen Faktoren zusammengesetzt. Die soziale Zugehörigkeit wird von vielen Faktoren bestimmt, u. a. dem IQ. Jedoch können zufällige Lebensereignisse und externe Einflüsse, familiärer Halt u. a einen deutlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung eines Jugendlichen oder jungen Erwachsenen nehmen. Der Zusammenhang zwischen Testergebnissen und den entsprechenden Leistungen verliert zunehmend an Bedeutung, wenn man die Eigenschaften, die ein Mensch sonst mitbringt, in die Betrachtung miteinbezieht. Zu diesen Eigenschaften gehören die Fähigkeiten, sich selbst zu motivieren, bei Enttäuschungen nicht aufzugeben, die Impulsivität zu unterdrücken, die eigenen Emotionen anzupassen, negative Gedanken zu vermeiden beziehungsweise diese in die korrekte Perspektive zu setzen. Im Gegensatz zum IQ, der in fast einhundert Jahren von Hunderttausenden untersucht wurde, ist emotionale Intelligenz ein etwas neueres Konzept. Eine feste Korrelation zwischen EQ und Erfolg im Leben lässt sich bis jetzt nicht ableiten, dementsprechend auch keine Vorhersage treffen. Es ist jedoch aufgrund der verfügbaren Daten anzunehmen, dass ihre Wirkung mindestens so groß oder größer ist als die des IQ. Die bisherige Lehre geht davon aus, dass Erfahrungen und Schulungen keine Änderung der Intelligenz per se erreichen können. Empirische Untersuchungen legen jedoch nahe, dass Erfahrungen im frühen Leben emotionale Fähigkeiten entwickeln, die sich auf vielen Ebenen positiv auswirken und zu dem Begriff Intelligenz beisteuern können. In den letzten Jahren wird zunehmend angenommen, dass sprachliche und mathematische Fähigkeiten zwar einen Teil der Intelligenz darstellen und messbar machen, jedoch nicht allein über den weiteren Erfolg im Leben entscheiden können. Ein erweitertes Konzept der Intelligenz integriert Emotionen und emotionale Lernfähigkeit, die sich in vielen Situationen im Leben positiv auf Entwicklung und Erfolgschancen sowohl beruflich als auch privat auswirkt. Man denke nur an die teilweise spontan benutzten „Soft Skills“ bei Vertragsabschlüssen oder an Feinfühligkeit in einer Partnerschaft, die u. a. dafür Sorge tragen kann, dass eine Beziehung funktioniert. Die eigenen Emotionen zu kennen ist eine Fähigkeit, die nicht allen Menschen gleichermaßen innewohnt. Selbstwahrnehmung, das Erkennen eines Gefühls während es auftritt, ist die Grundlage der Emotionalen Intelligenz. Auf den ersten Blick scheinen unsere Gefühle offensichtlich, aber wenn wir gezielt darüber nachdenken, stellen wir oftmals fest, dass wir unsere wahren Gefühle nicht wirklich bemerken oder diese erst später spüren. Achtsamkeit ist verantwortlich für die Wahrnehmung von Gedanken und Gefühlen. Dies bedeutet in gewisser Weise, wachsam zu sein, als unparteiischer oder interessierter Beobachter. Wachsamkeit erfordert die Aktivierung des Neocortex, um die auftretenden Emotionen zu identifizieren und zu benennen. Das führt zu einer Art Bewusstsein, welches nicht von Emotionen beeinflusst werden kann, vielmehr ist es eine neutrale Haltung, die auch in turbulenten Situationen unsere Selbstreflexion bewahrt. Diese Erkenntnis ist jedoch etwas anderes als die Anstrengungen, die wir unternehmen, um nicht einem emotionalen Impuls zu folgen. Die Einsicht „Es ist Wut, was ich fühle“ bietet einen größeren Freiheitsgrad – nicht nur die Möglichkeit, an der Wut zu arbeiten, sondern auch die zusätzliche Möglichkeit, sie loszuwerden. Der Schlüssel zur emotionalen Gesundheit liegt auch darin, unsere bedrängenden Emotionen im Auge zu behalten. Extreme Emotionen, die zu intensiv sind oder zu lang andauern, können unsere Stabilität beeinträchtigen. Natürlich können wir nicht nur eine Art Emotion fühlen und ständig glücklich sein. Es gibt einige Hinweise darauf, dass Leiden konstruktiv sein und zu einem kreativen und spirituellen Leben führen kann. Leiden kann die Seele trainieren. Tiefen und Höhen gehören zum Leben, aber ein gewisses Maß an Ausgeglichenheit ist mittel- und langfristig anzustreben. Negativen Emotionen sollte nicht zu viel Raum gegeben werden, um die angenehmen Emotionen nicht darin zu ersticken. In einer gesunden Psyche ist es wichtig, herauszufinden, welche Emotionen uns welche Informationen übermitteln wollen. Auch eine negative Emotion ist eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und mit diesem Gefühl zu arbeiten. Aber nicht jedes schlechte Gefühl sollte aufgegriffen werden. Benjamin Franklin hat das schön formuliert: „Wir sind nie grundlos wütend, aber selten aus einem guten Grund.“ Natürlich gibt es verschiedene Arten von negativen Emotionen, einschließlich Ärger und Wut. Sie können uns plötzlich überrumpeln, in manchen Situationen sind wir ihnen sogar ausgeliefert. Eine der effektivsten Strategien ist es, Ärger zu einer treibenden Kraft für positive Veränderungen zu machen und dabei negative Ereignisse als vorteilhaft für uns zu interpretieren. Ein langer Spaziergang, realistisch umsetzbare körperliche Bewegung oder sogar Entspannungsmethoden, bei denen man die Möglichkeit hat, sich zu beruhigen und dem Stress zu entfliehen, können die Grundlage dafür sein, das Ganze ein wenig neutraler zu beobachten und für sich einen Sinn darin zu finden. Einer der Eckpfeiler der emotionalen Intelligenz ist Empathie. Die Basis für Empathie ist Selbstwahrnehmung. Je offener wir für unsere eigenen Gefühle sind, desto besser können wir die Gefühle anderer interpretieren. Menschen mit „Alexithymia“, die keine Ahnung haben, was sie fühlen, sind völlig ratlos, was die Gefühle der Menschen um sie herum betrifft. Sie sind nicht in der Lage, unterschiedliche Emotionen wahrzunehmen. Diese Unfähigkeit, die Gefühle anderer wahrzunehmen, ist ein großer Mangel an emotionaler Intelligenz und ein tragisches Defizit an Menschlichkeit. In vielen Bereichen des Lebens lässt diese Fähigkeit erkennen, was jemand anderer fühlt. Im Verkauf wie im Management, in der Liebesbeziehung wie in der Kinderbetreuung, im Mitgefühl für das Leiden anderer sowie im politischen Handeln. Die mangelnde Empathie ist auch aufschlussreich und wird bei Kriminellen verschiedener Sorte beobachtet. Um die Gefühle anderer zu erfassen, muss man in der Lage sein, nonverbale Zeichen, den Klang der Stimme, Gesten, den Gesichtsausdruck und dergleichen zu interpretieren. Während die rationale Seele durch Worte ausgedrückt wird, ist die Sprache der Emotionen nonverbal. Wenn die Worte eines Menschen nicht mit dem Klang seiner Stimme, seiner Haltung oder anderen nonverbalen Äußerungen übereinstimmen, liegt die emotionale Wahrheit darin, wie er es sagt, nicht in dem, was er sagt. Nach einer Faustregel von Kommunikationsforschern ist eine emotionale Botschaft zu 90 % oder mehr nonverbal. Wie Entwicklungspsychologen festgestellt haben, empfinden Kleinkinder Mitgefühl für andere, bevor sie richtig verstehen, dass sie unabhängig voneinander existieren. Bereits wenige Monate nach der Geburt reagieren die Kinder auf die Gefühle anderer, als wären sie selbst betroffen, und sie weinen, wenn sie Tränen bei einem anderen Kind sehen. Diese Gabe scheint uns also als kleinen Kindern zur Verfügung zu stehen, doch manche verlernen diese Fähigkeit im Verlauf ihres Lebens. Die Fähigkeit, Beziehungen zu verstehen und aufzubauen, gestattet es uns, mit anderen Personen in Kontakt zu treten oder die Gefühle und Sorgen anderer ausfindig zu machen und in einer zwischenmenschlichen Beziehung angemessen zu reagieren. Zusammen bilden jene Kompetenzen die Grundannahme für höchste soziale Kompetenzen. Dies sind bedeutende Bestandteile von Glamour und sozialem Erfolg. Diejenigen, die über soziale Intelligenz verfügen, können reibungslos mit anderen kommunizieren, ihre Reaktionen und Gefühle erfassen, sie leiten und organisieren und mit den Konflikten umgehen, die zwangsläufig im Laufe der Zeit auftreten werden. Diese zwischenmenschlichen Fähigkeiten bauen auf zusätzlichen Formen emotionaler Intelligenz auf. Wer exemplarisch einen unvergesslich positiven sozialen Eindruck hinterlassen will, muss in der Lage sein, den Ausdruck seiner spezifischen Emotionen zu überwachen und die Reaktionen anderer direkt zu erkennen, damit er sich an einen sozialen Look adaptieren kann.4. 4 Daniel Goleman, Emotionale Intelligenz, 28. Auflage 2018. Uns allen gemein ist, dass wir eine Reihe von Voraussetzungen benötigen, um im Leben zu funktionieren, uns zu entwickeln und unsere Möglichkeiten so auszuschöpfen, dass wir uns selbst verwirklichen können. Diese können bildlich als Maslow’s Pyramide dargestellt werden

Kapitel 23. Der/Die Böse. Natürlich gibt es viele böse Menschen auf dieser Welt: Psychopathen, Massenmörder, Diktatoren und Kriminelle aller Art. In diesem Kapitel ist jedoch, um dem Faden dieses Buches zu folgen, von den bösen Menschen des Alltags die Rede. Insbesondere soll es hier um die Menschen gehen, die sich bereitwillig einem verheirateten Mann oder einer verheirateten Frau nähern und entweder in Kauf nehmen oder sogar aktiv versuchen, die Ehe zu spalten und den betreffenden Partner für sich zu gewinnen, auch einfach nur, um zu schauen, ob sie es können. Dies unterscheidet sich von dem Kapitel „Der/Die Andere“, weil hier eine Person mit Absicht versucht, eine Partnerschaft zu sprengen, und dabei in Kauf nimmt, den anderen leiden zu sehen. Es gibt genügend Singles in allen Altersgruppen. Warum muss sich jemand ausgerechnet diesen einen verheirateten Menschen auserwählen, um eine Beziehung zu zerstören? Was ist die Motivation dahinter? Was ist mit den Menschen, die sich darauf einlassen? Hier ein paar allgemeine Überlegungen. Sätze, die bei jedem verheirateten Menschen alle Alarmglocken klingeln lassen sollten:

Und so weiter … Diese Aussagen werden getätigt beziehungsweise diese Fragen gestellt, obwohl (in diesem Fall) diejenige weiß, dass der Mann verheiratet/vergeben ist, und teilweise sogar im Beisein der Ehefrau. Man kann es nicht anders sagen: Das ist einfach dreist. Wie reagiert man am besten? Einerseits möchte man am liebsten seine wahre Meinung loswerden, der eine oder andere fühlt sich aber vielleicht geschmeichelt und relativiert alles oder verharmlost die Befürchtungen der Partnerin. Die Frau wird natürlich innerlich an die Decke gehen und ein sofortiges Kontaktverbot aussprechen wollen. Schwieriger wird es, wenn man die betreffende Person kennt oder sogar befreundet ist oder eine berufliche Zusammenarbeit pflegt. Sexuelle Belästigung kennt man typischerweise als eine Sünde der Männer, die Frauen dienen meistens als Opfer. Das ist aber nicht immer so, die umgekehrte Situation kann genauso auftreten und ebenfalls dramatische Folgen für alle Beteiligten haben. Man kann hier zwischen den Geschlechtern unterscheiden, denn normalerweise (natürlich nicht immer!) ist ein Mann an einer verheirateten Frau interessiert, weil er in sie verliebt ist und sich erhofft, die Frau für sich zu gewinnen. Frauen, die versuchen, einen Mann aus einer Ehe herauszulösen, können das natürlich auch aus Liebe tun, häufig geht es aber um etwas anderes. Es scheint einem nicht unlogisch, dass sowohl Männer als auch Frauen, die sich in eine intakte Beziehung einmischen, um einen der beiden Partner herauszulösen, Konflikte in der eigenen Beziehung haben oder, wenn sie selbst Single sind, Schwierigkeiten mit ihrem Selbstwertgefühl. Nehmen wir an, eine Single-Frau lernt einen verheirateten Mann kennen, der in seiner Ehe prinzipiell nicht unglücklich ist. Dies kann auf bestimmte Frauen, die in ihrem eigenen Leben wenig Liebe und Aufmerksamkeit beziehungsweise Anerkennung bekommen haben, einen starken Reiz ausüben, sodass sie den Wunsch entwickeln, diese Frau zu ersetzen. Es geht also gar nicht wirklich um Liebe, sondern um das Befriedigen des eigenen Bedürfnisses, dass auch mit dem Gefühl der Macht einhergeht. Das Gefühl, dass ein Mann seine Familie verlassen könnte, um mit einem selbst zusammen zu sein, ist das Gefühl des Besondersseins, das einem bisher immer gefehlt hat. Wenn der Mann sich zu dieser Frau hinziehen lässt und eine Affäre beginnt, hat die Frau nun das Gefühl, sie habe die Zügel langsam in der Hand, und macht sich deutliche Hoffnungen, ihrem Ziel näher zu kommen. Entscheidet sich der Mann tatsächlich für sie, ist die Wahrscheinlichkeit für ein langlebiges Glück äußerst gering, da die Beziehung nicht auf wahrer Liebe beruht. Entscheidet er sich nicht für sie, sondern für seine Familie, geht der Spaß erst richtig los. Die Frau fühlt sich in ihrer Ehre gekränkt und wird erst recht um ihn kämpfen, was auch bösartige Züge annehmen kann. Männer sollten hier nicht vergessen, dass es nicht um sie geht, sondern um die nicht erfüllten Bedürfnisse einer unglücklichen Frau, und damit sollte man nicht spaßen. Der Spielfilm „Eine verhängnisvolle Affäre“ aus dem Jahr 1987 zeigt dieses Problem mit einer verstörenden Deutlichkeit. Wenn der Mann nicht komplett hinterm Mond lebt, bricht er jeglichen Kontakt zu dieser Frau sofort ab. Versucht er aber „nur“ auf Distanz zu gehen, ohne den Kontakt abzubrechen, ist das wohl sein Ende, da er damit die Frau nur noch weiter provoziert, denn dieser geht es darum, ihr Machtbedürfnis zu befriedigen, sie wird nicht lockerlassen und ihn weiter bedrängen. Sobald sie weiß, welches Bedürfnis seine Ehefrau nicht befriedigt, sei es körperliche Nähe, emotionale Stabilität oder Bestätigung, wird sie dies benutzen, um ihn zu bezirzen. Sie wird es so aussehen lassen, als ob sie keine Gegenleistung dafür erwarte, keine Hintergedanken habe. Wenn sich der Mann darauf einlässt, hat er schon verloren, sie wird die Siegesflagge hissen und der Familienfrieden ist für immer futsch. Spätestens jetzt wäre ein ernstes Wort mit der Ehefrau notwendig, um das Schlimmste abzuwenden. Viel Spaß … Das Ganze geht natürlich auch umgekehrt. Frauen in einer festen Beziehung können sich genauso zu Single-Männern hingezogen fühlen, die ihre Bedürfnisse besser erkennen und erfüllen als der eigene Ehemann. Wenn es hier darum geht, das Ego zu befriedigen, dann ist die Situation praktisch parallel zu bewerten wie die vorherige. Wenn aus einem einmaligen Spaß eine echte Affäre wird, wächst der Reiz zunehmend, genauso wie die Erkenntnis, dass man in einer Sache feststeckt, die nur schlecht enden kann. Häufig sucht die Frau, die eine Affäre eingeht, nach Abenteuer und Aufregung. Typischerweise hat sie früh geheiratet, Kinder bekommen und ist dann Mitte 30 bis Mitte 40 und im Job wie privat am Ende ihrer Entwicklung angekommen. Sie langweilt sich, fühlt sich noch nicht so alt, vielleicht ist sie sogar Hausfrau oder in einem Teilzeitjob, allein zu Hause und unterfordert. Der Mann arbeitet, ist wenig zu Hause, und wenn er da ist, kümmert er sich um die Kinder, sodass die Ehefrau wenig Aufmerksamkeit von ihm bekommt. Die Ehe ist schon lange zur Routine geworden, als ein gut aussehender jüngerer Mann oder ein charmanter Herr mit grau meliertem Haar, braun gebrannt und offensichtlich ohne Geldsorgen, ihr Komplimente machen und mit ihr flirten. Ein Gefühl, das sie schon ewig nicht mehr verspürt hat, drängt sich mit Macht in ihr hoch: Bestätigung, besonders sein, Aktualität, Wertigkeit. Da ist schon vieles verloren. Bei Männern ist es normalerweise mehr ein Gefühl des „Sich-um-ihn-Kümmerns“. Dieses kann natürlich auch sexuelle Beweggründe beinhalten. Die Gründe, die in einer Beziehung zur Minderung der Anziehungskraft beitragen können, mögen vielfältig sein. Da ist jedes Paar selbst in der Verantwortung, Langeweile möglichst fernzuhalten sowie sich selbst als auch den Partner glücklich zu machen. Die Aussage „Er macht mich nicht mehr glücklich“ ist nicht nur ein Fehlen von Intimität, sondern auch ein Ausdruck einer tieferen Problematik. Es sollte nicht der Partner sein, der einem das Leben erst lebenswert macht, das sollte es schon vor der Beziehung gewesen sein. Der Partner sollte natürlich ein weiterer positiver Impuls im Leben sein, der über die Jahre hinweg möglichst konstant bleibt. Das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, lässt immer nach einer gewissen Zeit nach, aber das Gefühl, dass man mit seinem Partner glücklich ist, sollte auf Dauer nicht weniger werden. Wer nach Schmetterlingen süchtig ist, sollte keine feste Beziehung eingehen. Langfristig eine Beziehung stark zu halten bedeutet, dass beide Partner an sich und für sich arbeiten, um jemand zu sein, der für den Partner immer als liebenswert erscheint. Dies ist also ein lebenslanger Prozess und darf nicht als selbstverständlich eingestuft werden. Je länger die Zeit, die zusammen vergeht, und je mehr Erlebnisse man teilt, desto stärker ist die Bindung, sodass auch Tiefphasen besser überstanden werden können. Als Risikogruppen für Fehltritte mögen gelten:

Kapitel 28. Der Geizige. Geiz ist geil! Den Slogan kennt man aus der Werbung, im Alltag kann man das aber auch anders sehen. Dagobert Duck gilt in der Zeichentrickwelt als der Inbegriff von Geiz. Er springt morgens von seinem Sprungbrett kopfüber in einen Pool voller Goldmünzen und schwimmt Bahnen. Das kann er nur, weil er hart dafür gearbeitet hat und es nicht mag, andere für ihre Arbeit zu bezahlen. Aber es gibt verschiedene Arten, wie sich Geiz darstellen kann. Manche Menschen haben einfach nicht viel Geld und können daher auch nicht viel ausgeben. Dies ist allerdings nicht als geizig zu verstehen. Geiz ist, wenn man die Reserven, die man hat, nicht für andere, aber auch nicht für sich selbst benutzt, auch nicht für etwas Gutes. Das kann bedeuten, dass finanzielle Ressourcen nicht verwendet werden, um die Lebensqualität zu steigern oder anderen eine Freude zu machen. Es kann aber auch bedeuten, dass der Geizige wenig Emotionen zulässt und anderen hiervon wenig zuteilwerden lässt. Der wahrhaft Geizige wird schon damit Probleme haben, einem Freund mal einen Cappuccino auszugeben, obwohl es seinem Konto nicht schaden würde. Hier soll die Rede von denen sein, die genügend finanzielle Ressourcen haben, sie aber weder für sich noch für andere verwenden. Der Geizige hat in der Kindheit meistens entweder unter ärmlichen Verhältnissen gelebt oder von seinen Eltern das Sparen direkt vorgelebt bekommen. Sie nehmen sich das Sparen zum Vorbild oder versuchen sich durch übertriebenes Horten von Geld von den ärmlichen Verhältnissen auch emotional zu distanzieren. Sie sind meistens nicht sehr spontan und brauchen eine gewisse Struktur im Leben. Sie geben für Urlaube und Kleidung sowie Dekoration der Wohnung möglichst wenig Geld aus, empfinden es häufig auch als Geldverschwendung. Sie sind aber nicht nur finanziell geizig, sondern gerne auch emotional. Das äußert sich in einer Unfähigkeit/einer Hemmung, herzlich zu umarmen, laut zu lachen oder bei einem Tor der eigenen Fußballmannschaft zu jubeln. Sie haben ein reduziertes emotionales Spektrum nach oben. Euphorie und Begeisterung sowie aufrichtiges Lob und Anerkennung anderer werden eher eine Rarität sein. Die Urlaube sind für die Familienmitglieder häufig unbefriedigend, eintönig und wenig abenteuerlich, das Leben mit den Geizigen ist meistens ziemlich langweilig. Sie gönnen sich und ihrer Familie wenig Lebensfreude, die Wohnung wird spartanisch sein, die eigene Kleidung wird als eher unwichtig betrachtet. Der Geizige verzichtet lieber auf geldverschlingende Erlebnisse und sieht stattdessen zu, wie der eigene Kontostand langsam wächst. Er fühlt sich in dieser Situation deutlich besser und sicherer, als wenn das Geld ohne seine Kontrolle verschwindet. Kontrollverlust macht ihm Angst, was mit Geldausgeben verbunden ist. Angst davor, dass die Zukunft unsicher ist und er vielleicht irgendwann mal Geld braucht. Ein Angstgefühl ist schon bei einem sinkenden Kontostand vorhanden, egal wofür man das Geld ausgegeben hat. Geld bedeutet für ihn Kontrolle. Sie sind etwas anstrengende Zeitgenossen, sowohl für Freunde als auch für Partner. Sprüche wie: „Ich bin doch nicht Krösus“ oder „Geld wächst ja nicht auf Bäumen“ werden häufig zitiert. Der Geizige vertraut nur wenigen, wenn überhaupt jemandem. Lieber kontrolliert er alles selbst und lässt wenig Eingreifen von außen zu. Das gilt für Verwandte und für den eigenen Ehepartner. Das kann eine Beziehung deutlich belasten und zu einigen Konflikten führen. Durch seinen Geiz ist er auch ein schlechter Gastgeber, der, wenn er mal Gäste hat, nur widerwillig, den guten Wein rausholt und das feine Essen mit Nachschlag auf den Tisch bringt. Er möchte am liebsten Stuhlgang vermeiden, damit er keinen Hunger bekommt. Wenn er zu Fuß läuft, um sich die zwei Euro für die Busfahrkarte zu ersparen, ist das für ihn ein Grund zu prahlen. Rechtfertigungen wie: „Da habe ich aber wieder was Gutes für die Umwelt getan“ oder „Jeder Gang macht schlank“ überdecken seine wahre Motivation. Geiz hat auch eine zwanghafte Komponente. Geld als Kontrollinstrument wird zur Machtausübung benutzt, teilweise auch gegen den eigenen Partner. Mehr Geld bedeutet für ihn mehr Macht und Anerkennung, was sein Selbstbewusstsein braucht. Andere Menschen nimmt er fast schon als Feinde wahr, die ihm potenziell das Geld aus der Tasche ziehen wollen, was sein fehlendes Vertrauen in andere speist. In der Schule möchten manche Schüler ihre Stifte oder ein Stück Papier nicht an Mitschüler ausleihen, obwohl sie mehr als genug haben: Geizhälse … Da möchte man am liebsten gar nicht erst fragen, was vom Geizigen durchaus beabsichtigt sein kann. Man fühlt sich schon mies, bevor man gefragt hat. Es gibt aber auch das krasse Gegenteil: Menschen, die kaum genug für sich haben, aber immer Trinkgeld geben und ein herzliches Wort auf den Lippen haben. In diesem Licht betrachtet ist es nicht einfach, den Geizigen noch zu verstehen. Da könnten sie sich doch eine Scheibe abschneiden. Andere Menschen hingeben geben Geld aus, das sie nicht besitzen, oder leben deutlich über ihren Möglichkeiten, was natürlich auch mit Nachteilen verbunden is. Geizige Männer sind für Frauen auch weniger attraktiv, und sie haben häufig Probleme, die richtige Frau fürs Leben zu finden, die dann auch bei ihnen bleibt. Junggesellen, die von Geiz befallen sind, geben den Mädels auch nicht so gerne einen aus. Beim ersten abendlichen Date fragt der Kellner: „Zusammen oder getrennt?“, und der Geizige sagt, ohne zu zögern: „Getrennt bitte.“ Die Hände scheinen wie in den Hosentaschen festgeklebt und schaffen es einfach nicht, die 20 € für die Dame herauszuzerren. Die Frau weiß dann meistens schon Bescheid. Das nächste Date hat für sie dann wahrscheinlich weniger Priorität. Falls weitere Dates folgen, wird sich das Zahlverhalten des Geizhalses aber nicht verändern. Er gibt den Frauen das Gefühl, er sei für Gleichberechtigung, Frauen sind heutzutage ja selbstständig, und wolle nicht beleidigend wirken. Es gibt aber einen Unterschied zwischen Bevormundung und dem Verhalten eines Gentlemans. Wenn er mal einen Cappuccino übernimmt, tut er übertrieben gönnerhaft, als ob das ein großes Entgegenkommen seinerseits war. Da spielen narzisstische Züge sicherlich auch eine Rolle. Der Geizige ist ein ausgesprochener Nehmer-Typ, was im Rahmen der Frauensuche auch keine große Hilfe ist. Die Frau seiner Begierde wird sich mit ihrer besten Freundin austauschen und die Erlebnisse des Abends besprechen. Die Freundin, die natürlich nur das Beste für sie im Sinn hat, wird ihr raten: „Lass den Geizhals jemand anderen für dumm verkaufen.“ Damit wird sich in aller Regel die Zukunft des Geizigen auf eine Dame weniger beschränken. Zu denken, man könne den Geizigen „knacken“, wird meistens enttäuschend verlaufen. Wenn man einen geizigen Mann möchte, weil er Geld auf dem Konto hortet, ist das natürlich ein anderes Thema. Nur wird der Geizige in der Beziehung auch nicht für viel Aufregung sorgen. Es kommt im Laufe der Zeit zu einer sich verschlimmernden Langeweile für den Partner und wohl auch für die Kinder. Hier ist es wichtig, dass der betreffende Partner kommunizieren kann, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Über Geld zu sprechen ist nur natürlich in unserer heutigen Welt, da immer mehr Menschen auch von Geldsorgen betroffen sind. Die Arm-Reich-Schere geht immer weiter auseinander, und da scheint es durchaus nicht dumm, vorausschauend mit Geld umzugehen. Schwierig wird es, wenn die beiden Partner eine gegensätzliche Einstellung zum Geldausgeben haben. Die Frau möchte dekorieren und neue Schuhe, der Mann empfindet das als Geldverschwendung. Da muss man sich irgendwie einig werden. Manchmal wird vorgeschlagen, dass drei Konten eingerichtet werden: zwei separate und ein gemeinsames. Jeder kann von seinem Konto das kaufen, was er für sich möchte, und gemeinsam entscheiden, was von dem dritten Konto gekauft wird. Das löst aber das eigentliche Problem nicht. Sogar getrennt einzukaufen wird gelegentlich vorgeschlagen. Wenn das der Beziehung dienlich ist, ist die Beziehung ohnehin schon verloren … Eine Frau, die auf das Geld ihres Mannes angewiesen ist, mit ihm einkaufen geht und etwas sieht, was sie möchte, wird an der Kasse selbst zahlen und ihr letztes Geld verwenden müssen, ihr Mann wird hier nicht anbieten, das zu übernehmen. Frauen von geizigen Männern fühlen sich aufgrund der mangelnden Begeisterungsfähigkeit ihres Mannes auch nicht begehrt. Und das, liebe Männer, sollte besser nicht passieren. Wenn sich eine Frau über längere Zeit nicht begehrt fühlt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie dieses Gefühl befriedigt haben möchte. Wenn das Eichhörnchen im eigenen Garten keine Nüsse mehr findet, sieht es sich eben im Nachbargarten danach um, während der Geizige gar nicht merkt, dass ein Problem besteht. Auch die Kinder geiziger Eltern werden das auf emotionaler Ebene spüren. Herzliches Lob, feste Umarmungen oder Feiern, wenn etwas gut gelaufen ist, werden in der Regel fehlen. Kinder versuchen verzweifelt, diese Gefühle reflektiert zu bekommen, der betreffende Elternteil kann dies aber nicht umsetzen und es kommt zu emotionaler Leere. Die Kinder entwickeln sich häufig zu Geber-Typen und hegen die Hoffnung, so diese Lücke zu füllen. Freundschaften mit einem geizigen Menschen gestalten sich mit der Zeit immer schwieriger, da die meisten Menschen sich nicht ewig um die Rechnung kümmern wollen oder alles ständig bis auf den letzten Cent ausrechnen, damit der Geizige kein bisschen zu viel bezahlt. Bei Freundschaften schwelt immer die Hoffnung, dass sich das Verhalten des Geizigen mit etwas Distanz oder dem Vorleben von Spendabilität verändert, das tut es jedoch meistens nicht, was in einer Enttäuschung mündet. Das Verhältnis hat immer einen einseitigen Charakter, sowohl finanziell als auch emotional. Urlaube zusammen können in einer Katastrophe enden, da die Interessen diametral entgegengesetzt sein können und aus einer spaßigen Woche plötzlich ein Urlaub mit Streit und zunehmender schlechter Laune begleitet von Einsamkeit wird. Alles irgendwie nicht so schön, da wäre man doch lieber allein unterwegs, bevor man noch dem undankbaren Kollegen den Urlaub finanziert. Fazit: Wenn man Menschen aus der Evolutionsbiologie heraus betrachtet, ist Geiz eine unsinnige Eigenschaft. Dinge zu teilen war lange Zeit ein selbstverständlicher Teil vieler Kulturen. Eigentum, und damit Habgier, ist, zumindest in der jetzt bestehenden Form, nicht sehr ursprünglich. Die Männer brachten die aufgespießten Mammuts nach Hause, während die Frauen mit Besen aus Säbelzahn und Wildschweinhaar das Lager blitzeblank fegten, oder so ähnlich. Es ist nur schwer vorstellbar, dass jemand dem anderen nichts abgeben wollte, nur um mehr davon zu haben, ohne es zu benötigen. Es ist heutzutage auch ein Unterschied, ob jemand Geld verdient, um sich ein Leben nach seinen Wünschen zu ermöglichen, oder ob er es nur verdient, um seinen Kontostand wachsen zu sehen. Grundsätzlich komplett verschiedene Ansätze und Mentalitäten treffen hier aufeinander. Man kann Geiz auch als eine Angst vor Kontrollverlust sehen, die sich in der Kindheit begründet sieht. Auch die Kontrolle über die Emotionen zu verlieren, sei es Euphorie, Jubel oder Lachen, fällt unter Alkoholeinfluss leichter, was erahnen lässt, dass geizige Menschen sich gehemmt fühlen, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, zumindest positiven. Diese emotionale Hemmung hat ihre Ursache häufig bei den Eltern derjenigen. Entweder sie waren selbst nur schlecht in der Lage, ihre Gefühle zu äußern, oder sie waren vielleicht gar nicht da. Dem geizigen Menschen fehlen somit Erfahrungen am positiven Ende des Emotionsspektrums. Geben kann etwas Wunderbares sein, erfüllend und mit viel Freude verbunden. Es kann auch eine Quelle für die eigene Kraft sein. Positive Emotionen sind bekannt dafür, dass sie das Immunsystem stärken und Menschen in der eigenen Umgebung näher zusammenbringen. Sie sind ein essenzieller Teil unseres Lebens, und sie auszublenden wird das Leben in einem Grauton erstarren lassen, aus dem es kein Entkommen gibt, weder für den Geizigen selbst noch, und das ist viel schlimmer, für die Familienmitglieder und Verwandten. Nicht selten ist es so: der Geizige hat von dem Elternteil, dass sie mehr lieben, zu wenig Gegenliebe bekommen und fangen an, sich an dem anderen Elternteil zu orientieren, was allerdings nicht die gleiche Befriedigung mit sich bringt. Diese emotionale Lücke, die so entsteht, führt dann zu der Kompensation, die sich „Geiz“ nennt. Wer nicht genug gegessen und noch Hunger hat, will sein Essen auch nicht mit anderen teilen. Kulturell gibt es zwischen den Ländern, was ihre Gastfreundlichkeit betrifft, Unterschiede. Eine groß angelegte Studie untersuchte, welche Länder beim „Geben“ besonders gut abschneiden. Es geht darum, Fremden zu helfen, zu spenden oder seine Freizeit für wohltätige Zwecke zu opfern. Hier das Ergebnis: 24. 24 https://www.cafonline.org/docs/default-source/about-us-publications/caf_wgi_10th_edition_report_2712a_web_101019.pdf

Kapitel 29. Der Ängstliche. Angst zu haben ist für alle Menschen ein normaler Teil des Lebens. Sie hat eine Schutzfunktion, die unser Überleben sichern soll und in vielen Situationen auftreten kann. Wenn ein Löwe vor Ihnen steht und brüllt und Sie keine Angst haben, dann ist es schnell vorbei mit Ihnen. Ohne Angst könnten wir alle 300 km/h auf der Autobahn fahren, um schneller ans Ziel zu kommen (vorausgesetzt das Auto gibt das her). Immer wieder, übertrieben häufig oder intensiv Angst zu haben, bis hin zu einer Phobie oder Panikattacken, ist jedoch eine sehr große Belastung für die Betreffenden und kann eine enorme Einschränkung im Alltag bedeuten. Man kann vor allem und jedem Angst haben. Manche Menschen haben sogar Angst davor, Angst zu haben. Das kann die Arbeit einschränken oder einfache Dinge wie das Einkaufen oder ins Kino zu gehen betreffen. Auch die eigene Beziehung kann Angst machen. Die Prävalenz für Angststörungen in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung liegt bei 15,3 %. Für Frauen liegt sie mit 21,3 % höher als bei Männern mit 9,3 %. 10,3 % der Angststörungen sind spezifische Phobien. Dazu zählen unter anderem Tierphobien, Höhenangst und Flugangst.25 Menschen mit Angst machen sich sehr viele Gedanken um Dinge, die im Alltag vorkommen, und übermalen sie mit dunklen Farben. Ob sich der Partner scheiden lassen will, ob etwas mit ihrer Gesundheit nicht stimmt oder ob die Finanzen in der Zukunft ausreichen werden. Die übergeordnete Angst ist, dass das eigene Leben auseinanderfällt und man damit keinen festen Boden mehr unter den Füßen hat. Auch soziale Katastrophen, Pandemien, Krieg und Ähnliches lösen den Klebstoff des eigenen Lebens auf und können als Trigger dienen. Oftmals kommen auch Alpträume vor, die von Verfolgung oder Katastrophen handeln, die das Leben des Ängstlichen zersprengen. Bei Ängsten um die eigene Gesundheit spielt auch immer die notwendige Möglichkeit, in eine adäquate Klinik kommen zu können, eine große Rolle. Abgeschnitten zu sein von Wegen, die einen in ein Krankenhaus bringen könnten, lässt Angstgefühle exazerbieren. 25 http://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gast&p_aid=0&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=25399. Diese Menschen, die unter einer übertriebenen Angst leiden, sind meistens in einer Familie groß geworden, in denen sie von den Eltern übertrieben in Schutz genommen wurden. Das kann die freie Entwicklung von Angst und Bewältigung von Problemen des Alltags hemmen oder sogar verhindern. Diese Kinder lernen nicht, selbst eine Struktur in ihr Leben zu bringen, sind Abhängige ihrer Umgebung und haben große Schwierigkeiten, Probleme als Herausforderung anzusehen und sie anzugehen, um sie zu lösen. Sie sind auch in einer Beziehung abhängig von ihrem Partner. Sie brauchen überall Sicherheitsanker, die alle intakt sein müssen, damit sie nicht ihre emotionale Basis verlieren, die ihnen etwas wie Halt gibt. Wenn dieses Kartenhaus Risse bekommt oder gar zusammenbricht, fehlt die Sicherheit im Leben, was Panikattacken auslösen kann. Häufige Notarztanrufe oder Besuche in Notaufnahmen resultieren daraus, aber immer wieder werden von den Ärzten keine körperlichen Einschränkungen gefunden. Eltern, die ihren Kindern mit auf den Weg geben, dass es wichtig ist, was andere von ihnen halten, fördern Perfektionismus, was auch Vorteile haben kann. Aber in diesem Zusammenhang entwickeln die Kinder eine Angst davor, Fehler zu machen, und sie sind häufiger von einer Sozialphobie betroffen. Sie haben Angst davor, sich öffentlich lächerlich zu machen, wenn sie etwas Falsches sagen oder tun. Das wird sie daran hindern, in öffentlichen Ämtern zu arbeiten oder Positionen mit hoher Verantwortung zu besetzen. Frauen sind häufiger von Ängsten betroffen als Männer, meistens sind sie zwischen 24 und 28 Jahre alt.26 Bei Männern finden sich häufiger antisoziales Verhalten und Substanzmissbrauch.27 Wenn man sich mit den Ursachen von Angst auseinandersetzten möchte, ist es wichtig, nach deren Funktion zu fragen. Angst im Alltag ist nämlich nicht die zu Grunde liegende Emotion. Sie ist ein Zeichen, dass etwas in der emotionalen Entwicklung schiefgelaufen ist. Gefühle in der Kindheit, seien es Wut, Aggression oder das unerfüllte Bedürfnis nach Liebe durch die Eltern, werden, wenn sie nicht ausgelebt, sondern unterdrückt werden, in Angst verwandelt. Angst ist dann nur das Symptom eines tiefer liegenden Prozesses, der gelöst werden muss, wenn man mit Angst erfolgreich umgehen möchte. Das bedeutet, man muss erst mal erkennen, dass Angst nicht ein Zeichen von Schwäche ist. Ängstliche Menschen sind traumatisiert und haben nie gelernt, ihre Gefühle adäquat auszudrücken, und sie sind auch nie dazu ermuntert worden. Normalerweise muss man sich wehren, wenn man ungerecht behandelt oder gedemütigt wird, oder jemand eine persönliche Grenze überschritten hat. Wenn diese Gefühle der Gegenwehr, die ein Zeichen von Aggression sind, in der Umgebung nicht erwünscht oder mit Angst gekoppelt sind, dann gibt es diese Gegenwehr nicht und die Angst manifestiert sich als Dauerbegleiter. So ein ständiger emotionaler Stress lässt auch dauerhaft körperliche Stressreaktionen ablaufen. Die Coritsol-/Noradrenalin-Produktion (Stresshormone) ist erhöht, Blutdruck, Herzrhythmus und -frequenz, Blutzucker, Verdauung und Hormonhaushalt reagieren alle auf einen emotionalen Stress. Dies kann weitere körperliche Symptome hervorrufen, die wiederum ärztlicherseits keinerlei Ursache zugeordnet werden können. 26 https://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/angststoerungen-bei-frauen-haeufiger-und-anders-als-bei-maennern.html. 27 https://www.dgvt-bv.de/news-details/?tx_ttnews %5Btt_news %5D=1704&cHash=534deebc40f815dadc16399750c11c0b. Dominante Eltern können solche Probleme hervorrufen und Ängste generieren. Wenn nun ein erwachsender Mensch eine Angststörung hat, ist es von großer Bedeutung zu wissen, dass ein Vermeidungsverhalten die Angst negativ verstärkt und daher nicht in Frage kommen sollte. Die Angst wird sich verfestigen, wenn man zulässt, dass sie einen so sehr einschränkt, dass sich das Trauma in ein Hinterzimmerchen einsperrt und einschließt. Man kommt praktisch nicht mehr ran. Damit läuft man vor dem Trauma weg und lässt zu, dass man zum Opfer wird, und das kann nicht das Ziel sein. Auch eine forcierte Konfrontation wird die Angst eher steigern. Eine freiwillige und kontrollierte Auseinandersetzung mit dem angstauslösenden Ereignis wird eher eine langsame Verminderung der Angst mit sich bringen. Da die Unkontrollierbarkeit der Umgebung eine wichtige Rolle in der Angstentstehung spielt, ist die Beibehaltung der Kontrolle bei einem solchen Ansatz essenziell. Eine geordnete Struktur in den Alltag zu bringen, wie beispielsweise immer zur gleichen (relativ frühen) Uhrzeit aufzustehen oder immer einen ähnlichen Tagesablauf zu haben, kann zusätzlich Sicherheit geben. Sport ist ja für vieles gut, aber auch im Zusammenhang mit Angst ist das Gefühl körperlicher Fitness oder Stärke ein weiterer positiver Impuls. Eine Sache, die nicht sehr hilfreich ist, ist der Alkohol. Alkohol gilt als klassisches Anxiolytikum, also ein angstlösendes Mittel. Es enthemmt – Frauen anzusprechen fällt Männern auf einmal viel leichterer –, lässt viele aber auch aggressiv werden. Daran kann man erkennen, dass unterdrückte Gefühle emporkriechen, wenn die Angst gemindert wird, die Angst also nur eine Decke darstellt, die eine andere Emotion zu begraben versucht. Alkohol, eigentlich ein Nervengift, hilft aber nicht dabei, die Ursache zu beseitigen, sondern nur dabei, die darunterliegende Emotion sichtbarer zu machen. Alkohol im Überfluss zu sich zu nehmen, um Angst loszuwerden, oder zumindest, um sich zu betäuben und besser zu fühlen, ist wie den ganzen Müll im Zimmer in den Schrank zu schließen und schnell zuzumachen, bevor alles herausfällt. Dann ist das Zimmer auch sauber, aber man weiß, dass das Problem nicht verschwunden ist. Eine Taktik, die höchstens kurzfristig funktionieren mag, aber irgendwann wird die Schranktür aufplatzen. Da scheint es doch ein gangbarerer Weg zu sein, sich den Ängsten zu stellen und den Ursachen auf den Grund zu gehen. Phobien sind eine weitere Form der Angst, die extrem ausgeprägt sein kann. Die Wahrnehmung des Betroffenen scheint völlig anders zu sein als die der Mitmenschen. Ein Fahrstuhl sieht für jemanden, der unter Klaustrophobie leidet, nicht aus wie ein Fahrstuhl, sondern wie ein Sarg. Es können Todesängste entstehen, die den Armen völlig übermannen, und auch Ohnmachtsanfälle werden beschrieben. Spinnen werden zu übermächtigen Monstern, Menschenmengen zu einer trampelnden Horde. Die häufigsten Phobien in unserer Gesellschaft sind:28. 28 https://deutschesinstitutfuerangstueberwindung.de/•-haufigste-angste

Kapitel 30. Der Bequeme. Der „innere Schweinehund“ ist uns allen mehr oder weniger bekannt, aber wann ist es in Ordnung, auf ihn zu hören, und wann wird er zu einer Gefahr für die eigene Entwicklung? Besonders bekannt ist er in Zusammenhang mit sportlicher Betätigung: Silvester Abend, der zweite Prosecco beginnt zu wirken, die Ziele für das nächste Jahr werden in der Runde ausgetauscht: „Ich werde regelmäßig zum Sport gehen!“ ist einer der häufigeren Entschlüsse. Doch wie viele Menschen schaffen eine langfristige Umsetzung eines solchen, manchmal unter beschwipsten Bedingungen erkorenen Vorsatzes? Nicht viele. Warum ist das so? Und ist das ein Problem? Nun, wenn es um Sport geht, kann man darüber streiten, ob er ein entscheidender Faktor für das eigene Wohlbefinden im Leben darstellt und ob nicht Sport zu treiben die eigene Entwicklung hemmt. Es sollte hier auch unterschieden werden zwischen dem Hobbysportler und dem Profisportler. Auch ein Profisportler muss sich jeden Tag, mal mehr mal weniger, überwinden, seine Leistung zu erbringen und sich weiter zu steigern. Manchmal geht es um eine Verbesserung von Zehntelsekunden, für die der Sportler Jahre lang trainiert. Das erfordert ein sehr hohes Maß an Motivation und Durchhaltevermögen. Der Mensch, der zum ersten Mal versucht, regelmäßig zu joggen, um fit zu werden, hat ganz andere Zielvorstellungen und dementsprechend eine andere Motivation. Es ist leicht, aufzugeben, wenn der Sport anfangs sehr schwerfällt. Die Frage nach dem „warum?“ schwirrt einem durch den Kopf. Aber Sport ist hier nur ein Platzhalter für alle Vorhaben, die man im Laufe des Lebens ausersinnt. Die Konsequenz, mit der man seine Ziele verfolgt, ist ein Zeichen dafür, wie stark oder schwach der innere Schweinehund ausgeprägt ist. Aber überhaupt erst ein Ziel zu haben und auszuformulieren wird die Motivation, dieses auch zu erreichen, steigen lassen. Ziellos einer Tätigkeit hinterherzulaufen wird in der Regel nicht von großem Erfolg gekrönt sein. Und da kommt die Bequemlichkeit ins Spiel. Der Bequeme hat nämlich keine echten, ausformulierten Ziele und versucht nur hier und da, den Eindruck von Motivation zu vermitteln, ohne, dass eine echte Anstrengung über eine gewisse Dauer, also Durchhaltevermögen, erkennbar wird. Typischerweise ist der Bequeme ein Mitläufer, als Kind schreibt er gerne Hausaufgaben ab und schließt sich den anderen auf dem Schulhof an, nimmt jedoch selbst keine Führungsrolle ein. Er übernimmt gerne die Meinungen anderer und ist nicht jemand, der sich aktiv über Sachverhalte differenziert informiert und sich seine eigene Meinung bildet. Er verlässt sich auf Mehrheitsentscheidungen und hinterfragt sie nicht. Er lässt sich schnell von anderen überzeugen und debattiert Themen nicht mit Herz, um seine Meinung zu verteidigen. Mentale und meist auch körperliche Anstrengungen werden häufig vermieden oder nur inkonsequent ausgeführt. Der erwachsene Bequeme ist meistens angestellt und gibt sich im Leben mit weniger zufrieden, als das, was er tatsächlich erreichen könnte. Er hat zwar Träume, geht ihnen aber nicht forciert nach, weil der Aufwand doch eher abschreckt, sodass nicht selten das Gefühl der Enttäuschung über sich selbst immer mitschwingt und die Ansprüche im Leben herabgesetzt werden. Manchmal werden Projekte nicht angegangen, weil die Angst des Versagens bzw. die Idee, dass sich der Aufwand nicht lohnen könnte, überwiegt. Bei der Arbeit lässt er, wenn möglich, andere machen und hält sich gerne zurück. Sätze wie: „Das ist nicht mein Bereich“ oder „Das gehört nicht zu meinen Aufgaben“ hört man des häufigeren von ihm. Jemandem aktiv bei etwas helfen, nur um geholfen zu haben, ist nicht eine seiner Stärken. Im schlimmsten Fall ist der Bequeme zu faul, um sich zu informieren oder Preisvergleiche anzustellen. Er shoppt gerne online und fährt die 100m zum Bäcker mit dem Auto, anstatt zu Fuß zu gehen. Er zeigt mehr Nehmer- als Geberqualitäten, obwohl er an sich kein expliziter „Nehmer“ ist. Da Veränderungen unbequem sind, versucht er diese (wenn auch nicht immer gezielt und bewusst) zu boykottieren und sieht das Scheitern der Veränderung dann als Schicksal oder Pech an. Hier kann er sogar manipulative Tendenzen entwickeln, um Veränderungen, die andere anstreben, die sein eigenes Leben aber mitbetreffen, zu unterwandern. Bequeme Männer helfen nicht gerne bei der Hausarbeit mit und lassen die Partnerin den Großteil erledigen. Sie unterstützen in der Regel ihre Partnerin nicht in ihren Wünschen und Zielen und können damit auch mal einen desinteressierten Eindruck machen. Bequeme Frauen lassen ihre Männer arbeiten und die finanzielle Bürde der Familie tragen, während sie selbst lieber auf Arbeit verzichten. In beiden Fällen wird der Bequeme wenig Anerkennung im Leben erfahren, weder auf der Arbeit noch vom eigenen Partner. Da Anerkennung und Wertschätzung aber Grundbedürfnisse des Menschen sind, versuchen bequeme Menschen, diese auf eine andere Weise zu erreichen. Dies kann sich beispielsweise als übertriebene Darstellung in sozialen Medien, durch unnötige Einkäufe von Markenartikeln oder sogar durch die Durchführung von plastischen Operationen präsentieren. Dies sind Möglichkeiten, dem eigentlichen Problem, zumindest temporär, aus dem Weg zu gehen, da die Lösung eine meist unangenehme und unbequeme Auseinandersetzung mit sich selbst und wahrscheinlich auch mit jemand anderem beinhalten wird. Die Kindererziehung hat wenig Stringenz, die Kinder dürfen sich richtig austoben und werden durch wenige Regeln eingeschränkt. Dieser „laissez faire“ Stil hat natürlich den Nachteil, dass die Kinder keine, oder nur unzureichende, Grenzen erfahren, sodass sie lernen, dass sie selbst sich für nichts anstrengen müssen, um etwas zu bekommen. Die Bequemen Eltern verlieren zunehmend die Kontrolle über ihre Kinder und lassen sich durch Wutanfälle oder Heulkrämpfe manipulieren, sodass das Kind immer bekommt, was es will. Ein Problem von bequemen Menschen ist, dass sie durch ihre Bequemlichkeit vermeiden, eine echte Herausforderung bzw. eine Aufgabe anzunehmen. Durch diese Stagnation von Entwicklung durch Vermeidungsverhalten können aber auch depressive Episoden oder aggressive Ausbrüche entstehen, die ein Ausdruck der eigentlichen Frustration und Unzufriedenheit des eigenen Lebens darstellen. Genaugenommen wissen die Bequemen nämlich, dass sie nicht alles aus sich herausholen, und dass sie das Potenzial hätten, mehr zu erreichen. Aber warum ist das so? Was hält den Bequemen davon ab, ein Superstar zu werden? Intelligenz spielt hier nicht so eine große Rolle. Es gibt genügend Beispiele von nicht sehr intelligenten Menschen, die aber sehr erfolgreich im Leben sind. Genauso gut gibt es sehr intelligente Menschen, die jedoch ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Die Ursache liegt woanders. Hierzu muss, wie so oft, die Kindheit unter die Lupe genommen werden. Die Motivation, im Leben Ziele zu verwirklichen ergibt sich aus einem persönlichen „Motivations-Motor“. Dieser Motor muss in der Kindheit entwickeln werden, und das passiert sowohl durch Lernen am Modell (die Eltern) als auch durch das Erleben von Erfolgen. Bleiben diese aus, wird man das Gefühl von Versagen ausweichen wollen und ein Vermeidungsverhalten entwickeln. Es werden Dinge lieber gar nicht erst probiert, bevor man daran scheitert. Einem Kind Erfolgserlebnisse zu ermöglichen ist vor allem Aufgabe der Eltern. Hierzu ist eine gute Einschätzung der Persönlichkeit und der Fähigkeiten des Kindes notwendig. Ein Kind wird vor allem dann erfolgreich sein, wenn ihm die Tätigkeit Freude bereitet und es sie besser ausführt als andere. Je breiter die Ressourcen des Kindes genutzt und geschult werden, desto stärker entwickelt es sich. Die Motivation, Ziele zu formulieren, verfolgen und umzusetzen fallen dem Kind leichter. Ein wichtiger Nebeneffekt ist, dass das Kind lernt, auch mit negativen Erlebnissen und Rückschlägen zu leben und diese zu verkraften. Es ist eine ständige Rückmeldung, sodass die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten aber auch der eigenen Schwächen zurückgespiegelt werden. Wenn ein Kind nicht lernt, Rückschläge zu verkraften und an ihnen zu wachsen, wird es diese vermeiden wollen, und die Persönlichkeit wird dementsprechend weniger reifen. Der Prototyp eines solchen Kindes ist dann der 30-jährige, der am Wochenende viele Stunden mit Videospielen verbringt, aber sich insgeheim als großen Firmenchef oder ähnliches sieht und sich mit einer tragenden Rolle in der Gesellschaft identifiziert, die er mit Anerkennung in Verbindung bringt. Die Persönlichkeit ist in diesem Fall nicht ausgereift. Kindische Ideen werden mit fehlender Motivation in einem Alter kombiniert, in dem es bereits eine echte Tendenz in die gewünschte Richtung geben müsste, wertvolle Zeit wird verschwendet. Der innere Schweinehund als Bildnis für den inneren Motor ist also auch ein Produkt der Erziehung und korreliert mit den Erlebnissen in der Kindheit und der Jugend. Ein geringer Antrieb kann durch mangelndes Selbstvertrauen, Angst vor Versagen oder durch fehlende emotionale Unterstützung entstehen und durch eine negative Rückmeldung der Umgebung verstärkt werden. Unsere moderne Lebensweise ist auch keine echte Hilfe. Die schnelle Karriere von jungen Menschen über soziale Medien oder im Entertainment Business suggeriert, dass man nicht viel lernen muss, um im Leben schnell erfolgreich zu sein. Berühmtheit und schnelles Geld sind in vielen Zeitschriften sowie online omnipräsent. Das kann einem das Gefühl geben, dass man schnell zu den anderen 98% gehört, wenn man mit 23 Jahren nicht zur Weltelite gehört. Dass aber auch dazu viel Energie und Durchhaltevermögen notwendig sind, wird nicht erwähnt. Zudem verführen Computer und Handys zu körperlicher Faulheit und damit verbunden, eine verminderte Fitness. Die körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder wird immer geringer. Auch die mentale Situation von Kindern entwickelt sich zu einer ernsten Problematik, und da hat die „Coronakrise“ einen deutlichen negativen Einfluss gehabt. Immer mehr Kindern werden Psychopharmaka verschrieben, welche ebenfalls Einfluss auf Persönlichkeit, Motivation, Entscheidungsfähigkeit und Entwicklung nehmen. 30 31. 30 https://www.tagesspiegel.de/politik/umfrage-unter-aerzten-in-der-coronakrise-eltern-bitten-haeufiger-um-psycho-medikamente-fuer-ihre-kinder/26143260.html. 31 https://www.spektrum.de/news/schaden-psychopharmaka-kindern-und-jugendlichen/1369883. Medikamente können vieles, aber sie helfen nicht, wenn ein Kind seinen Freund vermisst oder durch mangelnde Bewegung den Drang verspürt, sich auszutoben. Da sind die Medikamente eine bequeme Möglichkeit, das Kind ruhigzustellen und sich nicht um die Ursache des Problems zu kümmern, aber eine Katastrophe für den Nachwuchs. Fazit: Ein gewisses Maß an Bequemlichkeit hat wohl jeder von uns und soll an dieser Stelle auch nicht gewertet werden. Es ist auch mal schön, sich nicht um etwas kümmern zu müssen oder irgendein Projekt mit Zwang fertigzustellen. Die Frage ist nur, behindert die Bequemlichkeit mich daran, mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir wünsche. Wenn das der Fall ist, dann hat man ein Problem und sollte sich fragen, ob, und wenn ja, was man dagegen unternehmen kann. Die Ursachen für die fehlende Motivation können individuell ermittelt werden, aber im Folgenden sollen Vorschläge gemacht werden, die einem bei dem Weg, im Leben motivierter ans Werk zu gehen, helfen können

Kapitel 32. Kombinationen. Jetzt, da wir die verschiedenen Charaktertypen kennengelernt haben, wird klar, dass wir nicht nur aus einem Typus bestehen. Wahrscheinlich haben Sie sich in mehr als einem Kapitel zumindest teilweise wiedererkannt. Wir sind ein Mix verschiedener Eigenschaften, die sich zur einzigartigen Person verschmelzen, die wir sind. Die einzelnen Menschen existieren natürlich nie isoliert, sondern agieren miteinander. Besonders interessant ist es, wenn zwei Menschen beschließen, eine Beziehung zueinander einzugehen, die im besten Falle ein Leben lang halten soll. Hier soll eine kleine Analyse von verschiedenen Kombinationen von Charaktereigenschaften erfolgen, um zu sehen, wie eine solche Beziehung aussehen könnte. Sie sind rein hypothetisch und können durch die Vielzahl an weiteren Kombinationsmöglichkeiten auch viel schwieriger und komplizierter vorherzusagen sein. Ein paar mögen offensichtlich sein, manche vielleicht überraschend:

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