Alle Macht der Liebe
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Barbara Vödisch. Alle Macht der Liebe
Zum Geleit
Liebe, die nicht endet – Leben nach dem Unfalltod ihrer gesamten Familie
Vom Soldaten zum Zen-Mönch – Im Einsatz für den Frieden
Kurtisane der Moderne – Liebesdienerin im bezahlten Dienst reicher Männer
Erbe eines Familienimperiums – Luxusleben?
Menschlichkeit ist ihre Währung – Eine Frau lebt freiwillig ohne Geld
Wanderer zwischen den Welten – Investmentbanker und Senner
Schwester Antonia aus der Liebe
Liebe statt Hass – Leben für eine bessere Welt
Отрывок из книги
Barbara Vödisch
Alle Macht der Liebe
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Auch ihre Urnen spielten eine Rolle. Die Urne von Heli ist ziemlich schwer, sie wiegt vielleicht zehn Kilo. Ich bin froh, dass ich sie zu Hause aufstellen durfte. Ich nahm sie oft in den Arm, hielt sie und ließ mich von ihrem Gewicht trösten. Als hätte er gesagt: „Schau, es ist ja noch etwas da.“ Es war für mich unvorstellbar, diese Urnen auf einen Friedhof zu bringen, wo sie hinter Glas sind und ich sie zwar noch anschauen, aber nicht mehr anfassen darf. Das ist heute noch keine Option für mich. Aber Urnen zu Hause zu haben ist auch nicht überall selbstverständlich. In Österreich ist es nur in manchen Bundesländern möglich. In der Steiermark ging das Gott sei Dank. In Wien, wo ich jetzt lebe, ist es ein bürokratischer Spießrutenlauf, wenn man darum ansuchen will. Es grenzt an Erniedrigung und ist unwürdig. Ich habe noch immer keine Lösung. Momentan warten die Urnen in der Bestattung auf meine Entscheidung. Vielleicht finden sie einen geeigneten Platz im Garten des Hauses, das Ulrich und ich gerade bauen. Auch die sterblichen Überreste fordern eben ihren Platz, unabhängig davon, dass meine Familie längst in meinem Herzen ein Heim gefunden hat.
Manchmal meine ich, dass ich heute sowohl Heli, als auch Timo und Fini ein wenig verkörpere. Je weiter ich meinen Mann und meine Kinder in mich hineinnahm, umso unschärfer wurde der Kontakt im Außen. Heli, Timo und Fini sind heute kein direktes Gegenüber mehr, eher ein Teil von mir. Wenn ich an sie denke, schaue ich nicht mehr nach außen. Diese Erkenntnis macht es mir auch leichter zu akzeptieren, dass viele meiner Erinnerungen langsam, aber sicher, verblassen. Die meisten Bilder, die ich von meinen Kindern noch im Kopf habe, gleichen den Fotos, die in meinem Album kleben. Standbilder ohne Bewegung. Die täglichen Sätze, die Rituale, die immer gleichen Dialoge verblassen und werden durch die täglichen Bausteine meines neuen Lebens ersetzt. Aber die Essenz dessen, was war, das Destillat der drei Seelen, habe ich zutiefst verinnerlicht. Das kann ich nicht mehr verlieren, nie mehr.
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