Tumult der Seele
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Beate Klepper. Tumult der Seele
Motto
I. VON BLUMENKINDERN UND TRAUMGESTALTEN
II.VON FREMDEN HÄUSERN
III. STERNE UND DRACHEN
IV. VOM LACHEN DER HEXE
V. IM UNHEILIGEN EHESTAND
VI. DER ZWEIFEL
VII. »SO LASSE ICH MIR SIE ANTRAUEN«
Zitierung und Quellen
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Motto
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2. Kapitel
Die Stadt hatte ihre Ordnung. Der Wall umschloss sie, war Schutz und Käfig zugleich, und die vier Tore waren die Ausgänge. Keiner, der kam oder ging, blieb unbeobachtet, und auch in sich zeigte die Stadt ihre Gesetzmäßigkeit. Im Zentrum lebten am Markt und in den Hauptstraßen die Reichen, die Gebildeten zur Mehrzahl. Maria hatte sich darauf ihren Reim gemacht. So wird es sein, denn wenn man einen Teller mit Getreide schüttelte, blieben auch die guten Kerne in der Mitte, und die Spreu verteilte sich am Rand. Ging man von der Geismarstraße nach Hause in die Kaßpühle vor der Albani-Kirche, war man Spreu. Man lebte am Rand. Die Bäume im Kirchhof legten einen Kranz aus frisch ausgeschlagenem Grün um die alte Kirche. Dazwischen spielte die gleißende, neckende Aprilsonne über die Dachschindeln. Die Sonne täuschte nur Wärme vor, der Wind verwehte ihr die Haare, und Maria zog sich ihr Tuch fester um die Schultern. Unter den Bäumen im Kirchhof lag ein frischer Erdhügel, um den die kleine Tochter des Totengräbers herumhüpfte. Der Totengräber Keyser selbst war in der ausgehobenen Grube nicht mehr zu sehen, schaufelte schweigend die feuchte Erde nach oben. Winkend rief das Mädchen Maria zu sich, sie solle mitspielen. Beim Totengräber Keyser hatten die Stechards auch schon eine Weile gelebt, und Maria kannte die Kleine gut, die nun in ihrer für Maria beneidenswerten, glücklichen Unwissenheit auf die alten, dunklen Knochen wies, die ihr Vater ausgehoben und ordentlich nebeneinander gelegt hatte. Schließlich folgte ein Schädel, und das kleine Mädchen ergriff ihn in den tiefen Augenhöhlen. Maria, nach einem ersten Unbehagen ebenso neugierig, lachte auf, als die Kleine auf den Schädel deutete und aufzuzählen begann:
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