Leben für Fortgeschrittene
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"Leben für Fortgeschrittene" ist der dritte und letzte Teil der Familien-Trilogie von Ben Worthmann. Teil 2: "Meine Frau, der Osten und ich, Teil 1: «Etwas ist immer». Alle drei Teile können auch abhängig von einander gelesen werden.
Die Jahre vergehen, doch das Dasein bleibt turbulent. Im Job gibt es nur Stress, die Kinder wollen nicht erwachsen werden, die Verwandten sind anstrengend, die Nachbarn nerven, der Hausarzt schwört auf amouröse Abenteuer als beste Medizin und es wird gestorben. Und dann kommt es auch noch zu verwirrenden Enthüllungen über das Doppelleben eines Paares im vorgerückten Alter. Die große Frage bei all dem lautet, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, wenn auch nicht gleich unbedingt nach dem eigenen… ******Witzig, nachdenklich, selbstironisch und ziemlich ehrlich schreibt der Autor von «Etwas ist immer» auch diesmal über sich und seine Generation.***********
Außerdem von Ben Worthmann im Handel: Die Thriller «Die Frau am Tor», «Nocturno», «In einer Nacht am Straßenrand», «Tödlicher Besuch» sowie, als neuestes Werk, «Auf gute Nachbarschaft»
Отрывок из книги
Titel
1. Kapitel
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Subjektiv betrachtet hätte gegen einen Eintritt Hans-Gerd Lossaus und meiner Mutter in den Stand der Ehe allerdings dann doch so einiges gesprochen, und das Alter der beiden – sie Ende siebzig, er hoch in die achtzig – wäre noch das schwächste Gegenargument gewesen. Aber wir wären dadurch nicht nur mit Lossau, sondern auch mit den Knoops in verwandtschaftliche Beziehungen geraten, wenn auch nur um drei Ecken – eine Vorstellung, die ich einigermaßen unerträglich fand. Rententechnisch passten die beiden ohnehin nicht zusammen. Meine Mutter bekam nur eine bescheidene Witwenrente, während Lossau als ehemaliger Finanzbeamter im gehobenen Dienst eine stattliche Pension bezog. Obendrein hatte ihm seine Frau einiges hinterlassen. Sie war gerade rechtzeitig gestorben, bevor er meine Mutter kennenlernte. Kinder hatte er nicht. Wenn man ihn so sah, schlank und hochgewachsen mit eisgrauem Haar, wirkte er ein wenig wie der Typ des Grandseigneurs. Um genau so zu wirken, hätte er allerdings entschieden mehr Wert auf seine Kleidung legen müssen. Doch dem stand eine übertriebene Neigung zur Sparsamkeit im Weg, um es zurückhaltend auszudrücken. Hans-Gerd Lossau lief nicht nur meistens wie ein Stadtstreicher herum, sondern konnte auch nichts wegwerfen. Demgemäß sah es in seinem Haus aus. Von einem richtigen Messi-Haushalt zu reden, wäre vielleicht etwas übertrieben gewesen, aber sehr viel fehlte nicht, und der Begriff hätte exakt gepasst.
Für meine Mutter aber hieß dies, dass auf ihrem späten Glück so etwas wie ein Schatten lag. Sie scheute davor zurück, sich zu eng an ihren Hans-Gerd zu binden – und das aus absolut nachvollziehbaren Gründen. So groß konnte auch ein spätes Glück schwerlich sein, als dass sich ein Schatten wie dieser einfach hätte ignorieren lassen. Manchmal schüttete meine Mutter ihr Herz aus angesichts ihrer Beziehungsprobleme, und zwar bei Anna. Gegenüber mir, ihrem Sohn, hätte sie das nie gewagt. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war nämlich ein wenig problematisch. Es glich dem, das andere Männer normalerweise zu ihrer Schwiegermutter haben. Mein Verhältnis zu Annas Mutter entsprach ziemlich genau diesem Klischee. Es gab, wenn man es genau betrachtete, überhaupt nicht allzu viele Menschen, zu denen ich richtig gute Beziehungen unterhielt, abgesehen höchstens von Anna, und selbst dies galt nur mit gewissen Einschränkungen. Beispielsweise machte mir meine Frau häufig Vorhaltungen, dass ich ein schlechter Sohn sei, der zu wenig Interesse am Schicksal seiner Mutter habe.
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