Tatort Berlin - Görlitzer Park
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Benjamin Webster. Tatort Berlin - Görlitzer Park
Kapitel 1 – Der Fall Henriette Berger
Kapitel 2 – Böser Verdacht
Kapitel 3 – 82 Tabletten
Kapitel 4 – Indizien
Kapitel 5 – Freitag der 13
Kapitel 6 – Der Brief
Kapitel 7 – Unter Strom
Kapitel 8 – Licht am Ende des Tunnels
Kapitel 9 – Eiskalt
Kapitel 10 – Heiße Nächte
Kapitel 11 – Aufatmen
Kapitel 12 – Geständnisse
Отрывок из книги
Tatort Berlin - Görlitzer Park .
Ein Kriminalroman von Benjamin Webster
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Hans und Linda waren unterwegs nach Zehlendorf, zur Schwester von Erwin Linde. Sie war verheiratet, hatte zwei Kinder und ist fünf Jahre jünger wie ihr verstorbener Bruder. Familie Weber wohnte in einem bescheidenen Einfamilienhaus, das sie vor 10 Jahren gebaut hatten. Noch fünf Jahre würden sie brauchen, bis es abbezahlt wäre. Unterwegs sah Linda ihre Post durch, die zusammen mit der Tageszeitung im Briefkasten lag. Das meiste war wie immer Werbung, bis auf einen Brief von Henning. Sie öffnete ihn sofort, las ihn durch und fragte Hans: „Hast du von Henning auch diesen Wisch bekommen?“ Hans: „Ich habe meine Post noch nicht nachgesehen. Was schreibt er denn Schönes?“ Linda: „Er teilt allen Hausbewohnern mit, dass die Sanierungsarbeiten am Mittwoch beginnen. Zuerst kommt deine Wohnung dran, dann meine. Wie rücksichtsvoll von ihm, uns das zwei Tage vorher zu schreiben.“ Hans: „Das finde ich auch. Stell dir vor, er hätte gar nichts gesagt und plötzlich stehen die Handwerker vor der Tür.“ Linda: „Und du willst das wirklich durchziehen?“ Hans: „Was meinst du?“ Linda: „Na, dass du die Handwerker nicht rein lässt. Hast du keine Angst?“ Hans: „Vor was? Das Gesetz ist auf meiner Seite. Er muss das mindestens sechs Wochen vorher ankündigen. Und dabei muss er erklären, warum er den Umbau macht. Und dagegen kann ich dann wieder Einspruch einlegen. Das mache ich solange, bis er keinen Bock mehr hat, oder mit der Wahrheit herausrückt.“ Linda: „Könnten wir denn Bau des Hotels und dem ganzen Drumherum verhindern?“ Hans: „Das weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall können wir ihm mächtig Ärger machen. Vielleicht bezahlt er dann eine höhere Abfindung, als bisher. Tantchen hat er 5000.- Euro geboten, inklusive ihrer drei Monatsmieten Kaution. Ziehst du die Kaution und Zinsen davon ab, bleiben unter dem Strich nur 2000.- Euro hängen. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie lange Henriette schon hier gewohnt hat. Und dann kommen noch die Umzugskosten. Ich habe keine Lust umzuziehen.“ Linda: „Glaubst du, alle Mieter machen mit und lassen keinen Handwerker herein?“ Hans: „Sie müssen, sonst haben sie innerhalb drei Stunden keine Küche und kein Bad mehr. Wasser ade. Schon der Gedanke daran reicht aus, um die Tür nicht zu öffnen. Im Übrigen habe ich allen einen Widerspruch ausgedruckt, den sie innerhalb der nächsten Tage an Henning schicken müssen. Dann ist er wieder am Zug. Er weiß noch gar nicht, mit wem er sich da angelegt hat. Nicht mit uns.“ Das Navi meldete sich: „Noch 100 Meter bis zum Ziel.“ Hans schaltete es aus und meinte: „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Sie stiegen aus und läuteten an der Haustür der Familie Weber. Uschi Weber begrüßte sie und bat sie ins Wohnzimmer und kondolierte den beiden als erstes: „Es tut mir leid, mit dem Verlust ihrer Tante. Es muss unfassbar sein, wenn man einen lieben Menschen verliert. Wenn jemand unheilbar krank ist, dann kann man in aller Ruhe Abschied nehmen. Aber bei Unfall oder Freitod kommt es aus heiterem Himmel. Ich habe das Gleiche erlebt wie sie. Nur war es ein Unfall, den mein Bruder aus dem Leben gerissen hat.“ Hans: „Danke für ihr Mitgefühl, auch uns tut es leid, dass sie ihren Bruder verloren haben.“ Hans wusste im ersten Moment nicht, wie er Frau Weber sagen sollte, das Tantchen ermordet und ihr Bruder keinen natürlichen Tod gefunden hat. Linda sprang in die Presche: „Henriette kannte ihren Bruder. Sie trafen sich oft, als sie gesundheitlich noch auf der Höhe war. Sie tranken Kaffee, oder trafen sich im „Scharfem Eck“, bei Jupp. Es war für alle ein Schock, als wir von dem Unfall erfahren haben. Man hat ja viel darüber gelesen, aber man hat nie erfahren, wie das mit dem Unfall wirklich war.“ Sie hörte auf mit sprechen und sah Uschi nur fragend an, als wollte sie ihr damit signalisieren: Erzähl wie es passiert ist. Uschi reagierte wie erwartet und begann zu berichten, was sich tatsächlich zugetragen hatte: „Das ist gleich erzählt. Ich war noch am Unglückstag bei Erwin und habe wie jeden Mittwoch, für ihn eingekauft und seinen Lottoschein abgegeben. Gegen 14:00 Uhr habe ich ihn noch nach unten begleitet, er wollte wie jeden Tag in den kleinen Park an der Spree gehen, um Schach zu spielen. Das war dann das letzte Mal, dass ich ihn lebend gesehen habe. Normalerweise hätten wir wieder am Freitag miteinander telefoniert, um den Einkauf fürs Wochenende zu besprechen. Aber ich habe ihn weder auf dem Festnetz, noch am Handy erreicht. Ich habe da schon geahnt, dass ihm etwas zugestoßen ist. Zuerst dachte ich, er hätte gesundheitliche Probleme, dass er nicht mehr telefonieren konnte. Gegen 22:00 Uhr bin ich dann in seine Wohnung in die Görlitzer Strasse gefahren. Auf klingeln hat er nicht reagiert, so dass ich mit dem Ersatzschlüssel aufgeschlossen habe. Mir ist aber gleich aufgefallen, dass er seine Zeitung und die Post nicht geholt hatte. In seiner Wohnung habe ich festgestellt, dass sein Bett nicht benutzt und alles war so, wie wir es am Mittwoch verlassen hatten. Am selben Abend bin ich noch zur Polizei gegangen und habe eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Die hat gleich Fahndung nach einer hilflosen Person eingeleitet, weil er im Rollstuhl saß. Am Sonntagnachmittag wurde ich dann angerufen, dass man ihn gefunden hätte. Ich musste ihn in der Gerichtsmedizin identifizieren. Das war alles so schrecklich.“ Tränen standen in ihren Augen, so dass ihr Linda ein Taschentuch reichte. Linda: „Das ist wirklich schlimm. Und was hat die Polizei gesagt, woran er verstorben ist?“ Uschi putzte sich die Nase und wischte ihre Tränen ab. Sie fuhr fort: „Die Polizei hat gesagt, dass Erwin ertrunken wäre. Sie würden von einem Unfall ausgehen, weil keine Fremdeinwirkung festgestellt wurde und er über zwei Promille im Blut hatte. Tod durch Ertrinken, wegen betrinken hatte der Beamte noch spöttisch gemeint. Erst eine Woche später hat man den Rollstuhl gefunden, weil die Spree Niedrigwasser hatte. Und das war an einer abschüssigen Stelle, unweit des Parks, wo er immer Schach gespielt hatte. Ich verstehe bis heute nicht, warum er so betrunken war. Er trank sonst nie Alkohol und wenn, nur ein Bier oder ein kleines Glas Wein.“ Hans: „Und hat die Polizei einen Schaden am Rollstuhl festgestellt?“ Uschi: „Der war doch total mit Pflanzen überwuchert. Mit dem konnte man nichts mehr anfangen. Ich soll den übrigens noch abholen, weil er Erwin gehört hat und ich die Erbin bin.“ Hans: „Das hat bestimmt viel Arbeit gemacht, die Wohnung auflösen, die Entrümpelung und alles.“ Uschi: „Nicht einmal, weil Herr Henning, bzw. Herr Gebhard hat sich um alles gekümmert. Er hat mir sogar noch die Kaution in voller Höhe ausbezahlt. So hatte ich wenigstens keine zusätzlichen Kosten. Wann ist eigentlich die Beerdigung ihrer Tante, ich würde nämlich gerne kommen?“ Hans: „Morgen um 10:00 Uhr auf dem alten Friedhof. Haben sie noch ein aktuelles Bild von ihrem Bruder? Ich würde mich gerne in dem kleinen Park umhören, vielleicht finde ich heraus, mit wem ihr Bruder so viel getrunken hat.“ Uschi stand auf und holte ein Bild von der Kommode und gab es ihm. Sie meinte: „Das können sie behalten, ich habe noch mehr davon. Könnten sie mir Bescheid geben, falls sie etwas herausfinden? Mich würde auch interessieren, warum er so viel getrunken hatte. Erwin muss deswegen die Kontrolle über den Rollstuhl verloren haben. Vielleicht ist er aber einfach nur eingeschlafen und auf der abschüssigen Strecke herunter gerollt und in die Spree gestürzt.“ An der Haustür läutete es. Uschi entschuldigte sich und öffnete die Tür. Hans hörte sofort wer es war und sagte zu Linda: „Lass uns sofort gehen, es ist Steiner. Ich habe keine Lust auf Diskussionen mit ihm.“ Beide standen auf und gingen zur Haustür. Hans: „Wir wollen nicht länger stören. Wir sehen uns Morgen bei der Beerdigung. Auf Wiedersehen Frau Weber.“ Linda verabschiedete sich auch und beide verließen die Wohnung. Steiner sah die beiden verdutzt an und noch bevor er etwas fragen konnte, waren sie schon verschwunden. Hans: „Hast du Steiners Gesicht gesehen? Wie ein Hase vor der Schlange hat er geschaut. Das ist ein richtiger Vollidiot. Wie er die Prüfung zum Oberkommissar geschafft hat, ist mir heute noch ein Rätsel. Wahrscheinlich war er mit dem Prüfer einen saufen und der hat ihm gesagt, was alles abgefragt wird.“ Linda: „Das darfst du ihm aber nicht sagen, der hat doch auch Gefühle. So was tut ihm bestimmt auch weh.“ Hans: „Dem würde ich noch ganz andere Sachen sagen. Er weiß was ich von ihm halte. Er ist ein versoffener Arsch, sonst nichts. Jede Banane hat mehr IQ als er.“
Am Mittwochmorgen um 10:00 Uhr fing die Beerdigung an. Es waren um die 30 Trauernde gekommen, die Henriette auf den letzten Weg begleiten wollten. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass sie ermordet wurde und entsprechend war das Entsetzen aller. Die meisten der Trauergemeinde, kamen aus der Görlitzer Strasse. Kein Wunder, war das Henriettes Lebensmittelpunkt der letzten 30 Jahre. Sie kam praktisch nicht mehr großartig aus ihrem Viertel heraus. Nach der Beerdigung, hatte Hans alle zum „Leichenschmaus“, ins „Scharfe Eck“ eingeladen. Es gab einen kleinen Imbiss und jede Menge zu trinken. Und wie alle an den Tischen saßen, wollte jemand zur Tür herein. Jupp sagte aber laut: „Geschlossene Gesellschaft, ab 16:00 Uhr ist wieder geöffnet.“ Doch die beiden Herren kamen trotzdem herein. Es waren Gebhard und Henning. Hans und Linda saßen mit dem Rücken zur Tür und sahen die zwei nicht gleich, deshalb war Hans auch sehr erstaunt, wie ein Herr ihm auf die Schulter klopfte und meinte: „Entschuldigen sie, sind sie Herr Kramer?“ Hans nickte mit dem Kopf und fragte warum. Der Fremde sagte: „Ich bin Michael Henning und wollte ihnen meine Anteilnahme ausdrücken. Schrecklich was ihrer Tante angetan wurde. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß wie schmerzlich es ist, wenn man einen geliebten Menschen verliert und dann noch auf so grausame Art und Weise.“ Hans wollte nicht unhöflich sein und bedankte sich. Danach kam Gebhard an die Reihe und sagte sein Sprüchlein auf. Hans sah beide zum ersten Mal und wollte die Gelegenheit nutzen, um mit den beiden über die Modernisierungsarbeiten zu sprechen. Hans: „Darf ich sie einladen? Vielleicht ein Glas Wein oder Sekt? Mit Champagner kann ich leider nicht dienen.“ Henning: „Vielen Dank für die Einladung, aber wir müssen gleich wieder weg. Sie verstehen, Termine.“ Hans: „Schon klar, also man sieht sich bestimmt noch einmal, bei anderer Gelegenheit.“ Die anderen Gäste bemerkten erst jetzt, dass ihr Vermieter und sein Sklave bei Hans und Linda standen. Und da kamen auch schon die ersten lauten Rufe, die wenig freundlich waren: „Miethaie, Seelenverkäufer, Kaputtsanierer und Abzocker“, waren noch die harmlosesten Worte die fielen. Hans meinte nur zu Henning: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.“ Henning und Gebhard machten auf der Stelle kehrt und verließen fluchtartig das „Scharfe Eck“. Der Applaus und das Gegröle waren nun groß und erlosch erst wieder, wie beide die Tür hinter sich geschlossen hatten. Ab sofort hatte die Gesellschaft ein neues Thema. Sie ließen an Henning und Gebhard kein gutes Haar. Sie hatten auch allen Grund dazu, denn jeder von ihnen hatte am Morgen das gleiche Schreiben im Briefkasten, das auch Hans und Linda bekommen hatten. Alle wollten ab sofort den Aufstand proben. Sie wollten nicht widerstandlos ihre Wohnungen verlassen. Hans und Linda blieben noch bis 15:00 Uhr und gingen dann nach Hause. Wie sie in Hans seiner Wohnung waren, hängte er den Teppich von der Wand und setzte sich davor. Linda öffnete ein Bier und sagte: „Ganz schön voll geworden. Aber im Endeffekt bringt das alles nicht viel.“ Hans: „Da hast du recht. Aber jeder hat einmal klein angefangen. Morgen gehen wir in den Park und spielen Schach. Du kannst doch Schach?“ Linda: „Schach nicht, aber Skat, Halma, Uno, Mau-Mau und 66.“ Hans: „Na, dann wollen wir hoffen, dass du dafür einen Spielkammerden findest. Nein, im Ernst. Du kannst dich ja ganz nebenbei nach Erwin Linde erkundigen. Sag einfach, du warst eine Freundin von ihm.“ Sie saßen noch eine Weile da und sprachen über alles Mögliche, da klingelte das Telefon. Hans meldete sich und auf der anderen Seite meldete sich eine Frau Steinmann: „Sind sie der Neffe von Henriette?“ Hans: „Ja, der bin ich. Warum fragen sie?“ Frau Steinmann: „Ich habe gehört, dass sie Privatermittlungen anstellen, ich bräuchte jemand der mir bei einer sehr delikaten Angelegenheit hilft.“ Hans: „Frau Steinmann, ich bin kein Privatdetektiv im üblichen Sinn. Ich schnüffle keine kleinen Leute hinterher, sondern arbeite nur für die Industrie und für Banken. Aber ich kann ihnen einen anderen kompetenten Kollegen empfehlen.“ Frau Steinmann hielt inne und sagte nach einer Weile: „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Die Polizei tut nichts und sie wollen nicht. Mein Gott, was soll ich nur tun, dass mir wenigstens einer zuhört.“ Hans spürte die Verzweiflung die in Frau Steinmanns Stimme lag. Hans: „Wo drückt denn der Schuh, Frau Steinmann?“ Frau Steinmann: „Das müssen sie selbst sehen, dann erst verstehen sie mich. Bitte schenken sie mir eine halbe Stunde ihrer kostbaren Zeit. Wenn sie dann noch nichts für mich machen können, dann war‘s das eben. Ich bezahle ihnen auch die halbe Stunde. Reichen 200.- Euro?“ Hans: „Ich sagte ihnen bereits, dass ich keine privaten Aufträge annehme. Aber wenn es so akut ist, bin ich bereit mir ihr Anliegen anzuhören. Kommen sie Morgenabend bei mir vorbei und dann sehen wir weiter. Ich verspreche ihnen nichts. Sagen wir 20:00 Uhr? Sie wissen wo ich wohne?“ Frau Steinmann: „In der Görlitzer Strasse 36. Ich werde pünktlich da sein. Danke Herr Kramer, vielen Dank.“ Sie legte auf. Linda: „Wer war das denn?“ Hans: „Eine Frau Steinmann. Sie hat ein Problem, hat aber nicht gesagt welches. Scheinbar hat sie die Polizei auch schon abgewiesen. So, und nun gehen wir ins „Scharfe Eck“, Gebhard abklopfen.“ Linda: „Ich hole nur noch die Widersprüche der Nachbarn und eine Jacke, dann können wir los.“ Wenige Minuten später, waren sie schon unterwegs zum „Scharfen Eck“. Einige Meter von der Gaststätte weg befand sich ein Briefkasten, in den Linda die Briefe mit den Widersprüchen einwarf. Hans sah beim betreten der Wirtschaft, dass Jupp zwei Plätze frei gehalten hatte, genau neben Ralf Gebhard. Hans klopfte auf die Theke und begrüßte damit alle. Linda tat das Gleiche und Gebhard meinte nur: „Jo.“ Dann griff er zu seinem Whiskyglas und trank einen Schluck. Hans sah ihm zu und sagte zu Jupp: „Hast du einen anständigen Single Malt da?“ Jupp: „Frag den Herrn, der trinkt ihn gerade.“ Und Gebhard wies sich als Whiskykenner aus und erklärte: „Vorzüglich. Etwas herb, spritzig mit leichten Marillen Geschmack.“ Hans: „Klingt vielversprechend. Bring mir bitte auch so einen und der hübschen Dame ein Piccolo.“ Linda: „Vielen Dank für das Kompliment.“ Hans: „Das war kein Kompliment, sondern eine subjektive Feststellung eines Mannes.“ Auf einmal meldete sich Gebhard: „Ich schließe mich vorbehaltlos dieser Feststellung an und füge, besonders hübsch hinzu. Ehre, wem Ehre gebührt.“ Linda bedankte sich noch einmal und Jupp stellte den Whisky und den Piccolo hin. Während er den Sekt einschenkte, sagte Jupp: „Zum wohl sein. Und, gibt es etwas Neues von Henriette?“ Hans: „Leider nicht, aber die Polizei hofft das aus der Bevölkerung einige Hinweise kommen. Irgendjemand muss doch dieses Schwein gesehen haben.“ Gebhard mischte sich wieder ein: „Ich wünsche es ihnen. Der gehört eingesperrt und nicht wieder herausgelassen. Wer einem anderen das Leben nimmt, hat nur eine Strafe verdient, lebenslänglich.“ Hans: „Oder Rübe ab. Im Mittelalter wäre derjenige aufgehängt worden.“ Gebhard: „Da stimme ich ihnen zu. Aber auch nur, wenn die Schuld zweifelfrei erwiesen ist. In Amerika werden jedes Jahr Menschen hingerichtet, die völlig unschuldig sind. Da ist eine Hinrichtung fatal, das kann man nicht mehr rückgängig machen.“ Hans: „Auch das ist schon vorgekommen. Pech gehabt.“ Linda: „Haben die Herren kein anderes Thema, als die Todesstrafe?“ Hans: „Reden wir doch über die Sanierungsarbeiten der Görlitzer Strasse. Wir haben ja jemanden hier, der uns bestimmt sagen kann wie lange die gehen sollen. Also Herr Gebhard, wie lange dauern die Arbeiten?“ Gebhard war die Frage sichtlich unangenehm. Gebhard: „Es dauert eben so lange, bis die Handwerker fertig sind. Es sind Altbauwohnungen und da sind Überraschungen nicht ausgeschlossen. Aber mit ein paar Monaten müssen sie schon rechnen.“ Hans: „Na, das ist doch erfreulich und ich dachte schon, sie würden alles einreißen und neu hochziehen. Aber den Wisch den sie uns zugeschickt haben, hat einen kleinen Fehler. Bevor sie damit anfangen alles einzureißen, müssen sie die Frist einhalten und die beträgt im Augenblick sechs Wochen. In der Zeit können alle Parteien ihre Einwände vortragen und wenn es sein muss, vom Gericht abklären lassen. Also sagen sie das ihrem Chef, dass in den nächsten sechs Wochen niemand etwas in meiner oder in irgendeiner anderen Wohnung in der Görlitzer Strasse 36 einreißt.“ Gebhard wurde ganz grün im Gesicht und erwiderte: „Aber bedenken sie doch, je früher wir mit dem Umbau anfangen, desto schneller haben sie eine neue Wohnung. Noch besser wäre natürlich, wenn sie sich für eine Ersatzwohnung entscheiden würden. Die würde ihnen Herr Henning für die gleiche Miete überlassen. Wenn sie wollen zeige ich sie ihnen Morgen. Und für sie Frau Hoffmann, hätte ich auch eine. Die Kosten für den Umzug, würde Herr Henning übernehmen. Klingt das nicht gut?“ Hans: „Eigentlich wollen wir nicht ausziehen, uns gefällt es hier. Sie wissen ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir haben tolle Nachbarn, sind mitten in der Stadt und die Kneipe ist auch OK. Na ja, die Gläser könnten manchmal etwas voller sein.“ Jupp fühlte sich angesprochen und konterte: „Dann musst du eben schneller trinken, dann verdunstet nicht so viel.“ Hans nahm sein Glas, trank es leer und bestellte noch einen Whisky. Gebhard: „Herr Altmeier, lassen sie die Luft aus meinem Glas. Und wenn sie einen Moment Zeit hätten, ich habe Post für sie mitgebracht.“ Gebhard übergab ihm einen Umschlag und Jupp legte ihn zur Seite. Er wusste was drin stand. Es würde sicher ein neues, höheres Angebot von Henning sein.
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