Heinrich von Kleist
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Bernd Oei. Heinrich von Kleist
Prolog
I. Biografie. I. 1. Lebensstationen
I. 2. Das Duell mit sich selbst
I. 3. Todesplan
II. Philosophische Einflüsse. II. 1. Jean Jaques Rousseau
II. 2. Immanuel Kant
II. 3. Gottlieb Fichte
III. Dramen. III. 1. Die Familie Schroffenstein
III. 2. Penthesilea
III. 3. Das Käthchen von Heilbronn (Die Feuerprobe)
III. 4. Die Hermannsschlacht
III. 5. Prinz von Homburg
IV. Prosa. IV. 1. Michael Kohlhaas
IV. 2. Die Marquise O
IV. 3. Der Findling
IV. 4. Die Verlobung von Santo Domingo
IV. 5. Das Erdbeben in Chili
IV. 6. Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik
IV. 7. Der Zweikampf
V. Essays. V. 1. Das Marionettentheater
V. 2. Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden
V. 3. Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden
VI. Resonanz – Stimmen. VI. 1. Friedrich Nietzsche
VI. 2. Franz Kafka
Anmerkungen
Отрывок из книги
Inhalt
Prolog
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Neben der Wahrheitsfindung tritt die moralische Vervollkommnung in den Vordergrund. Aus diesem Blickwinkel lässt sich „Der Prinz von Homburg“ als Replik auf die „Kritik der praktischen Vernunft“, in der die Unbestechlichkeit des Gewissens vor dem Gehorsam steht, rezipieren. Ein Recht auf Widerstand gegen die Staatsgewalt findet sich explizit allerdings weder bei Kant noch bei Rousseau aus naheliegenden Gründen: erstens wieg ein Individualinteresse, sei es noch so berechtigt, niemals das Volksinteresse auf, zweitens kann ein subjektiver Grund niemals hinreichend für einen kategorischen Imperativ sein, die Situation kann bestenfalls hypothetisch, weil situativ gerechtfertigt erfolgen und drittens schützt Unwissenheit (die der Prinz vorgibt, da er den Befehl verträumt hat) in keinem Fall vor Verantwortung. Allgemein lässt sich aber ein Bekenntnis von Kleists zu Kants Verantwortungs-und Gewissensethik konstatieren. Selbst die Idee mit der Lasterschule im Essay „Allerneuster Erziehungsplan“ ist mit Kants Schrift „Über das radikal Böse vereinbar“, da es den Gedanken, wofür Laster nützt, aufgreift.21
Vermutlich aber ist die unmittelbare Krise Kleist als Reaktion auf Kant ohne das Dilemma, ihn mit Fichte zu verknüpfen, zu werten.22 Als gesichert darf gelten, dass Goethe den radikalen Anspruch der Autonomie und der Pflichtethik skeptischer gegenüberstand als der enthusiastische von Kleist.23 Ebenso gilt als gewiss, dass Kleist mehrere Quellen für das Gleichnis mit den grünen Gläsern besitzt, u. a. auch Jacobi und Wieland sowie Fichte24. Da von Kleists Briefe klare Hinweise auf seine Kantlektüre, nicht aber die genauen Quellen und Stellen verraten, bleibt dieser Disput, was genau die Krise 1801 ausgelöst hat, die zur Entlobung und auf Umwegen zur literarischen Selbstverwirklichung führt, spekulativ. Unstrittig übt Kants Werte-Anspruch, z. B. hinsichtlich der Leitfrage nach dem Glück, einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensgestaltung des Künstlers und Denkers aus. Ironischerweise heiratet seine Verlobte Wilhelm T. Krug den Nachfolger auf dem Kant Lehrstuhl in Königsberg, wo die beiden sich in der Zeit von Kleists Anstellung beim Finanzministerium 1805/06 wieder begegnet sein dürften. „Der zerbrochene Krug“ liest sich vom Titel her als Parodie.
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