Gustave Courbet und der Blick der Verzweifelten
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Bernd Schuchter. Gustave Courbet und der Blick der Verzweifelten
Gustave. Courbet
Inhalt
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Weiterführende Lektüre
Отрывок из книги
Bernd Schuchter
und der Blick der Verzweifelten
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Marx ließ die Machtergreifung Napoleons III. noch Jahre nicht los, zwei Jahre vor den Ereignissen am Place Vendôme erschien die zweite Auflage seiner Schrift, die mit geradezu hellseherischen Worten schließt. Von den widersprechenden Forderungen dieser Situation gejagt, zugleich wie ein Taschenspieler in der Notwendigkeit, durch beständige Überraschung die Augen des Publikums auf sich als den Ersatzmann Napoleons gerichtet zu halten, also jeden Tag einen Staatsstreich en miniature zu verrichten, bringt Bonaparte die ganze bürgerliche Wirtschaft in Wirrwarr, tastet alles an, was der Revolution von 1848 unantastbar schien, macht die einen revolutionsgeduldig, die andern revolutionslustig und erzeugt die Anarchie selbst im Namen der Ordnung, während er zugleich der ganzen Staatsmaschine den Heiligenschein abstreift, sie profaniert, sie zugleich ekelhaft und lächerlich macht. Den Kultus des heiligen Rocks zu Trier wiederholt er zu Paris im Kultus des napoleonischen Kaisermantels. Aber wenn der Kaisermantel endlich auf die Schultern des Louis Bonaparte fällt, wird das eherne Standbild Napoleons von der Höhe der Vendôme-Säule herabstürzen.
An all das muss an diesem 16. Mai 1871 ein nicht mehr ganz junger Mann denken, der gedankenverloren den Kommunarden dabei zusieht, wie sie den Platz rund um die Colonne Vendôme mit Stroh und Mist auslegen. Alles entsteht, um wieder zu vergehen, Menschen wie Ereignisse, Tiere, Bäche, Steine, alles nur singuläre Dinge ohne metaphysischen Mehrwert, bloße Materie. Jedes Ding hat seine Freiheit, seinen Individualismus. Deswegen Schluss mit dem ewigen Machtstreben der alten Eliten, deren Symbol diese ästhetisch wie moralisch scheußlichen Säulen und Bronzen sind, Schluss mit diesen Bonapartisten und ein Lob auf die Kommunarden, die mittlerweile die Weisheit von Proudhon auf den Lippen führen. Eigentum ist Diebstahl. Her mit der Kommune, eine Gemeinschaft Gleicher unter Gleichen, das ist die Utopie. Es lebe die Anarchie, die Herrschaftslosigkeit, denn zu lange sind wir nur beherrscht worden. Jetzt soll niemand mehr herrschen.
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