Die schöne Anna von Hake auf Scheventorf
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Bernhard Köster. Die schöne Anna von Hake auf Scheventorf
Bernhard Köster. Die schöne Anna von Hake auf Scheventorf
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Anmerkungen
Über Die schöne Anna von Hake auf Scheventorf
Ebook-Kolophon
Отрывок из книги
Schwarz wie sein bodenlanger Talar war auch die Tinte, mit der er seine Predigten und Bücher schrieb, und drum fiel es nicht weiter auf, wenn er eine in die Schreibfeder geratene Fussel mit einem Ratsch über die breite Seite seines Gewandes entfernte. Die unbeirrbare Versenkung in sein Werk am Altar, auf der Kanzel und an seinem Stehpult bekam der zu spüren, der da nicht mittat; er kriegte eins über die Finger, hörte es laut und deutlich oder hatte es schwarz auf weiß.
Aufrecht war seine Haltung, sogar auf dem Fahrrad unterwegs in seiner Gemeinde, im Beichtstuhl und selbst am Eßtisch, wenn Maruschka, die humorvolle polnische Haushälterin, für das leibliche Wohl treu sorgte mit ihrer Kunst der Küche, die gerühmt ward und weite Kreise zog, hin und wieder sogar den Bischof aus dem fernen Osnabrück an die gastliche Tafel des Pastorats nach Glandorf. Aber auch Bettler und Zigeuner taten sich dort gütlich. So erfuhr Pastor Bernhard Köster, weil nur geistlicher Rat und deshalb der Zigeunersprache nicht kundig, an der Quelle eines Zigeunermundes, was das heißt: er ist gekocht, nicht Krebse oder der Hahn im Suppentopf, sondern einer in der Geschichte der Schönen Anna, doch lesen Sie es selbst!
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Der Weg ging geradeaus von der Burg auf den niedrigen Kirchturm mit seinen breiten, tief herabhängenden Ziegeldächern zu. Er war nicht sehr lang, keine halbe Stunde. Die erste Wegeshälfte stieg an. Da konnte man ganz klar das Iburger Kloster und das Schloß mit dem Bennoturm und den anderen Türmen vor dem breiten Rücken des Dörenberges liegen sehen. Wo die Steigung aufhört und der Weg nach Glane zu abfällt, war ein Wäldchen und mitten drin eine Jakobusklause. Hier hielt der Leichenwagen still. Das taten alle Leichenwagen, die da vorbei mußten. Denn da wurde erst hingekniet und sieben Vaterunser, manchmal auch zwölf Sei gegrüßt Maria für die Leiche gebetet. Steil stand der spitze Bergkegel des Vreden vor dem Wege, als wollte er die altersgraue Kirche zu seinen Füßen betreuen und schirmen, genau wie der Dörenberg an der andern Seite des Passes das Iburger Schloß beschützt. Aber als der Wagen da oben hielt, waren die letzten im Zuge noch keinen Schritt gegangen, sondern standen noch am Burgtor und warteten. Dann fuhr der Wagen weiter bis zum Kirchhofstor. Dort waren die Geistlichkeit, die Küster und zahlreiche Sänger und Ministrantenknaben aufgestellt, sogar der Abt selbst stand da in vollem Ornat, mit dem schönen Brustkreuz und der schweren goldenen Kette. Früher hatten die Glaner Geistlichen schon mal die Scheventorfer Leichen von der Jakobusklause eingeholt, ja, einzelne Male ganz von der Burg. Aber Abt Patroklus Meierinck meinte: Aus so etwas würde leicht ein Recht. Es war alles sehr feierlich, sehr würdig, sehr ernst. Pater Diedrich von Kneheim hielt die Leichenrede und der Abt das Requiem. Viele Leute weinten, als die Leiche in das Grab herabgelassen wurde. Von den ausgemauerten Wänden sah man nichts, die waren ganz mit Tannenzweigen behangen. Noch mehr weinten sie bei der Predigt, auch viele Ritterfrauen.
Anna sah nicht auf während der ganzen Feier. Drei von den Kindern hatte sie bei sich, die sahen immer nur nach der lieben Muhme Anna und waren auch schrecklich traurig und schluchzten laut. Ganz nahe Verwandte hatte Anna unter den Frauen nicht. Aber die Edelfrau von Harkotten, das war Korff-Schmising, hielt sich immer an ihrer Seite und stand ihr und den lieben Kleinen bei, so viel sie konnte. Nicht einmal ordentlich beten konnte Anna, so zerrissen war ihr Herz. Selbst die Ritter erbarmte es, und sie sprachen auf dem Rückwege viel von Anna. Die von Langen sagten, sie hätten sich das Fräulein schöner vorgestellt, weil sie doch überall die schöne Anna genannt werde, und sie müsse nur bald Ritter Harbort heiraten. Aber andere meinten, solch schönes Fäulein habe die Wahl unter all ihren vielen Freiern und brauche sicher keinen Witmann mit fünf kleinen Kindern zu nehmen. Dem stimmte auch Gysebert von Bar sehr lebhaft zu. Ob auch Ritter Harbort, der gerade an ihnen vorbeitrabte zur Spitze des Zuges, das Gespräch gehört hatte? Jedenfalls war er gegen alle, auch gegen den jungen Bar, sehr artig.
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