Das Perchtenerbe

Das Perchtenerbe
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Trommelschläge, Schreie, Glockengeläut laut und angsteinflößend ziehen wilde Gestalten durch die Straßen der Alpenländer.Die Perchten kommen während der dunkelsten Jahreszeit, um über die Menschen zu richten.Im Haus ihrer Großeltern betritt Marie ein bis dahin verschlossen gebliebenesZimmer ihres verstorbenen Großvaters. Sie entdeckt zahlreiche geschnitzte Holzmasken, die dieser Zeit seines Lebens angefertigt hatte. Darunter eine, deren Ausstrahlung sie besonders in ihren Bann zieht: die Maske der Frau Percht.Und schon bald taucht Marie in die Erzählungen ihrer Großmutter über diese längst vergessene Sagengestalt und die düstere Welt des Brauchtums ein.Eine Geschichte über Enttäuschungen, Verzweiflung und Hoffnung,über den alten Naturglauben, der von der christlichen Kirche immer weiter verdrängt wurde.Eine Geschichte über Licht und Finsternis,hin- und hergerissen zwischen dem Reich der Lebenden und der Unterwelt.Eine Geschichte, die in Marie fortleben wird.Mit farbigen Illustrationen von Benjamin König!

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Birgit Arnold. Das Perchtenerbe

PROLOG

RAUHNACHT

IN DER ABDECKEREI

WARTEN

VOLLSTRECKUNG

FLUCHT

HOFFNUNGSSCHIMMER

EIN NEUES LEBEN

DIE UNTERWELT

VERLASSEN

DER LETZTE GANG

ÜBERTRITT

LETZTE HOFFNUNG

ZEITLOSIGKEIT

DIE ENTSCHEIDUNG

GEFANGEN IN DER ZWISCHENWELT

DIE WELT IHRER TRÄUME

VERWIRRENDE RÜCKKEHR

EINE MISSION

EPILOG

DANKSAGUNG

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Marie stand zitternd am Fenster im Haus ihrer Großmutter und blickte hinaus in die Finsternis. Schreie hallten durch die eisige Nacht. Es war die dunkelste und kälteste Zeit des Jahres. Die Fensterscheiben waren angelaufen, nur schemenhaft erkannte sie eine Gruppe mit gruseligen Masken verkleideter Männer, die durch die Straßen des kleinen Ortes lief. Manche der düsteren Gesellen erinnerten sie an Fantasy-Figuren aus einem Computerspiel, das ihr jüngerer Bruder immer spielte. Sie waren in Fell und Lumpen gehüllt, ihre Augen sahen aus wie zersplittertes Glas, lange schiefe Zähne und große Hakennasen zogen den Blick magisch an. Manche hatten Hörner, gerillt wie bei einem Steinbock. Wildes Glockengeläute hallte zwischen den Häuserwänden wider. Marie wusste, dass der Lärm den Winter vertreiben sollte. Sie zweifelte nicht daran, dass dieses unheimliche Geräusch alles verjagen könnte. Sie selbst wäre auch am liebsten davongelaufen.

Die Zeit, als sie diese Wesen dort draußen für echt hielt, war schon lange vergangen. Doch noch immer jagten sie ihr Schauer über den Rücken. Im Stillen betete Marie darum, dass es bald Mitternacht würde. Dann hätte dieser Spuk endlich ein Ende.

.....

„Wie er war, als er sie anfertigte? Ich kann dir etwas über seine Arbeit erzählen. Aber wie er während des Schnitzens war, das weiß ich nicht. Ich wollte nicht in sein Reich eindringen. Es waren seine intimsten Momente, wenn er sich in die Masken vertiefte. Dabei wollte ich ihn nie stören. Mir reichte es, wenn er mir nach der Fertigstellung eines dieser Charaktere davon erzählte. Er sagte immer, dass die Masken bereits in dem Stück Holz stecken, das er bearbeitet. Er musste sie nur freilegen. Ist das nicht verrückt? Ich muss gestehen, dass ich oft vor Bäumen stehen blieb und mir überlegte, welche Gesichter wohl in ihnen verborgen liegen. Und manchmal hatte ich das Gefühl, dass alte Seelen in den Bäumen leben, die mich mit durchdringendem Blick mustern. Mir wurde unwohl in solchen Momenten, und ich ging schnell weiter. Vielleicht hatte dein Großvater ja Recht. Möglicherweise steckten die Figuren tatsächlich bereits im Holz. Nimmst du diesen besonderen Duft wahr?“

Die Großmutter sog die Luft tief durch die Nase ein und atmete dann laut durch den Mund wieder aus.

.....

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