Die Liebesbriefe der Marquise

Die Liebesbriefe der Marquise
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Braun Lily. Die Liebesbriefe der Marquise

EINLEITUNG

MÄDCHENZEIT

DIE SCHLOSSFRAU VON FROBERG

EINE DEUTSCHE TRAGOEDIE

SCHÄFERSPIELE

DAS KIND

CAGLIOSTRO

DER PRINZ

DER LETZTE AKT

AUSKLANG

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Reizende Delphine, holdseligste aller Nymphen! Seit gestern habe ich kein Auge zugetan. Wie Sie mir, dem verliebtesten aller Schäfer, durch die Laubengänge entschlüpften, hinter den Wasserfällen zu verschwinden und in den Teichen unterzutauchen schienen –, das alles sah ich immer wieder vor mir. Den Augenblick aber, wo die Schar der Genien vor den Verfolgern fliehend im Tempel der Venus Schutz suchte und ich Sie hier, – gerade hier! –, im Kampf gegen meinen Rivalen, den kleinen Baron Wurmser, mir gewann, diesen köstlichen Augenblick wagte ich kaum in der Erinnerung heraufzubeschwören. Das Klopfen meines Herzens, das Fliegen meiner Pulse, die glühende Röte meiner Wangen deuteten das Fieber zu heftig an, von dem ich befallen bin.

Mein Oheim, der Herzog, wollte nicht glauben, daß wir Kinder dies Fest ihm zu Ehren improvisiert hatten, und er begreift ganz und gar nicht, daß Delphine Laval, die graziöseste der Tänzerinnen, erst dreizehn Jahre alt ist. »Versailles würde sich glücklich schätzen ihr seine Tore zu öffnen, und der König wäre der erste ihrer Bewunderer« sagte er. Ich hörte, wie er meiner Mutter zuredete, sie möge dafür sorgen, daß »die schöne Delphine« im Gefolge meiner Schwester dem Stuttgarter Hof vorgestellt werde.

.....

Mein Vater liebt den König nicht. Selten sind die Ersten des Hofs beisammen, ohne daß Böses über ihn geflüstert würde. Wie oft hab ich selbst seines großen Ahnherrn Heldenzeit herbeigewünscht, weil ich meinte, keinem anderen dienen zu können. Das war jetzt vergessen. Eine höhere Gewalt zwang alle Nacken, sich ehrfurchtsvoll zu neigen, nicht weil es der fünfzehnte Ludwig war, der vorüberging, sondern Frankreichs Majestät. Ich habe mich ihr nun angelobt, wie meine Väter es taten.

Noch viele Bogen könnte ich füllen, wollte ich erzählen, was ich sah. Alles ist für mich ein Erleben gewesen. Nur weiß ich nicht, ob Sie, mit der ich meine Kindheit teilte, mir auch jetzt noch zuhören mögen. Kein Nichtwissen schmerzt mich so tief wie dieses. Darum bitte ich Sie, antworten Sie mir, aber, wenn es sein kann, ohne Guy Chevreuse damit zu bemühen. Ich vertrage nun einmal sein Lächeln nicht.

.....

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