Der Schlüssel zur Tragödie

Der Schlüssel zur Tragödie
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Der Jesuit Jakob Balde (1604–1668), der «deutsche Horaz», ist als einer der bedeutendsten Lyriker der Frühen Neuzeit bekannt. Wenig Beachtung hat man hingegen seinem vielfältigen dramatischen Werk geschenkt, dem sich der vorliegende Band widmet. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht ein Kernelement der dramatischen Technik Baldes: Der tragische Chor. Baldes Chor entsteht aus der selbstbewussten intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Chor der senecanischen Tragödien, für dessen Funktion eine Neubestimmung vorgeschlagen wird. Damit bietet der Band grundlegende Einsichten in das dramatische Schaffen zweier unterschätzter Tragiker: Seneca und Balde.

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Caroline Dänzer. Der Schlüssel zur Tragödie

Inhalt

Vorwort

Einführung

1. Das barocke Jesuitentheater

2. Jakob Baldes Chor: Lieder nach dem Vorbild Senecas

1. Grundlegende Prämissen. 1.1. Aufführbarkeit

1.2. Datierung

1.3. Theodizee

2. Die verschiedenen Deutungen der Chorlieder

3. Die Chorlieder als mise-en-abyme der Tragödie

4. Fallbeispiele. 4.1. Oedipus

4.1.1. Exposition des Leids

4.1.2. Göttliche Strafe für vorsätzlichen Frevel

4.1.3. Göttliche Strafe für unabsichtlichen Frevel

4.1.4. Utopie: Selbstbestimmung des Menschen

4.1.5. Realität: Unausweichliche Determination durch das fatum

4.1.6. Oedipus: Einsicht in die existentielle Absurdität

4.2. Troades

4.2.1. Der Tod als universell gültiger Ausweg aus dem Leid?

4.2.2. Ist der Tod besser als das Leben?

4.2.3. Weiterleben(müssen?)

4.2.4. Der richtige Umgang mit einem ungnädigen fatum

4.2.5. Astyanax und Polyxena: ein heroischer Tod?

4.2.6. Troades: Die Würde als Ermessensspielraum des Individuums

5. Seneca und das fatum: Die Tragödien als resignative Reflexion

1. Chorfunktionen in nicht-tragischen Werken. 1.1. Was ist ein tragischer Chor: Regnum poetarum

1.2. Gattungsmarker: Iocus serius

1.3. Ordnende Konstante: Tilly

1.4. Emotionale Verstärkung: Philomela

1.5. Ohne Chor: Drama Georgicum

1.6. Ein Grenzfall: Arion Scaldicus

2. Chorfunktionen in der Tragödie: Jephtias. 2.1. Problematik des Stoffes

2.2. Jephte (1637) und Jephtias (1654) 2.2.1. Der Jephte als Tragödie nach klassischem Ideal

2.2.2. Die Einführung der Figur des Ariphanasso

2.2.3. Die explizitere Typologie in der Jephtias

2.2.4. Jephte und Jephtias als Bühnenstücke

2.2.5. Der Chor im Jephte

2.3. Die Chorlieder der Jephtias. 2.3.1. Der Chor nach senecanischem Muster. 2.3.1.1. Jephte: Ein idealer Herrscher

2.3.1.2. Notwendigkeit des Gelübdes

2.3.1.3. Bellum iustum

2.3.2. Der Chor auf Abwegen: Verlust der mise-en-abyme-Funktion. 2.3.2.1. Der Umbruch: fatale Begegnung zwischen Vater und Tochter

2.3.2.2. Die Suche nach der richtigen Entscheidung

2.3.2.3. Deus Emmanuel – Menulema Deus

2.3.3. Die Melodramatica

2.4. Die Jephtias als Synthese von Gattungskonzeptionen und Gedankenwelt

Ergebnisse

Literatur. Verzeichnis der in dieser Arbeit zitierten Werke Baldes1

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

Verzeichnis der Werke Baldes

Verzeichnis der Werke Senecas

Namensverzeichnis

Fußnoten. Einführung

1. Das barocke Jesuitentheater

2. Jakob Baldes Chor: Lieder nach dem Vorbild Senecas

1.1. Aufführbarkeit

1.2. Datierung

1.3. Theodizee

2. Die verschiedenen Deutungen der Chorlieder

3. Die Chorlieder als mise-en-abyme der Tragödie

4.1. Oedipus

4.1.1. Exposition des Leids

4.1.2. Göttliche Strafe für vorsätzlichen Frevel

4.1.3. Göttliche Strafe für unabsichtlichen Frevel

4.1.4. Utopie: Selbstbestimmung des Menschen

4.1.5. Realität: Unausweichliche Determination durch das fatum

4.1.6. Oedipus: Einsicht in die existentielle Absurdität

4.2. Troades

4.2.1. Der Tod als universell gültiger Ausweg aus dem Leid?

4.2.2. Ist der Tod besser als das Leben?

4.2.3. Weiterleben(müssen?)

4.2.4. Der richtige Umgang mit einem ungnädigen fatum

4.2.5. Astyanax und Polyxena: ein heroischer Tod?

4.2.6. Troades: Die Würde als Ermessensspielraum des Individuums

5. Seneca und das fatum: Die Tragödien als resignative Reflexion

1.1. Was ist ein tragischer Chor: Regnum poetarum

1.2. Gattungsmarker: Iocus serius

1.3. Ordnende Konstante: Tilly

1.4. Emotionale Verstärkung: Philomela

1.5. Ohne Chor: Drama Georgicum

1.5. Ohne Chor: Drama Georgicum

1.6. Ein Grenzfall: Arion Scaldicus

2.1. Problematik des Stoffes

2.2.1. Der Jephte als Tragödie nach klassischem Ideal

2.2.2. Die Einführung der Figur des Ariphanasso

2.2.3. Die explizitere Typologie in der Jephtias

2.2.4. Jephte und Jephtias als Bühnenstücke

2.2.5. Der Chor im Jephte

2.3.1.1. Jephte: Ein idealer Herrscher

2.3.1.2. Notwendigkeit des Gelübdes

2.3.1.3. Bellum iustum

2.3.2.1. Der Umbruch: fatale Begegnung zwischen Vater und Tochter

2.3.2.2. Die Suche nach der richtigen Entscheidung

2.3.2.3. Deus Emmanuel – Menulema Deus

2.3.3. Die Melodramatica

Literatur

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Caroline Dänzer

Der Schlüssel zur Tragödie

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Zum Abschluss des Liedes wird von einer Wohltat des Gottes berichtet, der Errettung der Ariadne (488–503), als diese von Theseus verlassen wurde. Die detaillierte Beschreibung der Hochzeitsfeier kontrastiert noch ein weiteres Mal scharf mit der Pestschilderung des ersten Chorliedes: Schließlich wird Ariadne vergöttlicht, Apoll (498), Cupido (500) und sogar Jupiter (502) stehen Spalier. Es erscheint so, als habe Bacchus den gesamten Götterhimmel fest im Griff. Das Lied endet in hymnischen Versen, in denen das thebanische Volk Bacchus ewige Treue schwört und um Hilfe bittet.

Das zweite Chorlied bietet einen Versuch, das geschilderte Leid des ersten Liedes zu begreifen, indem es die Rolle der Götter in den Blick nimmt. Es erwägt die Möglichkeit der Pest als einer gottgesandten Strafe für unrechtes Verhalten, die man durch die adäquate Reaktion wieder abwenden kann. Auffällig ist, dass sich die Personen in allen erwähnten Mythen bewusst gegen den Gott aufgelehnt und die Strafe in Kauf genommen haben.24 Hier ist somit auch der Tatbestand auf subjektiver Ebene erfüllt. Das Belohnungs- und Bestrafungssystem von Bacchus funktioniert nach dem vergilischenVergil Prinzip des parcere subiectis et debellare superbos. Wer sich seinen Gesetzen beugt, wird gerettet, wer sich widersetzt, wird vernichtet. Es liegt hierin also die Möglichkeit, das Leid zumindest rational begründen zu können. Dies entspricht dem Denkmuster des OedipusTragödienOedipus, der versuchte, mittels der Orakelbefragung über eine göttliche Instanz Antwort und Hilfe zu erlangen und so einen eventuellen Fehltritt wieder gut zu machen. Der dritte Akt geht dieser Vorstellung weiter auf den Grund.

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