John Henry Newman (1801–1890) war anglikanischer Theologe und Professor am Oriel College in Oxford. Er gehörte zu den Protagonisten der Oxford-Bewegung, die das geistliche Leben der anglikanischen Staatskirche Englands erneuern wollten. Nach Jahren intensiven Ringens und Betens konvertierte er 1845 zum katholischen Glauben. Newmans Leben nach der Konversion war von Anfeindungen auf anglikanischer und Misstrauen auf katholischer Seite geprägt. John Henry Kardinal Newman gehört zu den bedeutendsten Theologen der Moderne und wird von vielen auch als «Kirchenvater der Neuzeit» bezeichnet. Er wurde von Papst Leo XIII. zum Kardinal erhoben und von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Papst Franziskus hat John Henry Kardinal Newman am 13. Oktober 2019 heiliggesprochen.
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Charles Stephen Dessain. John Henry Newman
JOHN HENRY. NEWMAN
Inhalt
Vorwort
Kurze Lebensskizze Newmans
Zur Wirkungsgeschichte Newmans
Newman und die moderne katholische Theologie
Die Newman-Renaissance
Newman und das Konzil
Newman und die nachkonziliare katholische Theologie
Newman und die ökumenische Öffnung der Kirche
Papst Paul VI. und Newman
Die Ansprache Papst Pauls Vl. vom 25. April 1975
Einleitung
Die ersten dreißig Jahre (1801–1832)
Die wiedergewonnene christliche Wahrheit
Der Anführer der Erneuerungsbewegung in Oxford (1833–1838)
Newmans Einfluss auf dem Höhepunkt
Verzicht auf die Führung: von Littlemore nach Rom (1838–1845)
Das englische Oratorium und die irische Universität (1841–1858)
Die Verteidigung der Laien: die Apologia (1859–1864)
Katholischer Extremismus in Erziehung und Lehre (1864–1875)
Entwurf einer Zustimmungslehre
Letzte Mühen (1875–1890)
Anhang. Quellenverzeichnis
Bibliografie
Отрывок из книги
Charles Stephen Dessain
Wegbereiter der Erneuerung der Kirche
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Die zweifache Newman-Renaissance in den 20er-Jahren und seit 1945 kam aus dem Herzen der Reformbewegung, die das katholische Denken schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfasst hatte und die durch das II. Vatikanische Konzil für die ganze Kirche fruchtbar geworden ist. Mit W. Lipgens kann man sagen: »In Newman sieht der Katholizismus seine eigene geistige und religiöse Erneuerung seit dem Ersten Weltkrieg vorgebildet.«46 Es gab und gibt keinen anderen Namen aus der Geschichte, den die neue Bewegung auf ihre Fahne hätte schreiben können. Nicht nur das Ethos seiner Frömmigkeit, mit dem er sein persönliches Schicksal meisterte, sondern auch die Inhalte seines Denkens mussten sich immer mehr auswirken, auch auf der Ebene der systematischen Theologie.
Für die Zeit nach dem Ende des Krieges darf ich vielleicht mit einer persönlichen Erfahrung beginnen. Kurz nach der Entlassung aus der Gefangenschaft stieß ich im Oktober 1945 in Köln auf eine Universitätswoche, die dort zur Feier des hundertjährigen Gedächtnisses von Newmans Konversion veranstaltet wurde. Hier sprachen u. a. Matthias Laros, Robert Grosche, Gottlieb Söhngen und Paul Simon, vereint im selben Geist der Verehrung Newmans und in dem Willen, den Teilnehmern, die sich damals auf den Trümmern der Stadt sammelten, Newman als religiösen Denker und Theologen nahezubringen. Nicht zuletzt auch durch den großen Erfolg der Kölner Tagung ermutigt, entstand in Tübingen der Plan einer Folge von Newman-Studien, von denen 1948 der erste Band erscheinen konnte.47 Damals wurde auch ein Newman-Kuratorium aus gleich gesinnten Theologen gegründet in der Absicht, »die Kräfte zu sammeln, die sich um die Erschließung des theologischen Werkes Newmans bemühen und die Verpflichtung verspüren, sein Vermächtnis in unseren Tagen einzulösen«. Die beiden Herausgeber sagten damals im Vorwort des ersten Bandes: »Wir haben nicht nur ein historisches Interesse, sondern eine wissenschaftlich-theologische wie geistig-religiöse Zielsetzung.«