Meinungskrise und Meinungsbildung
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Christian Bermes. Meinungskrise und Meinungsbildung
Meinungskrise und Meinungsbildung
INHALT
VORWORT
I. EINLEITUNG
II. MEINEN – EIN VIELBESCHÄFTIGTER ›GELEGENHEITSARBEITER‹
III. MEINUNGSKRISEN UND DIE KRISIS DER DOXA
IV. PHÄNOMENOLOGIE DER MEINUNG
V. ANTHROPOLOGIE UND MEINUNGSBILDUNG
VI. ÖFFENTLICHE MEINUNG UND EXEMPLARISCHE GÜLTIGKEIT
VII. UMWEGE OHNE AUSGANG
LITERATUR
Отрывок из книги
Christian Bermes
Eine Philosophie der Doxa
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Ähnlich verhält es sich mit dem Beklagen des Verlusts der Meinungsfreiheit. Zu keiner Zeit war es leichter, den eigenen Meinungen und denen der anderen Öffentlichkeit zu verschaffen. Dies mögen einige wiederum bedauern, ein Verlust von Meinungsfreiheit im Sinne der Möglichkeit, Publizität zu erlangen, ist jedoch nirgends zu erkennen. Die Bühnen, auf denen Äußerungen möglich und anderen zugänglich werden, haben zugenommen, verringert haben sie sich auf keinen Fall. Etwas anderes, nicht weniger Wichtiges, wiegt schwerer. Nicht die Meinungsfreiheit ist fraglich geworden, sondern dasjenige, was wir unter Meinungsbildung verstehen wollen. Die fortwährenden Korrekturversuche der Meinungen anderer bei gleichzeitiger Immunisierung der eigenen Meinungen stellen in erster Linie ein intellektuelles Problem der Meinungsbildung dar, weniger ein Problem der Meinungsfreiheit.
Dies sind nur einige Aspekte, die die Überlegungen des Essays motivieren. Sie kulminieren in der Frage: Was können uns Meinungen heute (noch) bedeuten? Und die Antwort wird sein, dass sie uns mehr bedeuten müssen, zumindest dann, wenn wir uns selbst noch ernst nehmen wollen. Es wird schon viel gewonnen sein, wenn die Komplexität des Konzepts der Meinung in den Blick gerät und sich nicht einfach der Meinungen entledigt wird, sondern Meinungen als Meinungen wieder verständlich, zumindest aber zum Problem werden. Denn an der grundsätzlichen Bedeutung der Doxa wird man nicht zweifeln können. Menschen führen ihr Leben nicht schlicht in einem Jenseits der Doxa, sie beziehen sich in und mit Meinungen auf sich und andere und sie gewinnen durch Meinungen ein komplexes Bild von der Welt, in der sie leben. Man mag sich eine Welt vorstellen können, in der Menschen nur essen, schlafen und wissen, aber keine Meinungen haben – doch wird man in einer solchen Welt der Routinen leben wollen?
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