Aus dem Leben einer Missgeburt
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Christian Manhart. Aus dem Leben einer Missgeburt
Schwere Geburt
Anna
1822
1842
1858
1859
Allein. 1860
Belle Epoche. 1872
1872 – 1914
Wendepunkte. 1914
1921
Neue Welt
Abrechnung
Kathi
Versöhnung. 1950
1953
Unglück und Glück
Wiedersehen
Endstation
Отрывок из книги
Am Abend des 2.April 1802 lag im oberbayrischen Schliersee eine Bauersfrau in den Wehen. Es war bereits ihr siebtes Kind. Diese Schwangerschaft hatte aber besonders lange gedauert. Manchmal hatte die werdende Mutter das Gefühl, das Kleine wolle gar nicht auf die Welt kommen. Aber es war nicht tot. Es rührte sich. Sie spürte die Bewegungen jeden Tag in ihrem Bauch. Aber jetzt war es endlich soweit. Schon die ganze Woche quälte sich die Bäuerin mit dem werdenden Kind. Aber als sie mit den Mägden das Abendessen herrichtete, fühlte sie eine Flüssigkeit ihre Beine hinab rinnen. Die Fruchtblase war geplatzt. Eine Magd führte sie nach oben. Ein Knecht setzte sich auf den Einspänner und holte die Hebamme von zu Hause ab. Als sie nach zwei Stunden eintraf, hatte sie als erste Handlung alle aus dem Elternschlafzimmer verbannt. Die zwei Mägde wurden angewiesen unverzüglich ausgekochte, weiße Tücher herzurichten und in der Küche einen weiteren großen Topf mit heißem Wasser vorzubereiten. Kurz darauf lagen die dampfenden Tücher auf einem Stapel in der engen Kammer. Dann ging alles ganz schnell. Als hätte der Kleine nur darauf gewartet bis alles für ihn bereit war. Ein paar kurze feste Presswehen und schon war das Köpfchen zu sehen. Geschickt und routiniert nahm die Hebamme das Neugeborene in Empfang. Sie musste nur ganz wenig helfen. Wie von selbst kam das kleine Kind heraus. Sie begutachtete sogleich den kleinen schrumpeligen Körper. Gott sei Dank war alles an ihm dran.
Dann nahm die Hebamme den Kleinen und wickelte die Nabelschnur um einen Holzstab. Mit einem scharfen Messer schnitt sie das Fingerdicke Ding ab. Geschickt verknotete sie das Ende und drückte es dem Säugling in den Bauch. Sie schüttelte ihn ein wenig, dabei wog sie ihren den Kopf hin und her. Mit misstrauischem Blick mustert sie die Mutter, die noch keuchend auf dem Bett lag. Der kleine Bub hatte dichte, fast pechschwarze Haare. Aber es war etwas anders an ihm. Er war nicht dunkelrot wie die unzähligen Säuglinge die sie schon gesehen hat. Nein, schon wenige Minuten nach der Geburt, war seine Haut straff, samtig weich und glatt. Sie konnte es trotz dem schlechten Licht sehr gut sehen. Er hatte eine ungewöhnliche Farbe. Blau. Ein Blau das aussah als würde er frieren. Ein Blau, das durch die Haut schimmerte, als hätte er am ganzen Körper einen Bluterguss. Sie drückte vorsichtig leicht an seinem Ärmchen um die Adern darunter zu sehen. Ihre Farbe erschien ihr viel zu dunkel. Der Hebamme lief ein Schauer über den Rücken. War er am Ende vergiftet? Sie wusste, dass die Bäuerin weit über der Zeit war. Aber der Kleine bewegte sich. Machte den Mund auf und gähnte herzhaft. Der Mund war innen richtig dunkelblau. Rasch hielt sie ihm den Finger hin. Er begann heftig zu nuckeln. Sie seufzte.
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Vermutlich kamen die beiden damals auf die Idee mit der Schwangerschaft von Anna. Anna lief einige Monate mit einem dicken Bauch herum. Sie hatte aber die Schwangerschaft nur vorgetäuscht. Als sie die Zeit für reif hielten, fälschten sie ein letztes Mal zusammen die Geburtsurkunden. Jacob wurde am 3.3.1835 neu geboren. Als Jacob Gurrer II., Sohn von Anna Gurrer. Vater unbekannt.
Kurz nach meiner Wiedergeburt ging es Professor Wolf sehr schlecht. Anna befürchtete er wird sterben müssen. Sie war sehr besorgt um ihn. Er litt unter akuten Herz -und Kreislaufproblemen. Außerdem quälte ihn, wie mich auch, eine zunehmende Kurzatmigkeit wenn er sich körperlich anstrengte.
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