Zum ersten Mal tot
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Christian Y. Schmidt. Zum ersten Mal tot
Vorwort
Schleimhaut Rock. Zum ersten Mal tot (8 Jahre)
Epileptikeradel und schwarze Schwestern. Zum ersten Mal draußen (33 Jahre)
Ein interessanter Irrer. Zum ersten Mal dagegen (13 Jahre)
Erziehung zum Schlunz. Die erste anständige Tracht Prügel (17 Jahre)
Auf der anderen Seite. Zum ersten Mal auf Drogen (14 oder 15 Jahre)
An den Berufsverband der Batterieauflader. Zum ersten Mal arbeiten (15 Jahre)
Miss Fatusha, DJ Bim Bam und ein berühmter Dichter. Zum ersten Mal ratlos (38 Jahre)
Ich habe überhaupt nichts gemacht. Zum ersten Mal nicht kriminell (13 Jahre)
Meine DDR. Zum ersten Mal drüben (33 Jahre)
In der Spaßhölle. Zum ersten Mal Comedysöldner (43 Jahre)
Das ist von mir. Zum ersten Mal eine Idee (15 Jahre)
Auf eine Zigarette mit Joseph Beuys. Mein erster Prominenter (2 Jahre)
Morbus Marburg. Zum ersten Mal in der Stadt ohne Gedächtnis (30-40 Jahre)
Wie mir das Ausgehen mein Leben versaute. Zum ersten Mal bittere Reue (52 Jahre)
Die Spaltung der Welt. Zum ersten Mal Aktionskünstler (23 Jahre)
Gegenwelt Bielefeld. Zum ersten Mal Kulturpessimist (46 Jahre)
Sha Ka Re. Zum ersten Mal der große Durchblick (46 Jahre)
Neanderthal Man. Zum ersten Mal Sex (13 Jahre)
Zeittafel
Dank für Inspiration, Korrekturen, Erstabdruck, Auskunft und Unterstützung:
Отрывок из книги
Christian Y. Schmidt
Zum ersten Mal tot
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Als man dann damit begann, die neuen Häuser zu errichten, ging diese Epoche zu Ende. Etwa zur gleichen Zeit wechselte ich aufs Gymnasium. Mein Schulweg war nicht weit; ich brauchte dafür kaum zwanzig Minuten. Doch die Schule befand sich auf der anderen Seite des Berges. Dort lag das, was unter den Bethelanern nur »die Stadt« hieß, eine Welt, in dem alles ganz anders war und wo andere Gesetze galten. In der Stadt zerfiel die Gesellschaft nicht in Brüder, Herren und Patienten, und Bethelgeld war wertlos. Hier konnte es passieren, dass man dafür aufgezogen wurde, weil man aus Bethel kam. Immer wieder gab es Klassenkameraden, die sich vor mir aufbauten und sagten: »Ey, Schmidt, du schuldest mir noch fünf Mark.« Anfangs fiel ich noch darauf rein und fragte verdutzt: »Wofür denn das?« »Ich hab’ dir doch in Bethel über die Mauer geholfen. Dafür!« Es nutzte nichts, dass man beteuerte, es gäbe um Bethel herum gar keine Mauer. Wer hierher kam, war in den Augen der anderen eben auch ein Irrer oder bestenfalls eine Witzfigur.
Aber natürlich waren wir, die wir aus Bethel kamen, anders. Und manchmal glaubte sogar ich, dass wir alle eine Macke hätten. Das hatte auch Vater Möller immer wieder behauptet, ein Nachbar, der in Bethel als Aushilfsgärtner arbeitete: »Wer als Normaler länger als fünf Jahre in Bethel gewohnt hat, wird selbst bekloppt.« Auf Vater Schulz traf das zu. Er war ein Alkoholiker, der in der Nachbarschaft die Stelle des Asozialen besetzte, auch weil er seine Kinder über das normale Bethelmaß hinaus schlug. Sein Sohn Klaus trug den Spitznamen »Hauwie«, weil er schon im Sandkasten des Vaters Prügelattitüde übernommen und andere Kinder angeschrien hatte: »Ich haue dich, aber wie.« So kaputt wie Hauwie war ich nicht, aber ich spürte immer wieder, dass auch ich eigentlich nicht in die normale Welt passte.
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