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Christoph Lehermayr. Ján Kuciak
Ján Kuciak – Das Mordrätsel. Ein Land wird von der Mafia unterwandert. Am Ende werden der Journalist Ján Kuciak und seine Verlobte ermordet – fünfzig Kilometer östlich von Wien. Ein True-Crime-Politthriller
Danksagungen
Über den Autor
I. Der letzte Tag im Leben des Journalisten Ján Kuciak
Investigativ-Reporter 2.0
Das Model und die Mafia
Kinder des Sozialismus
Drei Schüsse und zwei Tote
Ein Auftragskiller gesteht
„Janko kämpfte für uns alle“
II. Die Kočner-Jahre oder wie ein Land zum Mafiastaat wird
Das „Schwein“ und der „Buchhalter“
Der Banker des Prokurators
„Ich werde Schmutz finden …“
Das Überwachungskommando
Ein Lockvogel und nur ein Ziel
Das Szenario der Ankläger
Die Threema-Nachricht mit dem Totenkopf
Ein Land unter Schock
„Das personifizierte Böse“
Das System Smer
„Regierungen ändern sich, wir bleiben“
Ein Ende und ein Anfang
III. Der Prozess. Ein Land kämpft um seine Selbstreinigung
Mörderjagd mit Satelliten
Die Operation „News“
Die Geschichte eines Verrats
Trauma und Katharsis
Ein Pizzeria-Betreiber als „Händler des Todes“
Tränen im Gesicht, zitternde Hand
„Dann müssen eben noch mehr daran glauben“
Das Trommeln der Gorillas
Ein Milliardär und eine Marionette?
Masken, Talare und Handschellen
Ist Marian Kočner unschuldig?
Kočner bricht sein Schweigen
„Ich habe doch alles gehabt“
Ein letzter Strohhalm
„Grenzenloses Verlangen nach Macht und Geld“
„Ich mag kein Heiliger sein, aber Mörder bin ich keiner“
IV. Das Urteil. Eine blamierte Justiz in einem zornigen Land
Schock und Schuld
Rückkehr und Aufbruch
Personenregister
Отрывок из книги
Danksagungen
Kapitel I: Der letzte Tag im Leben des Journalisten Ján Kuciak
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Nun ist sie bereit zum Einsatz, für ihn, den Auftragskiller. Er steigt aus dem Wagen, trägt eine schwarze Kapuze und sieht zu, dass er sofort wegkommt von der Hauptstraße. Keiner soll ihn jetzt sehen, sich später an ihn erinnern oder nur irgendeine Wahrnehmung machen, die sich einmal der Polizei mitteilen ließe. Er richtet den Blick zu Boden, pirscht über den Fußballplatz des örtlichen Vereins und gelangt durch ein größeres Loch im Zaun zurück auf eine Straße. Es ist eine Abkürzung, die er ausgekundschaftet hat. Gemeinsam mit seinem Kompagnon, der sein Cousin ist, fuhren sie das erste Mal vor gut zwei Wochen in das Dorf. Sie entdeckten die Kameras, die an den Kreuzungen den Verkehr aufzeichnen, und fanden einen Weg, sie zu umgehen. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Brezová-Straße und dem Zielobjekt. In der Siedlung stehen kleine, ältere Häuser, die noch aus der Zeit des Kommunismus stammen, neben neuerrichteten Bungalows mit gepflasterten Einfahrten, die zu Garagen führen, in denen große Autos parken. Die Strecke kennt der Mann mittlerweile auswendig. Er hat sie studiert und verinnerlicht, um jetzt, wo er unter Druck steht und Adrenalin durch seine Adern schießt, keinen Fehler zu begehen. Das Opfer wohnt im dritten Haus auf der rechten Seite, genau an der Adresse, die ihm und seinem Cousin mitgeteilt worden ist. Dessen Biografie deckt sich mit seiner. Er ist ein ehemaliger Polizist, der später ebenfalls als Security zur See fuhr und sich auf Frachtschiffen vor Afrika verdingte. Als er von dort zurückkam, kaufte er sich ein Motorrad und brach damit zu Touren auf. Immer wieder führten ihn diese auch nach Österreich. Fotos auf Facebook zeigen ihn bei einer Rast am Semmering. Die beiden ehemaligen Männer des Staates sind in ihrer Gegend an der ungarischen Grenze als „Problemlöser“ bekannt. Sie gelten als Typen, die krumme Dinge drehen und die man ruft, wenn sonst nichts mehr hilft. Gemeinsam inspizierten sie Kuciaks Haus. Das gleicht einem Würfel aus Beton und entstammt dem Baukasten des Sozialismus. In der ganzen Slowakei finden sich in den Dörfern Häuser aus dieser Zeit, die genauso aussehen: zwei Fenster auf der Vorderseite, eine schmale, zurückgesetzte Loggia beim Ausgang vom Wohnzimmer, dazu oft ein Schuppen im Garten. Kuciak und Kušnírová haben sich ihr Domizil erst vor ein paar Monaten auf Kredit gekauft. Aus ihm wollen sie sich mit bescheidenen Mitteln und viel Arbeit langsam ein Idyll schaffen. Insgesamt fünfmal haben es die zwei Männer inspiziert, ganz zeitig in der Früh, zu Mittag und auch in der Nacht. Für die Fahrten benutzten sie verschiedene Autos und prüften, ob die Routinen, die ihnen mitgeteilt worden waren, auch stimmten. Sie fragten sich, wann und wie sie ihr Opfer aus dem Weg schaffen sollten. Eines Abends beratschlagten sich die zwei in einer Pizzeria. Sie überlegten, ob sie Ján Kuciak erst entführen und später ermorden könnten. Seine Leiche sollte danach verschwinden, damit sie nie von der Polizei gefunden würde. Genauso lautete zumindest ihr Auftrag. Doch sie verwarfen den Plan. Überall seien heutzutage doch schon Kameras, sagte der eine. Und was, wenn sie die Polizei anhielte und im Kofferraum ein Bewusstloser lag, meinte der andere. Das Risiko erschien ihnen zu groß, die Alternative trat klar hervor: Ján Kuciak muss in seinem Haus erschossen werden. Zwei Tage zuvor hatte der muskulöse Mann den Finger bereits am Abzug gehabt und war bereit, seinen Auftrag zu erfüllen. Bis er durch ein Fenster spähte und dort eine Frau erblickte, von der sie nicht wussten, wer sie war. Sie verschoben die Mission. Auf heute.
Der Tatort, das Häuschen im Dorf Veľká Mača
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