Südafrika
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Christoph Marx. Südafrika
Inhalt
Vorbemerkung zur verwendeten Terminologie
1 Die Frühzeit und die langen Konstanten der Geschichte. 1.1 Die Wiege der Menschheit
1.2 Der menschliche Lebensraum Südafrika
1.3 Die KhoiSan
1.4 Die bantusprachige Bevölkerung
1.5 Erste Kontakte mit Europäern
2 Die Zeit der Vereinigten Ostindischen Kompanie. 2.1 Die Gründung der Kapkolonie
2.2 Die Entstehung einer Sklavereigesellschaft
2.3 Vom Gemüsegarten zur Flächenkolonie
2.4 Die Unterwerfung der Khoikhoi
3 Der Zusammenbruch der VOC-Herrschaft und die Konflikte an der Ostgrenze. 3.1 Annexion – Rückgabe – erneute Annexion: ein Überblick
3.2 Das Intermezzo der Batavischen Republik, 1803–1806
3.3 Die Frontier
Der »wilde Norden« Südafrikas
Die Frontier im Osten
3.4 Die Anfänge der christlichen Mission
3.5 Der Beginn der dauerhaften britischen Herrschaft nach 1806
4 Frontiers und Aufbrüche
4.1 Die Missionare
4.2 Die Wirtschaft bis zu den 1830er Jahren
4.3 Frontiers und Aufbrüche
Die Nordgrenze
Die Ostgrenze
Die Grenzkriege gegen die Xhosa 1811–1856
Die englische Einwanderung von 1820
Annexion – Rückgabe – Annexion: Vom Sechsten bis zum Achten Grenzkrieg
Das Cattle Killing von 1856
4.4 Der Mfecane und die Entstehung großer Reiche
4.5 Die Modernisierung der Kapkolonie seit den 1820er Jahren
Wirtschaftlicher Aufschwung
Die Abschaffung der Sklaverei
4.6 Vom Großen Trek bis zu den Republikgründungen (1834–1854)
5 Freihandelsimperialismus und Siedlerbeteiligung. 5.1 Administrativer Rückzug Großbritanniens
Die Kapkolonie
Natal
Der Oranje-Freistaat (1854–1902)
Die erste Zuid-Afrikaansche Republiek (Transvaal 1852–1877)
5.2 Kommerzialisierung und Industrialisierung
Die Inder in Natal
Diamanten in Griqualand
Gold im Transvaal
5.3 Die Entstehung neuer Städte
5.4 Der Transvaal Krugers
6 Eroberung und Unterwerfung 1877–1902. 6.1 Staatliche Konsolidierung und imperiale Arrondierung
Die Unterwerfung der Afrikaner
Die Jameson Raid
6.2 Der Burenkrieg (1899–1902)
7 Die Übergangszeit nach dem Burenkrieg. 7.1 Direkte britische Herrschaft
7.2 Selbstregierung in den ehemaligen Burenrepubliken
7.3 Die Gründung der Union von Südafrika
7.4 Regierungsbildung im vereinten Südafrika
7.5 Das Landgesetz von 1913
8 Konkurrierende Nationalismen (1910–1948) 8.1 Die Entstehung einer urbanisierten Industriegesellschaft
8.2 Die Entstehung des schwarzen Nationalismus
8.3 Der Nationalismus der Buren
8.4 Die südafrikanische Arbeiterbewegung und die politische Linke
8.5 Schwarze Massenbewegungen
8.6 Der burische Nationalismus an der Regierung, 1924–1939
8.7 Der Wiederaufstieg des ANC in den 1940er Jahren
8.8 Das Problem der Poor Whites und die Radikalisierung des burischen Nationalismus
8.9 Rassenpolitik vor 1948
Die Abschaffung des Wahlrechts für Schwarze 1936
9 Südafrikas Zeitalter der Extreme: Die erste Phase der Apartheid 1948 –1966. 9.1 Periodisierung der Apartheid
9.2 Die Einführung der Apartheid 1948 –1958
9.3 Der Aufstieg des ANC im Widerstand gegen die Apartheid
Die politische Linke
Die ANC-Jugendliga und die Massenkampagnen
Von der Gründung des Pan-Africanist Congress zum Massaker von Sharpeville
9.4 Die Homeland-Politik und der Triumph der Apartheid 1958–1966 unter Hendrik F. Verwoerd
Republik und Bantustans
Bantustans: Zum Beispiel die Transkei
10 Der Sicherheitsstaat: Die Apartheid in der Defensive, 1966–1989. 10.1 Der Sicherheitsstaat I: Die Polizei unter B. J. Vorster
Vorsters Détente-Politik
Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft
Die schwarze Gewerkschaftsbewegung
10.2 Die Black Consciousness-Bewegung
10.3 Der Schüleraufstand von Soweto 1976
10.4 Muldergate: Vorsters Sturz
10.5 Der Sicherheitsstaat II: Das Militär unter P. W. Botha. P. W. Botha und die totale Strategie
10.6 Die Dreikammerverfassung und die United Democratic Front (UDF)
10.7 Rubikon und Repression: Der Ausnahmezustand 1985–1990
11 Der Übergang zur Demokratie
12 Neuanfang und Kontinuität: Von Mandela zu Mbeki 1994–2008. 12.1 Nelson Mandela: Die Politik der Versöhnung
Die Wahrheits- und Versöhnungskommission
12.2 Neoliberale Wirtschaftspolitik
12.3 Thabo Mbeki und die Politik des Misstrauens
Mbekis Afrikanismus
Mbekis Aids-Politik
13 Zuma und »State Capture« 13.1 Der Sturz Thabo Mbekis
Die Chancen der Opposition
13.2 Präsident Zuma
14 Ausblick: Cyril Ramaphosa als Hoffnungsträger
Auswahlbibliografie
Quelleneditionen
Überblicksdarstellungen
Geschichte der Geschichtsschreibung in Südafrika
Geschichte einzelner Bevölkerungsgruppen bzw. Regionen
Stadtgeschichte
Biografien und Autobiografien
Frühe Geschichte Südafrikas
Die Zeit der VOC-Herrschaft
Das frühe 19.Jahrhundert
Missions- und Kirchengeschichte
Das späte 19.Jahrhundert bis zur Gründung der Union von Südafrika
Das frühe 20.Jahrhundert
Geschichte der Apartheid
Die Zeit nach der Apartheid
Abbildungsverzeichnis
Отрывок из книги
Wer über Südafrikas Bevölkerungsgruppen schreibt, betritt ein vermintes Feld, da durch die rassistischen Konnotationen viele Benennungen historisch belastet sind. Die hier benutzten Begriffe sind ausdrücklich in einem neutralen Sinn und im Hinblick auf Verständlichkeit und gute Lesbarkeit des Textes benutzt worden; Bewertungen sind damit nicht impliziert. Im Deutschen hat sich der Begriff »Bure« ohne die im Englischen negativen Konnotationen eingebürgert, sodass er hier durchgehend verwendet wird. Die Selbstbezeichnung der Buren als »Afrikaner«, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert in Südafrika durchgesetzt hat, unterscheidet sich im deutschen Schriftbild nicht von »Afrikaner« für die schwarze Mehrheit. Für letztere wurde darum der Begriff »Schwarze« als deutsche Übersetzung von »Black« benutzt, das seit der Black Consciousness-Bewegung eine allgemein verwendete Selbstbezeichnung geworden ist. Reserviert man Afrikaner nur für die bantusprachige Mehrheit, wie dies in der Fachliteratur üblich ist, schließt man die anderen Bevölkerungsgruppen aus, als handle es sich z. B. bei den Coloureds nicht auch um Afrikaner. Der Name Coloureds wird in diesem Text ohne Verlegenheitsanführungszeichen geschrieben und folgt damit der Verwendung durch die damit gemeinte Bevölkerung selbst. Der Begriff »Inder« wird der Einfachheit halber benutzt, um komplizierte, wenn auch politisch korrekte Beschreibungen wie »Südafrikaner südasiatischer Herkunft« zu vermeiden. Begriffe werden einzig um der Lesbarkeit willen in männlicher Form benutzt, wobei, wenn z. B. von Bauern die Rede ist, selbstverständlich Bäuerinnen mit gemeint sind.
Seit den 1950er Jahren begannen südafrikanische Paläoanthropologen, in einem Gebiet westlich der Hauptstadt Pretoria systematisch fossilierte Knochen auszugraben und zu untersuchen. Mit Hilfe neu entwickelter Datierungstechniken gelang es ihnen, hunderte von Knochenfunden auf einen Zeitraum zu bestimmen, der ein bis zwei Millionen Jahre zurückreichte. Damit wurde die Evolutionsgeschichte des Menschen erheblich ausgeweitet. Die Dichte der Funde belegt mittlerweile, dass der Ursprung der Menschheit in Afrika zu suchen ist, d. h. ungeachtet der Ausbreitung von Vorläufern des Homo Sapiens in andere Weltregionen fand die eigentliche Weiterentwicklung vom Australopithecus über den Homo Erectus zum Homo Sapiens vor ca. 200 000 Jahren im südlichen Afrika statt. Vor ca. 70 000 Jahren begannen diese Menschen, sich auch außerhalb Afrikas auszubreiten. Dies gelang ihnen aufgrund ihres spezifischen Entwicklungspfades, denn der Homo Sapiens entwickelte sich aus derjenigen Vorform des Menschen, die sich nicht mehr biologisch durch Mutation an wechselnde Habitate anpasste, sondern kulturell, indem sie Werkzeuge nutzte und soziale Techniken des Überlebens intensivierte.
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Aus den Siedlungsstrukturen um 1000 n. Chr. lässt sich im Norden des heutigen Südafrika eine allmähliche Änderung im Verhältnis der Chiefs zueinander ablesen, denn es kam unter ihnen zu einer Hierarchisierung. Sie waren nicht mehr einfach Nachbarn, sondern einander über- oder untergeordnet. Am östlichen Rand der Kalahari entdeckten die Archäologen, dass erstmals größere Siedlungen inmitten kleinerer entstanden. Ihre Anordnung ließ den Schluss zu, dass sich eine dreigliedrige Hierarchie einspielte: Eine große Siedlung als Zentrum, mittlere als Unterzentren und zahlreiche kleinere Weiler, die wie Trabanten um die größeren angeordnet waren. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf politische Zentralisierung, d. h. einem Chief gelang es, sich zum Oberherrn über die übrigen aufzuschwingen und größere Gebiete unter seiner Herrschaft zu einigen.
Besonders signifikant ist dies in Mapungubwe im äußersten Norden Südafrikas, unweit des Zusammenflusses von Sashe und Limpopo, der heute die Staatsgrenze zu Simbabwe bildet. Denn in dieser archäologischen Fundstätte änderte sich sogar das Central Cattle Pattern. Der Chief entfernte sich weiter als bis dahin üblich von der Bevölkerung, als er sich im wahrsten Sinn des Wortes über sie erhob und seinen Wohnsitz auf einen großen Felsen verlagerte. Gräber mit Beigaben aus Gold, darunter das berühmt gewordene goldene Rhinozeros, dokumentieren, dass es sich hier um eine viel stärker akzentuierte Schichtung der Gesellschaft handelte, als für die Zeit davor archäologisch nachweisbar war. Mapungubwe war eingespannt in die Handelsnetze des Indischen Ozeans, worauf Handelswaren und Artefakte hindeuten, die auf dem Felsen von Mapungubwe gefunden wurden. Die Güter, die die Chiefs von Mapungubwe erreichten, waren knappe Prestigegüter. Sie konnten den Machtzuwachs der Glücklichen, die den Handel unter ihre Kontrolle brachten, erheblich befördern. Glasperlen dienten der Schmuckherstellung, Baumwoll- und Seidenstoffe der Distinktion durch prachtvolle Kleidung. Zu den Handelswaren, die die Afrikaner anboten, zählte neben Elfenbein und Tierhäuten vor allem Gold, das westlich von Mapungubwe gefördert wurde.
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