Südafrika

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Südafrika blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück und gilt als Ursprungsort der Menschheit. Mit dem Eintreffen der ersten Schiffe der niederländischen Ostindien-Handelskompanie begann die Kolonialgeschichte Südafrikas, die Zwangseinwanderung von Sklaven und die systematische Unterwerfung der indigenen Bevölkerung. Die Apartheidpolitik des 20. Jahrhunderts bedeutete eine weitere Verschärfung des Rassismus, der zur Grundlage der Staatsordnung wurde. Christoph Marx vermittelt gut lesbar die grundlegenden Informationen zur Geschichte des Landes bis in die unmittelbare Gegenwart. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die politische Ereignisgeschichte vor allem des 20. Jahrhunderts und einen weiteren auf die ungemein facettenreiche Wirtschafts-, Kultur- und Sozialgeschichte.

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Christoph Marx. Südafrika

Inhalt

Vorbemerkung zur verwendeten Terminologie

1 Die Frühzeit und die langen Konstanten der Geschichte. 1.1 Die Wiege der Menschheit

1.2 Der menschliche Lebensraum Südafrika

1.3 Die KhoiSan

1.4 Die bantusprachige Bevölkerung

1.5 Erste Kontakte mit Europäern

2 Die Zeit der Vereinigten Ostindischen Kompanie. 2.1 Die Gründung der Kapkolonie

2.2 Die Entstehung einer Sklavereigesellschaft

2.3 Vom Gemüsegarten zur Flächenkolonie

2.4 Die Unterwerfung der Khoikhoi

3 Der Zusammenbruch der VOC-Herrschaft und die Konflikte an der Ostgrenze. 3.1 Annexion – Rückgabe – erneute Annexion: ein Überblick

3.2 Das Intermezzo der Batavischen Republik, 1803–1806

3.3 Die Frontier

Der »wilde Norden« Südafrikas

Die Frontier im Osten

3.4 Die Anfänge der christlichen Mission

3.5 Der Beginn der dauerhaften britischen Herrschaft nach 1806

4 Frontiers und Aufbrüche

4.1 Die Missionare

4.2 Die Wirtschaft bis zu den 1830er Jahren

4.3 Frontiers und Aufbrüche

Die Nordgrenze

Die Ostgrenze

Die Grenzkriege gegen die Xhosa 1811–1856

Die englische Einwanderung von 1820

Annexion – Rückgabe – Annexion: Vom Sechsten bis zum Achten Grenzkrieg

Das Cattle Killing von 1856

4.4 Der Mfecane und die Entstehung großer Reiche

4.5 Die Modernisierung der Kapkolonie seit den 1820er Jahren

Wirtschaftlicher Aufschwung

Die Abschaffung der Sklaverei

4.6 Vom Großen Trek bis zu den Republikgründungen (1834–1854)

5 Freihandelsimperialismus und Siedlerbeteiligung. 5.1 Administrativer Rückzug Großbritanniens

Die Kapkolonie

Natal

Der Oranje-Freistaat (1854–1902)

Die erste Zuid-Afrikaansche Republiek (Transvaal 1852–1877)

5.2 Kommerzialisierung und Industrialisierung

Die Inder in Natal

Diamanten in Griqualand

Gold im Transvaal

5.3 Die Entstehung neuer Städte

5.4 Der Transvaal Krugers

6 Eroberung und Unterwerfung 1877–1902. 6.1 Staatliche Konsolidierung und imperiale Arrondierung

Die Unterwerfung der Afrikaner

Die Jameson Raid

6.2 Der Burenkrieg (1899–1902)

7 Die Übergangszeit nach dem Burenkrieg. 7.1 Direkte britische Herrschaft

7.2 Selbstregierung in den ehemaligen Burenrepubliken

7.3 Die Gründung der Union von Südafrika

7.4 Regierungsbildung im vereinten Südafrika

7.5 Das Landgesetz von 1913

8 Konkurrierende Nationalismen (1910–1948) 8.1 Die Entstehung einer urbanisierten Industriegesellschaft

8.2 Die Entstehung des schwarzen Nationalismus

8.3 Der Nationalismus der Buren

8.4 Die südafrikanische Arbeiterbewegung und die politische Linke

8.5 Schwarze Massenbewegungen

8.6 Der burische Nationalismus an der Regierung, 1924–1939

8.7 Der Wiederaufstieg des ANC in den 1940er Jahren

8.8 Das Problem der Poor Whites und die Radikalisierung des burischen Nationalismus

8.9 Rassenpolitik vor 1948

Die Abschaffung des Wahlrechts für Schwarze 1936

9 Südafrikas Zeitalter der Extreme: Die erste Phase der Apartheid 1948 –1966. 9.1 Periodisierung der Apartheid

9.2 Die Einführung der Apartheid 1948 –1958

9.3 Der Aufstieg des ANC im Widerstand gegen die Apartheid

Die politische Linke

Die ANC-Jugendliga und die Massenkampagnen

Von der Gründung des Pan-Africanist Congress zum Massaker von Sharpeville

9.4 Die Homeland-Politik und der Triumph der Apartheid 1958–1966 unter Hendrik F. Verwoerd

Republik und Bantustans

Bantustans: Zum Beispiel die Transkei

10 Der Sicherheitsstaat: Die Apartheid in der Defensive, 1966–1989. 10.1 Der Sicherheitsstaat I: Die Polizei unter B. J. Vorster

Vorsters Détente-Politik

Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft

Die schwarze Gewerkschaftsbewegung

10.2 Die Black Consciousness-Bewegung

10.3 Der Schüleraufstand von Soweto 1976

10.4 Muldergate: Vorsters Sturz

10.5 Der Sicherheitsstaat II: Das Militär unter P. W. Botha. P. W. Botha und die totale Strategie

10.6 Die Dreikammerverfassung und die United Democratic Front (UDF)

10.7 Rubikon und Repression: Der Ausnahmezustand 1985–1990

11 Der Übergang zur Demokratie

12 Neuanfang und Kontinuität: Von Mandela zu Mbeki 1994–2008. 12.1 Nelson Mandela: Die Politik der Versöhnung

Die Wahrheits- und Versöhnungskommission

12.2 Neoliberale Wirtschaftspolitik

12.3 Thabo Mbeki und die Politik des Misstrauens

Mbekis Afrikanismus

Mbekis Aids-Politik

13 Zuma und »State Capture« 13.1 Der Sturz Thabo Mbekis

Die Chancen der Opposition

13.2 Präsident Zuma

14 Ausblick: Cyril Ramaphosa als Hoffnungsträger

Auswahlbibliografie

Quelleneditionen

Überblicksdarstellungen

Geschichte der Geschichtsschreibung in Südafrika

Geschichte einzelner Bevölkerungsgruppen bzw. Regionen

Stadtgeschichte

Biografien und Autobiografien

Frühe Geschichte Südafrikas

Die Zeit der VOC-Herrschaft

Das frühe 19.Jahrhundert

Missions- und Kirchengeschichte

Das späte 19.Jahrhundert bis zur Gründung der Union von Südafrika

Das frühe 20.Jahrhundert

Geschichte der Apartheid

Die Zeit nach der Apartheid

Abbildungsverzeichnis

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Wer über Südafrikas Bevölkerungsgruppen schreibt, betritt ein vermintes Feld, da durch die rassistischen Konnotationen viele Benennungen historisch belastet sind. Die hier benutzten Begriffe sind ausdrücklich in einem neutralen Sinn und im Hinblick auf Verständlichkeit und gute Lesbarkeit des Textes benutzt worden; Bewertungen sind damit nicht impliziert. Im Deutschen hat sich der Begriff »Bure« ohne die im Englischen negativen Konnotationen eingebürgert, sodass er hier durchgehend verwendet wird. Die Selbstbezeichnung der Buren als »Afrikaner«, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert in Südafrika durchgesetzt hat, unterscheidet sich im deutschen Schriftbild nicht von »Afrikaner« für die schwarze Mehrheit. Für letztere wurde darum der Begriff »Schwarze« als deutsche Übersetzung von »Black« benutzt, das seit der Black Consciousness-Bewegung eine allgemein verwendete Selbstbezeichnung geworden ist. Reserviert man Afrikaner nur für die bantusprachige Mehrheit, wie dies in der Fachliteratur üblich ist, schließt man die anderen Bevölkerungsgruppen aus, als handle es sich z. B. bei den Coloureds nicht auch um Afrikaner. Der Name Coloureds wird in diesem Text ohne Verlegenheitsanführungszeichen geschrieben und folgt damit der Verwendung durch die damit gemeinte Bevölkerung selbst. Der Begriff »Inder« wird der Einfachheit halber benutzt, um komplizierte, wenn auch politisch korrekte Beschreibungen wie »Südafrikaner südasiatischer Herkunft« zu vermeiden. Begriffe werden einzig um der Lesbarkeit willen in männlicher Form benutzt, wobei, wenn z. B. von Bauern die Rede ist, selbstverständlich Bäuerinnen mit gemeint sind.

Seit den 1950er Jahren begannen südafrikanische Paläoanthropologen, in einem Gebiet westlich der Hauptstadt Pretoria systematisch fossilierte Knochen auszugraben und zu untersuchen. Mit Hilfe neu entwickelter Datierungstechniken gelang es ihnen, hunderte von Knochenfunden auf einen Zeitraum zu bestimmen, der ein bis zwei Millionen Jahre zurückreichte. Damit wurde die Evolutionsgeschichte des Menschen erheblich ausgeweitet. Die Dichte der Funde belegt mittlerweile, dass der Ursprung der Menschheit in Afrika zu suchen ist, d. h. ungeachtet der Ausbreitung von Vorläufern des Homo Sapiens in andere Weltregionen fand die eigentliche Weiterentwicklung vom Australopithecus über den Homo Erectus zum Homo Sapiens vor ca. 200 000 Jahren im südlichen Afrika statt. Vor ca. 70 000 Jahren begannen diese Menschen, sich auch außerhalb Afrikas auszubreiten. Dies gelang ihnen aufgrund ihres spezifischen Entwicklungspfades, denn der Homo Sapiens entwickelte sich aus derjenigen Vorform des Menschen, die sich nicht mehr biologisch durch Mutation an wechselnde Habitate anpasste, sondern kulturell, indem sie Werkzeuge nutzte und soziale Techniken des Überlebens intensivierte.

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Aus den Siedlungsstrukturen um 1000 n. Chr. lässt sich im Norden des heutigen Südafrika eine allmähliche Änderung im Verhältnis der Chiefs zueinander ablesen, denn es kam unter ihnen zu einer Hierarchisierung. Sie waren nicht mehr einfach Nachbarn, sondern einander über- oder untergeordnet. Am östlichen Rand der Kalahari entdeckten die Archäologen, dass erstmals größere Siedlungen inmitten kleinerer entstanden. Ihre Anordnung ließ den Schluss zu, dass sich eine dreigliedrige Hierarchie einspielte: Eine große Siedlung als Zentrum, mittlere als Unterzentren und zahlreiche kleinere Weiler, die wie Trabanten um die größeren angeordnet waren. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf politische Zentralisierung, d. h. einem Chief gelang es, sich zum Oberherrn über die übrigen aufzuschwingen und größere Gebiete unter seiner Herrschaft zu einigen.

Besonders signifikant ist dies in Mapungubwe im äußersten Norden Südafrikas, unweit des Zusammenflusses von Sashe und Limpopo, der heute die Staatsgrenze zu Simbabwe bildet. Denn in dieser archäologischen Fundstätte änderte sich sogar das Central Cattle Pattern. Der Chief entfernte sich weiter als bis dahin üblich von der Bevölkerung, als er sich im wahrsten Sinn des Wortes über sie erhob und seinen Wohnsitz auf einen großen Felsen verlagerte. Gräber mit Beigaben aus Gold, darunter das berühmt gewordene goldene Rhinozeros, dokumentieren, dass es sich hier um eine viel stärker akzentuierte Schichtung der Gesellschaft handelte, als für die Zeit davor archäologisch nachweisbar war. Mapungubwe war eingespannt in die Handelsnetze des Indischen Ozeans, worauf Handelswaren und Artefakte hindeuten, die auf dem Felsen von Mapungubwe gefunden wurden. Die Güter, die die Chiefs von Mapungubwe erreichten, waren knappe Prestigegüter. Sie konnten den Machtzuwachs der Glücklichen, die den Handel unter ihre Kontrolle brachten, erheblich befördern. Glasperlen dienten der Schmuckherstellung, Baumwoll- und Seidenstoffe der Distinktion durch prachtvolle Kleidung. Zu den Handelswaren, die die Afrikaner anboten, zählte neben Elfenbein und Tierhäuten vor allem Gold, das westlich von Mapungubwe gefördert wurde.

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