Der wilde Weg der Honigbienen
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Christoph Nietfeld. Der wilde Weg der Honigbienen
Отрывок из книги
Der wilde
Weg der
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Als der Baumstamm endlich an der Stelle unseres Hinterhofes lag, die ich für ihn vorgesehen hatte, unterhielt ich mich noch einige Zeit mit Oliver. Er war neugierig, was ich mit dem Baumstamm anstellen wollte: „Kunst?“, fragte er. „Nein, Bienen!“, antwortete ich. Es stellte sich heraus, dass auch er in vergangenen Tagen Bienen gehalten hatte. Oliver konnte sich nur schwer vorstellen, dass es möglich sein könnte, Bienen in einem Baumstamm zu halten. Auf jeden Fall müsse der Stamm unten offenbleiben, sonst würde er aufgrund des entstehenden Kondenswassers im Inneren schimmeln, ganz zu schweigen von der Behandlung gegen die Varroamilbe, die er berechtigterweise für unmöglich hielt. Oliver wünschte mir trotzdem viel Glück und Spaß mit dem Baumstamm und fuhr davon. Da lag er nun, der Baum für meine Klotzbeute. Da war allerdings noch ein kleines Problem zu klären: Was sagen unsere Garten-Mitbenutzer und mein Vermieter zu dem Baumstamm auf ihrem Hof und zu meiner Idee, in diesem Bienen wohnen zu lassen? Ich hätte sie gerne gefragt, bevor ich den Baumstamm auf den Hof legte. Aber während ich den großen Fang machte, waren sie im Urlaub und ich wollte das gute Stück schnellstmöglich in Sicherheit bringen, bevor das Holz einem Kaminbesitzer zum Opfer fiel. Somit hatte ich nun bereits Tatsachen geschaffen, zwar waren noch keine Bienen eingezogen, aber es lag immerhin schon einmal ein großer schwerer Baumstamm auf dem Hinterhof, den man nicht mal eben an die Seite schaffte und der den Eindruck vermittelte, dass ich es ernst meinte oder dass ich gar nicht erst vorgehabt hätte, unsere Nachbarn um ihr Einverständnis zu fragen. Das konnte sauer aufstoßen, und das wollte ich keinesfalls. Wenn, dann sollten dem „Projekt“ alle offen gegenüberstehen, sonst würde es am Ende nur Probleme geben.
Zum Glück waren alle einverstanden. Auch die an unseren Garten angrenzenden Nachbarn waren der Idee gegenüber aufgeschlossen und hatten erstaunlich wenig Bedenken oder Vorbehalte. Im Gegenteil, ich hatte eher den Eindruck, dass alle eine gewisse Neugierde ausstrahlten. Bienen sind prinzipiell ja äußerst friedfertige Tiere. Dennoch hat sich bei uns Menschen eine latente Angst vor ihnen entwickelt, was vermutlich auch daran liegt, dass sie häufig mit den ähnlich aussehenden Wespen verwechselt werden oder einfach, weil die meisten wissen, wie verdammt schmerzhaft es ist, wenn man von ihnen, barfuß über die Kleewiese laufend, gestochen wird. Deshalb war es mir wichtig, Ängste und Bedenken ernst zu nehmen. Denn oft geht es im Leben doch einfach nur darum, gehört zu werden. Ist dafür Raum, stellt sich eine gewisse Zufriedenheit ein. Mit meinem Bienen-Projekt hatte also niemand ein Problem. Das zeigte mir, dass es manchmal einfacher ist, etwas umzusetzen, als man vorher glaubt. Ideen scheitern ja oft bereits im Kopf, bevor man überhaupt einen Versuch unternommen hat, sie Realität werden zu lassen. Einfach nur deshalb, weil die Vorstellungskraft dafür fehlt, dass sie jemals Gestalt annehmen könnten. Vielleicht lag die gelassene Reaktion auf mein Projekt aber auch nur daran, dass ich sie im Juli fragte und den Einzug eines potenziellen Bienenschwarms erst für den Mai des darauffolgenden Jahres ankündigte. Für den Einzug eines Bienenschwarmes war es in diesem Jahr einfach schon zu spät. Schließlich mussten die Bienen es noch vor dem Ende des Sommers schaffen, ihre Waben zu bauen und mit Vorräten zu füllen, um den Winter überleben zu können.
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