Unbekanntes aus dem Familienarchiv "Von meiner ersten Jugend berichtet meine Mutter, dass ich auf den Klang des Waldhorns mit Lächeln, auf den Ton einer Geige mit heftigem Weinen reagierte." Dies ist die früheste musikalische Erinnerung von Richard Strauss, der, wie kaum ein anderer, durch sechs Jahrzehnte die deutsche und internationale Musik prägen sollte. Im Mittelpunkt dieser sehr persönlichen Lebensbeschreibung stehen die Erinnerungen des Enkels Christian Strauss, der den liebevoll-strengen Großvater und alternden Patriarchen sowie die Lebensumstände der Familie in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts beschreibt. Freunde, Künstler, Kollegen und Briefpartner von Richard Strauss kommen zu Wort und zeichnen das Porträt eines «Genies in Nahaufnahme», das mit Fotomaterial aus dem Familienarchiv ergänzt wird.
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Christoph Wagner-Trenkwitz. Sie kannten Richard Strauss
Sie kannten Richard Strauss
Inhalt
Vorbemerkung
»Nicht der Held aus seinem ›Heldenleben‹ «
»Sie wissen selbst am besten, wie viele Fehler ich habe«
Das Leben – eine Oper?
Mein Großvater
»Ich habe ‹Robert der Teufel› nicht gesehen, aber Richard Strauss hat mir den Inhalt erzählt«
Exkurs: Kriegsende im Strauss-Schlößl
»... den werden sie nicht umblasen«
»Morgens ist seine schlechte Zeit«
»... sonst hätte ich’s doch nicht komponiert!«
Lebensrettung
Ein Tintoretto der Musik
Kartenspiel und »Schweigsame Frau«
Der Dirigent Strauss – nicht immer »erfolgreich«
Geschäftsmann Hauptmann
»Wir kannten Richard Strauss«
Wichtige Daten aus dem Leben von Richard Strauss
Literaturauswahl
Anmerkungen
Namenregister
Отрывок из книги
Christoph Wagner-Trenkwitz
Sie kannten Richard Strauss
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Moskau macht mit seinen Riesenstrassen und einstöckigen Häusern einen höchst originellen Eindruck. Nachdem wir gegessen (großartigen Kaviar mit Schnaps), bummelten wir noch nach dem Kreml, der allerdings, soweit ich bei Nacht sehen konnte, etwas ganz enorm Großartiges zu sein scheint. Diese tollen Kirchen, eine an der anderen, vor der Kaserne sämtliche 1812 erbeuteten (resp. im Schnee gefundenen) Kanonen, die große zerbrochene herabgefallene Glocke im Hof, die prachtvolle Aussicht auf den Fluß tief unten, der Richtplatz Iwans des Grausamen, das alles hat Kolorit und scheint mir gut instrumentiert zu sein.
Morgen 10 Uhr erste Probe, die Konzerte beginnen hier abends um 9 Uhr. Ach, ich werde Dir recht schön erzählen können! Das nächste Mal hoffe ich, Dich mitnehmen zu können! Wie gesagt, ich befinde mich pudelwohl, soweit es ohne Dich, mein liebstes Schätzchen, überhaupt möglich ist, habe ja keine Sorgen um mich, im offenen Schlitten bin ich sehr vorsichtig und sonst ist alles in schönster Ordnung! Mitternacht läuten die schön gestimmten Glocken!