Ein Krankenhaus ist ein Mikrokosmos, in dem sich die ganze Bandbreite menschlichen Lebens zeigt. Doch es ist weder eine Reparaturwerkstatt noch ein Hotel, sondern eine Einrichtung mit eigenem moralischen Leben. Wie fühlt es sich an, in einem Krankenhaus zu arbeiten? Was bedeutet es, wenn man dort als Patient ist? Wie steht es um die Menschen in einem Krankenhaus? Was macht das Krankenhaus aus ihnen? Das Krankenhaus ist der Ort großer Hoffnungen und unangenehmer Wahrheiten, doch auch hier gibt es zwischen all den individuellen Situationen eine Struktur, die geprägt ist von Abläufen. Was ist eigentlich Gesundheit? Jedes Nachdenken darüber ist auch ein Nachdenken über ein ernsthaftes Leben, das auch von Sorge um sich selbst, von Ansprüchen und Zielen geprägt ist. Gesundheit und das „Ja zu sich selbst“ sind untrennbar verknüpft. In diesem Buch werden Anhaltspunkte einer Ethik im Krankenhausalltag zusammengetragen – insbesonders auch für die Institution mit ihren ethischen Herausforderungen als „menschlichem Krankenhaus“.
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Clemens Sedmak. Mensch bleiben im Krankenhaus
INHALT
VORWORT
EINLEITUNG. Ethik im Krankenhausalltag
DETAILS MATTER
WAS SIE IN DIESEM BUCH ERWARTET
I. „ETHIK FÜR MENSCHEN“: der Blick auf den Alltag
ETHIK
ALLTAG
EINE ZWISCHENBEMERKUNG: GESUNDHEIT ALS FÄHIGKEITSFÄHIGKEIT
EIN KLEINES WÖRTERBUCH
II. DAS KRANKENHAUS. als menschliche Institution
„ANSTÄNDIGE INSTITUTIONEN“
INTERAKTION UND KOMMUNIKATION: EINE GESPRÄCHSKULTUR
FEHLERKULTUR: TRANSPARENZ UND LERNEN
DAS GLÜCK AM ARBEITSPLATZ: „HAPPY HOSPITALS“
III. MENSCHEN: Rollen und Beziehungen
GEDANKENLOSIGKEIT UND GLEICHGÜLTIGKEIT
PATIENT/IN SEIN: DENNOCH PFLICHTEN!
SELBSTTÄUSCHUNG UND HIERARCHIEN: AUS DER BLASE HERAUSTRETEN
STARKE SORGE: DIE MENSCHEN LIEBEN
SCHLUSSBEMERKUNG
Eine kleine Leseliste zum Thema
Anmerkungen
Отрывок из книги
Clemens Sedmak
Mensch bleiben
.....
Wir werden uns im nächsten Abschnitt auch mit der „guten Institution“ und im letzten Abschnitt auch mit der „guten Entscheidung“ beschäftigen. An dieser Stelle ist der Hinweis wichtig, dass bei aller Betonung der Bedeutung von Prinzipien die handelnde und leidende Person nicht umhin kommt, sich als ganzer Mensch in eine Situation einzubringen. Mit anderen Worten: Unseren Charakter tragen wir stets mit uns, den nehmen wir überallhin mit, und gerade im Krankenhaus, wo viele Menschen unter erschwerten Bedingungen auf beengtem Raum Tag und Nacht miteinander verbringen müssen, zeigen sich charakterliche Herausforderungen. Eine Mitarbeiterin auf einer Intensivstation erläuterte in einem Interview:
„Der Kontakt ist extrem nah, ich bin mehr als über den gesunden Abstand beim Patienten … durch die ganzen Kabeln, die ich gleich am Anfang kontrollieren muss, das ist alles im Intimbereich vom Patienten … das ist ständiger Körperkontakt, da ist extreme Nähe da … das ist auch generell ein Thema, dass man zumindest ein bisschen die Privatsphäre wahrt, wobei man gleich beim Temperatursonden-Checken, die liegt in der Leiste … da ist der erste Blick unter die Decke … ich mach es oft mit Schmäh, das ist gleich einmal ein Abchecken, was ist das für eine Persönlichkeit, wie kann ich mit dem reden, wie komme ich zu ihm durch? … Wir haben alles, vom Magister bis zum … eigentlich kommt man schon zum Reden: ,Wo wohnen Sie?‘, etc. Das gefällt ihnen, wenn sie etwas von sich selbst erzählen können. Vielleicht hat man gemeinsame Sachen, beruflich und so.“