Der Betroffenheitskult
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Cora Stephan. Der Betroffenheitskult
Prolog. Zeitenwende, Epochenende
Im Glassarg
Die goldenen 80er
Politikverdrossenheit
Vom Verschwinden der Pflicht
Die Glaubwürdigkeitslücke
Gefühlssprech
Die Toskanafraktion
Gefühl und Härte
Widerstand und Gewaltmonopol
Demokratie und Förmlichkeit
Das plebiszitäre Mißverständnis
Das allseits politisierte Individuum
«Wir waren alle keine Demokraten»
Revolte und Jugendkultur
Freisetzungen
Exkurs: Das Prinzip Ikea
Die Kinder der Mittelklasse
Das Schweigen der Eltern
Abschied vom bürgerlichen Subjekt
Lob des Opfers
Die allseits betroffene Persönlichkeit
Im Dorfgemeinschaftshaus
Der Europäer aus der Pfalz
Exkurs: Gesinnung und Form
Die «bessere» Geschichte
Antifaschismus als Staatsräson
Exkurs: Das Märtyrertum Erich Honeckers
Die deutsche Friedensbewegung
Die Kuweit-Falle
Was ist heute deutsch?
IV. Prolog. Vom Ankommen in der Gegenwart
Anmerkungen
Отрывок из книги
Cora Stephan
Der Betroffenheitskult
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Eine «Sittengeschichte», der jeder ihren essayistischen Charakter anmerkt — sie ist nach oben, unten und zur Seite hin für Interpretation offen —, muss bekanntlich aus den vorgeführten Fundstücken keine neue Weltsicht meißeln, zumal es Menschen gibt, auf die man hören sollte, die von geschlossenen Weltbildern die Nase gehörig voll haben. Aber ich will nicht leugnen, dass die Anordnung des Materials nicht ohne Wünsche ist. Wenn man will, mag man aus den folgenden Kapiteln ein unzeitgemäßes Plädoyer für die Wiedergewinnung der Dimension des Politischen herauslesen - anstelle der Politisierung des Privaten und der Intimisierung der Politik. Und ein altmodisches Votum für die Demokratie mit ihrem strengen Regelwerk anstelle einer «Demokratisierung», die die Grenzen des Engagements der Bürger längst überschritten hat.
Überhaupt dominierten in den 80er Jahren «symbolische Politik» und «weiche Themen»: Politik, die substantiell nichts gestaltete oder veränderte, aber avancierten Lobbys (den Frauen, der neuen Mittelschicht usw.) schmeichelte — in diesem Kontext sind die Sprachkorrekturen, die der Feminismus der Politik abverlangte, von Bedeutung gewesen, ebenso wie die Verleihung des Etiketts «Frauenministerin» an Rita Süssmuth. Wir müssen es uns wohl als Erfolg anrechnen, dass seit Mitte der 80er Jahre der weibliche Plural unseren Männern auch in garantiert frauenfreien Räumen glatt von den Lippen geht.
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