Vor der Flut
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"Ein mutiger Text, der explizit das Begehren einer Frau in einer so radikalen Perspektive benennt, wie man es eigentlich nur von Männern kennt, ein Text, der von Überschreitung handelt, einem Abweichen von der Norm, und der eine enorme Spannung erzeugt." Hubert Winkels beim Bachmann-Bewerb 2018
Judith ist Zahnärztin und lebt auf einer norddeutschen Insel mit ihrem Ehemann, einem Psychiater. Sie führen eine eher lieblose Ehe, was ihn aber nicht davon abhält, ihre wechselnden außerehelichen Liebschaften zu analysieren. Das Städtchen ist klein, nicht einmal zweitausend Einwohner. Neun Zwölftel des Jahres ist Nebensaison. Doch zweimal im Jahr fallen die Reichen ein, zweimal im Jahr ist Hochsaison, dann kommt Judith auch privat auf ihre Kosten: Sie ist Erotomanin, auf der Suche nach einer freien Sexualität, sie ist frei von den Grenzen des allgemein Konformen, Männer warten bei ihr vergeblich auf Erlösung oder gar Liebe. Jetzt sind die Weihnachtsgäste abgereist, und ein vom Wintersturm angeschwemmter Eisblock treibt auf das kleine, direkt an der Wattseite der Insel gelegene Warfthaus der Eheleute zu. In dem Maße, wie sich die Eismasse Meter für Meter nähert und mit der nächsten Springflut das Haus unter sich zu begraben droht, nimmt die Erzählung eine immer dramatischere Wendung, entwickelt sich ein von Judith so präzis im Voraus geplantes erotisches Rendezvous immer mehr gegen ihre Erwartungen.
Ebenso konkret wie ironisch beschreibt Corinna T. Sievers eine Frau, die sich offen ihrem Begehren hingibt. «Vor der Flut» verhandelt das traditionelle Konzept von Liebe und weiblicher Sexualität auf ungewohnte Weise und treibt ein Spiel mit gesellschaftlichen und geschlechtlichen Machtverhältnissen – originell und spannend bis zum Schluss.
Отрывок из книги
Judith ist Zahnärztin und lebt auf einer norddeutschen Insel mit ihrem Ehemann, einem Psychiater. Sie führen eine offene Ehe, was ihn aber nicht davon abhält, ihre wechselnden Liebschaften zu analysieren. Die Insel ist klein, neun Zwölftel des Jahres ist Nebensaison. Aber zweimal im Jahr fallen die Reichen ein, in der Hochsaison kommt Judith auch privat auf ihre Kosten: Sie ist Erotomanin, stets auf der Suche nach einer freien Sexualität, Männer warten bei ihr vergeblich auf Erlösung oder gar Liebe. Jetzt sind die Weihnachtsgäste abgereist, und ein vom Wintersturm angeschwemmter Eisblock treibt auf das an der Wattseite gelegene Warfthaus der Eheleute zu. So wie sich die Eismasse bedrohlich nähert, nimmt die Erzählung eine immer dramatischere Wendung, als sich ein von Judith präzis geplantes erotisches Rendezvous gegen ihre Erwartungen entwickelt.
Ebenso mutig wie ironisch verhandelt Corinna T. Sievers das traditionelle Konzept von Liebe und weiblicher Sexualität, treibt ein Spiel mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen – »Vor der Flut« ist originell und spannend bis zum Schluss.
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Die Nymphomanin ist keine Lügnerin, im Gegenteil. Sie fühlt sich der Wahrheit verpflichtet, dies gilt für beide Seiten, den Gatten und den Liebhaber.
Hovard weiß um jeden einzelnen. Nicht wenige kennt er persönlich, ich habe sie mit nach Hause gebracht. Manche älter als er (zweiundsiebzig), dann gibt er seiner Freude Ausdruck, der Junior zu sein.
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