Das verborgene Leben des Waldes
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David G. Haskell. Das verborgene Leben des Waldes
DAS VERBORGENE. LEBEN DES WALDES
Inhalt
Vorwort
1. JANUAR. Partnerschaften
17. JANUAR. Keplers Geschenk
21. JANUAR. Das Experiment
30. JANUAR. Winterpflanzen
2. FEBRUAR. Spuren
16. FEBRUAR. Moos
28. FEBRUAR. Salamander
13. MÄRZ. Leberblümchen
13. MÄRZ. Schnecken
25. MÄRZ. Frühblüher
2. APRIL. Kettensägen
2. APRIL. Blumen
8. APRIL. Xylem
14. APRIL. Nachtfalter
16. APRIL. Vogelerwachen
22. APRIL. Wandernde Samenkörner
29. APRIL. Erdbeben
7. MAI. Wind
18. MAI. Pflanzenfresser
25. MAI. Leise Wellen
2. JUNI. Suche
10. JUNI. Farn
20. JUNI. Ein Knäuel
2. JULI. Pilze
13. JULI. Glühwürmchen
27. JULI. Sonnenflecken
1. AUGUST. Molch und Kojote
8. AUGUST. Erdstern
26. AUGUST. Laubheuschrecken
21. SEPTEMBER. Medizin
23. SEPTEMBER. Raupen
23. SEPTEMBER. Geier
26. SEPTEMBER. Zugvögel
5. OKTOBER. Alarmwellen
14. OKTOBER. Flügelnüsse
29. OKTOBER. Gesichter
5. NOVEMBER. Licht
15. NOVEMBER. Eckschwanzsperber
21. NOVEMBER. Zweige
3. DEZEMBER. Laubboden
6. DEZEMBER. Unterirdisches Bestiarium
26. DEZEMBER. Baumwipfel
31. DEZEMBER. Beobachtung
Epilog
Dank
Literatur
Отрывок из книги
David George Haskell
Ein Jahr Naturbeobachtung
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Der Lebenskreislauf des Wurms begann damit, dass er aus einem Ei schlüpfte, das in einem Tümpel oder Bach abgelegt worden war. Als mikroskopisch kleine Larve kroch er im Bachbett umher, bis er von einer Wasserschnecke oder einem kleinen Insekt gefressen wurde. In seinem neuen Heim hüllte er sich in einen schützenden Mantel, bildete eine Zyste und wartete ab. Das Leben der meisten Wurmlarven ist damit vorbei: als Zyste, die ihren Lebenskreislauf niemals vollendet. Der Wurm im Mandala gehört also zu den wenigen, die es bis in die nächste Lebensphase geschafft haben. Sein Wirt krabbelte an Land, starb und wurde von einer allesfressenden Grille verspeist. Eine solche Abfolge der Ereignisse ist so unwahrscheinlich, dass die Elternwürmer zur Arterhaltung Dutzende Millionen Eier legen, von denen im Durchschnitt nur ein oder zwei das Erwachsenenalter erreichen. Der stachelköpfige Larvenpirat in der Grille bohrte sich durch die Darmwand, nistete sich in der Festung ein und wuchs von einer kommagroßen Larve zum handlangen Wurm heran – der im Grillenkörper nur noch eingekringelt Platz hatte. Als er nicht mehr weiterwachsen konnte, sonderte er chemische Stoffe ab, um das Gehirn der Grille zu entern. Die Chemie machte aus der wasserscheuen Grille einen Kamikazetaucher, den es zu Tümpeln und Bächen zog. Als die Grille das Wasser berührte, dehnte der Saitenwurm seine kräftigen Muskeln, zerriss die Körperhülle der Grille und schlängelte sich nach draußen. Das ausgeraubte Wirtsschiff aber sank und starb.
Wenn sich Saitenwürmer ihrem Wirt entwunden haben, sehnen sie sich nach Gesellschaft und paaren sich in unentwirrbaren Knäueln aus Dutzenden oder Hunderten Würmern. Diese Gewohnheit trug ihnen den lateinischen Namen Gordiacea ein – nach der Sage von König Gordios und seinem monströsen Knoten aus dem achten Jahrhundert vor Christus. Wer den gordischen Knoten lösen konnte, sollte demnach Gordios’ Nachfolger werden, doch alle Möchtegern-Herrscher scheiterten kläglich. Erst Jahrhunderte später sollte ein anderer Pirat, Alexander der Große, die Aufgabe lösen. Er betrog, wie die Würmer, seine Gastgeber, durchschlug den Knoten mit dem Schwert und beanspruchte fürderhin die Krone des Reichs für sich.
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