Was das Leben kostet

Was das Leben kostet
Автор книги: id книги: 2444479     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 507,71 руб.     (4,95$) Читать книгу Купить и скачать книгу Купить бумажную книгу Электронная книга Жанр: Правообладатель и/или издательство: Readbox publishing GmbH Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783455005158 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Ausgezeichnet mit dem Prix Femina étranger 2020 Wenn sich das Leben ändert, tut es dies meist radikal. Deborah Levy und ihr Mann gehen getrennte Wege, ihre Mutter wird bald sterben. Doch die entstehende Lücke bedeutet auch Raum für Neues. In präziser und suggestiver Prosa erschreibt Levy sich aus den Bruchstücken ihres alten Selbst ein neues und fragt: Was heißt es, frei zu sein – als Künstlerin, als Frau, als Mutter oder Tochter? Und was ist der Preis dieser Freiheit? »Jeder Satz ein kleines Meisterwerk«, schreibt The Telegraph , und so wird aus einer individuellen Geschichte ein lebenskluges und fesselndes Zeugnis einer zutiefst menschlichen Erfahrung.  »Das Leben bricht auseinander. Wir versuchen es in die Hand zu nehmen, versuchen es zusammenzuhalten. Bis uns irgendwann klar wird, dass wir es gar nicht zusammenhalten wollen.«

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Deborah Levy. Was das Leben kostet

1 Big Silver

2 Der Sturm

3 Netze

4 Leben in Gelb

5 Schwerkraft

6 Elektrokörper

7 Die schwarzbläuliche Dunkelheit

8 Die Republik

9 Nachtwandern

10 Ich bin da, wo das X ist

11 Schritte im Haus

12 Der Anfang von allem

13 Die Milchstraße

14 Frohe Botschaft

Zitatnachweise

Fußnoten

Über Deborah Levy

Impressum

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Deborah Levy

Was das Leben kostet

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Wenn ich nicht schrieb, unterrichtete und Kisten auspackte, befasste ich mich mit den verstopften Rohren unter dem Waschbecken im Bad. Dazu musste ich erst einmal alles auseinanderschrauben, was sich auseinanderschrauben ließ, dann stellte ich einen Eimer unter den Siphon und wusste nicht, wie es weiterging. Von einem Nachbarn, einem Kardiologen, der eine Etage tiefer wohnte, hatte ich ein geheimnisvolles Gerät ausgeliehen, das einem Staubsauger ähnelte, aber Drähte hatte, die in das Abflussrohr eingeführt wurden. Es war früh am Morgen, und ich trug eine blaue Handwerkerjacke (hierzulande auch französische Postlerjacke genannt) über dem Nachthemd. Die blaue Postlerjacke für einen Klempnerjob zu tragen war keine bewusste Entscheidung, überhaupt nicht; sie hing einfach am Türhaken im Bad, und sie wärmte. Der Kontrast zwischen robuster Funktionsbaumwolle und hauchdünnem Nachthemd schien mir meine Lage ausgezeichnet zusammenzufassen, aber welches Fazit ich ziehen sollte, war mir nicht klar. Seitdem ich nicht mehr mit der Gesellschaft verheiratet war, befand ich mich im Übergang zu etwas oder jemand anderem. Zu was, zu wem? Wie soll ich dieses sonderbare Gefühl von Auflösung und Wiederzusammensetzung beschreiben? Wörter müssen den Geist öffnen. Wenn Wörter den Geist verschließen, können wir sicher sein, dass jemand zu nichts reduziert wurde.

Zum Vergnügen (es war sonst niemand da) begann ich über die Gattung des weiblichen Nachtgewands im Verhältnis zur Klempnerei nachzudenken. Mein aktuelles Nachthemd war aus schwarzer Seide und gattungsmäßig wohl recht sinnlich. Ich hätte darin lustwandeln oder mich damit verkleiden können, zumal Weiblichkeit ohnehin eine Maskerade ist. Ich stellte fest, dass schwarze Seide innerhalb der Gattung weiblicher Nachtwäsche ein Klassiker ist. Zur Vervollständigung der Kombi trug ich außerdem meine »Schamanenlatschen«, wie meine Töchter sie nennen: knöchelhohe schwarze Wildlederstiefelchen mit üppiger, unangenehm echt wirkender Kunstpelzverbrämung, die am einen Schuh herunterhing wie ein kleiner Schwanz und mir um den Knöchel schlug, als ich durch die Wohnung ging und nach einem Gerät suchte, das sich Saugglocke nennt. Die Schuhe waren ein Geschenk meines besten Freunds, der fand, ich hätte eine gewisse »Dämmung« nötig, wie er sagte – was ein Klempner- oder jedenfalls Heimwerkerbegriff für das Verdecken von Bloßgelegtem und Wundem sein mag. Ich schätzte die Pelzstiefelchen mit ihrer wohligen Wärme und ihren magischen Eigenschaften (meine Phantasievorstellung war wohl, dass ich die Tiere eigenhändig gehäutet hatte); sie und die Postlerjacke schienen ein Kontrapunkt zu dem schwarzen Seidennachthemd zu sein.

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