Das minoische Kreta
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Diamantis Panagiotopoulos. Das minoische Kreta
Inhalt
Vorwort
Einleitung
1 ›Mythen‹ und archäologische Realität: Ein forschungsgeschichtlicher Überblick
Literatur
2 Das chronologische Gerüst
Literatur
3 Kreta als fordernde und fördernde Landschaft
Literatur
4 Etappen: Ein kurzer Abriss der minoischen Kulturentwicklung
Das dunkle Jahrtausend (FM I–MM I A)
Kreta als höfische Gesellschaft (MM I B–II B)
Die Zeit der knossischen Dominanz (MM III A–SM I A)
Die Krisenzeit (SM I B–II)
Kreta als Peripherie (SM III A:1–SM III B)
Niedergang (SM III B–SM III C)
Literatur. Das dunkle Jahrtausend (FM I–MM I A)
Kreta als höfische Gesellschaft (MMI B–II B)
Die Zeit der knossischen Dominanz (MMIII A–SM I A)
Die Krisenzeit (SMI B–II)
Kreta als Peripherie (SMIII A:1–SM III B)
5 Der Palast als Maß aller Dinge
Paläste oder Hofkomplexe: Eine anhaltende Debatte
Der Palast von Knossos
Jenseits von Knossos
Der Palast als höfische Institution
Literatur
6 Die ›Domestizierung‹ der Berge
Die Erschließung der bergigen Landschaft
Etappen
Literatur
7 Das Individuum
Das Körperbild
Geschlechterrollen
Erwachsenwerden
Sinne
Intimität
Individuum und Kollektiv
Literatur
8 Mensch und gebauter Lebensraum
Kühne Konzepte
Bautechnische Umsetzung
Gelebte Räume
Literatur
9 Mensch und Dinge
Die Faszination des Materials
Minoische Designkonzepte
Dinge und Bilder beleben sich gegenseitig
Das Leben der Dinge: Verwendung, Reparatur, Wiederverwendung, Deponierung, Zerstörung
Literatur
10 Medien der sozialen Interaktion
Bilder
Stil als Bedeutungsträger
Schrift
Literatur
11 Alltagswelten
Alltag im Bild
Das dörfliche und das ›städtische‹ Alltagsleben
Berufe und alltägliche Tätigkeiten
Ernährung
Literatur
12 Außeralltägliche Erfahrungen: Götter, heilige Orte und Feste
Götter und Dämonen: die großen Unbekannten
Sakrale (Tat-)Orte
Kult als Transzendenz
Heilige Dinge
Glanzvolle Feste
Literatur
13 Der Tod als prägende kollektive Erfahrung
Der Tod als Übergangszustand
Das Grab als ›Haus des Toten‹
Bestattungsritual
Wie lassen sich Veränderungen im Bestattungsritual erklären?
Literatur
14 Die Minoer und die Anderen
Die innerägäischen Kontakte
Die außerägäischen Kontakte
Die Zeugnisse
Literatur
Schlusswort und Ausblick
Handbücher zur minoischen Kultur
Abbildungsverzeichnis
Register. A
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Отрывок из книги
Der Autor
Diamantis Panagiotopoulos ist Professor für Klassische Archäologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er hat Archäologie, Ägyptologie, Alte Geschichte, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten von Athen und Heidelberg studiert. Er promovierte in Heidelberg (1996) und habilitierte in Salzburg (2003). Seine Forschungsinteressen umfassen die Kulturen der bronzezeitlichen Ägäis – insbesondere ihre sozialen Strukturen, Administration und Bildsprache –, die kulturelle Interaktion im östlichen Mittelmeer des 2. Jahrtausends v. Chr., die Landschaftsarchäologie und moderne Strategien zur Bewahrung und Erschließung des kulturellen Erbes. Er hat an zahlreichen Grabungen in Griechenland teilgenommen, mehrere interdisziplinäre Forschungsprojekte geleitet und an verschiedenen Ausstellungen in Griechenland und Deutschland mitgewirkt. Derzeit leitet er ein langfristig angelegtes Feldprojekt im minoischen Koumasa (Südkreta).
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Durch neue spektakuläre Entdeckungen und durch die geduldige Arbeit von Archäologen auf dem Feld, in den Museumsmagazinen und am Schreibtisch entstehen immer mehr neue Fragen. Das Bild, das wir von der minoischen Kultur haben, wird dabei eigentlich nicht klarer, sondern immer komplexer. Evans’ evolutionistisches Denken und konkreter die Vorstellung von einem Prozess der ständigen Entwicklung bis zum Ende einer Kultur bildet sicherlich eine allzu vereinfachte Darstellung der historischen Realität, in der Stabilität und Fortschritt mit Brüchen und Rezessionen alternieren. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Geschichte der minoischen Kultur mit einem viel zu starken Fokus auf Knossos behandelt worden. Obwohl dieses Zentrum tatsächlich den Kern dessen bildet, was wir als minoische Kultur fassen und verstehen, dürfen wir keinesfalls vergessen, dass wir uns nicht mit der Geschichte eines einzelnen Ortes, sondern der gesamten Insel auseinandersetzen müssen. Jeder Blick auf das minoische Kreta macht notwendig, dass man nicht nur eine, sondern mehrere lokale Geschichten erzählt, die je nach Periode konvergieren oder divergieren können und als Ganzes die ›minoische Kultur‹ ausmachen. Die Grabungen der letzten Jahrzehnte haben mehrere Gebäude in Archanes, Petras, Galatas und vielleicht auch Pretoria/Damantri freigelegt, die man als Paläste bezeichnen könnte. Ein weiterer Palast wird in Chania vermutet. Die Vielzahl an Palastbauten und das Fehlen von eindeutigen Herrscherdarstellungen gaben Anlass zu einer neuen Deutung dieser monumentalen Strukturen, die von der traditionellen Vorstellung von Königen und königlichen Residenzen deutlich Abstand genommen hat. Trotz der beiden nicht leicht zu vereinbarenden Positionen trägt die Debatte, die dadurch entfacht wurde, wesentlich zu einer Schärfung unseres analytischen Blickes und letztendlich zu einem besseren Verständnis der sozialen Strukturen dieser Kultur bei.
Diese und andere Fragen werden uns in den nächsten Jahrzehnten sicherlich weiterhin begleiten. Die minoische Archäologie ist bestens gewappnet, um solchen großen Herausforderungen zu begegnen. Das traditionelle archäologische ›Handwerk‹ wurde in den letzten Jahrzehnten durch neue Dokumentationstechniken und Methoden erweitert und bietet uns heute ein sehr vielfältiges Instrumentarium. Neben den zahlreichen kulturtheoretischen Konzepten, die die minoische Archäologie aus anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen übernahm, hat sie sehr intensiv mit den Naturwissenschaften zusammengearbeitet. Die verschiedenen Methoden zur absoluten Chronologie (Radiokarbonmethode, Dendrochronologie, Eiskernanalyse), die petrografischen, spektroskopischen und chemischen Analysen zur Bestimmung der Zusammensetzung und Herkunft von verschiedenen Materialien, die Anwendung von elektronischen Mikroskopen, diverse Methoden für die Untersuchung von menschlichen und tierischen Knochen sowie pflanzlichen Überresten und schließlich geologische und geografische Methoden haben der minoischen Archäologie, wie auch vielen anderen archäologischen Disziplinen, ein ganz neues Profil und neue Möglichkeiten gegeben. Hinzu kamen in den letzten Jahren die digitalen Dokumentations- und Visualisierungstechniken (GIS-Systeme, 3D-Laserscanner, Totalstationen etc.), welche die archäologische Arbeit revolutioniert haben. Dadurch ist es noch deutlicher geworden, dass der Archäologe kein Schatzsucher, sondern ein ›Forensiker der Antike‹ ist. Sein Ziel ist es nicht, Objekte zu finden und zu bergen, sondern antike ›Tatorte‹ mit einem eindrucksvollen Aufgebot an archäologischen, digitalen und naturwissenschaftlichen Methoden zu sichern und genauestens zu dokumentieren, damit er Handlungen, Lebensweisen und Prozesse rekonstruieren kann. Vor uns steht eine sehr spannende Zeit. Die kretische Erde, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts den suchenden Archäologen mit spektakulären Entdeckungen belohnte, hat immer noch sehr viel zu bieten. Das zeigen die überraschenden Funde der letzten Jahre, die weiterhin Staunen hervorrufen. Dabei versprechen die neuen Methoden und Herangehensweisen, die ständig weiterentwickelt werden, die historische Aussagekraft von alten und neuen Funden voll auszuschöpfen. Das Wissensabenteuer geht weiter!
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