Wagners Antisemitismus

Wagners Antisemitismus
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Richard Wagner und die Juden – das Thema ist so umstritten wie belastet und von nicht nachlassender Aktualität. Es gehört zweifellos zu den schmerzlichsten Kapitel der deutschen Kulturgeschichte. Vor allem Wagners Aufsatz »Das Judentum in der Musik« von 1850, dessen Bedeutung weit über das Musikleben hinausgeht, hat eine verhängnisvolle und im vergangenen Jahrhundert todbringende Ideologie in ihrer Wirkungskraft verstärkt und zugespitzt. Denn der Antisemitismus war eine geradezu zentrale Obsession des genialen Musikers und Komponisten. Wer sich mit Wagner und dessen Antisemitismus auseinandersetzt, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

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Dieter David Scholz. Wagners Antisemitismus

Wagners Antisemitismus

Impressum

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Inhalt

Vorwort zur Neuausgabe 2013

Vorwort zur ersten Ausgabe

Einleitung

I. Der Antisemitismus Richard Wagners in Forschung und Wagner-Literatur. Ein Problemaufriss. Allgemeines

A. Biographische Probleme. 1. Vermeintlich jüdische Herkunft

2. Jüdische Konkurrenten

3. Der Quellenwert der Tagebücher Cosimas

B. Konzeptionsprobleme. 1. Theoretisches Werk

2. Dramatisches Werk

C. Rezeptionsprobleme

Schlussfolgerungen

II. Abstammungsfragen. A. Richard Wagners Herkunft. 1. Geburt auf dem Brühl, dem vermeintlichen Judenviertel Leipzigs

2. Schulmeister, Organisten, Kantoren: Die Herkunft der Eltern

3. „Wahlverwandtschaften“ oder Die Vaterschaftsfrage: Ludwig Geyer

B. Die Großmutterfrage: Cosima Wagners Abstammung

III. Die Tagebücher Cosimas. Grundsätzliches

A. Cosimas Antijudaismus und Wagner-Idolisierung

B. Wagners Antisemitismus: Ein Lernprozess in fünf Stufen

IV. Wagners musikdramatisches Œuvre. Grundsätzliches

A. Wie antisemitisch kann Musik sein?

B. „Der Fliegende Holländer“

C. „Der Ring des Nibelungen“

D. „Die Meistersinger von Nürnberg“

E. „Parsifal“

F. Exkurs über Wagners Religiosität

V. Wagners theoretische Schriften im antisemitischen Umfeld. A. Abriss der Geschichte des modernen Antisemitismus in Deutschland

B. „Das Judentum in der Musik“ und sein Stellenwert im Entstehungsprozess der antisemitischen Bewegung

C. Wagners Beiträge in den „Bayreuther Blättern“. Die große Rücknahme und Absage an die antisemitische Bewegung

VI. Von Wagner zu Hitler: Die Wirkungsgeschichte von Wagners Antisemitismus. Wagnerismus im „Bayreuther Kreis“ und nationalsozialistische Wagner-Vereinnahmung

Anmerkungen. Vorwort zur Neuausgabe 2013

Vorwort zur ersten Ausgabe

Einleitung

I. Der Antisemitismus Richard Wagners in Forschung und Wagner-Literatur. Ein Problemaufriss

II. Abstammungsfragen

III. Die Tagebücher Cosimas

IV. Wagners musikdramatisches Œuvre

V. Wagners theoretische Schriften im antisemitischen Umfeld

VI. Von Wagner zu Hitler: Die Wirkungsgeschichte von Wagners Antisemitismus

Abkürzungen

Literaturverzeichnis

Register

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Dieter David Scholz

Jahrhundertgenie im Zwielicht –

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Geringsten an Interesse verloren. Selbst Thomas Mann hat noch 1940 eine jüdische Abstammung Wagners für möglich gehalten, als er schrieb: „Nur aus deutschem Geist konnte dies Werk kommen. Vielleicht – nicht sicher – hat jüdisches Blut Anteil daran.“54 Die Wagner-Literatur ist voll von solchen und ähnlich pikanten Unterstellungen, Wagners Judenhass gründe sich im Tiefsten auf so etwas wie „jüdischen Selbsthass“55, der sich nähre durch die Angst Wagners, leiblicher Abstammung von seinem vermeintlich jüdischen Stiefvater Ludwig Geyer zu sein. (Dessen Vaterschaft reine Spekulation ist, wie zu zeigen sein wird.)

Obwohl schließlich auch Ernest Newman56 in seiner bahnbrechenden, weil ersten kritischen, sich sachlich mit einem überwältigenden Faktenmaterial auseinandersetzenden Wagner-Biographie (1943–46) die Behauptung als fragwürdiges Gerücht darstellte, dass Wagners Stiefvater, Ludwig Geyer, jüdischer Abstammung sei, wird sie noch in jüngsten Publikationen immer wieder als unhinterfragte Argumentationsgrundlage benutzt. Noch immer wird mit der Hypothese von Wagners vermeintlich jüdischer Abstammung sein zuweilen aggressiv-affektgeladener Antisemitismus motiviert. Ein solchermaßen verinnerlichter Antisemitismus müsse schließlich als „Eckstein Wagnerschen Denkens über Kunst und Politik“57, wo nicht gar seines ganzen, also auch des musikdramatischen Werks, zu betrachten sein. Auch und gerade Theodor W. Adorno hat (im Zeichen aufklärerischer Vernunft) jenes Nietzsche’sche Vorurteil übernommen: Wagners Antisemitismus bekenne „sich als individuelle Idiosynkrasie, die verstockt aller Verhandlung sich entzieht“58. Adorno bekräftigt – mit den Worten Walter Benjamins übrigens – das lange gehegte Gerücht von der Angst Wagners, „vom ekelhaften Objekt als dessengleichen erkannt zu werden“59. Mit diesem Satz hat Adorno die Deutungsgeschichte Wagners festgeschrieben. Die Interpretation einiger Gestalten der Wagner’schen Musikdramen als Judenkarikaturen begründete Adorno mit vermeintlichem jüdischen Selbsthass Richard Wagners. Die Nachwelt sah sich dadurch legitimiert, Adorno nachzueifern.60 Bereitwillig wurde der Adorno’sche Ansatz seither immer wieder (und ungeprüft) paraphrasiert, in großem Stile zuletzt von Robert Gutman61 (1970). Radikalster Adept Adornos ist aber ohne Zweifel Hartmut Zelinsky, der geradezu so etwas wie eine postume Abstammungs-Diskreditierungs-Kampagne gegen Wagner startete. Im Jahre 1976 behauptete er, bei Wagner das „Bewusstsein“ zu bemerken, „ein oder wie ein Jude zu sein“. Dieses vermeintlich jüdische Bewusstsein Wagners ist für Zelinsky der „psychische Knotenpunkt seiner Existenz“62 und der Autor glaubt hieraus ableiten zu dürfen, „dass das Judenthema im Grunde Wagners einziges Thema überhaupt“63 sei.

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