Hygienearzt in zwei Gesellschaften

Hygienearzt in zwei Gesellschaften
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Описание книги

Der Autor, Dr. med. Dietrich Loeff, geboren 1937, studierte in den 50er Jahren Medizin an der Himboldt-Universität zu Berlin, war anschließend als Arzt im mecklenburgischen Demmin und dann viele Jahre in Cottbus tätig. Sein Fachgebiet als Hygienearzt ließ ihn mit unterschiedlichsten Lebensbereichen in Berührung kommen, sodass er auf den folgenden Seiten sein vielseitiges und interessantes Resümee über die durchlebte Zeit in zwei Gesellschaften, zunächst in der DDR und schließlich in der BRD, festgehalten hat. Er gehört zu jener Generation, die den unschätzbaren Vorzug hat, beides erlebt und erfahren zu haben, Zeitzeugen eben, deren persönliche Erinnerungen schwerer wiegen ala zusammengeklebte, graue Akten, die bestenfalls den Erfindungsreichtum interessierter Bearbeiter dokumentieren.

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Dietrich Loeff. Hygienearzt in zwei Gesellschaften

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Erstes Buch. Sozialismusversuch

Kapitel 1. Krieg, Nachkrieg und DDR. Vaters Familie

Die mütterliche Seite

Der Tod meines Vaters

Erste Erinnerungen

Von der Volksschule zur Oberschule

Mädchen im Klassenzimmer

Ein Direktor

Einige Mitschülerinnen und Mitschüler

Schülerleben und Politik

17. Juni 1953 in Berlin

Nachwirkungen des 17. Juni

Abitur

Kapitel 2. Ein ereignisreiches Medizinstudium. Einen Studienplatz bekommen

Eintritt ins Studentenleben

Die akademischen Lehrer, Anton Waldeyer

Rienäcker

Tembrock im Vorphysikum

Rapoport

Unruhe unter Studenten

Der Scharfrichter Physikum

Klinische Lehrer, Linser

Prokop

Dost

Gietzelt

Die Famuli sind da

Klose

Katholische Lebens- und Berufsauffassung

Vormilitärische Ausbildung für Ärzte?

Arbeitseinsätze

Genschmar

Eine ungewöhnliche Vorlesung

Erster Promotionsversuch

Ein Investiturball und seine schönen Folgen

Den Arbeitsort wählen

Staatsexamen

Kapitel 3. Arzt in einer mecklenburgischen Kleinstadt. Demmin – eine kleine Stadtvorstellung

Arzt in Demmin

Dr. Schwabe

Eine besondere Erfahrung

Lehrerin in Demmin

Die vergessene Verlobungsfeier

Frisch verlobt

Ernstes Zwischenspiel: 13. August 1961

Auf der chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Demmin

Poliklinik Demmin

Ermahnung zur wirtschaftlichen Arzneiverordnung

Vater werden ist nicht schwer

Kredit und Nebentätigkeiten

Kapitel 4. Facharzt für Hygiene. Die DDR braucht Hygieneärzte

Das Fach Hygiene

Ein Kreisarzt in Mecklenburg

Ein Bezirkshygieniker in Mecklenburg

Fortbildung zum Kreishygienearzt

Die Kreishygieneinspektion Demmin

Hygieneregeln durchsetzen – eine Daueraufgabe

Ernteeinsätze

Musterung und Erkennungsmarke

Trinkwasserversorgung auf mecklenburgisch

Eine Stellungnahme und mehrere Gegenfragen

Ehrenamtlicher Stadtrat

Eine Gemeindeschwester kann befehlen

Dissertation und Promotion

Lagerarzt bei Templin

Gesetze der DDR durchsetzen

Das dramatische Jahr 1968

Zwischenfall an der sowjetisch-chinesischen Grenze

Ein unanständiger Auftrag

Abschied von Demmin

Kapitel 5. Cottbus voller Widersprüche. Cottbus, Zentrum des Energiebezirkes

Start mit Hindernissen

Was gilt das Wort eines Kreisarztes?

Eine Kreishygieneinspektion in einer Bezirksstadt

Das Gesundheitswesen einer Bezirksstadt

Kreisärzte in Cottbus

Übertragbare Gelbsucht im Hotel Lausitz

Schutzimpfungen und Impfpflicht

Komplexer Wohnungs- und Gesellschaftsbau in Cottbus

Kindereinrichtungen

Nitratfreies Trinkwasser

Hygieneinspektion und Politik

Schulspeisungsaktiv

Kapitel 6. Schatten und Licht. Chile – ein stilles Vietnam

Solidarität in der DDR

Masern in Cottbus

Das Vaterland ruft mich

Bagenz

Fachtagungen

Eine unbekannte Leberkrankheit

Arbeitsgruppe Hygiene und Recht

Essen und Trinken in der DDR

Kulturelles Leben

Urlaub für DDR-Bürger

Kopfläuse greifen wieder an

Speiseeis

Gaststättenkontrollen

Cottbuser Bier

Zweites Buch. Krisenzeichen

Kapitel 7. Sparen, sparen, sparen. Wettrüsten

Zivilverteidigung

Rationalisieren oder nur sparen?

Politische Witze im realexistierenden Sozialismus

Kapitel 8. Ein bedeutsamer Schritt. Mein schwerer Entschluss

Sozialistischer Wettbewerb

Gorbatschow

Die Hauptstadt der DDR wird 750 Jahre alt

Tschernobyl

Der „Sputnik“ wird „abbestellt“

Umweltpolitik und Umweltsünden in der DDR

Konflikt mit der Vorsitzenden des Rates des Bezirkes

Noch ein Blick auf die Nationale Volksarmee der DDR

Parteiaustritte, Sturmzeichen

Drittes Buch. Wertewandel

Kapitel 9. Gewissheiten bröckeln. Montagsdemo

Diskussionen in der Dienststelle

Großkundgebung auf dem Alexanderplatz und Fall der Mauer

Wir informieren uns selbst

Volkseigentum geht den Bach hinunter

Verwandlung eines Kampfhubschraubers

Mein schwerer Entschluss, der zweite

Ich werde Stadtverordneter

Demos vor dem Stadtparlament

Erlebte Toleranz

Erlebte Intoleranz

Ahnungslosigkeit

Hilfe

Kapitel 10. Umbau des Gesundheitswesens. Verunsicherung und Wandel

Unsichere Arbeitsplätze

Übernehmen oder selbst bestimmen?

Viertes Buch. Neuaufbau

Kapitel 11. Enthusiasmus und Enttäuschung. Wiedervereinigung oder nur Beitritt?

Eigentumsfragen und Schuldtitel

Neue Räume für die Hygieneinspektion

Der Verband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes

Hygieneinspektoren erhalten Berufsanerkennung

Sichere Rente

Noch eine gesetzliche Regelung wird verbessert

Die Geburt einer Universität

Kurz und gut: Bundesgartenschau

Trauer in der Familie

Beobachtungen im Alltag

Kapitel 12. Bürokratie – oder der Sieg der Form über den Inhalt. Erste Kontakte mit neuen Bestimmungen

Die richtigen Formulare

Fördermittel

Der Leiter des Landesversorgungsamtes in Cottbus ist überrascht

Zeuge eines neuen Glücks

Kapitel 13. Der Druck nimmt zu. Verkleinerung der Volkshochschule

Wieder muss gespart werden

Ein Maulkorb

Hilfe mit Schwierigkeiten

Personalabbau

Abgang mit erhobenem Haupt

Fünftes Buch. Ergebnisse

Kapitel 14. Ein persönlich zufriedener Arbeitsloser. Was nun?

Essen und Trinken als Bundesbürger

Urlaub für Bundesbürger

Was haben wir hinter der Mauer verpasst?

Wirtschaftlicher Wettbewerb

Kulturelles Leben in Cottbus seit 1990

Klassentreffen

Kapitel 15. Mitwirken in der Politik. Meinungsbildung

Schlaglichter auf die Massenmedien

Kapitel 16. Wie weiter? Bilanzversuch

Was bleibt

Das süße Wort Freiheit

Eine andere Welt ist nötig

Warum ich Pazifist bin

Wohin geht die Welt?

Eine andere Welt ist möglich

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Dietrich Loeff

Hygienearzt in zwei

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Unsere Proteste wurden schließlich beendet, teils durch die unübersehbare Stasi-Überwachung, dazu durch ein paar Verweisungen von der Uni und argumentativ außerordentlich geschickt und wortgewaltig durch Professor Rapoport. Man musste gerade ihm alles Recht der Welt zubilligen, Tendenzen, die er für reaktionär und gefährlich hielt, mit aller Kraft entgegen zu treten. Demokratisch war das dennoch nicht. Seine Reden klangen auch drohend. Einige Monate später trat auch der Erste Sekretär der FDJ-Leitung Berlin, Hans Modrow, vor uns auf. Er erntete allerlei Widerspruch. Ein Student fragte, warum man uns keine Westreisen gestatte.(4) Modrow erwiderte, das sei doch eine unwichtige Frage. Darauf der Fragesteller: „Dann muss ich Dir sagen, dass Du als Jugendfunktionär die Sorgen der Jugend nicht kennst.“ Das gab Beifall, aber geklopft von unten an die Tische so dass von vorn nicht zu sehen war, wer applaudierte. Modrow steckte den Hieb ein. Der Fragesteller blieb auch weiter ungeschoren. Ich habe später manchmal gegrübelt, ob Modrows spätere Reformbereitschaft auch aus solchen Erlebnissen gespeist wurde.

Gleichzeitig mit der Welle der Gegenargumente lief in den Betrieben eine Propaganda-Kampagne an. Tenor: „Was wollen die eigentlich noch? Der Staat gibt ihnen zum Studium alles, was er nur geben kann.“ Dazu wurde halblaut über Kampfgruppeneinsätze nachgedacht. Doch dazu kam es nicht, ebenso nicht zu den angedrohten „Bewährungen in der sozialistischen Produktion“. Die DDR machte bald die Erfahrung, dass rebellische Studenten, unter die Arbeiter gebracht, dort mehr Sympathie als Ablehnung erwarben und sah von solchen Maßnahmen ab.

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