Nicht mehr Ich
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Doris Wagner. Nicht mehr Ich
Inhalt
WAS DIESES BUCH WILL
GELEITWORT. Von Wolfgang Beinert
1. DAS ROTE KREUZ. Die Kindheit
Das Gymnasium
Die Konversion
Die Berufung
Erster Besuch im Mutterhaus
Das Werk Gottes
Besuch in der Piccola Casa
Bitte um das rote Kreuzchen
2. DER EINTRITT. Warnung vor dem Berufungskampf
Die Königsfamilie zu Besuch bei uns
Der Abendsegen
Sr. Ottilie – erste Übergriffe
Gespräch mit Mutter Marozia
Einladung nach Rom
Der Berufungskampf
Die Muttergottes spricht
Abitur und Eintritt
Der Tag danach
Die »Einkleidung«
Glückliche Wochen
Zwei bemerkenswerte Begebenheiten
3. ROM
Reiserituale
Ankunft im Ausbildungshaus
Gespräch mit Sr. Hilga
Abgründe des Stolzes
P. Konrad und eine große Gnade
Lachkrämpfe
Frühstücksvertiefungen
fr. Alwin und ein schwerer Fehler
Weihnachten
Letzte Zweifel
Besuch von Kardinal Ratzinger
Vorbereitung auf das Heilige Bündnis – Wochenbericht
Fastenzeit
Besuch bei meiner Familie
P. Nicolaas
4. ENGLAND. Der Sommer im Mutterhaus
Ankunft in England
Die Hausgemeinschaft
Freunde und Bekannte
Erleichterungen, Verbote und neue Regeln
Frieren
Beichten
Das vierzigstündige Gebet
Fasten
Die Papstwahl
Bekehrungseifer
5. DIE ERSTE GROSSE KRISE. Tränen
Braut Christi oder Prostituierte?
Der Traum
Brief an Mutter Marozia
Ankunft in Jerusalem
Verwirrende Erfahrungen
6. ZURÜCK IN ROM. In England und im Mutterhaus
Ankunft in Rom. Die neue Hausgemeinschaft
Die Bibliothek und Abschied von fr. Alwin
Schelten und zitternde Hände
Die Familienarbeit und die neuen Freunde
Besuche beim Heiligen Vater
Gender-Mainstreaming, Islam und Exorzismus
7. DIE CHORMANTELFEIER. Die Krise
Jungfräulichkeit ohne Sinn
Die Feier
Das Exil
8. DIE KATASTROPHE. Ein Ausbruchsversuch: Das Silvester-Quiz
Nachstellungen
Sr. Hilga verliert die Contenance
Der Missbrauch
Was sonst geschah
9. DIE BEGEGNUNG. Einsamkeit und Depression
Lichtblicke
Briefwechsel
Traum, Brief und Umarmung
10. DER KAMPF UM EINE BESSERE KÖNIGSFAMILIE. Erste Veränderungen
Kontakt mit P. Alwin
P. Ulf und neue Nachstellungen
Vision von einer besseren Königsfamilie
Persönliche Pläne
11. DIE MASKEN FALLEN. Missbrauchs-Schlagzeilen
Der Plan
Rotz und Tränen
Selbstmordgedanken
Konsequenzen für P. Jodok
12. FREIBURG. Bordeaux und Österreich
Einführung in die Familienarbeit
Hip Hop und Punk Rock
Jungfräuliches Klavierspiel
Freiheit in Freiburg
Das Theologiestudium in Freiburg
Reformen und Kussszene
Alwins Austritt
P. Hildebrand und die Höllenpredigt
P. Friedhelm und die Studien-Begleitung
Die Therapie
Die Albertusstiftung
Wachsende Entfremdung
13. DAS ENDE
Der Austritt
Umzug nach Erfurt
Der endgültige Bruch mit der Königsfamilie
Was weiter geschah
Anstelle eines Nachworts: Was ist mit den anderen?
Vokabular und Abkürzungen
Отрывок из книги
Was dieses Buch will
Geleitwort
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Am Samstagnachmittag fand das vielleicht folgenreichste Gespräch dieser Tage statt. Ich hatte Sr. Ottilie erzählt, dass meine Familie im September mit dem Bayerischen Pilgerbüro nach Rom fahren würde. Daraufhin organisierte sie sofort ein Gespräch mit Sr. Hildegard, die normalerweise in Rom im Einsatz war, sich aber in diesem Sommer aus gesundheitlichen Gründen einige Wochen im Mutterhaus aufhielt. Ich wunderte mich ein wenig. Was sollte Sr. Hildegard mir Wichtiges zu sagen haben? Jedenfalls schien sie eine Instanz zu sein, eine außergewöhnlich erfahrene Pilger-Führerin. Die Schwestern, denen ich beim Mittagessen erzählte, dass ich am Nachmittag Sr. Hildegard treffen würde, lobten sie über die Maßen. Als es soweit war, stiegen Sr. Ottilie und ich in den ersten Stock hinauf und betraten den »Kapitelsaal«, der später renoviert und zum Brüderrefektorium umfunktioniert wurde. Es war ein dunkler Raum, hauptsächlich wegen den langen Gardinen an den Fenstern. Das noble kleine Beistelltischchen und die geblümten Sesselchen verliehen ihm dieselbe Biedermeierästhetik, die fast alle Räume im Haus prägte. Das Parkett knarzte, als wir den Raum betraten. Sr. Hildegard war schon da. Sie hatte in einem der Sesselchen Platz genommen. Ihre dunkelbraune Strickjacke über dem karierten dunkelbraunen Rock schienen den Raum noch mehr in Dunkelheit zu hüllen, aus der nur ihr von kurzen dunklen Haaren umrahmtes Gesicht herausleuchtete. Sie trug einen Gips am Bein und machte im Sitzen eine angedeutete Verneigung, um mich sofort mit übertrieben freundlichen Worten zu begrüßen. Im Vergleich zu dem, was ich über sie gehört hatte, wirkte sie eher unscheinbar, und ich merkte bald, dass das Gespräch von vorneherein vor allem einen Zweck hatte. Beide Schwestern machten mir mit vereinten Kräften deutlich, dass meine Familie bei unserer Reise im September unbedingt die Gemeinschaft in Rom besuchen müsse. Es schien völlig unmöglich, diese Einladung auszuschlagen. Auf meine Bedenken hin hieß es, in jedem Fall müssten wir mindestens eine Führung ans Petrusgrab mitmachen. Ich war etwas beunruhigt, weil ich ja gar nicht absehen konnte, ob das möglich sein würde. Konnten wir uns so einfach vom Programm der Gruppe lösen? Wollten wir das? Wir kannten uns in Rom ja nicht aus. Wie sollte ich meine Eltern überzeugen? Wir verblieben dabei, dass wir telefonieren würden, wenn ich wieder daheim wäre. Sr. Ottilie würde mir dann die Nummer einer Sr. Annemarie geben, mit der könnte ich alles Weitere besprechen. Obwohl mir das noch merkwürdiger vorkam, war ich froh, die Sache wenigstens verschoben zu haben.
Aber damit war das Gespräch nicht beendet. Nun wurden die sogenannten Albumblätter hervorgeholt. Mir wurden Bilder von strahlenden jungen Schwestern, zelebrierenden Priestern und schönen Häusern in den verschiedensten Ländern gezeigt, und ich erfuhr vieles über die Königsfamilie. Besonders beeindruckte mich, was ich über das Zusammenleben von Männern und Frauen hörte. Es gefiel mir, dass die Gemeinschaft nicht nur aus Frauen bestand. »Geistliche Familie«, »gegenseitige Ergänzung«, »Fruchtbarkeit in der geistlichen Vater- und Mutterschaft« und andere Worte machten einen gewissen Eindruck auf mich. Mindestens genauso sehr beeindruckte mich, dass wie nebenbei erwähnt wurde, dieser Priester habe promoviert und der arbeite im Vatikan. Diese Schwester studiere in Rom und jene habe einen Doktor in Philosophie.
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